Freitag, 30. Mai 2014

Neuer Status...

Viel Ziel. Wenig Strebigkeit.

*seufz*

die Lily.

Sonntag, 25. Mai 2014

Was zum Gucken :)

Nachdem ich heute einen Großteil des Tages im Wahllokal gesessen und gefühlte hundert Wahlen ausgezählt habe (waren vier- Europa-, Oberbürgermeister-, Stadtrats- und Bezirksvertretungswahlen. Integrationsrat kommt erst morgen dran), hab ich die Pause zwischendurch zum Fotografieren genutzt- das Wetter war traumhaft. Und ihr sollt auch was davon haben.



Der Friedhof, auf dem Raphael liegt

Rhododendron

Rose, mal von ganz nahe

Mohntag :)

Bei mir um die Ecke wächst das wie Unkraut

...und zwar am Rand dieses Feldes. 

Die hingegen wachsen auf dem Schulhof am Wahllokal.
Die Rosen dufteten alle.

Lily

Donnerstag, 22. Mai 2014

Weiter gehts.

Vorgestern abend hat der Tierarzt bei mir angerufen und mir mitgeteilt, dass das Katertier an einem felinen Lymphom gestorben ist. Immer bösartig, und in der Variante unheilbar. Nicht mittels bildgebender Verfahren sichtbar zu machen, es sei denn, man weiß, was man sucht (nicht der Fall gewesen).
Es ist gut zu wissen, dass die Entscheidung richtig war, ihn gehen zu lassen. Es heißt zwar, man könne eine Chemotherapie in Erwägung ziehen, die Katzen recht gut vertrügen, aber ich bitte euch- allein das Einmal-die-Woche-zum-Tierarzt, und irgendwie fixiert da eine Infusion zu bekommen hätte Eddie nicht verkraftet. Das hätte ich ihm niemals zumuten wollen. Und, wenn wir mal dabei sind, meinem Geldbeutel hätte ich es nicht zumuten können, denn hier gibt es noch drei andere Katzen, samt einer Katzenfrau, die alle was zu Essen haben wollen.
Ich kenne die Stimmen, die sagen, man muss gut überlegen, ob man seine Tiere auch behandeln lassen kann, so rein finanziell gesehen, sonst soll man sie gar nicht erst zu sich nehmen.
Hätte ich Eddie aber nicht zu mir genommen (und auch seinen Bruder), dann wären die beiden als chirurgischer Tierarzt-Abfall geendet, noch vor ihrer Geburt. Ihre Mutter sollte nämlich kastriert werden, und da stellte sich raus, dass sie bereits tragend war. Während des Urlaubs ihrer Katzenmama hat das Kätzchen damals (lange bevor sie richtig ausgewachsen war) ihre Katzensitterin ausgetrickst und ist entwischt.
Die Tierärztin, die Gina damals kastrieren sollte, hat dann bei der Besitzerin angerufen und gefragt, was sie tun soll- und der Besitzerin war es sehr unbehaglich bei dem Gedanken, die Jungtiere einfach entsorgen zu lassen. So hat sie rumtelefoniert, wer eine Katz haben wollte. Zu der Zeit hatte ich zwei, und als ich die beiden winzigen roten Tiger da gesehen habe, konnte ich einfach nicht sagen "Du kommst mit und du bleibst hier", zumal ich sie überhaupt nicht auseinanderhalten konnte. Ergo wurden es zwei Zuwächse.
Die, ebenso wie Henry und Emily vor ihnen, alle Tierarztbesuche absolviert haben, die notwendig waren. In den einschlägigen Foren kann man allerdings Geschichten verfolgen, bei denen einem gruselt. Da wird ausprobiert, operiert, medikamentiert und behandelt auf Teufel komm raus, und bei vielen scheint der Gedanke unerträglich, das Tier gehen zu lassen. Klar ist es nicht leicht, einen geliebten Gefährten auf diese Weise zu verlieren- aber bei Tieren haben wir die Möglichkeit, Barmherzigkeit walten zu lassen. Wenn wir das nicht tun, weil wir uns nicht trennen können, dann ist das keine Liebe zu Tieren mehr, sondern Egoismus in einer üblen Ausprägung.
Wie dem auch sei. Alle meine Tiere sind Tierschutz-Tiere, auch Karl ist so ein Notfall gewesen, und Gretelchen ist aus dem Tierheim. Etwas anderes kam nie in Betracht Aber es werden auch nicht wieder mehr Katzen. Die Gruppe versteht sich gut, kommt prima klar miteinander und das will ich nicht stören.
Da so ein Lymphom nicht über Nacht entsteht, frag ich mich natürlich, ob Eddies Außenseiterposition nicht daran lag, dass er bereits katzenkommunikatorisch auffällig war, oder merkwürdig roch oder so etwas... und dass er sich deshalb so an mich angeschlossen hat.
Na prima.... Aus der Reihe "Depressive Gedanken" die neueste Variante: Hast du mich wirklich lieb, oder nur einen Tumor??

Dazu passt, dass Sohn und ich gestern das Grab von Raphael fertig gemacht haben. Ich hätte meinem Enkelkind lieber etwas aus Wolle gestrickt, anstatt 50 Kilo Kies auf seinem Grab auszubreiten. Daran musste ich die ganze Zeit denken, und es war gut, dass es so heiß war. Da sind Tränen nicht vom Schweiß zu unterscheiden, der einem über das Gesicht läuft, wenn man den Kies verteilt.  Natürlich ist es, eine Woche nach der Beerdigung, extrem früh, solche Arbeiten zu unternehmen. Klar wird der Boden noch nachsacken, aber -ätsch- wir haben noch Kies übrig und kippen dann nach.
Auch hier gilt, dass jede Menge Platz ist für depressives und in die Negativität kaskadierendes Gedankengut. So lange ich mich an rein praktischen Dingen festhalten kann, und das ist derzeit unter anderem die Grabpflege, kann ich die Grübelei aber in Schach halten.
Und heute trenne ich mich vielleicht von den drei himmelblauen Knäueln Wolle, samt der Bärchen-Knöpfe, die hier noch herumliegen.



Samstag, 17. Mai 2014

Und wenn es nur dafür gut ist...

es gibt bekanntlich Dinge, die man nicht so gern erlebt (Hinweis: Ja genau die). Gern fragt man sich dann, was das Schicksal (man kann auch eine Schöpfungseinheit fragen, kein Problem) einem eigentlich damit sagen will.
Und jetzt spulen wir mal ein bisschen hin und her in meinem Leben...
Wie einige von euch wissen, ist meine höchsteigene Mutterschaftserfahrung etwas, was ich eigentlich niemandem wünschen würde. Angefangen mit einer Schwangerschaft mit 17, die ich selbstverständlich allein erleben durfte (Warum gehen Väter? Richtig, weil sie es können. Aber Mütter würden es auch tun, bzw. tun es, wenn man sie lässt), durch einige Jahre, in denen ich vieles hätte besser an meiner Seite haben können als ein Baby/Kind, bis hin zu zwei kaputten Ehen, die weder mir noch meinem Sohn gut getan haben- alles nicht so prickelnd.
Diese ganzen Jahre haben mich zwar nicht an meinen Erziehungsprinzipien zweifeln lassen, wohl aber oft an mir. Denn Prinzipien sind das eine, zu wissen, das jetzt gerade eigentlich was anderes wichtig gewesen wäre, sich aber nicht dazu durchringen zu können, ist etwas komplett anderes.
Zu Deutsch: Ich hab soviel falsch gemacht, aus den falschen Gründen, dass ich seit Jahren auch auf dem Mutterschafts-Gebiet voller Schuldgefühle bin.
Dass mein Sohn mittlerweile über 30 ist, macht es nicht besser, denn die Zeiten, in denen man hätte noch Einfluss nehmen können, sind natürlich lange vorbei.
Statt eines gesunden Frühstücks und immer gebügelter T-Shirts mit 5 hab ich in den letzten Jahren zu einem Micro-Post-Adulten-Sohn-Management Zuflucht genommen- ihn eigentlich in Ruhe gelassen, aber von Zeit zu Zeit meine Ideen von seiner Lebensgestaltung mittels "geschickter" Anrufe und so einfließen lassen in seinen Alltag.
Nach Raphaels Geburt hab ich noch einen Zahn zugelegt. Verwaltung ist mein Fach, und es gab massig Dinge zu regeln. Immer dem Geschehen mehrere Meter voraus, schritt die Lily munter fürbaß, und telefonierte, mailte, faxte und machte Leute verrückt (am meisten mich selbst).
Irgendwann mittendrin, kurz vor einer ernsten Krise, hab ich den Anker geworfen. Ich saß, sozusagen, bis zum Hals in Vordrucken, hatte an zwei Telefonen gleichzeitig drei Leute und war insgesamt mega-aufgeregt. Alles natürlich nur, um meinem Sohn behilflich zu sein.
Als ich da dann so saß, stellte ich fest, dass das wirklich nicht das ist, was er benötigt. Er scheint "alles zu seiner Zeit" tief in sich verankert zu haben, und ich hab Gas gegeben bis alle Motoren auf Höchstlast liefen. Statt dessen brauchte er emotionale Unterstützung, jemanden, der ihn herumfährt und ihm das Taschentuch reicht, wenn es mal wieder nötig ist.
Ich hab mich dann zwei Tage komplett ausgeklinkt, hab nur mit ihm und den beiden besten Freunden auf der Welt telefoniert, und mich vor allem nicht von denen erreichen lassen, die selbst getröstet werden wollten. Denn wie traurig ich selbst war, das hab ich auch schön unter dem Vordruck-Berg begraben. Und Leute, die mir mit Jammerstimme ihr Elend vortragen, konnte ich nicht gebrauchen, die mussten sich wen anderen suchen in dieser Zeit.
Es ist mir nicht leichtgefallen. Denn natürlich bin ich gern die, die die Kontrolle hat. Und die abzugeben ist tricky.
Es fällt mir auch immer noch schwer, die Klappe zu halten, und nur dann was zu tun, wenn er akut einen Wunsch nach Hilfe äußert.  Aber es hilft, wenn ich sehe, wie bewundernswert er diese ganze Angelegenheit in Angriff genommen hat, auf wie vielen Gebieten er außerordentliche Reife, Kompetenz und auch Konsequenz zeigt.
Egal, was zu tun ist und was zu entscheiden ist, er drückt sich nicht. Im Gegensatz zu seinem eigenen Vater hat er nicht eine Sekunde lang Zögern gezeigt, zu seinem Sohn zu stehen. Es gab immense Schwierigkeiten, die ich hier nicht ausbreiten kann, die einen heiligen Nobelpreisträger gefordert hätten, und er hat das geschultert und seine Last aufgenommen wie ein Champion. Er ist mit einem knüppelharten Schlag in den übelsten Ecken des wirklichen Lebens angekommen, ist grau geworden dabei und macht trotzdem weiter.
Und es tut gut, zu erleben, dass seine sonstige Umgebung, von der Familie über Freunde bis zu seinem Arbeitgeber, ihn ebenso wahrnimmt. Alle diese Menschen stehen ihm zur Seite, und helfen ihm mit den konkreten Herausforderungen, wie der schlichten Tatsache einer Bestatterrechnung, die nur relativ gesehen niedrig ist. So gute Freunde hat nur jemand, der sie auch verdient.

Wie das Mütter gern mal so sagen: Ich hätte ihm diese Geschichte gern abgenommen.
Aber ich fürchte, ich hätte das nicht so  gut gemacht.
Was übrig bleibt, ist meine neue Sicht auf meinen Sohn, ein erheblich engerer, emotionalerer Kontakt mit ihm und das gute Gefühl, dass ich ihn nicht  kaputt gemacht habe.
Und wenn es nur dafür gut ist, kann ich das ganze Elend annehmen.





Freitag, 16. Mai 2014

Halt and Rest

Am Mittwoch haben wir Raphael beerdigt, in einer traurigen und kleinen Zeremonie. Anschließend sind alle irgendwie davon gelaufen, um ihrem Alltag nachzugehen- für einige von uns hieß das, ihn überhaupt erstmal wieder aufzunehmen.
Vielen herzlichen Dank Euch Allen für die lieben Worte, den Zuspruch und das geistige Dabei-Sein. Das ist alles, was Außenstehende tun können, aber ich kann nicht ausdrücken, wie sehr uns das geholfen hat.


Lily

Donnerstag, 15. Mai 2014

Käpt`n Peng...

und die Tentakel von Delphi. Jetzt neu mit Eulen :)

Allerliebst.

Samstag, 10. Mai 2014

*Klapper*

Stellt euch vor, das hier sei die moderne Variante einer Aussätzigenklapper... Genau, das Ding, mit dessen Hilfe man vor Ansteckungsgefahr gewarnt wurde.
Hier stehe ich also, klappere vor mich hin, und frag mich, ob Unglück ansteckend ist. Wenn ja, fühlt euch gewarnt- aber geht nicht zu weit weg, ein bisschen möchte ich noch gehört und verstanden werden.
Das Eddie-Tierchen, das am Mittwoch noch halbwegs frohgemut nach einem Einlauf vor sich hin kackte, war abends anhänglich und lieb wie immer... wanzte sich auf der Couch an mich heran, schnurrte und gab Köpfchen. Mein Kater, wie er leibt(e) und lebt(e).
Am Donnerstag- nicht so sehr. Da lag er morgens unter meinem Schreibtisch, auf dem komplett katzenruinierten Kissen zur Stufenlagerung der Beine bei Rückenschmerzen (ein Lieblingsplatz von allen Vieren) und - na ja, er lag da halt. Ich hielt ihm ein gewisses Erholungsbedürfnis zu Gute, schließlich war der vorherige Tag anstrengend und er bestimmt noch nicht wieder voll auf dem Damm Als er jedoch nach Feierabend immer noch da lag, schwante mir Böses (warum schwant das? Warum, z. B., spatzt das nicht, oder amselt?) und ich holte ihn zu mir auf meine Therapiecouch (die mit den Joghurt-Flecken, genau die).
Ein erneuter Versuch, ihn mittels Lilys Geheimrezept (verdünnter, gesüßter Jogurt in einer Spritze, bequem ins Mäulchen appliziert) zwangszufüttern scheiterte- er sah gar nicht ein, warum er schlucken sollte. Und ich geb zu, ich war erstmal ziemlich ärgerlich. Denn Tierärzte sind teuer, und mein Budget war schon so gut wie ausgereizt.
Dann merkte ich aber, dass er keine der üblichen Abwehrreaktionen zeigte, als ich ihn an die Hinterbeine fasste. Das kann keiner meiner Fellnasen leiden, da sind sie entweder kitzlig oder bewahren ihr Bargeld auf, jedenfalls ist da meist sofort Alarm. Nicht so bei Eddie. In dem Moment hab ich befürchtet, dass er Probleme mit der Spondylose hat, die er eben auch hatte, und einen eingeklemmten Nerv oder so etwas.
Beim Kraulen-auf-der-Couch wurden dann die Gliedmaßen wieder weich. Zwar war er schlapp, aber das hielt ich für Genesungs"nebenwirkungen".
Gestern morgen dann fand ich ihn wieder unterm Schreibtisch. So schlapp, wie er abends zuvor war, möchte ich mir auch heute noch nicht vorstellen, wie er sich auf das ungefähr 50 cm hohe Kissen hinaufgequält hat.
Als ich ihn hochnehmen wollte, blieb er ganz steif, alle Viere von sich gestreckt, die Krallen starr ausgefahren, die Pupillen weitgestellt. Ganz schlecht.
 Ich musste ihn zunächst mit ins Büro nehmen, denn ich fange um sieben Uhr an zu arbeiten, der TA macht jedoch erst um neun auf. Die zwei Stunden mit einer leise weinenden, stöhnenden Katze im Arm möchte ich nicht noch mal haben. Noch ein Besuch in der Tierklinik, mit einer halben Stunde Autofahrt im Stop-and-Go und dem Trubel dort, wäre für ihn jedoch sicher schlimmer gewesen...
Ich war die Erste beim Tierarzt, der die Diagnose "Das ist was Zerebrales- und ab jetzt wirds schlimm" stellte. Das hat alle meine Befürchtungen bestätigt.
Wir sind noch mal alle Befunde und alle Geschehnisse der letzten Tage durchgegangen, die lange Kette an Werten der Blutchemie und des Blutbildes von Sonntag. Während dessen stand die Tierarzthelferin am Tisch, hat mit mir den Kater gekrault und hatte ebenfalls die Tränen in den Augen. Eddie war in der ganzen Woche so lieb, hat nicht gefaucht und nicht gekratzt, sondern immerzu geschnurrt und mitgespielt...
Auffällig war, dass die Gliedmaßen starr gelähmt waren, der Schwanz jedoch nicht, und die Bauchmuskeln waren ebenfalls weich. Das schloss eine Wirbelverletzung so gut wie aus, und auch Abwehrstarre aufgrund von Schmerzen. Die Pupillen blieben weitgestellt, die Augen folgten wohl, wenn man es darauf anlegte, aber nur sehr verzögert. Die Krallen zogen sich nicht zurück, und auf Schmerzreize zeigte der ganze Körper keine Reaktionen mehr.
Ich hab mich dann entschlossen ihn gehen zu lassen. Alles andere hätte ihn nur weiter gequält, und die Verdachtsdiagnose des Tierarztes (Key-Gaskell-Syndrom) schloss eine Wiedergenesung aus.
Ob es diese Krankheit, die auch feline Dysautonomie heißt war, oder vielleicht ein Hirntumor, wird die Autopsie zeigen. Der Tierarzt möchte gern wissen, was es denn nun war, und ich bin da ebenfalls interessiert. Falls irgendetwas hier die Erkrankung verursacht hat, hab ich schließlich noch weitere potenzielle Opfer in meinem Haushalt, die ich nicht auch noch verlieren möchte. 
Ich gebe mir Mühe, nicht darüber nachzudenken. Und nicht darüber, dass nie wieder das Eddie-Gesicht oben über den Schrank schaut und mich anschnurrt.
Von den anderen Katzen scheint ihn keiner zu vermissen.
Kleiner Eddie.

Freitag, 9. Mai 2014

...

Eddie
23.06.2006-09.05.2014

Mittwoch, 7. Mai 2014

Zwischenzeit

So traurig ich auch bin, so froh bin ich gleichzeitig, dass diese Zwischenzeit ein Ende hat. Denn wir haben im Prinzip von Raphaels Geburt an gewusst, dass er nicht lange bei uns sein würde, dafür waren seine gesundheitlichen Probleme einfach zu ernst. Dabei zu stehen und zu warten war übel. Und zu erleben, wie die Dinge ihren Lauf nahmen, konnte einem das Herz umdrehen- die Prognose war von Anfang an infaust und trotzdem flammte immer wieder so etwas wie Hoffnung auf. Wie zum Beispiel als er anfing, selbst zu atmen- nicht nur seine Mutter hatte Probleme, diese Tatsache mit dem, was die Ärzte prognostiziert hatten, in Einklang zu bringen. Ich weiß, was eine EEG-Nulllinie ist, und er hatte sie in jedem einzelnen EEG, das geschrieben wurde- und trotzdem konnte er seit dem Wochenende schlucken.
Die Hoffnungen waren nicht nur unbegründet, sie hatten auch gleichzeitig schlimme Bilder im Gepäck- die von einem Erwachsenen, seit Geburt beatmet, der irgendwo in einer Pflegeeinrichtung liegt und nicht in dieser Welt ist, aber auch in keiner anderen. Das ist eine Horrorvision für mich. Auch und vor allem, weil so ein Bild automatisch bedeutet, dass auch seine Eltern in dieser Zwischenwelt gefangen sind.
Und das hat einfach niemand verdient.
Die Trauer um dieses verlorene Leben umfasst keine Erinnerungen an ein lebendes, lachendes, spielendes Kind, sondern den Abschied von Plänen, Wünschen und dem, was hätte sein können. Aber sie bedeutet auch, dass die anderen Leben, rings um den Kleinen, nicht auf ewig in dieser Zwischenzeit gebunden sind.
Und dafür können wir dankbar sein.





Montag, 5. Mai 2014

Niemand sieht einem ins Gesicht

wenn man weinend von der Frühchenintensivstation kommt. Mein Enkel Raphael ist heute nachmittag gestorben.

Es ist ja nicht so...

...dass hier nur Heulen und Zähneknirschen herrschten.
 Nein. Weit gefehlt.
Zwischendurch ist die Katz krank (Eddie mal wieder), so dass man in drei Tagen dreimal zum TA muss, der Kater Anstalten macht, hier und jetzt zu sterben (man hat ja auch sonst keine Probleme) und dann vermutlich an einer Verstopfung leidet (400 € für die Diagnose, Herrschaften, sowie einige Medikamente und vieeel isotone Kochsalzlösung) (Kater, die Rechnung zieh ich dir vom Kitekat ab) (Die Stimmung ist, mit nicht mehr unübersehbar leidendem Kater viel besser). Wenn er bis morgen nicht kackt, dann braucht er ein Klistier (der TA hat vermutlich vor lauter Dollarzeichen in den Augen mein ungläubiges Staunen übersehen) (Der Kater wird derzeit zwangsernährt mittels 50 ml-Spritze und einem Joghurt-Wasser-Honig-Gemisch, ausgedacht und verabreicht von mir) (das sollte auch der Verdauung auf die Sprünge helfen).

Ich lenke mich zwischendurch ganz unverhohlen ab, lese albernes Zeug, schau mir Tierdokus an (Mord und Totschlag à la Criminal Minds sind mir im Moment zuviel) sowie einen Rerun der zu Weihnachten gesendeten Dr. Who-Episoden. Dort fand dann gestern abend in der Folge "Wilder Westen" der folgende Dialog statt:
Der Pastor eines Wild-West-Städtchens zum Doctor: "Das Pferd heißt Joshua, das heißt "Rettung"
Der Doctor zum Pastor: " Ich spreche Pferdisch. Er sagt, er heißt Susan, und bittet Sie, seine Entscheidung zu respektieren". 
Da hab ich dann doch mal laut gelacht.
Hoch lebe der Doctor (Dr. Who??)
Wundert es eigentlich wen, dass mir der Kopf weh tut?

Seufz.

DieLily


Freitag, 2. Mai 2014

Absurdistan, Abt. Öffentliche Gesundheitsdienste

Wie ihr inzwischen alle wisst, liegt ein Teil meiner Kernfamilie in diversen Betten eines öffentlichen Krankenhauses.
Die Schwiegertochter, die vor einer Woche noch im Koma lag, ist mittlerweile wieder auf den Beinen, es geht ihr soweit ganz gut. Die Auswirkungen des Leber- und Nierenversagens und die Folgen der so katastrophal verlaufenden Entbindung sowie des septischen Schocks sind noch nicht vollständig behoben, sie ist jedoch auf dem Weg der Besserung und läuft bereits wieder herum.

Schrecklich ist jedoch weiterhin der Zustand von Raphael, meinem Enkelkind. Er wurde klinisch tot geboren, reanimiert und mit einem APGAR von 2 auf die Intensivstation aufgenommen. Bis Montag wurde er beatmet. Am Montag wurde versuchsweise die Beatmung abgeschaltet. Raphael atmete von selbst weiter- was alle erstaunt und verwundert hat. Dem Fachpersonal und auch meinem Sohn und mir war jedoch schon klar, dass dieses Atmen nicht von Dauer sein konnte. Seit der Aufnahme in die Klinik haben sämtliche EEGs eine Nulllinie gezeigt. Die Hirnscans haben keine Durchblutung des Gehirns feststellen können, lediglich Stammhirnreflexe sind auslösbar. Die  Diagnose  "apallisches Syndrom" ist fast ein Euphemismus in diesem Zusammenhang.
Meine Schwiegertochter, sehr religiös und unter starkem Einfluss ihres (evangelikalen) Pastors, hat nach einem Blick auf das scheinbar lebende, warme und atmende Kind beschlossen, dass auch die Wiederaufnahme der Gehirntätigkeit eine Frage der Heilung aufgrund göttlicher Intervention sein würde, und hat sich dahingehend durchgesetzt, dass auch weiterhin Atmungsunterstützung vorgenommen wird, ebenso wie alle anderen Organunterstützungsmaßnahmen die denkbar sind. Sie unterschreibt gar nichts (aufgrund dringender Anweisungen des Pastors), so dass mein Sohn auch die Vaterschaft bisher nicht anerkennen konnte. Das führt dann dazu, dass jegliche Entscheidung nur noch unter dem Blickwinkel ihres Einflusses getroffen wird. Da bleibt dann, Religionsgemeinschaft sei Dank, kein Platz mehr dafür, diese kleine Seele einfach gehen zu lassen. Statt dessen wird dem Sterben des Kindes auf Raten zugesehen, inklusiver mehrfacher Reanimierung aufgrund zwischenzeitlich stattgefundener Herzstillstände.
Der hier eine Rolle spielende Pastor hat der Schwiegertochter auch ausgeredet, am Samstag vor Ostern ein Krankenhaus aufzusuchen, da "Gott allein da helfen kann". Am Ostersamstag hätte jeder verantwortungsbewusste Gynäkologe die Schwangerschaft durch Kaiserschnitt beendet. Die Amnioninfektion hätte ihn dazu gezwungen. Diese Gelegenheit wurde verpasst, und daran trägt dieser Geistliche Schuld. Diese Schuld möge ihn für immer verfolgen.

Die eigentliche Geburt am Ostersonntag wurde dadurch erschwert, dass Raphael eine Steißlage war. Dadurch wurde unter der Geburt die Nabelschnur, die um den Hals des Kindes verlief, abgedrückt- und dadurch, dass er eben verkehrt herum kam, konnte er noch nicht selbst atmen. All das wäre bei einem Kaiserschnitt ohne jede Auswirkung geblieben. Dass der Rettungswagen sich dann noch verfahren hat und das Haus nicht fand, war nur noch das Tüpfelchen auf einem großen, fetten, hässlichen i.
Am letzten Donnerstag, noch ohne die Mutter, hat mein Sohn sein Kind taufen lassen, und zwar katholisch. Der uns völlig unbekannte Geistliche hat sein Werk gut getan, und weder Höllenbilder entworfen noch unverantwortlich Hoffnung verbreitet. Damit konnte vor allem mein Sohn gut leben, und um den  dreht sich augenblicklich mein gesamtes Denken. Einen kleinen Abschluss hat das Elend für ihn da gefunden, die Entscheidung, die kleine Seele gehen zu lassen, konnte er treffen.
Danach wurde die Mutter aus der Uniklinik wieder in das gleiche Krankenhaus verlegt, in dem ihr Sohn liegt- damit sie Abschied nehmen kann.
Die ersten Gespräche mit den Ärzten und ihr waren nicht sehr erleichternd, weil sie der Meinung war, alles andere habe ja auch wieder angefangen zu arbeiten... "and so his brain will start to work again, soon", sagt dieses Gotteskind und strahlt einen an. Das war am Montag, nach dem Versuch, ihn allein atmen zu lassen. Das sind dann Momente, in denen ich verzweifeln könnte, auch, weil sie so eine böse Überraschung für sie bergen.

Inzwischen ist jedoch auch Raphaels Mutter klar, dass da etwas nicht stimmt. Die Arme hatte ja viel weniger Gelegenheit, sich mit den Fakten vertraut zu machen, die erste knappe Woche nach der Geburt lag sie schließlich noch im Koma. Nach der zweiten eindringlichen Belehrung durch die Ärzte hat sie sich gestern entschlossen, die intensivmedizinische Behandlung für ihn auslaufen zu lassen. Keine Reanimation mehr, keine invasiven Techniken, nicht noch eine cardiopulmonale Notfallbehandlung. Da konnte sie endlich auch weinen- wenn nicht ihr Pastor angerufen hätte, und ihr am Telefon das Weinen verboten hätte.
Einsatz mein Sohn, der ihr wieder mit Hilfe der Ärzte und Engelsgeduld klarmachte, was da zur Entscheidung steht. Sie hat sich dann in Ruhe ausweinen können, und im Anschluss daran ihren vorherigen Entschluss bestätigt. 

Und nachdem das alles abgewickelt und der Blutdruck meines Sohnes wieder normal war, ging die Tür auf und die evangelische Krankenhausseelsorgerin stand auf der Matte, um ein gutes Werk zu tun. Hat im Gefolge ihres Gesprächs dann gemeint feststellen zu können, dass die arme Frau ja gar nicht voll informiert ist, und dass man, vor der Entscheidungsfindung, noch einen Dolmetscher* finden muss, der das ganze mit ihr noch einmal durchkaut.

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man meinen, in einer Boulevardkomödie zu stecken, einer von denen, in denen immer die Leute raus und rein rennen und die Dinge immer schneller und chaotischer geschehen, bis dann alles zusammen bricht. Offenbar scheinen sich die Seelsorger und die Ärzte nicht abzusprechen - denn der Chefarzt und der Oberarzt, die die Gespräche mit der Mutter geführt haben, sind der festen Überzeugung, dass sie alles verstanden hat, aber Schwierigkeiten hat, das alles emotional zu verkraften.

Und wer hätte die nicht?
fragt sich
Die Lily.

* die Frage nach einem Übersetzer, der nicht nur die Muttersprache spricht, sondern auch psychologisch bewandert und am besten auch noch Mediziner ist, haben wir auch schon gestellt, und sind gescheitert. Die Muttersprache meiner Schwiegertochter ist ein nigerianischer Dialekt, den sie jedoch auch nicht durchgängig spricht. Meist spricht sie Englisch, sehr geübt, wenn auch mit starkem afrikanischem Akzent. Ihren Heimatdialekt spricht sie fast nur mit ihrer Schwester (die im übrigen der gleichen Gemeinde angehört und eins zu eins den Willen des Pastors vermittelt und unterstützt)
Es ist sehr schwer, hier die Balance zu halten, und nicht aus Sprachproblemen auf Intelligenzmangel zu schließen, es ist ungeheuer schwierig, in so einer Situation sich nicht von seinen eigenen kulturell bedingten Trauermechanismen steuern zu lassen und dem anderen die Emotion und die Ratio nicht abzusprechen, wenn er anders, vielleicht bizarr oder hart, reagiert.