Montag, 24. Mai 2010

Gestutzte Flügel, und: Pfrohe Pfingsten!



Als meine Nichten noch jünger waren (also prä-präpubertierend) (und die Erziehungsbemühungen ihrer Mutter noch nicht die Subtilität eines Presslufthammers besitzen mussten) hab ich mich mal mit ihrer Mutter angelegt (da aber diese meine Schwester ist, braucht hier niemand zu glauben, dass ich mich nur deshalb und nur einmal mit ihr angelegt habe) (obwohl wir uns in Zwischenzeit eigentlich sehr gut verstehen, trotz der ganzen Schwester-Sache).
Es ging darum, auf welche Weise und mit welchen Worten die Kinder äußerten, etwas zu begehren oder abzulehnen. 
Nun hab ich ja dieses ...Ding mit Sprache. Ich finds wichtig, dass diese möglichst präzise ist, nicht nur, damit andere mich verstehen, sondern auch, damit ich mich besser verstehe. 

Wiedemauchsei, die Kinder, damals fünf und sieben Jahre alt (oder so), kamen beispielsweise zu ihrer Mutter und riefen schon von weitem: „Mama! Ich will ein EIS!!einseinself“.
Woraufhin ihre Mutter, ganz im Sinne mittelschichtlicher Diplomatie und Politur, anstelle der Auseinandersetzung um das Eis die um die Formulierung wählte.
„Kind, das heißt nicht ,Ich will’, das heißt ,Ich möchte’“.
Das hab ich mir mehrmals angehört, und sie dann der Lüge bezichtigt. Denn: Es heißt nicht „Ich möchte“. Die Kinder wollen, oder wollen auch nicht, etwas Bestimmtes- das zu verwässern und auf „mögen“ zu reduzieren, ist falsch, wenn auch vielleicht höflicher.
Im Sinne einer Willens- und Persönlichkeitsbildung sollte, so finde ich, das Kind zunächst mal lernen, dass es das Eis will. Dann kann man ihm beibringen, dass es höflicher ist, zu sagen, dass es es haben mag, und vielleicht noch das eine Zauberwort mit den 2 t drin anzubringen (welches, entgegenlaufenden Gerüchten zum Trotz, nicht „aber flott!“ lautet).
Verwässert man auf diese Weise das Wollen zu einem schwachen Mögen, versperrt man vielleicht einem eher zurückhaltenden Kind irgendwann mal den Zugang zu den Dingen, die es wirklich will. Dass es lernt, mit möglichst gesellschaftskonformen Formulierungen dieses Wollen oder Mögen auszudrücken, ist sicherlich auch wichtig, aber von hervorragender Bedeutung ist es, sich nicht sein Leben von dem diktieren zu lassen, was die Umgebung als passend empfindet.

Genug geschwätzt: Pfrohe Restpfingsten, allerseits :-)


Die Lily.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Bunt

Noch nicht bunt...


...aber bald. Auf die Mohnblüte freu ich mich schon :)


Akelei.


Anklammerungsbedürftig...



Blauregen, eines der schönsten Gehölze, die ich kenne.



Schwiegermutters Clematis



Dieser Falter ist ein Streifenhörnchen, achtet mal auf die Farbe der Fühler.



Der Siebenpunkt sucht offenbar Deckung :)


Und auch dieses Tierchen hatte Geduld mit mir und ließ sich nicht verscheuchen.



...ich hab den Duft noch in der Nase.



Sein weißer Bruder :)



Diesen Mai so selten wie frühe Äpfel am Baum: Blauer Himmel.



Das Metallblau einer Schwertlilie: Irgendwie passend. (Ich hoffe, es ist eine Schwertlilie. Sonst ist es eine Blamage...)



Blutbuche.



Holz ist im Zerfall ebenso interessant wie im Wachstum.


Etwas später fings dann an zu regnen.

...desperately waiting for his princess.



Ich bin froh, dass man nicht froh sein muss, um zu fotografieren- aber es macht froher. Das ist gut.

Einen auch weiterhin schönen, sonnigen Maitag,


Lily

Edit: Keine Ahnung, warum ein Teil der Bilder zentriert ist und der Rest nicht. Im Verfassen-Fenster sind sie es alle. Also müsst ihr euch das so denken :)

Montag, 17. Mai 2010

Intermezzo

Neben mir steht die Tasche mit dem (geliehenen) Laptop, in meinem Schrank sammeln sich einige neu gekaufte Kleidungsstücke- Unterwäsche und Sportzeug. Ich leihe mir von Freundinnen dicke Bücher, die mich vielleicht eine Weile beschäftigen, und das Strickzeug wird nach Mitnehmbarem durchgeschaut.
Am Mittwoch hatte ich einen Termin in der Klinik- ein Moment, dem ich mit gemischten Gefühlen entgegen gesehen habe. Da es meine Wunschklinik ist, und die Kasse ohne weiteres die Kostenzusage erteilt hat, war ich eigentlich recht glücklich- aber da es sich auch um unbekanntes Gewässer mit unklaren Tiefen handelte, auch ganz schön aufgeregt.
Dass man sich die Klinik anschauen kann, ist im Grunde bereits eine prima Sache. Die Atmosphäre kommt auf Homepages nicht so zum Tragen, vor allem, wenn man selbst gern Fotos bearbeitet, weiß man das nur zu gut. Die Texte hat eh ein Profi geschrieben, also kann auch das auch alles oder nichts bedeuten. Aber die telefonischen Kontakte im Vorfeld haben schon eine erste Ahnung vermittelt. Nicht, dass die anderen Kliniken unfreundliche Mitarbeiter hatten, aber diese Klinik in B. machte sofort einen sympathischen Eindruck. Sympathisch und irgendwie persönlich, gut halt.
Nach überraschend langer Fahrt kam ich dann am Mittwoch dort an. Die Gebäude liegen sehr idyllisch inmitten extremen Grüns. Mein Fotoauge juckte schon- ganz besonders ging mein Herz aber auf, als auf dem Gelände mir als erstes …eine Katze entgegenlief. Da hatte das Haus schon gewonnen, wenn ich ehrlich bin. Die Menschen (die auch sehr nett waren) hätten sich schon sehr bemühen müssen, den ersten Eindruck zu verderben. Haben sie aber nicht.
Die Klinik ist klein, unter 40 Betten, und hat tatsächlich 50 Mitarbeiter. Ich werde auf die Station für Essstörungen gehen, da dort, neben dem Programm der anderen Station, auch noch spezifische Therapien bei Binge-Eating und dieserlei Störungen angeboten werden. Die angebotenen und verpflichtenden Therapieformen hören sich insgesamt weniger nach Wellness, sondern eher nach harter Arbeit an, aber ich werde mich auf alles einlassen, was sich ergibt. Egal, ob Musik-, Tanz-, Kunst-, Ergo- oder sonst was für Therapien: Lily wird dabei sein. Und ab und zu in dem winzigen, aber wunderschönen Schwimmbad eine Runde drehen. Und die Kamera spazieren führen. Und die Katzen kraulen. Meine eigenen sehe ich, nach der ersten Woche, nach jedem Wochenende wieder. Das entspannt mich schon jetzt. Denn die vier sind leider nicht in der Lage, mich anzurufen oder zu schreiben, die brauchen mich, und ich brauche sie. Und wenn ich mich nur über Emily ärgere, die ein Spielt treibt, das da heißt „Wer pinkelt am knappsten am Katzenklo vorbei?“. Sie ist halt alt.
Da dort nicht nur Telefone (mit Flatrate! Wow!) sondern auch WLan-Hotspots vorhanden sind, werdet ihr von mir hören- nicht dass ihr glaubt, ihr kämet davon. Dafür der Laptop, Georg sei Dank!

Ich möchte euch allen an dieser Stelle mal danken. Für die E-Mails mit bestätigenden und beruhigenden und aufmunternden Worten, für die freundlichen Kommentare und die gedrückten Daumen- ich weiß, ihr habt alle ein eigenes Leben und die meisten kennen mich nicht mal telefonisch. Ich weiß auch, dass es einigen selbst nicht gut geht. Um so freundlicher und warmherziger kamen mir eure Worte vor. Auch wenn ich in letzter Zeit einen Schreibknoten hatte, und das, was mir einfiel, mir total belanglos und albern vorkam… weil ich wahrscheinlich vergessen habe, dass die Aufblähung belangloser und alberner Themen mein spezielles Markenzeichen ist.
In diesem Sinne- ich hoffe, dass ein bisschen vom Knoten jetzt langsam lockerer wird, und wünsche euch einen schönen Tag!

Eure


Lily.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Andre, die das Land so sehr nicht liebten...

Andre, die das Land so sehr nicht liebten


Andre, die das Land so sehr nicht liebten,
warn von Anfang an gewillt zu gehn;
ihnen - manche sind schon fort - ist besser,
ich doch müßte mit dem eignen Messer
meine Wurzeln aus der Erde drehn.

Keine Nacht hab ich seither geschlafen,
und es ist mir mehr als weh zumut;
viele Wochen sind seither verstrichen,
alle Kraft ist längst aus mir gewichen,
und ich fühl, daß ich daran verblut.

Und doch müßt ich mich von hinnen heben,
sei's auch nur zu bleiben, was ich war.
Nimmer kann ich, wo ich bin, gedeihen;
draußen braucht ich wahrlich nicht zu schreien,
denn mein leises Wort war immer wahr.

Seiner wär ich wie in alten Tagen
sicher; schluchzend wider mich gewandt,
hätt ich Tag und Nacht mich nur zu heißen,
mich samt meinen Wurzeln auszureißen
und zu setzen in ein andres Land.

Andre, die das Land so sehr nicht liebten,
warn von Anfang an gewillt zu gehn;
ihnen - manche sind schon fort - ist besser,
ich doch müßte mit dem eignen Messer
meine Wurzeln aus der Erde drehn.

Songtext von Zupfgeigenhansel

und einfach unbeschreiblich schön.
Wers auch hören will, der folge dem Link oben.

Dienstag, 4. Mai 2010

Drei

Mal angefangen, was zu schreiben. Nichts fertig bekommen. Hundertachtzig Wörter hatte ich schon, alle gelöscht. Will witzig sein, bin nur böse, will liebevoll schreiben, und es kommt nur sentimentaler Kitsch dabei raus. Will mich entschuldigen für langes Schweigen, und werde nur jammervoll und selbstmitleidig. Lese alle eure Blogs, und kann nicht kommentieren- würde so gerne, aber mir fallen nur Gemeinplätze ein.

Frag mich, wo das geblieben ist, was ich mal war.





Vielleicht noch drei Wochen hier, dann hoffentlich nicht mehr, denn so kann es nicht weitergehen.


Lily