Sonntag, 31. Juli 2011

Meanwhile...

geht das Leben weiter.
Heute morgen hab ich mir eigentlich schon einen Doktortitel verdient, indem ich meine Pulsuhr programmiert hab. Normalerweise rangiert das nicht unter „Höhere Leistung“, aber wer das so einfach abtut, kennt die Uhr nicht, die damit prunkt, dass sie 34 verschiedene Funktionen hat. Aber nur fünf Knöpfe, Dames et Heeren, so dass grob gesagt knapp 7 Funktionen je Knopf hinterlegt sind. Dazu kommt das Licht, was aber zum Glück nicht funktioniert, weil es mein hübsches Köpfchen vermutlich überanstrengen würde. Nun ist sie schon ein paar Jahre alt, und schlummerte bis dato ungenutzt vor sich hin (unter Anderem, weil es mir nie gelungen war, was anderes als Datum und Uhrzeit einzustellen- ein Teil meiner Genetik ist männlich und weigert sich, Bedienungsanleitungen zu lesen). Also griff ich heute morgen zur Lesebrille (das Handbuch ist für Zwerge, und außerdem auf Englisch), und schritt munter fürbaß.
Das Problem bei solchen Dingern ist ja immer, dass man sie im Idealfall nicht nur auf der Couch bedient, sondern vielleicht mal unterwegs eine Stoppuhr nutzen möchte- ich bin mal gespannt, ob mein Hirn ausreicht, mir die nötigen Knopfdurchgänge zu merken. Die Verlaufsdiagramme sehen, was das betrifft, nicht viel versprechend aus.

Ich muss aber auch sagen, dass ich eigentlich nicht sehr scharf auf einen Doktortitel bin, da das ja heutzutage beinahe automatisch Das Internet auf den Plan ruft (Ist euch schon mal aufgefallen, dass der Ausdruck „Das Internet“ diesem eine entschiedene Persönlichkeit zuschreibt? Ganz so wie „Der Mob“, „Das Verderben“ oder auch „Die Scheißtechnik, die immer am Wochenende in die Knie geht“).

Man kann auch aus anderen Worten, die man einfach so dahin sagt oder in den Raum wirft, ganze Geschichten basteln. Da braucht selbst der Deutsche keine seiner geliebten, geteilten Prädikate!
Was zum Beispiel macht man aus „Pulsuhr“, „Neue Walking-Schuhe“ und „Sonntags morgens um sieben“?
Rrrichtig! Eine Geschichte, die davon erzählt, dass die Lily mal wieder zum Sport greift. Ab und zu, beflügelt von den Wundergeschichten, die unter anderem die oben genannte Internet-Entität verbreitet, erwacht in mir die Sehnsucht nach Bewegung. Immer, wenn ich drahtige, geschmeidige Gestalten sehe, die unangestrengt und schön aussehend ihre Runden drehen (okay, das ist meist dann im Fernsehen), möchte ich auch... leider haben die Götter ein paar Bugs in die Matrix programmiert, so dass es einiger eigener Anstrengung bedarf, bis es soweit ist. Und schaut man sich die Freizeitläufer an, so scheint es ihnen meist keinen Spaß zu machen, was mich dann wieder am Sinn des Ganzen zweifeln lässt.
Aber ich versuche es, immer wieder. Meist geb ich damit an wie eine Tüte Mücken, bis das Thema dann langsam abflaut und die wunderbaren Schuhe zur Arbeit angezogen werden.
Ich halte euch auch diesmal auf dem Laufenden, was das betrifft, wenigstens so lange, bis der Elan wieder verpufft ist. Ein bisschen intelligenter (so hoffe ich) stelle ich es diesmal doch an. Hab mir nämlich einen Plan aus dem Netz gefischt, mit dessen Hilfe übergewichtige, mittelalterliche Diabetiker zu smarten Laufwundern werden können, in nur 10 Wochen! Jay! Eine ist schon um, und ich verfüge noch immer über 100% meines bezaubernden Selbst. Da schrumpft nichts in Form, Ihr Lieben, nicht dass ich wüsste jedenfalls. Aber trotzdem muss sich die Anschaffung dieser Schuhe lohnen, deshalb wird nicht aufgegeben. Vorerst jedenfalls nicht.

Und weils so schön ist, noch ein paar Bilder der Bedeutungsvollen Art ™. 

Auf dem Parkplatz hinter meinem Büro. Hat bestimmt was zu bedeuten.

Die Wespe war schon halb tot- Doc Lily musste eingreifen. Ja, ich hab eine Wespe mit Zuckerwasser aufgepäppelt. Weil sie mir leid tat.
Auf der Fensterbank im Büro, die Phalaenopsis vom Kollegen. Meine weigert sich, zu blühen.

Ich wünsch euch einen schönen Sonntag!


Die Lily.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Gefühltes Nichts



Abgesehen davon, dass mir für Teile meiner Vergangenheit einfach Erinnerungen fehlen, und ich nur aus allgemeiner Logik heraus schließen kann, dass ich manche Ereignisse wohl miterlebt habe, klaffen auch Lücken, was die emotionale Bewertung einiger Erlebnisse betrifft.
Klartext: Ich kann mich an Vorfälle erinnern, stand oder stehe ihnen aber mit Gleichgültigkeit gegenüber.

Das scheint erstmal nicht so schlimm zu sein. Wen kratzt das schon, wenn er anstelle von Wut oder Trauer einfach nichts fühlt? Eine Erleichterung, oder?

Angeblich nicht. Angeblich?

Dieses Nichtfühlen scheint, alles in allem, Fehlentwicklungen zu fördern, die nicht so wünschenswert sind Dazu gehört es Probleme dabei zu haben, seine eigenen Neigungen, Interessen, Wünsche. Meinungen zu entwickeln, sich zu wehren, wenn man schlecht behandelt wird, oder sich schlicht selbst zu schützen.

Interessanterweise vermag man dieses gefühlte Nichts an sich selbst nur sehr schwer zu erkennen- Jahre der Therapie haben mich nicht dazu gebracht, dieses Phänomen überhaupt zu bemerken, obwohl ich theoretisch natürlich davon gehört habe.

Die erste richtige Begegnung mit diesen Mechanismen und deren Auswirkungen hatte ich in den Gruppensitzungen in der Klinik.

Nachdem ich erstmalig dort den Mund aufgemacht habe  und ein bisschen von mir erzählen durfte/musste, fand ich es noch befremdlich, dass da andere Menschen saßen, die ich kaum kannte, die aber der Meinung waren, ich hätte in der ein oder anderen Situation dieses oder jenes empfinden müssen. Die waren doch schließlich nicht dabei, oder? Die hatten doch gar kein Recht, zum Beispiel das Verhalten oder die Reaktion meiner Eltern zu kritisieren, diese hatten doch schließlich keine andere Wahl, als so zu entscheiden, wie sie das getan hatten. Oder?
Oder??

Das war die eine Seite.

Eine andere Seite war, dass ich mich gefragt habe, was es denn nützen würde, plötzlich Groll zu entwickeln, wegen irgendwelcher  Dinge, die längst passé und vorbei waren. Schließlich hat man nur begrenzt das Recht, sich zu wehren (so eine Art innere Rechtsbehelfsfrist… Gegen diese Machtausübung ist nur innerhalb von 2 Stunden nach Verlautbarung der Widerspruch zulässig- oder so*)

Es hat mich sogar ziemlich empört, dass sich da andere Menschen ein Urteil erlaubten- aber ich hab mich beherrscht, schließlich war das ja Therapie, und lauter Kranke um mich herum.

Dann fingen die Anderen an, zu erzählen.
Und im Nu ertappte ich mich dabei, ungläubig zuzuschauen, wie sie vollkommen emotionslos über ungeheuerliche Dinge berichteten, und wie sie beteuerten, das, was ihnen geschehen sei, hätten sie verdient. Oder es sei sachlich gerechtfertigt gewesen, so oder so zu entscheiden. Oder, oder, oder. Während der ganzen Erzählung verzogen sie keine Miene. Oder ihre Gesichter zeigten keine Regung bis auf die Tränen, die liefen und liefen.

Naja, das war der Beginn meines Verständnisses des Wortes „Übertragung“- denn offenbar konnten Alle diese Emotionen spüren, bis auf die Betroffenen selbst. Die rationalisierten weiter, argumentierten, dass diese oder jene Ereignisse ja unwichtig/wohl verdient/längst vorbei waren.

Das hat mich natürlich zum Nachdenken gebracht. Bei meinen Gegenübern konnte ich wunderbar fühlen, wie wütend sie hätten sein müssen, oder wie ungerecht die Dinge waren, die ihnen entgegen getragen wurde… also hatte ich auch zu akzeptieren, was die Anderen angesichts meiner Schilderungen spüren konnten, auch wenn mir selbst diese Gefühle mehr als fremd waren.

Dummerweise entstand daraus der nächste Konflikt, hatte ich doch (z. B.) so manche miese Entscheidung meiner Eltern immer hübsch in logisch begründete Mäntelchen gewickelt (wie zum Beispiel die wirklich vollkommen misslungene und gedankenlose und (bitte hier krasses Adjektiv einfügen) Entscheidung meiner Eltern, mich mit ca. 12 Jahren umzusiedeln- aus dem Kinderzimmer ins Doppelbett zu meiner Oma). Aus der Traum vom Besuch von Freundinnen, Privatsphäre oder auch nur einer abschließbaren Schreibtischschublade. Klar war in dem Kinderzimmer mit noch drei weiteren Kindern drangvolle Enge. Aber das? Ging wirklich und wahrhaftig gar nicht.

Das Dilemma, beinahe zwanghaft Verständnis oder Argumente pro Eltern (und damit contra Kind, sozusagen) zu entwickeln war dann nur damit zu lösen, dass man tatsächlich die Erkenntnis gewann, dass Eltern auch Fehler machen, Falsche, manchmal fatale Entscheidungen treffen, oder komplett auf der Leitung stehen. Mit dieser Erkenntnis dann kann man dann Sachen verzeihen.
Es bringt hingegen gar nichts, sich selbst zu belächeln, und damit im Nachhinein das Wesen zu beleidigen, das man mal war, und die Bedürfnisse, die durch falsche Entscheidungen verletzt worden sind, damit  weiterhin zu ignorieren. Leider trägt man diese Einstellung zu sich selbst nämlich oft sehr lange und sehr weit mit sich herum, und schadet sich damit unter Umständen sehr.

Auf meiner persönlichen humanitären Waagschale sind alle Menschen in einer Familie gleich viel Wert, und es ist ihnen im gleichen Maße Respekt zu zollen, seien sie 2, 12 oder 32 Jahre alt. Der einzige Vorsprung den Eltern haben ist der, über mehr Lebenserfahrung zu verfügen. Sie sind nicht zwangsläufig intelligenter als ihre Kinder, und schon gar nicht unfehlbar. Da sie aber die Macht haben, tragen sie auch die Verantwortung für das, was geschieht. Das bedeutet weder, dass sie „immer an allem Schuld“ sind, wie böswillige Verkürzer gern behaupten, noch dass sie einen Freifahrtschein haben, weil sie die Entscheider sind.

Es bedeutet schlicht, dass sie Fehler machen, und dass sie bereit sein müssen, ihre Kinder spätestens als Erwachsene anzuhören und ihnen zuzubilligen, durch manches elterliche Verhalten auch Schäden davon getragen zu haben. Im Normalfall kann man als Kind solches dann verzeihen- nicht jedoch Taten, die aus Eigennutz, aus kriminellem Interesse oder aus kommerziellen Beweggründen geschehen sind. Verzeihen kann in diesem Verhältnis auch dann keinen Platz finden, wenn Eltern nicht zuhören und nicht bereit sind, ihre eigene Wahrnehmung als nur eine von mehreren zu akzeptieren.

Spätestens wenn ihre Kinder erwachsen sind, muss jedem Elternteil klar sein, dass das Mundverbieten, Niederschreien, Bedrohen oder Ignorieren ein Ende hat. Wer sich da als Eltern aus der Verantwortung stiehlt, und einfach, um sich selbst nicht in Frage stellen zu müssen, die Realität des Kindes leugnet, wird eventuell sein Leben sehr einsam beschließen- oder mit ansehen müssen, dass das eigene Kind sich zerstört, das damit konsequent die Lieblosigkeit und mangelnde Wertschätzung umsetzt, die ihm Zeit seines Lebens entgegen getragen worden sind.


 Findet
Lily, die immer noch Probleme hat, sofort dann wütend zu werden, wenn man ihr zu nahe rückt. 
Grrrr.


* Das ist natürlich nicht so. Jeder sollte sich selbst zugestehen, für manche Dinge länger zu brauchen. Da laufen keine Fristen ab.


Dienstag, 26. Juli 2011

Hail, Imperator?

Derzeit lese ich den Cloyne-Report, die Erkenntnisse einer unabhängigen Kommission, die sich mit der Gesetzestreue des irischen Bistums Cloyne beschäftigt. Diese spezielle Kommission hatte die Aufgabe, den Umgang der Diözese mit Vorwürfen und Anschuldigungen betreffend sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester und Geistliche zu untersuchen.

In Irland wurde im Jahre 1996 (!) bereits eine Rahmenvereinbarung geschlossen, die das Vorgehen der Amtskirche verpflichtend regelt, wenn und soweit es um den Umgang mit derartigen Anschuldigungen ging. „Verpflichtend“ ist in diesem Zusammenhang bereits der erste Stolperstein- diese Rahmenvereinbarung („Framework Document“), die von seiten der Irischen Bischöfe durchaus mit der Intention der Verpflichtung geschlossen wurde, wurde kurze Zeit später bereits durch Rom als „study“, also als eher warme Empfehlung, eingestuft.

In dem durch die Kommission veröffentlichten Report ist dann auch zu erkennen, wie gehandelt wurde:

-Im Gegensatz zu den in der Rahmenvereinbarung festgelegten Regelungen ist nur ein Bruchteil der Anschuldigungen an die Staatsanwaltschaft/Polizei oder an die Gesundheitsbehörden weiter geleitet worden. Eine solche Weitergabe war zwingend vorgesehen.
Sowohl der hierfür durch den Bischof beauftragte hochrangige Kleriker als auch der Vatikan scheinen diese Art der Weitergabe jedoch als sie in ihrer Pastoral einschränkend und somit unbeachtlich eingestuft zu haben. Vor allem scheint man der Meinung gewesen zu sein, dass man selbst sowas gar nicht weiter melden müsse, das könne doch das Opfer auch machen. Schlißelich habe man auch eine Verantwortung für die Geistlichen und deren Unversehrtheit... Dass so eine Meldepflicht eventuell weitere Opfer schützen könnte, kam wohl niemanden von diesen Blitzmerkern in den Sinn.

-Der laut Framework Document einzurichtende unabhängige fachkundige Beirat, der anhand der bekannt gewordenen Anschuldigungen dem Bischof eine Empfehlung in Bezug auf das weitere Vorgehen aussprechen sollte, tagte seit seiner Gründung in den neunziger Jahren nachweisbar nur drei Mal. Er war besetzt mit eben jenem Kleriker, der schon die Anzeigepflicht nicht ernst nahm, sowie einem weiteren Geistlichen von ähnlich hochrangiger Funktion. Der angeblich auch dazu gehörende Psychiater ist zu keiner Sitzung eingeladen worden.

-In einer dritten Rolle hat eben jener Monsignor, der schon an allen anderen Stellen das Verfahren blockierte, auch noch gleichzeitig die Seelsorge sowohl für die Beschuldigten als auch für die Opfer übernommen.



Ich bin erst auf Seite 14 von 431, habe aber schon die Schnauze voll von dieser Altmännerverherrlichung ihrer eigenen Unfehlbarkeit (scheint abzufärben, irgendwie), dieser Arroganz und kompletten Realitätsferne, sowie der vollständigen Ignoranz der Tatsache, dass es außer dem unbeschädigten Ruf der katholischen Kirche noch andere schützenswerte(re) Rechtsgüter auf dieser Welt gibt.

Der irische Premier hat sich so ähnlich geäußert wie ich. Daraufhin hat Benedikt (beleidigt?) seinen Nuntius zurückgezogen. Offenbar sah er keine Handhabe, vielleicht falsch dargestellte Ergebnisse richtig zu stellen- gehen wir also davon aus, dass ihm nichts Besseres einfiel.

Es wird Zeit, dass im Vatikan mal wer das Fenster öffnet, um diese lebensfeindliche Selbstverliebtheit einer Sauerstoffdusche zu unterziehen.

Wie nennt man es eigentlich, wenn für eine Organisation Verantwortliche geltende Gesetze systematisch ignorieren und unter Inkaufnahme körperlicher und/oder seelischer Schäden bei Dritten alles tun, um dieses Gesetze brechendeVerhalten weder bekannt werden zu lassen noch abstellen zu müssen?

Ganz richtig: Organisierte Kriminalität.

Jagt sie davon, allesamt.

Samstag, 23. Juli 2011

Landschaftspark Duisburg Nord, die zweite.

Abt: Alles so schön bunt hier!




















Abt.: Schwarzmalerei





















Abt.: Viel Wind um nichts?





Abt.: Diverses






Mit einer Freundin war ich im Landschaftspark, der zu jeder Jahreszeit anders aussieht. Im Gegensatz zu den Lichtstimmungen  vom letzten Mal (s. Flickr-Account) war es wirklich schwieriger, eine halbwegs schöne Atmosphäre hinzukriegen. Allzuviel bearbeitet hab ich nicht, nur das Ding mit den dreieinhalb Rotoren in der Abteilung Buntes, da hab ich ordentlich an der Sättigung gedreht...
Dafür war es fast so kalt wie beim letzten Mal, nur dass das ein Januar-Besuch war.
Für morgen sind 8-14° angesagt.
Ts.

Schönen Abend noch,

die Lily, die jetzt eine Wolldecke sucht.

Sonntag, 17. Juli 2011

Maklers Prosa

Von Zeit zu Zeit schaue ich mal nach, ob sich in zuträglicher Entfernung meiner Arbeitsstelle ein neues lauschiges Plätzchen für mich und die befellte Viererbande findet.

Dabei hat es mich immer schon erheitert, mit welchen Stilblüten die Vermieter ihre Wohnungen an die Frau bringen wollen...

Gern genutzte Attribute sind:

Kuschelig (grauenhaftes Wort),
gemütlich (meint in der Regel dunkel vertäfelte Decken mit Sargdeckel-Effekt),
kinderfreundlich (neudeutsch für „laut und staubig“),
großzügig (nein, das heißt nicht groß. Sondern nur, dass ein Weitwinkelobjektiv für die Aufnahmen genutzt wurde),
interessant geschnitten (keine gerade Wand, kein rechter Winkel, Deckenhöhe entweder unter 2,20 oder über 3,50 m...)
renovierungsbedürftig (manchmal steht da auch „an Handwerker zu vermieten“, was Schlimmstes befürchten lässt)
grandioser Ausblick (folgen drei Bilder von Schornsteinen im Nebel- nur, damit niemand merkt, dass die Wohnung eine feuchte Grotte ist, dafür aber im 5. Stock)

Praktisch angewendet, kann sowas doch wirklich Heiterkeit verursachen:


Beispiel 1: Energie

Die moderne Heizungsanlage garantiert günstige Heizkosten Zusätzlich können Sie PKW-Stellplätze in Tiefgaragen anmieten.

(Um die Stellplätze zu verheizen? Oder weshalb?)

Beispiel 2: Wohnsubstanz

PVC-Oberboden und Wandtapezierung können von dem Vormieter übernommen werden.

(Das ist wirklich großzügig. Will der Vormieter vielleicht auch noch eine Abstandssumme für die gebrauchte Tapezierung?)

Beispiel 3: Organspende

Wohnung mit Charakter und Eckwanne sucht Mieter mit Herz für maximal 2 Personen

(Muss das dann ein Doppelherz sein? Oder nennt man das halbherzig?)

Beispiel 4: Ungeklärt

Die Bedürfnisse des täglichen Bedarfs sind in wenigen Minuten fußläufig erreicht.

(Äh. Was?)

Beispiel 5: Multifunktionalität

Der Wohnbereich lädt zum Stellen großer Möbel ein. In der Küche lässt sich eine Küchenzeile plazieren.

(Lebst du noch? Oder stellst du schon Möbel auf?)

Beispiel 6: Exotik

weiße Fliesenbeschich Balkontung in Küche und Bad

(Das will ich auch. Hört sich echt schick an).

Der Gipfel schlechten Marketings wird allerdings erreicht, wenn die Fotos ausschließlich das (sehr, sehr hässliche) Haus, dieses dafür aber von allen Seiten, zeigen. Da weiß man doch wenigstens, wo man nicht hin will. Auch schön: Bilder von singulären Handwaschbecken und Einzelklos. Wobei es ja wirklich nicht einfach ist, aussagekräftige Fotos von einer Wohnung zu machen.

Dafür wird dann, s. o., gern verbal in die Bilderkiste gegriffen, mit allen Risiken.

Da ist es doch schön, wenn man eine Wohnung hat. Ruhig, mit großen Zimmern, kaum vernehmbaren Nachbarn, und was dergleichen Vorteile mehr sind.

Schönen Sonntag, allerseits!

Mittwoch, 13. Juli 2011

Fremdschämen vom Feinsten...

Schlaf


...ist auch nicht mehr das, was er mal war.
Nicht, dass ich schlecht schliefe. Nur, der Rhythmus- der entgleitet mir immer wieder. Diese Woche hat schon folgendes gesehen:
Sonntag Abend gegen 23.30 Uhr nach Hause zurück gekehrt, und weil ich nicht auf der Rückfahrt einschlafen wollte, hatte ich noch einen kleinen Kaffee gegen halb elf. Schlafenszeit war dann irgendwann gegen halb drei.
Um halb sieben war ich wieder wach (nein, auf den Beinen), und den ganzen Tag natürlich todmüde und schläfrig. Gute Vorsätze brachten mich gegen 21.15 Uhr in die Federn, um 7.15 bin ich aufgestanden und war den ganzen Tag schläfrig, wenn auch nicht so sehr wie am Montag.
Gestern Abend nun war es 23.15 Uhr, und um 4.15 war die Nacht wieder vorbei.
Hmpf.
Meine Tagesstruktur und ich, wir kämpfen noch.

Die Frisur

...ist wieder kurz. Vermutlich hab ich das schon geschrieben, ebenso wie ich in letzter Zeit laufend Fotos doppelt poste (Wird Zeit für ein bisschen Ordnung in meinen Dateien). Aber egal, die langen Haare sind wieder ab. Eigentlich wollte ich auch nur einmal in meinem Leben die Haare hochstecken können, was mir dann auch vergönnt war. Zum Glück hab ich eine Riesenmenge Haare, komplett unbeeindruckt von allem, was angeblich problematisch ist bei Frauen über 40. Also kein dünnes, splissiges Haar, keine Ausfälle (wenigstens etwas). Leider hab ich dann festgestellt, dass ich laufend damit beschäftigt war, Spangen, Nadeln, Haargummis und so weiter zu verstreuen, und ständig den Zopf gezwirbelt habe, die Zotteln hinter die Ohren gehängt und um die Finger gedreht, hochgesteckt und wieder herunter gelassen, kurz, die Hände immer beschäftigt hatte. Das ging mir sowas von auf die Nerven. Und vor zwei Wochen bin ich dann losgelaufen in der Mittagspause und hab mich in den ersten offenen Friseurladen gesetzt, den ich traf. Und ja, es sieht einfach besser aus. Nicht mehr so trutschig und tantig. Dafür muss ich jetzt wieder jeden Morgen Haarewaschen, aber das ist nicht so tragisch.

Meine Bilder

… hängen hier herum und kramen mir die Wohnung voll. So langsam geht’s mir auf den Senkel, und ich habe das Gefühl, dass ich hier ersticke in zuviel Leinwänden. Ich überlege, eine Seite hier anzuhängen mit allen Bildern, die ich verkaufen möchte, bzw. die ich überhaupt gemalt habe. Eine Diskussion gestern mit dem besten Freund von allen ergab, dass er der Meinung war, dass die hier im Text geposteten Bilder zu klein seien. Nun sind sie bereits in der von Blogspot vorgegebenen Version X-Large eingestellt. Noch größer hieße „Originalgröße“ und wäre nur noch mit Scrollen zu sehen, nicht mehr im Ganzen. Das halte ich nicht für gut... andererseits SIND einige von den Bildern nun mal sehr groß (eine 100x100 Leinwand ist nicht für jede Wohnung geeignet). Meines Erachtens ist es einfach zu schwierig, bei den größeren Leinwänden überhaupt ein Gefühl für den Maßstab zu erzeugen. Das Bild „Wendeltreppe“ z.B., das erste im vorvorigen Post, ist 100 x 70 cm, und dummerweise von mir randlos fotografiert. Es könnte auch 50 x 70 sein, das Foto selbst lässt da keinen Rückschluss zu. Blöderweise ist auch auf dem Foto keine Spur davon zu sehen, dass es im Original einen leisen 3-D-Effekt hat, weil die Spiralen einen räumlichen Eindruck erzeugen (Zumindest für meine stereooptisch herausgeforderten Augen ist das so). Seit einiger Zeit gibt’s bei Blogspot diese Möglichkeit, sich eine Zusatzseite dranzuhängen, was die Bilder im großen und ganzen von der Hauptseite weg halten würde. Was soll ich tun? Und wenn ich die Seite anhänge: Soll ich weiterhin in den laufenden Posts auf neue Veröffentlichungen hinweisen? Oder heißt es „hin weisen“?
Derzeit bin ich meist mit Zeichnen- und Skizzieren-Üben beschäftigt, weshalb es weniger neue richtige Bilder gibt. Ein bisschen Handwerkszeug ist eben auch gefragt. Und ein bisschen besser bin ich schon geworden. Wenn ich mir Mühe gebe, und die Flinte nicht zu schnell ins Korn werfe.


Ansonsten

… muss ich jetzt gleich duschen und zur Arbeit.

Bis später,

schönen Tag!

Vonne Lily.

Sonntag, 10. Juli 2011

Was ich noch zu sagen hätte...

bleibt hoffentlich nicht nur diesem Post hier vorbehalten... Alle Gerüchte, ich hätte keine Lust mehr bzw. wäre schreibtechnisch dahingeschieden entbehren der Grundlage.
Zunächst möchte ich mal hier und jetzt "Vielen Dank" sagen. Nicht nur für das Daumendrücken, sondern auch dafür, dass offenbar einige Leute dabei geblieben sind im letzten Jahr, das ja nicht so üppig war, blogorrhoemäßig betrachtet. Ich habe jedoch viel Zeit dafür gebraucht, mein neues Leben so einzurichten, dass es zu mir passt... und die Menschen darin willkommen zu heißen, die ich kennen gelernt habe in der Klinik und in der Zeit danach. So sehr ich auch die virtuelle Gemeinschaft schätze, so wichtig war es auch, mal wieder zu erfahren, dass man noch das hat, was der Nerd als Real Life bezeichnet im Gegensatz zum elektronischen.
Viele bis dato dem Blog überlassene Diskussionen sind inzwischen in diesem wirklichen Leben angelangt, und ich kann manche Dinge jetzt direkt und in der persönlichen Ansprache durchgehen. Das hat den Vorteil, dass ich mich nicht erst stundenlang mit der Formulierung abplage und dann diese in die ewig missverstehbare Schriftsprache bringen muss- einige Themen sind demnach blogtechnisch tot. Und das ist gut so.
Diese konnte ich ohnehin nicht in aller Deutlichkeit ausbreiten, das verbietet das Medium und seine Offenheit, also blieb fast immer nur die Andeutung. Das ist vielleicht Spannung, aber keine Lösung durch Hilfe von außen- im Großen und Ganzen hab ich dadurch immer noch im eigenen Saft vor mich hin geköchelt. Klar kann man viele Dinge für sich selbst klären, wenn man hart nachdenkt, aber andererseits ist es nicht einfach, wirklich neue Anstöße zu bekommen.
In der ganzen Zeit und auch vor der Klinik hat mich mein bester Freund begleitet. Zu jeder Tages- und Nachtzeit war er für mich da, hat sich angehört, wenn ich getobt habe oder geweint, hat mich im Leben gehalten und war an jedem einzelnen suicidal sunday praktisch nonstopp an der Strippe. Ihn kennen gelernt zu haben verdanke ich diesem Blog- denn er war und ist ein Leser, und eine meiner besseren Ideen in den letzten drei Jahren war es, an einem bestimmten Punkt zu sagen, dass dieser Austausch eine reale Grundlage benötigt und einfach hinzufahren. Dem einen Besuch sind viele andere gefolgt- Der Erfinder der Flatrate sei trotzdem gelobt und gepriesen, denn ohne diese wäre das nicht verfolgbar gewesen, nicht in diesem Umfang.
Dank des immer währenden Gesprächs mit einem realen Menschen hatte ich die ganze Zeit jemanden, der mich auch in der Realtität gehalten hat, und der nicht zuletzt den Entschluss, in die Klinik zu gehen, wesentlich beeinflusst hat. Es hat jede Menge Anlässe gegeben, zu denen ich mich hätte wieder dagegen entscheiden können, aber wenn da jemand ist, der immer wieder bestärkt, wie gut dieser Entschluss war und wie sehr einem so ein Aufenthalt helfen wird, dann steht man auch das Warten durch. Ich glaube, er war der einzige Mensch auf der Welt, der wusste, wie schlecht es mir ging. Es sind auch jetzt noch nicht alle Probleme gelöst, aber ich habe ein paar Fähigkeiten dazu gewonnen, die mir helfen, aktiver damit umzugehen und mich nicht in Schreckstarre zurück zu ziehen, wenn die Dinge anfangen, zu schmoren.
Mit dieser und der Hilfe Anderer werden sich sicherlich noch einige Änderungen in meinem Leben ergeben.
Nicht zuletzt ihm und auch der Klinik hab ich zu verdanken, dass ich mich auf diese neue Stelle bewerben konnte. Die Schere im Kopf, die mir sagt, dass ich Verbesserungen nicht verdiene, ist ein bisschen kleiner geworden im vergangenen Jahr...
Ich hab keine Ahnung, ob ich Aussicht darauf habe, die Stelle zu kriegen, aber ich glaube, sie kann eine große Chance sein, zu zeigen, was ich wirklich kann. Da wird es ums Schreiben gehen, um Kontakte mit Menschen, um eine komplett andere Arbeit als bisher. Natürlich hab ich Bammel, und war mehrfach so weit, da anzurufen und den Leuten zu sagen, sie sollen die Bewerbung einfach vergessen. Aber wenn nicht jetzt- wann dann? Immer nur meckern kann jeder.

So. Und auch, wenn die Themen hier vielleicht andere werden, wenn ich nicht mehr so oft und so lange Postings bringe wie früher, Blogorrhoe wird es weiter geben. Und was mich betrifft ist das gut so.

Einen schönen Sonntag wünscht euch

dieLily

Samstag, 9. Juli 2011

Ende einer Scheißwoche.

Aus verschiedenen, nur teilweise internettauglichen Gründen war die vergangene Woche eine sogenannte Scheißwoche, zu deren Gelingen auch das gestrige Gespräch nicht so furchtbar beigetragen hat. Ich weiß noch nicht, was draus geworden ist, und da ich über keinerlei fundierte Erfahrungen auf dem Sektor verfüge, kann ich nicht mal raten, wie der Hase laufen wird. Aber so oder so: Ich bin froh, dass die Woche vorbei ist. Vielen Dank fürs Daumendrücken- es hat mir insofern geholfen, als mir klar wurde, dass ich nichts weiter zu befürchten habe, als dass alles beim Alten bleibt. Und der Status quo ist wirklich nicht schlimm, die Bewerbung hab ich geschrieben, weil ich da über kurz oder lang weg muss, und mir daher gern aussuchen möchte, wann und wohin. Wenn ich zulang warte, und es dem Personalreferat überlasse, wo man mich hin setzt, lande ich nachher irgendwo, wo ich Bleistifte sortieren muss, und das brauch ich nicht wirklich.
Wie dem auch sei, zum Entspannen und als Dankeschön ein paar Fotos:

 Ist derzeit ausgestellt- "Wendeltreppe"


 Hängt ebenfalls in Wuppertal: "Entrance"


 Filigran


 Nicht ausgestellt: "Soleil I" 


 Wuppppppertal von oben :-)


 Alles so schön bunt hier: Wupper"tal", noch mal von oben


 Eine kleine schlampige Schönheit im Schrebergarten.


 Rosenbogen


 Abwärts


Aufwärts


Ihr seht, ich fotografiere immer noch. Es macht nach wie vor Spaß, und ich hoffe, noch viele Gelegenheiten zu haben, um die Kamera mitnehmen zu können und vor mich hin zu knipsen. Das wäre der Vorteil (zweischneidig) an dem neuen Job: Ich käme mal ein bisschen rum. Nicht das schlechteste, aber immer damit verbunden, einen Katzensitter zu brauchen. Aber ich werd jetzt nichts überstürzen, vielleicht brauche ich mir darum ja keine Gedanken zu machen. 
Gleich werde ich Abschied von meiner kleinen Nichte feiern: Das Kind (sie ist 15 geworden) geht im August für ein Jahr in die USA. Sowohl vor ihrem Ehrgeiz (es war ihr ausdrücklicher Wunsch, und sie hat sich komplett allein um alles gekümmert- jetzt darf sie ein Jahr in einem teuren Internat dort leben), als auch vor dem Vertrauen meiner Schwester und ihres Mannes in die Lebenstüchtigkeit ihrer Tochter habe ich einen Riesenrespekt. Ich glaube, da macht eine Familie mal alles richtig. 

Liebe Grüße, und ein schönes Wochenende euch allen, 

vonneLily

+

Freitag, 8. Juli 2011

Summ



Trööt- ratter-schepper-knall…
Macht mal Lärm, ihr da draußen. Damit ich wach bleibe, und heute Mittag nicht allzu viel Gähnen muss. Ich hab nämlich um 14.00 Uhr ein Bewerbungsgespräch, und entsprechend wenig geschlafen… außerdem lenkt Lärm vom Grübeln ab (will ich mir diesen Job wirklich antun? Hm. Was, wenn…?)
Also bitte: Klappert ein bisschen für mich!

Bittet
DieLily

Sonntag, 3. Juli 2011

Wie sich die Zeiten ändern...

...und erst wollte ich ergänzen: Und sich die Bilder gleichen.
Das wäre übertrieben, um nicht zu sagen falsch. Vorgestern ist mir hier beim Sachensortieren ein altes Foto in die Hände gefallen. Es ist dezent unterbelichtet (das kann man heute ändern, ätschbätsch), hatte einen kräftigen Rotstich, und leidet zudem unter 80gerjahre-Geschmacklosigkeit, was Bepflanzung angeht, aber seht selbst:


Fig. 1: Porträt der Autorin als junger Frau. 

Wie man (wenn man mich kennt) weiß, handelt es sich um ein Foto von mir mit meinem Sohn, circa Sommer 1981. Da bin ich achtzehn Jahre alt, und sehe aus, als hätte ich eine Puppe auf dem Schoß. Trotz meiner damaligen Überzeugung wird allerdings niemand über die Schwelle meines Elternhauses treten, und diesen Knaben als den seinen einfordern. Auch sein Vater nicht, aber das ist eine andere Geschichte.
Dies Foto wurde gemacht, als ich noch dazu neigte, meine Nachmittage im Kreise der Familie im Garten zu verbringen. Das, was man gemeinhin als pubertätsbedingte Revolte gegen Eltern bezeichnet, war zum damaligen Zeitpunkt eher im Geheimen geschehen, geheim bis auf die Tatsache, dass da nun ein Kind war. Die offenere Revolte fand in etwa vom 5. bis zum 9. November des gleichen Jahres statt. Naja, nicht wirklich, aber das gibt eine Idee von den eher beengten Räumen, von denen fortan die Rede war, wenn es um meine, also um die Lily-Selbst-Zeit, ging.

Die beste Therapeutin von allen hat diese Zeit (also zwischen Schulabschluss und bevor das Leben mit Verantwortlichkeiten für Andere beginnt) mal "Mädchenzeit" genannt, und meinte damit, dass dies die Zeit sei, in der Frau lernt, sich selbst einzuschätzen, ihre Stärken zu erkennen und ihre Schwächen ebenso, Vorlieben und Lebensstil zu entwickeln und ihre Position im Leben zu finden und auszubauen. Liebe männliche Leser: An sich bin ich nicht so diskriminativ (das ist ganz bestimmt ein Wort, ja wirklich), aber Sozialisation junger Männer läuft auch heute noch etwas anders ab als die junger Frauen.
Heute weiß ich, dass das Dilemma der knappen Zeit für mich begann, als die Verantwortung für Andere sich mit der Schulzeit um zwei Jahre überschnitt.

Frau (und darin sind Männer wohl ähnlich) entwickelt in dieser Zeit auch die Fähigkeit, für sich selbst zu kämpfen und für ihre Überzeugungen. So richtig offen zu kämpfen hab ich nicht gelernt. Die Leute, die mich im Alltag treffen, sind oft der Meinung, dass man mir das aber nicht anmerke- und inzwischen bin ich nicht mehr davon überzeugt, dass das nicht stimmt. Denn ich stelle mir die Frage, ob nicht die meisten Menschen eher diplomatisch sind, wenn es um die Äußerung ihrer Interessen geht (ob sie jeden Scheiß mit machen ist wieder eine ganz andere Sache).

Die grundsätzliche Diskrepanz zwischen dem, was ich will, und dem, was ich fordere, ist für mein Empfinden immer noch groß, aber inzwischen weiß ich, dass die Umwelt mitkriegt, wenn ich was eigentlich nicht will. Oft ist meiner Umgebung das sogar klarer als mir. Heute ist es selten, dass ich murrend und knurrend durch meine Wohnung laufe und innerlich koche, weil ich a) freundlicher oder b) kooperativer war, als ich sein möchte. Aber früher, im Zeitalter der exklusiven Zweierbeziehungen, war das unglaublich oft der Fall, und mindestens einmal am Tag hab ich in Adrenalin gebadet.
Meist ohne was zu sagen, was a) natürlich unfair ist, b) mir nicht dabei half, meinen Wunsch zu formulieren oder was zu tun, damit ich ihn erfüllt bekam, und c) sensibleren Gestalten ziemlichen Druck gemacht haben muss.
Ihr seht also, hinter der scheinbar friedlichen Fassade der jungen Frau da oben sind Abgründe vorhanden :-)
Mein Eigenbild muss, was das betrifft, mal wieder zur Wartung.

Diese quasi ausgefallene Zeit des Erwachsenwerdens hat aber, wie ich vermute, noch weitere Auswirkungen, alles in allem. Ich frage mich zum Beispiel, ob es denkbar ist, dass alle die Dinge, mit deren Erledigung ich so meine geregelten Probleme habe, nicht Erwachsenensachen sind, mit denen ich nicht "belästigt" werden möchte. Also Dinge, deren Sinn und Notwendigkeit ich sehr wohl erkennen kann (als ein erwachsenen Bewohner meiner inneren WG), denen die 15jährige Lily aber nur zu gern den Stinkefinger zeigt.
Leider fehlt mir bis heute ein schlüssiges Konzept, wie ich mich da kooperativ verhalten kann, also sinnentsprechend und erwachsen, ohne mich zu den Dingen prügeln zu müssen (oder sie einfach so lang zu ignorieren, bis sie absolut und unleugbar anzufassen sind- dann aber natürlich mit sehr viel mehr Arbeit oder Ärger verbunden, als wenn ich sie sofort oder zu einem sinnvollen Zeitpunkt in Angriff genommen hätte).

Wie geht ihr mit solchen Situationen um, oder habt ihr sie gar nicht? Das Geschirr, das auf der Spüle steht und um das Einräumen in die Maschine nur so bettelt, die Fenster, die im Hochsommer das Einschalten des Lichts erfordern, verpasste Fristen, ignorierte Steuerangelegenheiten und, und, und.

Schönen Sonntag zusammen,

dieLily

Samstag, 2. Juli 2011

Gestern

Alles wird gut.