Sonntag, 5. Juni 2016

Alles so schön...

...silbern hier.
Da wollte ich doch nie wieder ein silbernes Auto. Auch, weil in den letzten Jahren offenbar kaum etwas anderes gebaut wurde als weiß, grau, silber und schwarz. Etwas trübe Palette. Am Rostbraunrot meines Golfs hab ich mich auch satt gesehen. Das liegt auch daran, dass ich offenbar ein Baujahr erwischt hab, das mit einer Art Plaka-Farbe lackiert war, anders ist der matte und müde Farbton nicht zu erklären. Der Vorgänger des derzeitigen Golfs, noch einige Jährchen älter, hatte nicht nur weniger (wesentlich weniger) Rost aufzuweisen, sondern da glänzte der Lack noch nach fast 25 Jahren, wenn man den kleinen Kerl mal einer Säuberung unterzog. Was, zugegeben, nicht zu meinen Hobbys gehört. Das Ende einer Autoliebe sieht man meinen Karren  immer sehr an.
So auch im Moment. Der Rote ist eine fahrende Gesundheitswarnung, denn mal abgesehen von der Zuladung aus Kram, Zeug und alten Zeitungen, regnete es kräftig durch die rostgeplagte Heckklappe (zwei sehr mürbe Stellen am unteren Rand der Heckscheibe) und leider gilt bei Autos nicht, dass das, was reinkommt, auch wieder rausläuft.
Alles an Feuchtigkeit landete in den Teppichen, und woher die Feuchtigkeit kam, die im Fahrerraum schwappte, hab ich nicht rausgekriegt. Und es schimmelt munter vor sich hin, seit vor einigen Tagen die Regenzeit angefangen hat.
Nicht gut, nicht gesund, und ständig beschlägt einem die Brille.
Es muss mal wieder was neues her, sagte sich die Lily. Und diesmal nicht wieder ein Pauschalen-Auto: 500 €, zwei Jahre TÜV. Das führt nämlich dazu, dass jede Tour, die einen aus der Heimatstadt zum Beispiel zum besten Freund führt, gleich ein Abenteuer ist. Man kann sich unentwegt auf die Schulter klopfen, weil die Tatsache, dass die Uraltkisten viel Sprit saufen, dadurch kompensiert wird, dass man Müll verhindert, indem man ihn fährt. Leider macht dieses einseitige Klopfen genau solche Rückenschmerzen wie das Kauern in einem ausgeleierten und ausgenudelten Sitz.
Zudem ist es nervtötend, den ultimativen TÜV-Termin unaufhaltsam näherrücken zu sehen und damit die Frage, was eher vorbei ist: Die Frist oder das Auto.
Und jetzt war es wieder so weit. Der Termin kam (und verstrich, wie ich gestehen muss), und ich konnte mich nicht entscheiden. Die Gurke reparieren, und damit einer sehr verstrichenen Liebe Geld nach werfen?  Wieder eine Billigkiste? Etwas (oder auch sehr viel) mehr zahlen, und länger was davon haben?
Einen Neuwagen würde ich nur dann fahren wollen, wenn ich mir erstens die Werkstattpflege leisten könnte und zweitens nicht einen Herzkasper riskieren würde, wenn das Auto geklaut oder beschädigt würde. Zwanzig- oder dreißigtausend Euronen rüberwachsen zu lassen, auch wenn ich gern Auto fahre? Niemals. Was nicht heißt, dass ich nicht Spaß hätte an einem wirklich schicken Auto. Wirklich schick scheint bei mir aber immer einen Preis von mehr als 30.000 € zu bedeuten. Und das? Nö, siehe oben.
Gestern aber sollte es losgehen, der Lily einen neuen fahrbaren Untersatz kaufen.
Das Portemonnaie voller Bargeld, wollten der Kollege und ich in aller Herrgottsfrühe aufbrechen, um in die Welt der Gebrauchtwagenhändler einzutauchen. Der Kollege hat nicht nur Plan von Autos, er kann auch handeln. Was bei mir so gar nicht funktioniert. Ich geb auch schon mal mehr als der Verkäufer haben möchte. Weil er mir leid tut, zum Beispiel.
Die Zeit brach an, der Kollege tauchte auf- in einem Auto mit Überführungskennzeichen.
Ab und  zu kauft er mal eins günstig, arbeitet es auf und vertickt es mit Gewinn. Und tags zuvor hatte jemand seinen Verhandlungskünsten nachgegeben und ihm ein Auto preiswert überlassen. In meiner Gewichtsklasse, finanziell und auch sonst. Wieder ein älteres Auto, aber megagut im Schuss, mit wenig Kilometern, und allem, was ich mir so vorgestellt habe.
Und da isser nun :)



Wieder ein VW.

Diesmal ein Bora. Sieht man nicht so oft. Die Stufenheckvariante vom Golf, (hier: IV). Ein irgendwie erwachseneres Modell als sein kürzerer Bruder, finde ich.
Schön ausgestattet, mit praktischen Details wie tatsächlich einer geteilt klappbaren Rückbank (abschließbar), keinen überflüssigen Getränkehaltern (nur zwei, mehr wird nicht benötigt) endlich einer Klimaanlage, Mittelarmlehnen vorn und hinten, für die arthritisgeplagten Ellbogen, Regensensor, und, und, und.
Wieder ein Automatik, da kann man sich sehr schnell dran gewöhnen. Sowohl in der Stadt als auch außerhalb.
81.000 km, die wohl real sind, wie man dem Zustand der Sitze, des Lenkrads und der Pedale entnehmen kann.
2000 Euro.
Freut euch mit mir :-))
Und zündet eine Kerze an, für die Leute in den Überschwemmungsgebieten. Mein Bruder wohnt im Landkreis Ahrweiler, in einem der vom Hochwasser am schwersten getroffenen Örtchen. Da ist alles kaputt, voller Schlamm und Wasser, und viele haben nur das retten können, was sie am Körper tragen. 
Ihm geht es gut, das Haus, in dem er wohnt, liegt am Hang. Trotzdem sind auch die Leute, deren Eigentum und deren Gesundheit verschont wurde, hart getroffen. Nicht nur, dass sie ihren Nachbarn selbstverständlich beistehen, sie riskieren auch viel bei den Aufräumarbeiten. 
 




7 Kommentare:

Paula hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch zum Auto, da hast Du ja wahrlich ein Schnäppchen gemacht, toll! Und Viertürer sind wirklich praktisch, und dann auch noch Klimaanlage! Viel Spaß damit!

Sohnemann hat auch gerade ein Schnäppchen gemacht für 3000, sein erstes Auto überhaupt mit selbst verdientem Geld. Nachdem ich erst einmal in Ohnmacht gefallen bin wegen der Marke und des Modells (dem Modell?), bin ich jetzt besänftigt: es ist ein Jaguar, 20 Jahre alt, und eine Traum-Limousine, heil und 2 Jahre TÜV. Fühle mich wie Queen Mum, wenn er mich tief in taubenblaue Ledersitze einsinkend zum ALDI mitnimmt....

Lily hat gesagt…

Danke ;-) und Glückwunsch zum stilbewussten Sohn.

Frau Vau hat gesagt…

@Paula: Dein Sohn kauft sich als erstes eigenes Auto einen Jaguar?? Wahnsinn..... und eine gute Entscheidung! Er hat offenbar Stil!
Lily, Gratulation zum Bora! Ich mag ihn - und Silber ist doch eine gute Farbe (sagt meine Stilberater-Freundin, die ihren Porsche Cayenne extra in Silber geordert hat - du bist also in guter Gesellschaft! *g*). Und ich finde es toll, dass die richtigen Autos meistens irgendwie von alleine kommen (ging mir mit meinen guten Autos fast immer so- alle anderen Autos waren Mist!). Und 2000 Euro? Wahnsinn! Das ist wirklich ein Schnapp.
Alles Gute für deinen Bruder und seine Nachbarn.. das ist wirklich furchtbar.

Lily hat gesagt…

Vieles. Was richtig ist, kommt von allein... Hab ich auch schon erlebt. Kardinalerfordernis in dem Zusammenhang scheint mir jedoch Geduld zu sein. Und daran mangelt es mir erheblich. Vielleicht sollte ich mal das Meditieren wieder aufnehmen...

DerSilberneLöffel hat gesagt…

Also, ich mag den Bora. Der bessere Golf ;-)
Preis und Kilometer? Schnäppchen, wirklich. Bin ein klein wenig neidisch...!
Gute Fahrt.

Andi hat gesagt…

Der Bora ist ein solider VW. Und Deinem Bruder drücke ich die Daumen.

Lily hat gesagt…

Ich mag den Bora auch. Und ja, er scheint sehr solide. Bequem und mit dem zuträglichen Motor unter der Haube. Natürlich hab ich nach fünf (FÜNF!!!) Tagen die erste Radkappe verloren. Hinten rechts. Wobei sonst vorn rechts mein Lieblingsopfer ist, felgenschadensbezogen. Hab sie auch nicht wieder gefunden, trotz sehr beschränkter Auswahl an Verliermöglichkeit. Vielleicht hat sie auch wer geklaut. Statt der Originalradzierblenden (bei dem Wort muss ich immer weinen, so deutsch ist das) hab ich zwei Sätze Billigblenden gekauft. Damit ausreichend Ersatz da ist, wenn ich die nächste verliere. Und siehe da, gut sehen sie aus, für drei Euro je Stück.