Montag, 30. November 2009

Ich hab dich nicht gewollt, mein Kind

So heißt ein Buch, das ich vor einigen Jahren gekauft und gelesen hab. Ich weiß gar nicht, ob ich es noch habe- gelesen hab ich es mit einem Auge, immer auf dem Sprung.

Den Inhalt kann man sich vorstellen, eine Mutter erzählt ihrer Tochter, dass sie sie nicht gewollt hat. Hart, aber ehrlich (doofe Worte, aber mir fallen keine anderen ein).

Das Thema ungewollte Schwangerschaft löst bei mir Hirnlähme aus, und Ausweichverhalten und Weglaufenwollen. Wer’s nicht glaubt (aber warum sollte das wer nicht glauben) braucht nur hier und heute zu lesen, oder auch zu schauen wie ich hier sitze, zappelig und aufgeregt. Viel zu aufgeregt für ein Thema, das vor 30 Jahren anfing, mir mein Leben zu diktieren.

Noch sieben oder acht Monate, dann ist er wirklich dreißig Jahre her: Der Tag, an dem ich schwanger wurde. Trotz Pille, nach einem Magen-Darm-Infekt, wie ich vermute (aber nicht mehr sicher rekonstruieren kann).

Der erste Verdacht wurde von mir noch mit dem Kindsvater geteilt, den das nicht weiter interessierte. Der Beipackzettel der Pille verhieß, dass es sich auch nur um eine hormonelle Abweichung handeln könne, und empfahl das energische Abwarten.

Der zweite Monat, der ereignislos verstrich, brachte mich zum Kauf eines Schwangerschaftstests, und in der Folge zum Arzt, der das Ergebnis bestätigte. Den Kindsvater schien auch das nicht weiter zu erschüttern, dachte ich jedenfalls (ich hab nie wieder einem Partner mitgeteilt, wenn ich befürchtet habe, schwanger zu sein. Das habe ich immer allein geregelt)

Bevor ich es aber meinen Eltern verklickern konnte, hatte der Kindsvater es schon den seinen gesteckt- die daraufhin meine informierten, und ihren Sohn weg schafften, damit das zarte Bübchen nicht länger das schädliche Lily-Miasma einatmen musste. (Das bedeutet, ich hab ihn das letzte Mal gesehen, als ich ungefähr in der achten Woche schwanger war. Und dann noch mal, auf der Abiturfeier unseres Sohnes)

Von da an ging alles sehr schnell.

Die Erinnerung an die folgenden Gespräche mit den „betroffenen“ Großeltern ist für mich hinter einer dicken Scheibe aus Zorn, Angst, Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit verschlossen. Ich komm nicht dran, es ist alles sehr indirekt und verschwommen, und übertüncht von vermeintlich geschuldeter Dankbarkeit.

Andere Leute übernahmen, entschieden, und sorgten dafür, dass ich nicht auf die Idee kam, eventuell eigene Entscheidungen zu treffen. Dazu hätte ich mir eine Meinung bilden müssen, und dazu wiederum hätte man mir zubilligen müssen, dazu in der Lage zu sein.

Aber ich war minderjährig.

Was einige der Entscheider zu der Auffassung bewog, dass ich nicht mal berechtigt sei, selbst über meine Zukunft zu entscheiden.

Diese Einstellung wiederum ist auf soviel verschiedene Arten falsch, dass mir die Worte immer noch fehlen. Worte fehlen, aber ich spüre, wie mir das Frühstück mehrerer Jahre wieder hoch kommt.


Binnen kürzester Zeit war alles, was mein Leben betraf, fest vermauert und geregelt- ich würde das Kind kriegen, ich würde nicht heiraten, und ich würde meine Schule weiter machen. Anschließend würde ich einen Beruf ergreifen- letzteres wurde nicht gesagt, aber von mir erwartet. Auch Siebzehnjährige können unausgesprochene Erwartungen noch spüren, und ich war immer ein angepasstes Kind.

//Schnitt//

Von Zeit zu Zeit hat meine Mutter in den letzten 30 Jahren höchst befriedigt aus der Wäsche geschaut, und gesagt: „Dieses Kind (also das Lilykind) war ein Segen für unsere Familie“. Und ich hab das jeweils unangezweifelt im Raum stehen lassen bis…



Bis.

Bis ungefähr vor einem Jahr.

Da kamen wir gesprächsweise auf Abtreibung, und gerieten flugs in eine Auseinandersetzung darüber. Da ich durchs Autofahren bei der Gelegenheit ein bisschen abgelenkt war, schlug die Diskussion eine Richtung und ein Tempo ein, die ich, unabgelenkt, nicht zugelassen hätte.

Binnen fünf Minuten hatten wir einen heftigen Streit.

Ich bin entschiedene Befürworterin des Rechtes einer jeden Frau, selbst und ausschließlich allein entscheiden zu können, ob sie ein Kind bekommen will oder nicht.

Nach Ansicht meiner Mutter gehört Abtreibung verboten, wenn sie auch Ausnahmen einräumt.

Irgendwann im Lauf der Diskussion, die immer lauter geriet, schaute sie wieder so entsetzlich zufrieden drein und sprach erneut die Worte vom „Segen für die Familie“.

Da bin ich ganz gewaltig aus den Schuhen gekommen, Autobahn hin oder her, und hab sie angeranzt, wie sie denn, verdammt, auf das schmale Brett kommt- ein Segen??

Sie hat das aber einfach nur immer wieder wiederholt, und ich hab immer wieder gesagt, und nachher schon fast geschrien: Für euch vielleicht, für mich aber nicht.

Sie hat nicht zugehört, sondern immer und immer wieder dasselbe gesagt…



Bis ich irgendwann gefragt habe, worin denn dieser verfickte Segen bestanden habe?



Woraufhin sie herausplatzte mit: „Hättest du das Kind nicht bekommen, wärst du zum Studium weggegangen und wärst nie wieder gekommen und das hätte ich nicht ertragen“

Ich glaube, sie weiß bis heute nicht, wie knapp sie einem schweren Unfall entgangen ist.

Mir wurde wirklich schwarz vor Augen, und mich hat ein Zorn überschwemmt, der auch heute noch dicht unter der Oberfläche liegt und schnell bereit ist, überzulaufen.



Da lag also der Hund begraben- die ganze Geschichte kam ihr womöglich damals ganz gut zupass, denn sie brauchte auf diese Weise nicht auf ihre älteste Tochter zu verzichten??

Kein Wunder, dass mir so bereitwillig und schnell jegliche Verantwortung abgenommen (und abgesprochen) wurde.

Kein Wunder, dass sie lange Zeit gerne die Betreuung meines Sohnes übernommen hat, wenn ich zur Schule ging oder arbeiten musste.

Kein Wunder auch, dass ich bis heute das Muttersein mit Gefangensein gleichsetze.



Aus diversen Mommyblogs und Büchern, aus Erzählungen und Geschichten weiß ich, dass es Frauen gibt, die das Kinderhaben genießen (natürlich nicht jede Minute- aber die Grundidee).

Das hab ich nie verstanden, weil ich jede- jede einzelne!- Minute gehasst habe.

Ich beneide die Kinder dieser Frauen darum, dass sie geliebte Kinder sind. Das bedeutet nicht, dass mein Sohn nicht geliebt ist. Oder vielleicht doch. Das weiß ich einfach nicht. Ich habe ihn nicht geschlagen, er hatte immer genug zu essen, ein Dach überm Kopf und im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten auch Spielzeug, Technik, Urlaube. Ich weiß selbst, wie arm sich das anhört, aber positiveres habe ich nicht zu berichten.

Wie eine Mutter hab ich mich höchst selten gefühlt, eigentlich immer mehr wie eine ältere Schwester, deren Bedürfnisse kontinuierlich ignoriert werden dürfen, weil sie irgendwo unterschrieben hat, ohne zu wissen, was sie tut.

Solange mein Sohn auf der Welt ist, hab ich ihn älter gemacht, als er ist (derzeit berichte ich auf Nachfrage, er würde dreißig. Dabei ist er achtundzwanzig). Vielleicht mit dem Hintergrund, ihn schneller erwachsen zu sehen.

Gleichzeitig habe ich immer Entschuldigungen dafür gefunden, dass er nicht so vorwärts kommt, was sein Studium betrifft, wie es seiner Begabung entspräche.

Ich bin mir alles andere als sicher, welche unausgesprochenen Botschaften ich ihm vermittle- denn vermutlich signalisiere ich ihm auf irgendeiner Ebene, dass er mich bloß nicht in die Unabhängigkeit (meine und seine) verlassen soll. Er wiederum zeigt mir durch Misserfolge und Versagen an einigen Stellen, dass ich etwas falsch mache/gemacht habe- zumindest interpretiere ich das so.

Es scheint ein Teufelskreis zu sein und ich finde keinen Ausweg aus dem Gefühl, unentrinnbar in einem tiefen Loch voller klebrigster Verantwortung zu stecken.

Für die Ewigkeit, so wie es scheint.



//Schnitt//



In sechs oder sieben Monaten ist es dreißig Jahre her, dass ich schwanger wurde.



Ende Dezember zieht mein Sohn wieder bei mir ein. Mir ist nämlich das Geld ausgegangen für seinen Unterhalt.

Bis er dreißig ist, werde ich ihn noch unterstützen, und zusammen mit ihm versuchen, einen Ausweg zu finden aus diesem Loch, und ich will versuchen, ihm die Erlaubnis und den Tritt zu geben, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, und meines wirklich nur noch für mich alleine zu führen.



Danach? Will ich dieses elende Kapitel ein für alle Mal abgeschlossen haben.

Sonntag, 29. November 2009

Spontan und lecker: Resteverwertung

Lilys Zimt-Müsli-Nichtse


4 Eier
170 g Zucker
300 g rosinenfreies, zuckerfreies Müsli
1 TL Zimt


















Eier trennen, Eiweiß steifschlagen. Zucker einrieseln lassen, Zimt hinzufügen. Löffelweise das Müsli einrühren, dann ca. 40 kleine Häufchen auf Backpapier aufs Blech (oder das papierbelegte Rost) häufeln, bei 170 ° im Umluftofen solang backen, bis die Häufelchen sich einfach so vom Papier abnehmen lassen (ausprobieren- dauert so ca. 15-20 Minuten).
Diese Nichtse sind so leicht wie Baiser, aber haben ein bisschen was zum Kauen drin:-) Und sind nicht so hart wie Haferkekse.




Von dem Eigelb kann man dann Zimtsterne backen, oder, unbegabtere Zeitgenossen so wie ich, Zimtsteine. Da die bei mir immer betonhart werden, kommt hier kein Rezept dazu!
















Hm....

Eilmeldung


Es puckert.
Der Abfluss in der Küche macht wieder Zicken, wie immer, wenn neue Leute eingezogen sind ins Haus.
Noch puckert es nur aus den Tiefen des Rohres... und das Wasser läuft noch ab, wenn auch zögernd. Ich hab schon meine Geheimmischung aus Spülmittel und kochendem Wasser eingesetzt, das hilft gerade bei Küchenabflüssen immer vorzüglich. Zudem kann man dann leicht feststellen, ob der eigene Siphon an der Verstopfung teilhat (nein, wird komplett und bis zur Wand knallheiß). Wenn das Zeug drin ist, muss es ein bisschen einweichen, weshalb Sonntag morgen keine schlechte Zeit ist für diese Aktion. Außer mir scheint hier alles noch zu schlafen :-)
Ich werde nur zu allen Heiligen der Abflussrohre beten, dass es keine wirkliche Verstopfung wird. Das wär nämlich schlecht- ich hab noch zwei Maschinen Wäsche zu waschen und zwei Maschinen Geschirr zu spülen. Sonst gibt’s heut nichts zu essen, und morgen nichts zum Anziehen.

Betet mit mir:-)




Statistik

Heute seit vier Wochen rauchfrei.
Seit zehn Tagen ohne Medikamente.
Nicht zugenommen (sagt meine Jeans, die Referenz-Jeans)
Einen Teil der Kosten für die Medikamente hat tatsächlich die Kasse bezahlt.

Viele Dinge sind hier grad im Wachsen und Werden.
Als da seien:
Drei Paar Socken, zu stricken.
Ein Kapuzenschaldings, auch zu stricken. Extrem dünne Wolle, ein üppiger Rest Kid-Mohair aus den achtziger Jahren in mint (!)
Ein Pullover, immer noch der von letzter Woche, das Rückenteil ist fast fertig, das Vorderteil schon ganz
Eine Tasche, die ich komplett frei Schnauze aus verschiedenen, rein nach Farbe zusammengekauften Filzgarnen stricke. Sie hat merkwürdige Laschen und Knopflöcher und ist überwiegend rot, lila und pink, und wird nach der Fertigstellung in der Waschmaschine gewaschen und damit gefilzt.
Ich habe keine Ahnung, ob das nicht ein teures Fiasko wird- aber es ist enorm toll, etwas zu tun, was nicht passen muss, wo nicht gezählt wird, sondern einfach gestrickt, und wo ich, wenn ich möchte, mal eben noch ein bisschen blassrosa Wolle dazwischen packe. Einfach mal wirklich was Kreatives tun, und nicht nach Anleitung. Das hat was:-)
Von Muttern hab ich einen Tadel bekommen, weil die Socken, die ich angefangen hatte, alle wegen zu groß gewählter Nadeln zu locker waren und zu formlos. Seufz.






Aber es ist eine tolle Sache, seine Herbstabende so zu verbringen.
Ne Kanne Tee, was zu tun in den Fingern, und Musik hören oder ein Hörbuch. Oder auch einen Film. Leider kann ich den Film dann meist wirklich  nur hören- denn blind stricken kann ich zwar, aber nicht mit Muster.
Einen schönen Sonntag wünsch ich,








PS: Hat vielleicht jemand eine Idee, warum ich keinen Sound von Youtube mehr hören kann? Das Headset funktioniert, zumindest bei Winamp, aber Youtube bleibt komplett stumm.




Samstag, 28. November 2009

For no one







Your day breaks, your mind aches
You find that all her words of kindness linger on
When she no longer needs you

She wakes up, she makes up
She takes her time and doesn't feel she has to hurry
She no longer needs you

And in her eyes you see nothing
No sign of love behind the tears
Cried for no one
A love that should have lasted years

You want her, you need her
And yet you don't believe her when she says her love is dead
You think she needs you

And in her eyes you see nothing
No sign of love behind the tears
Cried for no one
A love that should have lasted years

You stay home, she goes out
She says that long ago she knew someone but now he's gone
She doesn't need him

Your day breaks, your mind aches
There will be times when all the things she said will fill your head
You won't forget her

And in her eyes you see nothing
No sign of love behind the tears
Cried for no one
A love that should have lasted years

Donnerstag, 26. November 2009

Das Grauen lauert überall,


manchmal sogar zwischen Buchdeckeln.
Der gestrige Abend sah mich gebeugt (oh ja, flüstert mein Nacken, und wie gebeugt!) über ein Buch mit Rezepten für Socken. Also, Schnitten. Vorbildern. Ach, egal, ihr wisst schon. Ein Sockenstrickbuch.
Mich interessierten nicht die Bebommelten, auch nicht die zum Schnüren (wtf.) oder die mit dem Pelzrändchen oder die, die nur die Zehen bedecken (und auch die nicht mal ganz) (prätentiöser Scheiß).
Eigentlich interessierte mich nur, wie man eine Ferse strickt, verdelli.
Aber dann blätterte ich eine Seite um, und die Herausgeber können echt froh sein, dass ich hier nicht Ross und Reiter nenne, und auch keine Fotos gemacht habe.
Stulpen. Nun ja, könnte man sagen, das gibts öfter derzeit. Aber nicht so, meine Lieben, nicht so!
Diese Stulpen waren nicht allein.
Diese Stulpen stülpten sich über Stiefel.
Über Stiefel.
Über silbernen Stiefeln gabs Stulpen in schwarz-silbernem Lurex, und über schwarzen Stiefeln welche in goldenem Garn.
Oh das war so schlecht.
Dazu trug das willenlose Opfer schlechten Geschmacks eine Netzstrumpfhose, und einen mehrlagigen Rock, Reihenfolge Karnevalstüll, Futtertaft, Nadelstreifen.


Aber diese Stiefel-mit-Behaarung kann man sich genau so wie auf dem Schema da weiter unten vorstellen. Warum macht frau sich eigentlich die Mühe und rasiert sich die Beine?

Nur, um anschließend so einen unsäglichen Müll anzuziehen?
Himmel, hilf.




Die Gnade des frühen Mutter-Werdens

Erst 46, und schon seit 12 Jahren keinen Elternsprechtag mehr besucht.

Das ist so ähnlich wie sich mit dem Hammer auf den Daumen zu hauen, und dann zu genießen, dass der Schmerz nachlässt.
Gnade zeigt sich doch oft unverhofft :-)





Dienstag, 24. November 2009

Wichteln


Wie ihr ja hier schon lesen konntet, nehm ich in diesem Jahr am Blogjulklap teil... am 07.12.09 kann man mich bei Holger lesen, und am 19.12.09 ist thg hier bei mir herzlich zum Schreiben eingeladen.
Ich bin furchtbar gespannt, wie es wird, und hundertprozentig sicher, dass ich in den nächsten Tagen oft hier vorm Monitor sitze wie ich sonst vorm Schrank stehe, mit der festen Überzeugung, nichts zu schreiben zu haben. Also so, wie man sonst nix zum Anziehn hat:-)
Vor allem macht mir zu schaffen, dass Holgers Blog ein Blog mit Sachverstand ist, und zwar genau an der Stelle, an der bei mir die Leere gähnt, nämlich bei der Musik...

Aber ich finde immer noch, dass das eine grandiose Idee ist, und freu mich sehr drauf- hier könnt ihr die Liste anschauen, aus der hervor geht, wer wann wo zu Gast sein wird.
Schönen Abend,




Sonntag, 22. November 2009

(ent)Spannung

Immer wenn ich mit der Kamera los ziehe, bin ich schon vorher gespannt auf das, was zu sehen sein wird.




Bei diesem Feld scheint es sich entweder um ein fehlgeschlagenes Experiment zur Gewinnmaximierung oder um Gründüngung zu handeln- allerdings bezweifle ich letzteres. Man wird im Frühling eine Ladung Sprengstoff brauchen, damit keine Kürbisse mehr da wachsen. Denn das sind keine sterilen Zierexemplare...



Ich versuch immer noch, meine Bildbearbeitungstechniken zu verbessern. Photoshop ist etwas sperrig, alles in allem, also muss Picasa herhalten.




Das ist schon besser gelungen als der selektive Kürbis da oben :-) (finde ich zumindest)




Okay, das war unwiderstehlich:-)

Genau so wie der da:





Und Ehre, schwöre: Es ist nur zugeschnitten und mit Text versehen- sonst sind keine Bearbeitungen drin. Der Ballon hing einfach so im Baum und rief mir freundlich zu, ich möge ihn doch bitte verewigen, bevor der Wind ihn wegträgt.

Geht raus und schaut euch ein bisschen eure Stadt an.

Dieses Posting wird Ihnen präsentiert...

in der vergeblichen Hoffnung, dass Tippen gegen meine steinharten Nackenmuskeln besser hilft als Weiterstricken.
Ein paar Daten zum derzeitigen Stand der Dinge?

Rauchfrei seit drei Wochen, seit Dienstag komplett ohne medikamentöse Unterstützung (was gut geht). Rauchfrei hat bisher eine Ersparnis von ca. 60 € gebracht. Diese wurde wie folgt ausgegeben: 

  • --Antirauchmedikamente: 109 €
  • --Neue Sportschuhe (nichts für den Winter, da mit dicken Socken leider zu eng): 16,99
  • --Strickwolle (nicht mehr nur fürs Händebeschäftigen) 60 €, Bambusstricknadeln: 11 € (vermutlich werden die in Kürze von den Katzen gefressen)
  • --DVDs zur Belohnung: 40 € 
Ich muss noch lange nicht rauchen, bis ich das wieder drin habe.
Dafür ist
  • mein Husten so gut wie nicht mehr vorhanden 
  • mein Blutdruck von "Jenseits von gut und böse" zurück auf 110 zu irgendwas-unter-70
  • meine Gesichtshaut derzeit von der Qualität "fleckig, juckt und schuppt". Das letzte Mal, als ich so gescheckt einher lief, lief ich nicht, sondern lag  seit Tagen im Krankenhaus. Ich dachte zwar immer, dass diese Hautprobleme von der Diabetes-Manifestation her rührten, es würde mich aber inzwischen nicht wundern, wenn der durch das Koma begründete Nikotinentzug zu diesem merkwürdigen Hautbild geführt hätte. Geholfen hat damals eine lanolinfreie Salbe aus der Bachblüten-Reihe. Rescue, wenn ich mich richtig erinnere.
  • Die Nagelhaut an meinen Fingern heilt so langsam. Sie neigt eh zum Einreißen, heilte aber schlecht, was der Hautarzt auf rauchbedingt schlechte Durchblutung zurück führte (ebenso wie die extrem trockene Haut an den Schienbeinen). Es ist nett, seine Finger mal nicht verstecken zu müssen.
  • Ob ich zugenommen habe, weiß ich nicht, da keine Waage hier chez Lily das Bad verunziert. Aber ich glaube es eigentlich nicht. 
So. Und jetzt geh ich spazieren, noch so etwas, was man öfter tun sollte. Auch, und gerade im Regen.
Es wär nur schön, wenn es kälter wäre.
Einen schönen Sonntag wünscht euch die










...die das Vorderteil fertig hat. Und vom Rückenteil schon 14 cm:-)

Samstag, 21. November 2009

Every Shade of Turquoise


Meine Gehirnpflegerin regt gern an, dass ich was für mich tu. Einfach mal so, damit ich endlich lerne, was gut für mich ist.
Das hat schon meine Mutter immer gesagt, ich glaube aber, sie meinte das anders.
Jedenfalls hab ich vorletzte Woche (echt schon so lang her) einen Optimize-yourself-Kurs belegt, auch als Selbst- und Zeitmanagement-Training bezeichnet. Da habe ich gelernt, dass ich mehr entspannen soll, damit ich besser vollfit an die Arbeit gehen und frisch einher was wegplockern kann.
Und weils so schön ist, und weil Kate so an uns alle denkt, haben gestern die Chefin, die Kate und die ich an einem Entspannungs-Schnupper-Wochenendekurs teilgenommen.
Von viertel vor Sieben bis gegen Zehn haben wir entspannt, dass es nur so krachte. Auf Matten auf dem Boden, gewickelt in Decken und auf irgendwie nie richtig liegende Kissen dahingestreckt  erlebten wir, was passiert, wenn man Lily eine Phantasiereise vorschlägt, ins Karibische, mit Delfinen.
Während beinahe alle Anderen erst bei der fiktiven Begegnung mit den fiktiven Meeressäugern ihr Hirn kaum von plötzlich aufbrandenden 60er-Jahre-Kindersendungsbeginnmelodien lösen konnten, hatte die vortragende Dame mich schon verloren, als ich die türkisfarbene Energie in mich aufnehmen sollte.
Ein klitzekleines bisschen Grinsen musste ich schon, als ich mir vorstellen sollte, ins türkisfarbene Wasser zu laufen und zu sehen, wie es meine Knöchel umspült. Denn mal abgesehen davon, dass meine Knöchel niemanden etwas angehen und ich entschieden mittelalterlich-islamistische Vorstellungen von mir zuträglicher Bademode habe, frug ich mich die ganze Zeit, wie ich denn die Ränder von dem um die Knöchel schwappenden türkisfarbenen Wasser wieder von der Haut geschrubbt bekomme. Das war schon genug, um mich aus der Meditation zu kriegen.
Aber türkisfarbene Energien aufnehmen? Das hat mir dann den Rest gegeben, muss ich gestehen, und konstatiere hiermit dass... Türkis? Für mich?
Lieber nicht.
Ich bin ja mehr so ein Typ für Rosa.




Oder vielleicht doch eher dafür:




Das ist, was kommt, nachdem das, was war, beendet ist.
Anders formuliert: Der Schal ist fertig, jetzt kommt ein Pullover.
Nur für mich :-)))
In diesem Sinne: Schönes Wochenende!!

wünscht euch die



die übrigens, wie immer nach Entspannungsübungen, eine Nacht voller Migräne hinter sich gebracht hat.
Und die das jetzt mal nicht kommentiert.








Freitag, 20. November 2009

Der die das


Weltschmerz?




I haz it.


Mancher Abend wird hier chez Lily damit verbracht, eine Crazy Cat Lady zu sein, und tatsächlich mit den Tieren zu reden.
Nicht dass sie Antwort gäben, das nicht. Sie machen nur Haare überall hin.
Deshalb muss ich also mit mir selbst herumstreiten.
Gestern zum Beispiel hab ich drüber nachgedacht, warum eigentlich die wenigsten Menschen jemals in ihrem Leben bedingungslose und aufopfernde Liebe finden. (Bitte, bitte enttäuscht mich jetzt nicht und schreibt mir, dass ich die einzige bin, der das nicht gelungen ist- lasst mir ein paar Illusionen. Ja? Danke.)


Also, bedingungslose Liebe, da waren wir stehengeblieben.
Und aufopfernde auch.
Danach hab ich mich gefragt, warum eigentlich Freunde viel öfter für einen da sind als es die Liebhaber/innen im Allgemeinen sind.
Wenn ich meinen Partner (und da meine ich alle, die es gab) soeben geweckt hatte, um ihm zu sagen, dass mich grad im Traum wer verfolgt und beinahe umgebracht hat, dann kriegte ich maximal ein gutturales Knurren, und ein gezischtes „Lass mich schlafen!“
Ruf ich die beste Freundin oder den besten Freund an und erzähl ihm/ihr von dem Traum, so kann ich mit Verständnis rechnen.
Ungerecht. Furchtbar. Wäh. Er/Sie/Es liebt mich nicht!
Oder?
Noch während ich so vor mich hin weltschmerzte, fiel mir auf, dass auch ich selbst als Freundin relativ schnell bereit bin, alles stehen und liegen zu lassen, um zuzuhören (vorausgesetzt dass ich erreichbar bin für diese Art Signale, was nicht immer so ist).


Aber als Partnerin? Nein, tut mir leid, da (und das war dann die Erkenntnis) bin ich selbst viel zu bedürftig, um in dem Ausmaß Zuwendung  zu geben, das der/die andere gerade braucht.
Da bin ich leider zu beschäftigt damit, etwas einzufordern, als dass ich etwas geben könnte. Schließlich ist man mit dem Anderen zusammen, weil der einem das gute Gefühl gibt. Oder?
Eine ehrliche Lily muss hier zugeben, dass dem so ist.
Prima. Wieder was geklärt.
Echt gut, wenn man Single ist, und diese Theorien unüberprüft bleiben dürfen :-) So muss man wenigstens nichts daraus lernen.




Donnerstag, 19. November 2009

Sieht

außer mir noch jemand nur einen weißen Kasten anstelle des Links zum Flickr Account?

*grübel*

L

17920

Maschen sind jetzt gestrickt, mit Hilfe von 800 g Wolle.
Inzwischen ist er noch ein bisschen länger, hat tatsächlich 2,50 m, und ist fertisch!
Yay.






























Mother's little Helpers sollen auch nicht unabgebildet bleiben:









Im fertigen Zustand ist er symmetrisch gemustert.

Mal sehen, was ich als Nächstes in Angriff nehme


Einen schönen Tag,



Mittwoch, 18. November 2009

Weihnachten...

naht mit Riesenschritten. Zeit, sich was zu überlegen?
Manche haben das schon getan :-)

s. dort.

Ich hab mich jedenfalls angemeldet.

Schönen Abend zusammen,


Randomisches

-Merkwürdiesch... es iest sähr merkwürdiesch, wenn die 'Auptpärson in eine Fielm, die spriescht die ganze Zeit mit eine auffälliesche französiesche Akzong, dieses auch fortsääätst, wenn sie spriescht mit iehre Landsleutää- in dem, was wir für ihre Muttersprache 'alten sollen. Sehr seltsam, wirklich. Noch seltsamer, wenn einem das als "Hochwertige deutsche Synchronisation" verkauft werden soll.


--Das hat auf mich inzwischen die gleiche Alarmwirkung, wenn es um Schmuck bei Woolworth, Karstadt, Tchibo oder Neckermann geht. Es mag ja, rein materialmäßig, sich um anständiges Zeug handeln. Aber designtechnisch??? Holy Moly, dann lieber Kaugummiautomat.


--Und, wenn ich mir den heute im Postkasten gewesenen Neckermann-Schnäppchen-Uhrenprospekt so anschaue: Wer würde wirklich eine Uhr kaufen, die deutlich sichtbar "Guess" auf dem Ziffernblatt stehen hat?? Da kann ich mir auch eine Sonnenuhr ans Handgelenk binden.


-- Nach nunmehr 2,10 m Schallänge wollte ich gestern abend mal was anderes machen als dieses etwas stupide 2r 2l. Habe neue Wolle aus meiner Kiste gezaubert.  Habe, nur so probehalber, ein paar Maschen aufgeschlagen und losgelegt und hatte nach einer Viertelstunde mehrere Zentimeter Schal fertig.
2 rechts, 2 links, wie gehabt...  Das könnte man flesh memory nennen, wie Ms Rowling das tut.

--Vom besten kleinen Bruder der Welt habe ich leihweise ein Luftreinigungsdings bekommen, und versuche, den ollen Qualmgestank hier aus der Wohnung zu bekommen. Wenn ich inzwischen diese vier Wände betrete, riechts nach Waschpulver, Fencheltee und---Katze. Aber Rauch? Eher nicht, würde ich sagen. Allein schon, weil mir das wirklich auffallen würde. Wenn ich mich ins Auto setze, könnte ich sofort loskotzen.
Und ich dachte immer, mit geschlossener Aschenbecherklappe riechts darin nicht nach Rauch. So kann man sich täuschen.


Frischluftgrüße von

Dienstag, 17. November 2009

Zerfrettelt



Heute reichts nicht für ganze Abschnitte. Ich bin krank zu Hause, und hüpfe krieche zwischen Bett und Bad hin und her, außerdem hab ich einen dicken Kopf und ein bisschen Fieber.
Ich will aber was schreiben, menno.
Es steckt auch garantiert nicht an!


--Weihnachtsgeschenk Nummer eins ist in Arbeit: Ich stricke einen Schal. Für mein Kind. Da er hier nicht mitliest, ist es trotzdem eine Überraschung. Inzwischen ist er ca. 1,70 lang, und noch lang nicht zu Ende gestrickt :-)


--Hab mir den Film „Elizabeth“ gekauft. Weil ich Kostümfilme so mag. Leider hab ich übersehen, dass es sich um keine Romanverfilmung handelt, und daher schon die ersten 10 Minuten mit Wegschauen verbracht, weil man da grad wen folterte und anschließend verbrannte. Ich bin ein Weichei, weil ich glaube, dass man nicht jedes Geschehen auch in Bilder fassen muss. Nahaufnahmen von Leuten, die man gerade auspeitscht oder so, gehören für mich unter „muss ich nicht haben“. Dafür jede Sexszene hinter verschleiernden Vorhängen... Jau. Zeigt bloß keine nackten Körper, oder Leute die Spaß miteinander haben, wenn man stattdessen auch Peitschen und sowas abbilden kann!! Schließlich verdirbt Sex die Jugend. Gewalt hingegen härtet ab und bereitet auf ein späteres Leben vor (welches vielleicht wegen der Gewalt nicht allzulang dauert. Aber auch das kann sozialverträglich sein!)


--Ich bin weiterhin Nichtraucherin... Das Medikament schleiche ich gerade aus, weil es mir zu teuer ist, nochmal um die 200 € auszugeben für die nächsten zwei Packungen. Da kauf ich lieber Strickwolle, oder noch ein paar DVDs.


--Jetzt geh ich wieder ins Bett.
Habt einen schönen Tag!

Sonntag, 15. November 2009

Panorama

ausblick vom tetraeder1

 Nachdem gestern mittag beim besten Willen kein Fitzelchen blauer Himmel über dem Ruhrgebiet zu sehen war, klarte es gegen vier plötzlich auf, und wir, d. h. Meise und ich, machten uns auf, die Welt zu erobern. Zu dem Zweck brauchten wir erstmal einen Überblick, den wir nach anstrengendem Aufstieg auf die Tetraederhalde schlussendlich auch bekamen- s. Foto. Mir hat der Spaziergang nach oben schon gereicht. Um das Tetraeder selbst zu erklettern fehlte mir ein Sauerstoffgerät hatte ich dann Schiss keine Lust . Aber die Meise, die hat sich bis ganz nach oben an den Himmel dran getraut. Mir wurde schon von unten übel.
Sie sagt, es war furchtbar windig, und weil ich so eine zarte Gestalt eine Schisselse bin, war es wohl besser, unten zu bleiben, bevor der Wind mich weg weht ich mir vor Angst in die Hosen mache.
Als wir uns dann eine Weile und so ca. 100 Fotos weiter wieder auf den Rückweg machten, ging die Sonne schon langsam unter.
Gesund gelebt, frische Luft und was zu sehen gehabt, lecker gegessen, die Pilzfalle* umgangen- was will der Mensch mehr?
 * Die Pilzfalle war ein klassisches Dezimalproblem. Die im Laden zwecks Verzehr ausgewogenen Pilze kosteten 3,99 je hundert Gramm. Nicht je Kilo. Zum Glück haben wir vor der Kasse noch mal einen Blick aufs Wiegeetikett geworfen. 22,20 € für ein paar Pilze wären doch etwas viel gewesen.


Schönen Sonntag!


Samstag, 14. November 2009

Suchbild

Wo ist das Vögelchen?










Weitere Bilder vom heutigen Tage wie immer bei Flickr :-)

Auch das letzte Posting

hat wieder nicht ausgereicht, um die wirklich lustigen Leser auf diese Seite zu locken, obwohl ich (wohl unbewusst) wie mir dann im Nachhinein auffiel, mit meinen fiktiven Buchtiteln "Ich war ein willenloser und-so-weiter" schon allerlei in Richtung bizarre Hits unternommen habe.
Stattdessen treibt sich hier auf Blogorrhoe die intellektuelle Elite herum (wie ihr mir bestimmt gern bestätigen würdet). Inquiring Minds Want to Know:


Die Abteilung "Der kleine Naturforscher" ist diesmal besonders stark vertreten:
"Komaschafe" erregen in gewohnt sensationslustiger Weise unser erstes Interesse. Komaschafe. Lasst uns einen Moment  in wissenschaftlicher Ehrfurcht verbringen vor diesen weisen Mitgeschöpfen. Anstelle eines Tages, den sie lediglich kauend und ab und zu "bäh" machend (Bähen Schafe? Oder blöken sie? Und wenn sie blöken, warum sagen sie dann "Bäh?? Es gibt noch viel zu forschen!) also, anstelle des reinen Bähens und Kauens komatisieren sie vor sich hin. Wenn einen nicht der Verdacht beschliche, dass sie einfach nur zu Tode gelangweilt sind, weil der Schäfer auch nichts Neues zu erzählen hat, dann, ja dann, würde man an so manchem Montag morgen gern mit ihnen tauschen.

In die gleiche Richtung forscht der Cand.med.vet. wenn er mich fragen möchte, ob Katzen sich beim Einziehen oder Ausstrecken der Krallen  anstrengen müssen. Also, ich hab den Eindruck dass weder-noch. Mein Gekatze wirkt besonders entspannt, wenn sie beides abwechselnd tun. Also ausfahren, einfahren- kombiniert dies mit einem lustbetonten Fellgesicht und massierend wirkenden Vorderbeinaktivitäten, und ihr habt das, was meine Jeans auf dem Gewissen  hat. Angestrengt wirkt das weiß Gott nicht. Aber ihr könnt sie auch gern fragen. Bringt was zu Knabbern mit, das wird ein langer Abend.

Bei der Gelegenheit könnte ich euch dann erläutern, warum ich keine Ahnung davon habe, warum eine Hundepfotendrüsenentzündung so ist, wie sie ist. Ürks.(Das sage ich öfter)

Die zweite Abteilung, die oft unter denen vertreten ist, die hier Rat und Hilfe suchen, sind die Verhaltensforscher. Das mit dem "Leute auf der Straße anlächeln" ist ein alter Hut, muss also ein Anfänger sein. Ich kann auch verraten, wie das ausgeht- Je nach Gegend kriegt man ein Lächeln, ein blaues Auge oder ein bisschen Crack angeboten. Aber probierts ruhig selbst. Das bildet.

Auch die Frage, wie das ist mit den Stahlkappenschuhen und den Diabetikern bewegt die Menschheit seit Erfindung der Welt der Stahlkappenschuhe. Schließlich weiß man ja nie.

Wenn es darum geht, was man heute zum Foltern trägt, bin ich leider auch überfragt. Warum ausgerechnet hier danach gesucht wird, ist mir enenfalls nicht klar- es sei denn, es geht um die berüchtigten Miederwaren, die ihre Trägerinnen weiland in den Sechzigern umzubringen drohten. Seit ich einmal über sie schrieb, werde ich ihre Anhänger nicht los: Hüfthalter. Ja, ich trau mich und schreib das Wort noch einmal. Ich will mir eine Leserschaft sichern, Herrschaften!
Tja- und was tut man, wenn man seiner Autoscheibe entwachsen ist? Wenn der Hintern zu breit wird, oder die Plauze zu dick? Ehrlich? Ich habe keine Ahnung.
Wenn die Frage lauten sollte, wie man das Wachs aus der Waschanlage von der Windschutzscheibe kriegt, dann kann ich nur darauf hinweisen, dass man dort so praktische Tüchlein bekommt, mit denen das ganz leicht geht. Man sollte aber zu allererst die Wischblätter bearbeiten, sonst schmieren die einem das Glas immer wieder zu. Das ist eh das Geheimnis erfolgreicher Windschutzscheibenreinigung: Die Wischergummis können wirklich nur Wasser. Kein Eis, kein Ei (hat schon mal jemand versucht, ich stand da neben. Das war Nicht.Schön.) nur Wasser. Und vielleicht noch Spüli.
Das mit den Wischerblättern erinnert mich jetzt daran, dass ich gleich Tanken muss, damit ich heute mittag bis zum Bahnhof komme, denn ich kriege Besuch.
Vor fast drei Wochen hat mich schon Paula besucht. Nun kenne ich Paula (virtuell, bisher) schon länger als es diesen Blog hier gibt. Und wenn uns auch fast 500 km im wirklichen Leben trennen so kam dann doch die Zeit, sich mal wirklich zu treffen. Es war ein wirklich schöner Abend, nahrhaft und geschwätzig und  sehr spät- am nächsten Morgen gab es dann Grund zur Eile, denn der Zug Richtung Norden drohte mit Abfahrt. Wir haben so viel gequatscht, dass ich nicht mal Zeit zum Fotografieren hatte. Was was heißt.
Heute nun wird die Frau Meise hier einfliegen, die nicht ganz so weit von mir entfernt ihr Nest hat. Ich freu mich schon drauf :-) Heut mittag werde ich sie vom Bahnhof abholen, und dann? Mal sehen, was der Tag so zu bieten hat. Ich hoffe, dass keine meiner Katzen die Frau Meise zu fressen droht. Denn sonst müsste ich wirklich energisch werden:-)
So. Schluss für heute- ich muss langsam mal zu einigen Kalorien greifen. Sonst wird das hier nix mit dem Frühstück.
Schönen Samstag zusammen!




Freitag, 13. November 2009

Bücher, über die man lieber nicht verrät, dass man sie gelesen hat.





Okay, der Titel ist unpraktisch lang. Aber er ist doch sehr aussagekräftig. Wer hat nicht solche Werke auf dem Lese-Kerbholz? Die Buchsorte, die beim Friseur auf dem Tisch läge, wenn da Bücher liegen würden, und keine Zeitschriften, die Sorte meine ich. Die Sorte, in der Sprache, Plot und Stil billiger sind als das schlechte Papier, auf dem sie gedruckt ist.


Aber auch da muss fein unterschieden werden. Da gibt’s die komplett sinnlosen, die zum Beispiel nur dazu dienen, dass sich der Autor oder die Autorin über ihr verfolgtes Dasein auslassen- das ist die gern autobiografische „Ich war ein willenloser Sexsklave in einem orthodoxen Taliban-Nonnenkloster“-Variante. Meist findet diese Sorte über suspekte Bestsellerlisten auf die Nachttische der Leute, die da sonst nur die Ohrstöpsel und die Gleitcreme liegen haben. Für mich ist da das K.O.-Kriterium, dass Leute diese Wälzer gekauft (nicht auch gelesen, oh nein!) haben, die außer der Bildzeitung und der Bedienungsanleitung (reich bebildert!) für ihr Handy überhaupt nichts lesen. Wenn also meine frühere Schwägerin S. mir ein bestimmtes Buch empfahl, so hab ich das allein schon deshalb nicht in die Hand genommen, weil sie es empfohlen hat. Bisher habe ich meinen Lebensweg also erfreulich unbeeinflusst von Werken wie „Nicht ohne meine Tochter“ beschreiten können.


Dann gibt’s da die Verschenkerle. Das reicht von Hirnwichsereien zu Unrecht populärer „Comedians“ über die Biografien abgehalfterter Politiker, den Teil 2 von irgendeinem verfilmten und erfolgreichen Teil 1, bis hin zum Sachbuch über die Sucht/Neurose/Krankheit/Bastelarbeit des Monats. Serviettentechnik, here we come!
Ich bekenne mich da schuldig, habe ich doch, z. B., sowohl „Hannibal“ als auch „Menschen und Mächte“ gekauft und gelesen. Naja, gelesen ist relativ. Hannibal hab ich überflogen und dann vertickt, Menschen und Mächte hat jahrelang meinen Schlaf sichergestellt. Wollte sich dieser sanfte Übergang zum süßen Schlummer nicht einstellen, reichten drei Zeilen des Vorworts. So sehr ich Helmut Schmidt auch schätze, das Buch war irgendwie nicht der Reißer.


Und dann ist da die „Unterhaltungsliteratur“, die ihre Fans und auch ihre Berechtigung hat, die Lesestoff bietet für den Liegestuhl. Da muss man sich nicht konzentrieren, sollte sich aber amüsieren. Und trotz aller Flachheit gibt’s da witzig geschriebene, spannende und auch wiederlesenswerte Bücher, die zu Unrecht verramscht und auf die Remittendentische geworfen werden. In manchen Kreisen ist das jedoch schon grundsuspekt und peinlich: Lesen um der puren Unterhaltung willen. Nicht um sich „tief bewegen“ zu lassen, oder um „mitzuleiden“ oder irgendwelche sprachlichen Durch-den-Reifen-Springereien zu erdulden, sondern um Spaß zu haben, sich zu gruseln, zu kichern oder auch eine romantische (oder saftige) Geschichte zu lesen.
Mit 17 und 18 und 19 (andere haben sich da durch den Dostojewski gequält) haben meine Schwester und ich abends vorm Schlafengehen das gelesen, was wir unter uns „Hausfrauenpornos“ nannten, und was im Grunde immer die gleiche Geschichte war, mit anderen Namen, anderen Handlungsorten und anderer Handlungszeit, aber stets rings um ein paar mehr oder minder heftige Sexszenen konstruiert. Heute weiß ich, dass das sowas von harmlos war... damals kam es uns verworfen vor. Aber amüsiert haben wir uns. Bestimmt mehr als was fürs Leben zu lernen. Dostojewski hatte entschieden einen schlechten Stand.
Es gab grauenhaft schlecht geschriebene Exemplare darunter, aber einige waren gar nicht mal übel. Mal vom Inhalt abgesehen :-)


Ein Indikator, um die gut geschriebenen Bücher vom Crap zu unterscheiden ist für mich immer die Adjektiv-Ratio. „Show, don’t tell“ ist das Geheimnis spannenden Stils, und zu viele Adjektive töten meine Fantasie schneller als die Schweinegrippe das könnte.
Beispiel:
„Die unbewegte, feucht-schwüle Luft unter den tief hängenden dicken Monsunwolken wird durch die aufdringlichen Fliegenschwärme noch drückender und unerträglicher“.
Es kommen auch noch schweißverklebte (uäh!) Haare, fleckige Kleidungsstücke und müde, abgezehrte Gesichter vor. Bestimmt auch keuchende, sich windende Körper, unter deren Haut sich Muskeln abzeichnen, rosige und feuchte Was-auch-immers und zitternde Hast-du-nicht-gesehens. Und dann geht es sage und schreibe noch 950 Seiten so weiter. Im Präsens... Aber nicht für mich, weil ich die erste Seite schon nicht zu Ende gelesen habe.
Überhaupt, dicke Bücher: Wenn ich einmal am Haken hänge, ist es ein echtes Plus, wenn das Buch mehr als 600 Seiten hat. Wenn sich kein Haken zum dranhängen bietet, dann ist Dicke eher ein Abbruch-Kriterium, da hätten 300 Seiten eher eine Chance, trotzdem gelesen zu werden.
Auch gibt es die Initial-Langweiler: Z.B. den „Herrn der Ringe“. Ich habe bestimmt 5 Anläufe gebraucht, bis ich über die ersten, einführenden hundert Seiten (oder so) hinweg war und die Handlung endlich anfing. Dito der „Name der Rose“. Eines meiner Lieblingsbücher, aber die ersten was-weiß-ich-wieviel Seiten hab ich nur einmal gelesen, und seither werden sie gnadenlos übersprungen, da mag der Herr Eco weinen wie er will.


Enttäuschend finde ich die Bücher, bei denen man glaubt, dem Autor sei das Papier oder der Festplattenplatz ausgegangen: Siebenhundert Seiten voller Verwicklungen, Drama, Drama, Drama, und dann auf einmal fällt der ganze Plot in sich zusammen wie ein Kartenhaus oder eines dieser Patent-Zelte, und das Buch ist zu Ende. Alle sind glücklich oder tot, außer dem Leser, der sich fragt, ob da einer keine Lust mehr hatte. Oder vielleicht dringend weg musste.


So wie ich, ich geh jetzt duschen, und dann ins Büro.
Schönen Tag!






Und weils...

so schön war, und passend zu Weihnachten und weil Spam-Bots doof sind und nicht kapieren, dass ich ein Mädchen bin:
Ab sofort wieder mit Captcha.
Sorry dafür, aber ich hab zwei Tage mit Spamlöschen verbracht, und nein, ich kaufe kein Viagra. Auch wenn es meine Manneskraft stärken sollte, was ich bezweifle.


Montag, 9. November 2009

Ol’ man Daddy


Mein Vater ist ein alter Mann geworden.
Er ist 77 Jahre alt, und war immer ein Baum von einem Mann, fast einsneunzig groß und muskulös von Jahrzehnten körperlich harter Arbeit.
Dann, vor drei Jahren ungefähr, fing er an zu schwächeln, baute ab und man stellte fest, dass eine seiner Herzklappen nicht mehr sauber das tat, was sie tun sollte- Quittung für einige Hungerjahre während des Wachstums und auch ein Ergebnis der harten Arbeit.
Er bekam eine neue Klappe, vom Schwein, soweit ich weiß. Hält zwar nicht so lang wie eine künstliche, aber das muss sie auch nicht bei einem Menschen von damals schon Mitte 70, und aufgrund der Schweine-Herzklappe hält sich die Medikation in Grenzen, was besser ist.
Die OP, die auch eine Trennung des Herzens vom Körper und den Einsatz der Herzlungenmaschine vorsieht, hat ihm schwer zugesetzt. Während einer ganzen Reihe von Tagen nach der OP war er in einem postoperativen Delirium, und hat meiner Mutter einen Heidenschrecken eingejagt- und mir auch.
Ich wusste, dass bei älteren und schwer kranken Patienten so etwas vorkommen kann, aber es ist natürlich etwas vollkommen anderes, theoretisches Wissen über so ein Krankheitsbild zu besitzen, als seinen Vater so durchdrehen zu sehen.
Er litt massiv unter Halluzinationen, die seine Erlebnisse bei der Flucht quer durch Europa, von Osten nach Westen, zurück, und später dann wieder nach Westen widerspiegelten. Dinge, die er als Kind erlebt hat- mit 12 Jahren seine kleinen, verhungerten Geschwister am Straßenrand verscharrend, mit seinen begrenzten Kräften versuchend, Mutter und Großmutter zu beschützen, und sich scheitern sehend.
Jedoch auch diese ziemlich dramatische Zeit ging relativ rasch vorüber, und man entließ einen Mann nach Hause, den ich auf der Straße nicht ohne weiteres wieder erkannt hätte.
Einige Wochen Reha und eine gewisse Erholungszeit später war er der Alte- fast.
Etwas kleiner geworden, schmaler und blasser, und immer öfter aus der Bahn geworfen von seltsamen Orientierungs- und Kreislaufproblemen, die nach der eingeholten ärztlichen Auskunft dann durch einen Schrittmacher behoben werden sollten. Mein Vater hat einen Blutdruck knapp über der Grasnarbe, einen Ruhepuls wie ein Hochleistungssportler, und kriegte dann vor 2 Jahren eben das Maschinchen, das seinem Herzen ein bisschen Beine machen sollte.
Das half- aber nur begrenzt.
Anderthalb Jahre später, in diesem Sommer, häuften sich Episoden, die zeigten, dass er massiv beeinträchtigt war, was sein Gedächtnis betrifft. Auf diese Episoden folgte Angst, die er nicht gut ausdrücken kann, hat er doch sein Leben lang sich bemüht, niemanden bemerken zu lassen, wenn er Angst hat.
Angst macht ihn aggressiv, und seine Aggressionen machen meiner Mutter Angst- die ihn nicht wiedererkennt, und die deshalb recht ungehalten auf diese Episoden reagierte- nicht immer, aber immer öfter.
Endlich, nach einer Reihe von Vorfällen, die mich immer mit den Tränen kämpfen lassen, sentimentale Flunder, die ich bin, hat er sich entschlossen, seinen Befürchtungen auf den Grund zu gehen und hat sich in der Demenzsprechstunde vorgestellt.
Die ersten Tests zeigten starke Hinweise auf Morbus Alzheimer.
Mein erster Gedanke war: Oh Mann- das ist so ungerecht...
Leider ist das nie gerecht, keiner verdient das. Egal, was er mitgemacht hat oder nicht, das ist und bleibt ungerecht.
Das ist aber auch, und bleibt!, das Leben.
Es fiel mir wieder ein, dass wir seit Jahren möchten, dass er nun, wo er endlich drüber reden kann, zusammen mit seinen zwei überlebenden Geschwistern uns noch einmal allen auf Band in Interviewform die Geschichte seiner (unserer) Familie erzählt.

Mir fiel ein, dass ich diesen Mann kaum kenne- bis auf die Daten und Fakten.
Er war nie besonders redefreudig, denn für seinen leichten Sprachfehler (er stammelt bei Aufregung etwas) hat er zu Hause Prügel bezogen und vermeidet daher jede Äußerung, die ihn irgendwie aufregt. Da Kinder einen zwangsläufig irgendwann aufregen, hat er nicht viel mit uns geredet. Mit meinen Brüdern schon, mit denen hat er Sachen gemacht, Arbeiten am Haus und sowas, hat ihnen da was beigebracht, aber mit meiner Schwester und mir konnte er nichts anfangen. Ich bin ihm besonders fremd, denn im Gegensatz zu meiner kleinen Schwester lebe ich ein Leben, das er nicht kennt, und bin überhaupt keinesfalls das, was er sich unter einer Frau vorstellt. Denn die sieht erstmal komplett anders aus, und zweitens verhält sie sich auch nicht so wie ich.
Ich kann mich noch an eine Diskussion erinnern- es ging darum, meine Mutter zu begleiten zu irgendeinem Anlass.

Lily: Ich kann nicht mitgehen, ich muss Arbeiten. Urlaub krieg ich nicht. Frag doch einfach C! (Die Schwester, Anm. d. Bl.)
Vater, mit allen Anzeichen bürgerlichen Entsetzens: Deine Schwester hat KINDER (Anm. d. Bl.: Ich auch- nun ja.)
Lily: Meine Schwester hat auch einen Mann, der sich mal um seine Töchter kümmern kann!
Vater: Dein Schwager ist beruflich EINGESPANNT! (Anm. d. Bl: Wohingegen ich mir vermutlich den ganzen Tag im Büro die Fußnägel feile...)

Ich hatte also Gründe, als ich fluchtartig das Etablissement verlassen habe. Denn ehrlich- wtf??

So ist halt mein Verhältnis mit meinem Vater. Irgendwie hab ich ihn schon lieb, andererseits gibt’s genug Gründe, ihm (immer noch. Wer war hier erwachsen, bitte?) vorzuwerfen, dass er alles an Standardmaßen misst, dass es keine Individualität gibt, die außerhalb seiner Schemata existenzberechtigt ist.

Ich weiß genau, wie er tickt... Frag ihn nach was, was du haben willst- und er setzt Berge in Bewegung, um es zu besorgen. Bitte ihn, ein Konzept in Frage zu stellen, und du wirst scheitern.
Ich weiß genau, was er erlebt hat, warum er so ist, und dass ich ihn nicht ändern kann.
Manchmal will ich ihn auch gar nicht ändern, und manchmal möchte ich einfach nur kreischen. Und bei allem Verstehen sind da kilometerweite Distanzen zwischen ihm und mir- nicht nur, aber auch, weil der Wunsch zu Verstehen so einseitig ist.
Dies ganze Durcheinander hat diese Verdachtsdiagnose auf einmal ans Tageslicht gespült. Nichts Schlimmes von der Sorte Generalabrechnung- nur der ganz alltägliche neurotisch gefärbte Mist. Den Zorn über die ganze Ladung sechziger Jahre Spießerkacke, die einen dran gehindert hat, seine Kinder und seine Eltern richtig kennenzulernen, als Individuen zu schätzen – oder eben auch nicht zu schätzen. Und nicht einfach einem Bild, gerahmt und überm Sofa hängend, nachzueifern und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen.

Wenn ich das so lese, komm ich mir selbst doch wie ein ziemlich nervtötendes Exemplar vor. Was hindert mich dran, (jetzt hätte ich beinahe „dem armen alten Mann“ geschrieben- aber ein bisschen ist er das ja tatsächlich) dem ersten Mann in meinem Leben zuzugestehen, dass er immer sein Bestes getan hat, und dass nichts ihn befähigt hat, das Geschäft des Kindergroßziehens anders anzugehen?
Ihm waren immer die Dinge wichtig, die er in seiner Erfahrung als existenziell wichtig erlebt hat- Etwas zu Essen haben, wenn man Hunger hat. Ein Dach über dem Kopf, vorzugsweise eines, unter dem es warm ist. Kleidung, die warm, sauber und trocken ist. Die Gewissheit, nicht nachts von Fremden aus dem Bett gerissen zu werden und in einem verlöteten Viehwaggon ins Nichts transportiert zu werden. Keine Gewalt in keiner Form.
Wenn man sich überlegt, dass vor 65 Jahren diese Dinge in ganz Europa für kein Kind selbstverständlich waren, dann hat er sein Ziel für uns erreicht.
Für mehr ist vermutlich nie Energie übrig gewesen.


So betrachtet, hat er es richtig gemacht. So betrachtet, kann niemand mehr verlangen.
Ich glaube, ich will es gar nicht mehr anders betrachten, denn ich bin nicht mal mehr sicher, ob ich überhaupt das Recht dazu hätte.


Und nicht nur so betrachtet bin ich ziemlich froh, dass sich die Verdachtsdiagnose nicht bewahrheitet hat, sondern dass wiederum der niedrige Blutdruck nicht ausreicht, immer das Hirn mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Dem kann man aber wohl abhelfen und tut das auch.
Ab sofort werde ich nett sein zu dem alten Herrn, und nicht mehr so biestig, denn er hats verdient, finde ich.


Schönen Abend, ihr Lieben,
wünscht

Sonntag, 8. November 2009

Wer

erinnert sich nicht?

...und zum Dritten


Von dem Raucherentwöhnungsunterstützungs-Medikament, das ich bekommen habe, bin ich ja überzeugt, wie ihr alle wisst. Sehr überzeugt.
Das Präparat heißt Champix, um es endlich (nach einigen Mailanfragen) auch mal hier zu sagen :-)
Nicht begeistert bin ich jedoch von der begleitenden Internet-Unterstützung.
Diese heißt LifeRewards, und soll ein täglicher Begleiter sein beim Weg zum Nichtrauchen. Ist eigentlich gut gedacht, so, dass man ständig Informationen bekommt, die dem Fortschritt angepasst sind, ein paar Erfahrungswerte und solche Dinge, ein paar Durchhalteparolen und ein Tool, das mir sagt, wieviel Geld ich schon gespart habe (ist alles für den Käse draufgegangen, aber danke.)
Leider funktioniert das aber nicht. Ich weiß nicht, wie es anderen Nutzern geht, aber bei zwei von drei Aufrufen schmiert mir die Homepage schon beim Ansurfen mit einer Fehlermeldung ab. Und das sowohl beim Firefox (hier zu Hause) als auch beim IE.
Die bei Vorbesuchen bereits gemachten Angaben werden nicht zwangsläufig auch gespeichert, obwohl man sich registrieren muss, und sich nur mit Username und Passwort überhaupt einloggen kann, kein Grund also, Informationen zu verlieren. Und registrieren kann man sich nur mit der Chargen-Nummer auf der Schachtel des verschriebenen Medikaments.
Die Seite ist gegliedert in eine tägliche Info-Sammlung (tägliche Homepage genannt), ein „Tagebuch“ und solche Dinge.
Das System als solches ist darauf angewiesen, dass der User gewisse Angaben immer wieder nachliefert, und fordert diesen dann auch auf, die Infos zu aktualisieren, geht dann aber in die Knie und wird total incommunicado, so dass der Browser sich wegen Zeitüberschreitung abmeldet. Frustrierend.
Man kann, zum Beispiel, in einem Menü eingeben, an welchem Programmtag man nicht geraucht hat. Aber anstatt die Tage sämtlich markieren zu können, wenn man z.B. nicht jeden Tag online gehen kann, muss man jeden einzelnen Tag in ein Feld eingeben und auf „absenden“ klicken. Das, kombiniert mit der dann jeweils abschmierenden Seite, ist einfach Scheiße.
Es gibt hierzu auch eine weitere Möglichkeit, jedoch nur für den grade aktuellen Tag. D. h. ich kann morgens um sechs schon angeben, dass ich an dem Tag nicht geraucht habe. Was ja Schwachsinn ist, aber wenigstens nur einen Klick erfordert, und keine weiteren Eingaben. Aber auch dieser Klick führt ins Nirwana.
Diese verschiedenen Wege, an bestimmte Menüpunkte zu kommen, gibt es bei einigen Features der Seite. Ihnen gemein ist, dass sie nicht alle auf Anhieb auch dahin führen, wohin sie führen sollen.
Und auch wenn man problemlos auf eine verlinkte Seite kommt, kann es sein, dass da Schwachsinn steht:
Wie zum Beispiel an Tag 8. Da geht’s darum, dass jeder zwischendurch Zweifel hat, was die eigene Durchhaltefähigkeit betrifft, und um den Umgang mit diesen Zweifeln. Die Seite rät dazu, sich dann hinzusetzen und diese Zweifel in das „Rauchstopp-Journal“ aufzunehmen (hört sich doller an, als es ist: Es sind einige linierte Seiten, mit einem Kopf, in dem die laufende Woche durchnummeriert ist- kann man sich ausdrucken. Man kann auch ein weißes Blatt Papier nehmen, spart Tinte. Leider kann man sich das erst anschauen, wenn man es ausgedruckt hat. Was schon an Verarsche grenzt). Also, man soll die Zweifel ernst nehmen und aufschreiben, und dann die Gegenargumente dagegen setzen. Viola. Und dann folgt das Caveat: Es könne sein, dass das nichts für einen ist- dann soll mans lassen. Wtf??
Ich würde das ja nach hier verlinken, damit ihr das selbst sehen könnt- aber das lass ich lieber, ich mag mich nicht mit Pfizer anlegen.


Abgesehen von funktionierender Benutzerführung und inhaltlich sinnvollen Informationen lebt so eine Unterstützungsseite, nach meiner unmaßgeblichen Meinung, auch vom Austausch der User untereinander. Davon ist jedoch leider keine Spur. Jeder prockelt für sich allein, schätze ich mal, und ärgert sich über die beschissen laufende Software. Natürlich wäre so ein Forum oder ein Blog, beispielsweise, auch etwas, wo sich Leute zusammenrotten und sich über Nebenwirkungen oder Medikamentenversagen unterhalten könnten. Nun gut, die Homepage ist die Plattform des Pharma-Konzerns, und der darf schon bestimmen, was er zulässt. Aber schön wäre es doch, wenn man sich auf diesem Weg offen austauschen könnte.


So sammeln sich die Leute, die reden wollen, auf Seiten wie rauchfrei.de. Über deren Inhalte kann ich gar nichts sagen, nur leider macht mir die Optik da Augenkrebs, ist mir zu schrill und bunt und mit mehr als drei Schriftarten pro Bildschirm-Seite mag ich auch nicht mehr leben.
Ergo muss ich mich hier, chez Lily, mit der Unterstützung von meinen Freunden inner- und außerhalb des Computers weiter durchwurschteln. Aber das geht ganz gut, finde ich.


Vielen Dank an Euch,





Ich fürchte, geheimnisvolle Mächte wollen verhindern, dass ich Lilyskope schreibe. Oder so.


Gestern

war ich eine Woche rauchfrei.


Das musste gefeiert werden, fanden Kate und ich.
Nicht nur, aber auch aus diesem Anlass haben wir Brot gebacken. Weils so schön einfach ist, und weil wir grad dabei waren, wurde aus den 1000 g Backmischung "Bauernbrot" und dem einen Zucchino drei verschiedene Brote: Eins mit Zwiebeln, eins mit Walnüssen und eins mit Speck (also gewürfeltem Schinken, aber Speckbrot hört sich besser an, finde ich.)
Dazu gab es eine reiche Auswahl an Käse, von Saint Albray über verschiedene Frischkäse, Camembert, und schlichtem Gouda war einiges dabei, und für die, die wollte, auch ein, zwei Gläschen Rotwein.




Frisches Brot macht nicht allzu satt, diese Varianten aber schon. Vor allem mit dem Käse. Daher haben wir von jeder Sorte eigentlich eher probiert als wirklich gegessen, und jetzt hat jede von uns Brot für längere Zeit im Vorrat (es gibt Schlimmeres)

Schönen Sonntag,

Samstag, 7. November 2009

Privates

Als ich acht Jahre alt wurde, hatte ich das erste Mal mehr als hundert Bücher. Meine Güte, war ich stolz auf das Regal, das mein Vater mir anbrachte. Weiße Wandhalter (oder eigentlich besser Bretthalter, denn die Wand steht ja von allein) und mit dunkelblauem Kunststöff überzogene Regalböden unbekannter Zusammensetzung.
Drei Böden insgesamt. Und alles voll mit Büchern, mit MEINEN Büchern.
Eigentum und Privatsphäre waren in den sechzigern für Kinder in großen Familien nicht so modern. Es herrschte eine Art Kommunismus- keiner hatte wirklich was, und was er hatte, musste er teilen, sonst gab’s Mecker vom obersten Sowjet von Muttern. Was man von dieser Erziehung hat, sind vier futterneidische Kinder, die sämtlich all die Dinge, die die ihren sind, eifersüchtig hüten, denn irgendwer droht immer, ihnen das schwer erkämpfte Gut wieder streitig zu machen. Mein eigenes Regal bedeutete somit doppelt und dreifach, dass alles, was darauf stand, MEINS war. Es hing erst überm Nachttisch, und später dann über einem Schreibschrank, so einer von denen mit einer Klappe, die man herunterklappen kann und auf der man dann seine Hausaufgaben nicht machen kann.
Diese Klappe war höchst ungeeignet für Hausaufgaben, weil viel zu klein, um zum Beispiel Bücher drauf zu lagern, wenn man was erledigen wollte. Aber: Sie war abschließbar. Deshalb war sie mir sehr lieb und teuer, denn das war das einzige Verschließbare, das ich hatte. In bestimmten Lebensaltern ist so etwas wirklich wichtig.

Bei den sonstigen Dingen in dem Zimmer, in dem ich schlief, handelte es sich um

a) zwei Schlafzimmerschränke, einer von Oma, einer von irgendwelchen anderen Leuten

b) einer Chaiselongue höchst suspekter Abkunft, auf der der Familie überschüssiges Bettzeug unter einer olivbraun-grün gescheckten Tagesdecke lagerte (ich hab heut noch diesen staubigen Geruch in der Nase...)

c) einer Frisierkommode, womit nicht so ein frivoles Möbel aus den Fünfzigern mit Spindelbeinen und geschwungenen, femininen Formen gemeint ist- nein. Eiche „ruhrschwarz“, weiße Marmorplatte, ein ordentlich rechteckiger Spiegel (mit geschliffenen Kanten, immerhin) darüber, und das ganze ungefähr so groß wie anderthalb Waschmaschinen. Oben drauf: Eine altmodische Waschtischgarnitur, also Kanne und Schale aus Porzellan. Ein braves Möbelstück aus den Dreißigern, dem Design nach zu schließen. Klobig, klotzig, aber „Stauraum“.

d)Ein Bett. Aaaaber nicht etwa nur ein Bett, nein. Eine Doppelbettscheußlichkeit von Oma. Mit Sprungrahmen (ihr jungen Leute wisst nicht mal, was das ist, wette ich :-)), Roßhaar-Matratzenschonern auf denselben, unterhalb der dreiteiligen Matratzen, und auf der einen Seite Lily, auf der anderen Seite – Oma.

Jawoll. Als ich so ungefähr 7 war, quartierten meine Eltern mich aus dem bis dato mit vier Kindern schon dezent überfüllten Mini-Kinderzimmer aus und bei Oma, die auf derselben Etage eine Wohnküche, ein Bad und ein Schlafzimmer hatte, ein. Es war wirklich, wirklich eng in dem Kinderzimmer, das neben den knapp 12 m² Grundfläche auch noch schräge Decken hatte. Aber bei Oma einzuziehen?
Das bedeutete, niemals wieder eine Freundin (oder, Gott bewahre, einen Freund) einladen zu können, denn wo sollte man mit denen hin? Ins elterliche Wohnzimmer? Im Kinderzimmer hockte der Haufen Geschwister, und ansonsten waren auch überall Leute. Also hab ich mir früh angewöhnt, meine gesellschaftlichen Bedürfnisse außerhalb meiner vier Wände zu befriedigen.

Das bedeutete auch, dass man nicht mal einen Kleiderschrank hatte, den man nicht mit Omas Wäsche teilen musste (und mit ungefähr 7 Jahrgängen der Zeitschrift „Eltern“, soweit ich mich erinnern kann, lagerte man diese ebenfalls in diesem Schrank). Da war so eine miese Klappe vor dem Schreibtisch echt was wert- jedenfalls so lange, bis ich eines Tages nach Hause kam, und meine Mutter samt Putzeimer damit beschäftigt fand, meinen Schreibtisch aufzuräumen.
Dafür hasse ich sie noch heute. Ganz offen.

Auf Befragen meiner Mutter über das Ausmaß an Überlegung, welches dieser Einquartierung zugrunde lag, konnte sie keine befriedigenden Angaben machen (im Verlauf dieser Befragung kam es zu keinen körperlichen Schäden bei beteiligten Müttern, aber nur so gerade eben). Sie findet heute, dass das wirklich keine sehr gute Idee war. Sagt sie zumindest, aber ich bin auch 20 Zentimeter größer als sie, und habe eine größere Reichweite.
Seltsam, nicht wahr, dass einen nach beinahe 40 Jahren so eine Sache immer noch so furchtbar wütend machen kann. Das ist irrational und sinnlos, aber es spiegelt in ganz hervorragender Weise wider, warum ich heute noch genau so irrational darauf bedacht bin, meine Privatsphäre zu wahren, und auf kaum etwas allergischer reagiere als darauf, dass jemand in meinen Sachen kramt. Das macht mich derart schnell derart zornig, dass ich mich nur mit Mühe davon abhalten kann, körperliche Gewalt auszuüben. Außerdem erklärt es, warum ich hier allein auf 94 m² wohne, und mich keinesfalls verloren fühle. Ein Zimmer mehr würde mich nicht stören. Dabei ist die Wohnung nicht mal besonders voll.

Okay, die Giraffe im Schlafzimmer muss langsam mal raus. Aber ich will sie vorher fertig machen. Wenn die Nichte sie nicht will, dann nehm ich sie selbst. Irgendwie hat sie was :-)


So, und mit diesen Worten begebe ich mich wieder ins Bett, nachdem dieser frühmorgendliche Schreibanfall auf den ihm zustehenden Platz gewandert ist.



Und wer weiß? Vielleicht gibt’s morgen mal wieder ein Lilyskop? Es wird  Zeit.

Bis dahin macht et joot,