Mittwoch, 29. Oktober 2014

Basteln




Basteln ist für mich ein ziemlich seltsames, beinahe gruseliges Wort, fast so wie Kuscheln. Beides spielt sich in einer Welt ab, die für mich keinen barrierefreien Zugang hat. Und doch.
Und doch erwischt mich von Zeit zu Zeit ein Basteltrieb, so auch neulich. Seit Monaten ärgere ich mich beim Stricken über das Chaos im Strumpfstrickzubehörbehälter. Das beginnt bei Nadeln verschiedenster Größe, die wild durcheinander in der bisher genutzten hübschen Geschenkschachtel herumstehen, vermischt mit Häkelnadeln, Kugelschreibern, Scheren und so weiter. Zettel sind eh nie zu finden, und wenn ich eine Nadel zum Vernähen brauche, muss ich der Schachtel auf den Grund gehen (und steche mich an den Stecknadeln, die auf eben jenem in wilden Haufen Parties feiern).
Seit Monaten also ärgert mich das. Und seit ebenso vielen Monaten habe ich den Plan, die Schachtel durch etwas Mehrteiliges zu ersetzen. Sowas Köcheriges, in dem man Nadeln nach ihrer Dicke sortieren kann, Häkelnadeln, Maßbänder, Stifte und Zettel ihren Platz haben und ohne Aufwand dahin können, wo man sie problemlos wieder finden kann. Eine Recherche im Netz ergab mal so gar keine sinnvollen Angebote. Das Wunschutensil bräuchte mindestens vier höhere und zwei flache Verstaumöglichkeiten, erstere für die Nadeln verschiedener Stärken, letzteres für die Ablage von allem weiteren Kram. Mindestens eine der flachen Ablagen müsste die Möglichkeit bieten, dort einen 10 x 10 cm-Block mit Notizpapier aufzubewahren.
Kurz und gut: Sowas gibt’s nicht. Es gibt diese unsäglichen Rollen, mit tausend fiesen kleinen Schläuchen, in die man die Nadeln reinpopeln kann, wenn man an zu viel Geduld leidet. Und es gibt das Zeug zum Schreibtisch-Aufräumen, das aber zu wenig Sortiermöglichkeiten für Nadeln hat.
Was macht die Lily? Einen Plan. Dazu wurde dann Bastelsperrholz (Achtung! Komisches Wort enthalten!), Leim und so ein Kram gekauft, und die Dekupiersäge meiner Mutter entstaubt.
Nach mehreren Stunden bzw. Anläufen stellte sich dann heraus, dass die Säge und ich keine Freundinnen werden können. Die sägt nämlich schief, und das ist bestimmt nicht meine Schuld. Meine Mutter faselte was von „Geduld“ und „Muss man üben“, aber ich war zu sehr mit Toben beschäftigt, um ihr zuzuhören.
Eine Alternative musste her. Wenn ich schon, so dachte ich für mich, zu blöd bin zum Sägen, so sollte ich doch Kleben können, stimmts?
Neues Holz musste her, und ich suchte überall nach kleinen Pappschachteln im gewünschten Größenbereich (also eher schmal und hoch statt breit und flach- gar nicht so einfach).
Nachdem mein mentaler Zustand also auf die Verwendung von Klebstoff, Scheren und ähnlichem umschaltete, konnte es am Sonntagnachmittag los gehen.
Mehrere Stunden, eine Tube Klebstoff, ein paar Schnitte in der Wohnzimmer-Tischplatte und diverse Wutanfälle später hab ich da jetzt was stehen, was seinen Zweck erfüllt (mehr aber auch nicht…).
Richtig zusammen hält es nicht durch den Klebstoff. Dieser dient eigentlich mehr dazu, in feinen Fäden das Gebastel zu umspinnen… das hat mich schon als Fünfjährige wahnsinnig gemacht. Alle Mädchen klebten brav und sauber das Tonpapier zusammen, meines sah aus, als habe eine schleimige, glitzernde Schneckenhorde ihre letzte Orgie darauf gefeiert. Sauber und gerade schneiden kann ich auch nicht. Wenn ich die Schere nehme, kleben anschließend die Schneiden zusammen (fragt nicht). Nehme ich das Cuttermesser und eine Anlegeschiene, dann zerschlitze ich die Schiene, auch wenn sie aus Metall ist (fragt immer noch nicht). Nach Abschluss der jeweiligen Bastelaktion sehe ich aus wie ein Schwein, das sich die Locken mit Uhu festigt, und alles ist voller feiner Papierfetzchen. Ich auch.
Diesmal hab ich den Klebstoff dazu genutzt, alles irgendwie vage auf die bretterne Unterlage (ich sag jetzt nicht Bastelsperrholz, da kommt das B-Wort drin vor) zu heften. Vorher hatte ich alle einzelnen Schächtelchen mit Geschenkpapier eingewickelt, damit es wenigstens ein bisschen harmonisch aussieht. Leere, an einem Ende offene Schachteln in Papier einzubinden ist übrigens nicht einfach, weil man kaum das Papier schön glatt streichen kann- dann klappen die Schachteln zusammen, und das ist doof.
 Klebstoff und auch Leim hielten nicht richtig, daher habe ich Klebeband zur Hilfe genommen- breites, klares Paketklebeband. Hält… Und dann, wie gesagt, alles nett auf dem (auch geschenkpapierten) Brett arrangiert- und zum krönenden Abschluss mehrere Meter von dem Klebeband außen rum gewickelt. Sieht alles so aus, als wäre es nicht richtig aus einer Zellophanhülle befreit worden. Und von weitem, bei spärlicher Lampenbeleuchtung, sogar richtig hübsch.
Und weil es sich so prima bewährt seit Sonntag, bin ich am gestrigen Tage in die Stadt marschiert und habe wie eine dreijährige Kindergartenanfängerin ein Bastelgeschäft aufgesucht- will auch eins für Mama machen, menno!!
Dreimal dürft ihr raten, was sie nicht haben? Rrrichtig. Schachteln. Zumindest keine, die eckig und hochkant und irgendwie…schachtelig sind. Nur Herzchenformen und sowas, und das kann kein Mensch gebrauchen… Aber es gibt Firmen, die winzig kleine Tüten in 11 x 7 x 4 cm Größe herstellen, aus dem gleichen Zeug, aus dem die Papiertüten beim Discounter sind- bzw. noch stabiler.
Dazu habe ich ein bisschen Scrapbook-Zubehör gekauft. So bedruckten Bastelkarton (ihh, B-Wort).
Mit dem bunten Karton hab ich dann die einzelnen Papptütchen zu einer Reihe zusammen geklebt und hab mir sehr viel Mühe gegeben, nicht alles einzusauen. Dann hab ich mit mehr von dem Druckkarton wieder Bastelsperrholz bezogen, und die gruppierten Tütchen sowie zwei noch vorhandene Schachteln darauf befestigt. Es sieht irgendwie merkwürdig aus, aber es ist alles drauf, und sogar ordentlich geklebt. Und ganz ohne Paketklebeband, hält aber trotzdem.
Und morgen werde ich wie ein Kindergartenkind meiner Mama was Selbstgebasteltes zum Geburtstag schenken. Und vorsichtshalber noch ein Buch, damit es nicht ganz so peinlich ist.

Schönen Tag Euch allen, und denkt immer dran: Leim und Zwingen halten Finger und Holz zusammen!

DieLily.

Montag, 27. Oktober 2014

Jauchzend in der Duldungsstarre







Die Überschrift, die mir so gut gefiel, als sie in einem Gespräch mit einer lieben Freundin sozusagen gekürt wurde, die lässt mir beinahe immer noch ein Grinsen im Gesicht stehen. Leider hab ich jetzt zwei Tage lang drüber nachgedacht, was man da Lustiges zu schreiben könnte, mir ist aber nur Unlustiges eingefallen.
Jedenfalls wurde diese Überschrift gemeißelt, geformt und geprägt, weil Silke G. aus BN und ich am Freitag Abend über das hier gelästert haben. Demnach hat frau den Beischlaf in der Ehe nicht nur zu dulden (->>> Duldungsstarre), sondern sie hat sich jeglicher abwertender Meinung bzw. Äußerung zu  enthalten. Eine rein passive Opferung ihrer selbst entspricht aber auch nicht dem, was sich weiland der oberste ordentliche Gerichtshof der Bundesrepublik so unter ehelichem Verkehr vorstellte (->>> Jauchzen).
Komisch- vor dreißig Jahren, als uns im Rahmen unseres FH-Studiums dieses Urteil des BGH erstmalig präsentiert wurde, haben wir uns noch schenkelklopfend über diese Richter amüsiert.
Heute erbost mich so ein Urteil, obwohl es beinahe 50 Jahre alt ist. Und weil es, trotz allem, nicht wirklich aus der Welt ist- 2009 wurde in Afghanistan ein Gesetz verabschiedet, nach dem sich eine Ehefrau wenigstens einmal in vier Tagen ihrem Ehemann zu unterwerfen habe.
Ob auch dies jauchzend zu geschehen hat, ist nicht überliefert.

Montag, 6. Oktober 2014

Neulich...

...an der Kreuzung:

Schwer beampelt, alle Ampeln (noch) rot. Ich stand vor der Ampel, die als nächstes grün kriegen würde.

Ein einsamer, in grünem Overall gekleideter Mann auf einem Fahrrad strampelt von rechts nach links mitten über die Kreuzung- er hat ganz offensichtlich rot.
Während seines Rittes über diesen potenziellen Schlachtplatz...
...bekreuzigt er sich unaufhörlich.
Nicht nur, dass er zwecks diesen Behufs den Lenker nur mit einer Hand hält (die er nach jedem Kreuzdurchgang wechselt), und damit neben dem Gott der Verkehrsregeln auch noch den Gott des "Herausgeforderten Schicksals infolge Provozierten Karmas" erbost.
Nein, er gibt auf das Ganze noch eins drauf, in dem er keine richtige Kreuzbewegung durchführt, sondern die Reihenfolge Stirn-rechte Schulter-linke Schulter-Brust vollzieht.
Damit hat er bestimmt noch ein paar weitere kleine und mittlere Gottheiten beleidigt.
Es wundert mich nicht, dass er in dem Moment mit dem Bekreuzigen aufhört, als er die gegenüber liegende Seite der Kreuzung erreicht.
Zumindest hat er keine Angst davor, dass die Rache der Götter ihn erst mit Verzögerung treffen könnte.

Immerhin.

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Heute

ist ein denkwürdiger Tag.
Denn heute kam die erste Weihnachtskarte im Büro an. Gleichzeitig wünschte man einen guten Jahreswechsel nach 2015.

Es war mir eine Freude, den Eingangsstempel "2. Oktober 2014" draufzumachen.

Und ich frag mich, warum man Ostern nicht gleich mit eingeschlossen hat?