Samstag, 25. Juni 2011

Zwischenstand.

Irgendwo hab ich gestern gelesen, dass Mensch ein gewisses Maß an Illusionen über sich selbst und die von ihm geliebten Anderen haben muss, damit das Leben halbwegs glücklich und zufriedenstellend verläuft. Das sei nur menschlich. Es gäbe aber Leute, die sich solche Illusionen nicht von selbst machten, sondern unbestechlich-kritisch seien: Klinisch Depressive.

Ist diese Scheißkrankheit also eine Katze, die sich in den grauen, haarlosen und sehr unansehnlichen Schwanz beißt?

Denn ein Grund, warum das Leben düster und wie ein Meer voller Gefahren und Drohungen wirkt, sind die Depressionen. Ein anderer Grund scheint zu sein, dass es tatsächlich so ist, und dass wir uns, im Falle von Schönheit, Liebe etc. ohnehin nur was vormachen.
Oh mein Gott. Wir werden alle sterben! Und es regnet. 


Fig. 1: Das Bild zum Post.
Trotzdem: Allerseits ein schönes Wochenende.


Lily

Freitag, 24. Juni 2011

Diese Woche...

hatte es ein bisschen in sich.
Die Ausstellung...

 Lilys Bilder

 noch ein Lily-Bild

 schon wieder eins.



Und das ist auch von mir.

Also, die Ausstellung haben wir mit eher geringer, dafür exklusiver Publikumsbeteiligung eröffnet. Man muss doch etwas mehr Werbung machen, haben wir beschlossen. Dafür war aber die Stimmung sehr gut, und wir haben uns wirklich prima unterhalten.
Heute, als man sich auch wunderbar hätte ausruhen können, hab ich einen Ausflug ins alpin gelegene Wuppertal gemacht, welches ich gern in Wupperberg (oder Wuppersenkrechte) umbenennen möchte. Meine Güte. So steil. Dafür mit Aussicht, bei welchselbiger sich mal wieder herausgestellt hat, dass es für Panoramen erheblich geeignetere Objektive gibt als ein 55-250 mm Tele. Bitte, schenke mir doch jemand ein Weitwinkel. Okay? Okay.
Andererseits hat das Berge erklimmen den Vorteil, dass man sich vormachen kann, man bekäme vom angestrengten Klettern ein gar jugendfestes Hinterteil. Auch nicht schlecht, aber vermutlich von irgendwelchen Fitnessfreaks erdacht, um die Leute auf die Berge zu kriegen. Schämt euch. Soll man denn lügen? Davon kommt man in die Hölle, jawoll.

Und bevor ich jetzt im Stehen einschlafe, noch ein Bild:



Gute Nacht! Schlaft schön.

Liebe Grüße,
vonne Lily

Samstag, 18. Juni 2011

Kunst


Nach einigen Jahren, in denen ich es nicht zur Hand genommen hab, musste ich diese Woche „Das Hotel New Hampshire“ lesen. Meine Ausgabe ist fleckig, grau und ganz krumm vom vielen Blättern, und sie ist schon das zweite Exemplar- das erste hat sich einfach aufgelöst.
Irgendwann werd ich es im Original lesen, damit auch die sprachliche Qualität zu ihrem Recht kommt, denn die kann man nicht ganz so gut würdigen, wenn man nur eine Übersetzung da hat. Womit ich nicht sagen will, dass Übersetzer nicht eine wunderbare Arbeit haben und meist auch leisten. Was mich auch in der Übersetzung begeistert, ist das erzählerische Können. Der Erzähler, Mitglied der Familie, um die es geht, lebt mittendrin, aber verstellt zu keiner Zeit den Blick auf die anderen Personen, sondern ist die Leinwand, auf der seine Familie erst so richtig farbig zu sehen ist.
Dabei bleibt er nicht flach und farblos (pun intended), sondern das Zentrum der Erzählung. Trotzdem hat man den Eindruck, dass die Geschichte sich um Fran und Lilly, um die Bären und Freud und Wien, Terroristen, Huren und Motorräder dreht- aber das täuscht, denn die anderen Gestalten sind nur Planeten, die sich um den Erzähler wie um eine Sonne herum drehen. Alles inklusive: Licht, Wärme, Schwerkraft.
Da kann man nur vor Neid erblassen.
Irgendwann hat dann mal wer beschlossen, dass man das Buch verfilmen muss. Mein Eindruck war, dass der Film der Geschichte nicht im Entferntesten gerecht wird, und zurück blieb ein Gefühl von gnadenloser Veralberung. Schade um den schönen Stoff.
So, und nachdem Ihr nun die Worte Kunst, Stoff, Farbe und Leinwand schon mal gelesen habt, wisst Ihr auch, dass offenbar auch mein Nebenbewusstsein, das für Freud'sche Fehlleistungen zuständig ist, tutto completti von dieser Ausstellung ausgefüllt ist, die heute Abend eröffnet wird. Ich darf eine Rede reden, und habe kleine Zettel mit hoffnungslos zu hohen Preisen an die Bilder geheftet. Preisgestaltung ist wirklich eine Wissenschaft für sich, muss ich sagen. Bei einigen Bildern ist der Preis eindeutig abschreckend und eher eine Art Schmerzensgeld, weil ich sie eigentlich gar nicht verkaufen mag, aber andererseits natürlich doch. Das neueste Bild ist nicht mit dabei... da habe ich, weil ich es beim Lackieren eilig hatte, gleich die Lasur mit von der Leinwand gewischt. Das ist nicht weiter schlimm, weil man auch auf dem Lack wiederum malen kann, aber trotzdem ärgerlich. Auf jeden Fall verhindert diese Form der Ungeduld das Ausstellen.

Was mir gerade einfällt: Ein paar Visitenkarten wären ja eigentlich auch keine schlechte Idee. Grrrr- dass mir sowas immer erst einfällt, wenn garantiert keine Zeit mehr dafür ist...

-Schnitt-

Natürlich ist immer noch Zeit, etwas selbst zu machen. Genauer gesagt, 23 handgemalte und -geschriebene Karten :-) Es waren noch 25, zwei hab ich vermalt, also müssen die jetzt ausreichen.

Wünscht mir Glück!

Einen sonnigen Samstag wünscht euch

DieLily

Donnerstag, 16. Juni 2011

Philosophische Zoologie oder: Anthropomorphismen.

Was unterscheidet uns Hominide eigentlich von anderen Tieren? Solche Dinge wie Schrift? Sprache? Werkzeuggebrauch? Bewusstsein unserer selbst und unseres Abgegrenztseins von anderen Individuen?
Sicher.
Aber im Kern ist es doch die Tatsache, dass wir an unserem Tiersein verzweifeln können, die uns von anderen Tieren unterscheidet. Oder? Diese Verzweiflung macht es  doch überhaupt erst notwendig, uns zu unterscheiden, uns abzuheben. Mittels kultureller Techniken, die wir unseren Kindern Generation um Generation wieder vermitteln, mit allerlei Tricks und Kniffen, mit Dingen wie Sublimierung, Arbeit, Steuererklärungen und Stoppschildern versuchen wir, diese hauchzarte Linie zu betonen zwischen denen da hinter dem Gitter und uns, die wir davor zu stehen meinen.
Vor dem Gitter ist aber hinter dem Gitter, so oder so, und wen die Gitter schützen erfährt auch der Mensch erst, wenn Gefahr besteht.


 Abbildung a): Der Kindheit glückliche und sorglose Spiele. Noch ist alles in Ordnung.

 Abbildung b): Beste Freunde- auch hier: Noch.


 Abbildung c): Weil er immer die Füße auf den Tisch gelegt hat, muss der Herr des Hauses ganz allein wohnen.

 Abbildung d): Er langweilt sich und würde gern ein bisschen mit Ästen werfen, oder wenigstens die Fernbedienung mal wieder in den Rüssel bekommen

 Abbildung e): Selbst die beste Mimikry nützt nichts, wenn man in so einer komischen Umgebung leben muss. Und dafür dann der Aufwand.

 Abbildung e): Wenn das Leben schon an sich keine Besonderheiten mehr mit mir vorhat, kann ich genauso gut in Schönheit sterben.


Abbildung f): Mein Name ist Karl-Heinz. Ich bin ein Tapir. Täglich werde ich um 14 Uhr gebadet. Aber der Tierpfleger mit dem schönen langen Haar steigt nie zu mir ins Becken- dafür stehen neugierige Kinder vor der Glasscheibe und glotzen. Deshalb stelle ich mich gleich mit dem Gesicht zur Wand auf und bewege mich so wenig wie möglich. Dann wird ihnen langweilig, und sie gehen.


Zoos sind echte Fundgruben!

Mein Dank gilt hier  Karl-Heinz, der sich hat im Bade fotografieren lassen.
Mal ehrlich: Von der Ankündigung "Tapir-Baden 14 Uhr" hatten wir etwas mehr Tapir und etwas weniger Wasser erwartet. Aber Karl-Heinz, oben kurz nach dem Betreten des Beckens fotografiert, war wirklich so außerordentlich schamhaft, dass wir nach kurzer Zeit wegen akuten Event-Mangels das Tapirhaus wieder verlassen haben.
Außerdem gebührt ein besonderer Dank meiner Freundin Nicole, deren Geburtstagsgeschenk an mich ein Zoobesuch war. 291 Fotos in knapp fünf Stunden waren die Ausbeute. Alle Leute, die je mit mir unterwegs waren, wenn ich die Kamera dabei hatte, wissen, dass es einer besonderen Art des Heldenmuts bedarf, um immer.wieder.stehen.zu.bleiben- während ich fotografiere.

In diesem Sinne- einen schönen Rest-Donnerstag wünscht

die Lily.

Montag, 13. Juni 2011

Verwandschaft









Schönen Restmontag,

vonne Lily

Samstag, 11. Juni 2011

Der abgeschlossene Fotoroman.

















Wie man vielleicht erkennt, war ich heute im Zoo in Wuppertal, in geheimer Lauschmission. Leider hat sich dann eine Schulklasse vorgedrängelt, kurz bevor ich die Neuigkeiten über den Tierpfleger mitkriegen konnte. Aber so spielt das Leben: Man kann nicht alles haben.

Schönen Samstag noch,

vonne Lily

Donnerstag, 9. Juni 2011

Entscheidungen.



Letztens hab ich mich mit wem darüber unterhalten, ob uns das Leben, alles in Allem, eine Wahl lässt oder nicht.
Meine Meinung dazu ist (und bleibt): Man hat eine.
Dabei denkich nicht mal daran, dass der Onkel vom Lottoblock auf der Fußmatte steht und uns anbietet, die Kohle in
a)      Eimern oder
b)      Schubkarren
zu liefern. Nö, eher so an die versteckten, tückischen kleinen Alltagswahlen, die sich bieten. Bin ich nun freundlich zu der Kassiererin, oder nehme ich ihr übel, dass sie auch einen schlechten Tag hat und wir zwei prallen, zu unserer beider Missvergnügen, fett aufeinander?
Bin ich nickelig, weil Mann/Sohn/Hund/Katze (wieder) irgendwas falsch gemacht haben, oder lass ich mal Fünfe gerade sein? Nehm ich dem Gegenüber ab, dass er/sie/es sich entschuldigt, oder grumpel ich weiter herum? Lächle ich die fremde Frau an, die freundlich in meine Richtung schaut, oder bleibe ich misstrauisch? Lass ich mir eine Frechheit bieten, oder weise ich bestimmt und nötigenfalls unter Zuhilfenahme scharfer Waffen drauf hin, dass es so nicht geht?

Ich glaub nicht, dass diese kleinen Wahlen die Bedeutung des Schmetterlingsflügels entfalten, der, am Amazonas flatternd, ein Unwetter über Japan auslöst. Aber vielleicht kann das unbesorgt entgegengenommene Lächeln eines Fremden uns doch soweit pushen, launemäßig, dass wir bestens drauf nach Hause gehen und seit langem mal wieder einen harmonischen Abend haben.

Die Wahl, uns so oder so zu entscheiden, haben wir, auch wenn der eigentliche Entscheidungsmoment meistens kaum fassbar ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Bewusstsein darüber, wie viel wir tatsächlich entscheiden und welche Tragweiten das haben kann, uns das manchmal heraufsteigende Gefühl der Machtlosigkeit nehmen kann.

Auch wenn ich mit den Zähnen knirsche, wenn ich lächle, statt freundlich aber bestimmt mein Recht einzufordern: Die Entscheidung darüber treffe ich jedes Mal selbst. Und nicht meine Eltern, nicht die Gesellschaft.

So, und nun werde ich folgendes tun:

a)      Der Büro-Putzfrau verzeihen, dass sie Sturm geschellt hat, bloß weil nicht in Sekundenschnelle geöffnet wurde- sie ist neu, und weiß nicht, wie lang wir brauchen, bis wir zur Tür kommen und ihr öffnen können.
b)      Gleichzeitig davon Abstand nehmen, sie zu hassen, weil sie laut singend durch die Flure geistert, während die meisten Leute hier schlechte Laune haben
c)      Mir überlegen, ob ich sie nicht doch ermorde, wenn sie noch mal so falsch pfeift. Menno.

Anschließend werde ich die erste Wahl für morgen früh vorbereiten:
Welches Shampoo?
-Colour and care?
-Extra Zeug mit dem sensationellen neuen Wirkstoff “24-Stunden-Anti-Platt” (Das ist kein Witz. Das ist L’Oreal.)?
-Zeugs, das der Hersteller „Kakao-Explosion“ getauft hat?
Meine Herrn. Ich weiß nicht, was die Leute genommen  haben, die diese Namen erfunden haben. Aber, vor die Wahl gestellt: Ich würde es auch nehmen. 24-Stunden-Anti-Platt, du liebe Güte.

Schönen Tag noch,

vonne Lily

Mittwoch, 8. Juni 2011

Fragen, Fragen...

und hier ein paar Antworten:

-Also, vor einem Jahr bin ich in die Klinik gegangen, nachdem ich mich über Jahre schlicht geweigert hatte, das in Erwägung zu ziehen. Ich war drei Monate "weg", und bin danach nicht geheilt, aber mit nur noch einer mittelschweren Depression und mit Medikamenten entlassen worden. Da meine Heimat-Therapeutin während meiner Abwesenheit selbst schwer erkrankte, hab ich die ambulante Therapie nicht weiter fortgesetzt, und bin daher derzeit nur auf Medikamente eingestellt. Die vertrage ich ganz gut, und hab auch nicht den Eindruck, dass sie mich am Leben hindern- im Gegenteil.
In der Klinik habe ich sehr viel Glück gehabt, dass ich einigen Menschen begegnet bin, mit denen ich ein paar Gehirnwellen gemeinsam habe- und die sehr wichtig geworden sind. Leider konnte ich sie, ebenso wenig wie meinen besten Freund, dazu überreden, nach nebenan zu ziehen. Kontakte sind daher immer mit viel Zeit auf der Autobahn verbunden. Aber das lohnt sich, auf jeden Fall!
Therapie im eigentlichen Sinne möchte ich derzeit nicht machen, da ich finde, eigentlich genug geredet zu haben. Gruppenarbeit, nonverbale Therapieformen, Körpererfahrungsgeschichten et cetera würde ich gerne mal näher ansehen, suche da aber noch nach geeigneten Angeboten. Wer weiß, was sich da noch findet.

-Meine Bilder hängen während der gesamten Zeit in Wuppertal. Ich hab leider keinen Schimmer, wieviel Platz für jede von uns ist- manche meiner Bilder sind schon recht groß, das könnte etwas enger werden. Toll wäre es natürlich, wenn sich wirklich was verkaufen würde. Aber das Wichtigste ist für mich, überhaupt den Mut aufgebracht zu haben, mit den Bildern an die Öffentlichkeit zu gehen.
Wer weiß- vielleicht sind es das nächste Mal Fotos. Wobei ich keine Ahnung habe, wie man das technisch angeht. Alles, was ich fotografiere, ist derzeit für die Ansicht am Bildschirm bearbeitet. Wie zuverlässige Quellen jedoch angedeutet haben, sind Druckfarben noch etwas komplett anderes. Und da muss man erstmal ein Labor kennen, dem man vertraut- und dann braucht man auch noch eine Idee, wie man die Bilder aufhängt. Aber das sind technische Details, die lassen sich lösen :-)

Einen schönen Abend zusammen

vonne Lily

Ausstellung...

Die Ausstellung beginnt am Sonntag, dem 18.06.2011, und endet ca. Mitte September. Ausstellungsort ist die FrauenBeratung und Selbsthilfe e.V. in Wuppertal. 
Wir stellen als Gruppe aus, und zwar mit all denen, die derzeit in der Ateliergemeinschaft mit Elena malen.
Alle Bilder, die ich ausstelle, werde ich hier auch posten, und natürlich gibts Fotos von der Eröffnung, falls ich nicht vor lauter Aufregung die Kamera fallen lasse.
Ich fürchte zwar, meine Bilder werden gegen Elenas Werke gnadenlos abkacken, aber sie malt ja auch schon ihr ganzes Leben lang, oder zumindest seit dem sie einen Stift halten kann. Es werden sowohl ältere als auch neuere Bilder zu sehen sein, die sämtlich sehr unterschiedlich sind, zumindest meine. Ich kann mich nämlich noch nicht entscheiden, ob ich abstrakt oder konkret malen soll :-) Verbindendes Element werden die Farben sein. Auch der Titel der Ausstellung weist darauf hin, denn dieser lautet: Die Welt in allen Farben. Das enthält den versteckten Hinweis darauf, dass sich unsere Ansicht der Welt, und zwar auch im Hinblick auf die wahrgenommenen Farben, sehr dadurch prägt, ob wir depressiv sind oder nicht. An meinen Bildern kann man sehr gut erkennen, wie grob- und großflächige, dunkel gehaltene abstrakte Bilder mit zunehmender Besserung der Symptome heller wurden, filigraner, konkreter, verspielter.

Heute vor einem Jahr bin ich in die Klinik gegangen- die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe.

Alles Liebe,

Lily

Die anderen

Bilder, die ich Euch auch nicht vorenthalten möchte.- Eigentlich das Übliche :-)


Ein Satz Eddie-Füße. Er hat zwei davon (Sätze, nicht Füße)


Ich mag diese Perfektion im Kleinen.


Es fehlt hier was: Kornblumen. Die sind irgendwie nirgendwo mehr.


Und es war Ostern- das erste Mal im Leben... (oder so)


Die Farben waren sogar noch eine ganze Ecke kitschiger, ich hab sie runtergedreht.


Sonnenaufgang, in ordentlich.


Und noch mal in so, wie er war.


Dienen alle dem gleichen Zweck, diese Dornen. Die Natur kriegt sie aber schöner hin. Ein paar Blüten würden mich sehr mit Stacheldraht versöhnen. Also gebt euch Mühe, ihr Drahthersteller.


Über den Wolken... träller...


Einen schönen Mittwoch!


Vonne Lily

Montag, 6. Juni 2011

A sea of clouds

Gestern morgen, im Naturschutzgebiet nebenan.
Einen erfreulichen Start in die Woche
wünscht Euch

die Lily

Sonntag, 5. Juni 2011

Früh übt sich.

Wenn man nach so langem Schweigen wieder die Tasten in die Hand nimmt und versucht, was zu schreiben, dann ist es zu allererst mal schwierig, die Textverarbeitung auf dem unübersichtlichen Desktop zu finden. Dann fehlt, natürlich, das Thema. Hätte ich welche, hätte ich geschrieben- was nicht bedeutet, dass ich nicht ungefähr zehn Mal am Tag einen Gedanken hätte, den ich gerne teilen würde.

Oft reicht es nicht, mehr als eine Zeile zu schreiben. Und ich denke nicht, dass ich damit einen Hund hinterm Ofen hervorgelockt hätte.
Daher hab ich ein bisschen gesammelt. Mal sehen, was davon blogtauglich ist.

- Eine Liste hab ich wieder gefunden, die ich von Anne mal bekommen habe: Die „Liste möglicher Gefühle“.
Hört sich seltsam an, hat aber was mit Depressionen zu tun. Denn diese können durchaus den Focus des Fühlens auf die negativen Seiten der Dinge richten, und alles so grau in grau abbilden, dass man auch diese negativen Gefühle nicht mehr scharf trennen kann. Das ist aber wichtig, denn nur so kann man gut einschätzen, welche Sachen tatsächlich schlecht laufen, und welche sich einfach bloß scheiße anfühlen. Derzeit mischt sich bei mir ein gebremster Tatendrang mit einer dezenten Erbostheit, weil dieses aufdringliche Hilfe-Glühlämpchen mir unterstellt, ich wüsste nicht recht, was ich hier schreibe. Oder wenigstens, wie ich es formatieren soll. Wie soll ich es sagen? Fuck off, Hilfefunktion.

Die Liste trennt positive, neutrale und negative Gefühle, und ich finde es hilfreich, mir ab und zu mal diese Reihen anzuschauen. Zwar ist die Aufstellung der negativen Gefühle wesentlich länger als die beiden anderen Spalten, aber das liegt, glaube ich, daran, dass diese Sammlung von Patienten aufgestellt wurde.

- Menschen hab ich wieder gefunden. Als Spezies, wobei diese Phase schon länger andauert. Als Individuen, wobei sich in den letzten Tagen da ein gewisses Grauen breit macht. Denn eine Mitpatientin aus der Klinik hat vor einigen Wochen versucht, sich das Leben zu nehmen. Für uns alle ist der Suizid nie weit weg gewesen, trotzdem ist der Anblick zweier breiter Narben an schmalen Handgelenken nichts, was die Stimmung fördert. Aber es ist nicht ihre Aufgabe, meine Stimmung zu fördern, sondern weiter zu leben. Wenn ihr auch derzeit die Überzeugung, was das betrifft, eher chemisch suggeriert wird. Ein bisschen erweckt das den Eindruck, als habe jemand auf eine Amputationswunde ein Pflaster geklebt- hat was von Kosmetik. Ich weiß nicht, ob ihr angemessen geholfen wird. Ich selbst bin komplett hilflos, was ich nicht gern bin, und möchte sie am liebsten mit nach Hause nehmen und mich um sie kümmern. Das wäre aus mehreren Gründen falsch. Auch diese Erkenntnis nimmt mir aber nicht das Gefühl, hilflos dabei zuzusehen, wie jemand komplett steuerlos und ohne Perspektiven durch die Reste seines Lebens treibt.

- Es gibt noch andere Dinge, die ich aus der Psychiatrie mitgenommen habe: Das Malen, zum Beispiel. In 14 Tagen hängen einige meiner Bilder zum ersten Mal in einer Ausstellung. Ein bisschen aufgeregt bin ich schon- andererseits ist es nicht so schlimm, weil sie da nicht allein hängen, sondern weil wir als Ateliergemeinschaft ausstellen. Da ich, trotz einer großen Anzahl von erzeugten Bildern, noch immer nicht sicher einen Stil entwickelt habe, ist das ein echtes Abenteuer. Dem Malen, vor allem aber Elena, verdanke ich eine neue Qualität in meinem Leben: Die Geduld. In den Anfängen habe ich bei einer Ergotherapie-Sitzung manchmal drei bis vier Leinwände gebraucht, die alle in Windeseile mit einer entsprechenden Menge Farbe versehen und flugs für fertig erklärt wurden. Ich hab immer noch mehrere Sachen gleichzeitig in Arbeit, aber brauche viel länger, bis ich was zu Ende gebracht habe. Viel öfter hab ich einen Plan, den ich verfolge- was nicht bedeutet, dass die Spontaneität leidet. Die findet statt, wenn ich die Grundierung für ein Bild mache. Da lasse ich nur die Farben und mein Bauchgefühl sprechen. Es kommt oft etwas Überraschendes dabei heraus, und das inspiriert dann wieder zu den Feinarbeiten, die sich durchaus über Wochen hinziehen können. Hört sich langweilig an, ist es aber nicht. Dieses Ausarbeiten, vom Groben ins Feine, fordert Konzentration und Stille, und das tut beides gut. Einmal in der Woche male ich immer noch bei Elena, dafür nehme ich die 140 Kilometer Hin- und Rückfahrt gerne in Kauf. Und oft sitzen wir da stundenlang und schweigen, und malen. Hier zu Hause ist das immer noch schwieriger, weil es mir an geeignetem Platz fehlt. Aber in Bälde, so hoffe ich, hat mein Sohn eine Wohnung und dann kann ich hier die nötigen Änderungen durchführen, so dass Arbeitsflächen fürs Malen und Nähen und sowas vorhanden sind. So langsam werde ich ungeduldig.
Wenn ich mir meinen Sohn so anschaue, hat das Aufgeben des Studiums ihm sehr gut getan. Abgesehen von einer erheblichen Gewichtsabnahme (weniger Zeit zum Essen, mehr Bewegung!) hab ich seit Monaten keine schwarzen Ringe mehr unter seinen Augen gesehen.

- Der jüngste Haushaltszuwachs hier chez Lily ist klein, eifrig und schnüffelt in allen Ecken herum. Die Katzen mögen ihn nicht, und beobachten sein oft etwas unsensibles Vorgehen mit Argusaugen. Emily lässt sich da weniger stören als die anderen drei, vermutlich, weil sie ihn nicht hören kann. Eine gewisse Eigenwilligkeit akzeptiert die Felidensippschaft offenbar nur bei ihresgleichen. Es wird noch eine Weile dauern, bis sie ihn machen lassen, so wie er will- derzeit wird gefaucht, gehauen und geflohen, was das Zeug hält. Zum Glück zeigt er keine Neigung, auf die Couch, den Tisch oder, Gott bewahre, auf Eddies Lieblingsfluchtschrank zu klettern. Denn er ist an den Boden gebunden, ich hab strikte Order, ihn keinesfalls auf das Sofa zu lassen. Die Rede ist von ihm hier.

- So, und jetzt gehe ich raus, fotografieren. Irgendwas Positives muss ja dran sein, wenn man schon nicht schlafen kann.



Schönen Sonntag,

wünscht dieLily