Freitag, 31. Juli 2015

Betonwerke

Ach, die unendliche Badezimmergeschichte... Gestern habe ich das erste Mal Beton verarbeitet. Und das kam so:
Dieses neue, aus dem Zusammenwirken vieler Kräfte entstehende Eltern-Bad ist als barrierefreier Raum geplant. Hierzu gehört eine Reihe von Dingen. Unter anderem soll die Dusche mit einem Rollstuhl befahrbar sein. Das schließt konventionelle Duschtassen naturgemäß aus, es bleibt nichts als eine relativ ebenerdige Fläche übrig, natürlich mit einem Gefälle, welches erstens minimal und zweitens Richtung Abfluss konstruiert werden soll.
Irgendeiner der hier Beteiligten warf für das Gefälle die Prozentzahl 2 aus. Das wäre alles nicht unser Problem, hätten die Eltern genug Geld, um teure Firmen zu beauftragen. Wir sagen uns aber munter, dass wir zwar allesamt arm, aber nicht doof sind, und denken uns, dass wir das selbst können- großenteils.
Ergo sahen wir uns vor das Problem mit der Konstruktion einer Art eckigen Trichters gestellt, 1 m x 1,30 m groß, mit exzentrischem, rechteckigem Abfluss. Die zwei Prozent Gefälle gelten nur für die lange Kante, die anderen Flächen haben entsprechend stärkere Absenkungen, da, wie gesagt, der Trichter ein exzentrischer ist. Insgesamt soll also der Rand an allen Stellen 2 cm oberhalb der Abflusskante liegen.
Das wird amüsant, wenn man sich überlegt, dass der Abfluss in uraltem, bröckeligem und mit Steinen durchsetztem Beton sitzt, und dass auf den darauf neu aufzutragenden, in Form zu bringenden  Beton Fliesen geklebt werden müssen, deren Maße von 30 x 60 cm recht üppig ausfallen und dass Fliesen nicht für ihre Biegsamkeit bekannt sind. Nachdem wir uns am letzten Wochenende schon lautstark über die Details gezankt auseinandergesetzt hatten, waren wir im Sinne des Familienfriedens recht glücklich darüber, dass die Klempnerfirma den Abfluss zu tief gesetzt und deshalb erstmal nachbessern musste, bevor magische Beamtenhände dem Baustoff irgendeine taugliche Form geben mussten.
Gestern also huben Bruder Georg und ich an, nach dem Motto "Wer vor Ort ist, bestimmt", die Dinge in Angriff zu nehmen. Ohne lästige Handwerkerbrüder.
Und was soll ich sagen... Elende Matscherei, das. Aber mithilfe eben jener zitierten magischen Beamtenhändchen, einer Wasserwage und nicht weniger als 150 Kilo Beton haben wir zwei das Kunststück hingekriegt.
Das Ergebnis ist, dass man diese flachen Gefälle kaum wahrnimmt (sollen ja auch nur das Wasser abfließen lassen und nicht den Rollstuhl verselbständigen), und dass ein Richtscheit (oder eine zweckentfremdete Wasserwaage, s.o.) das wichtigste Ding auf der Welt ist, wenn man schöne glatte Flächen zaubern will. Und dass etwas feuchterer Beton sich viel besser verarbeiten lässt als bröckelige Matsche.
Wobei ich soeben eine Whatsapp-Mitteilung vom besten Bruder aller Zeiten bekomme: Ihm ist die halbe Wand entgegengekommen. Und dahinter ist das Bernsteinzimmer.
Wundern würde es mich nicht. Vermutlich hätte Opa mit einzelnen Stücken die Mauern ausgebessert, wenn er es in die Finger gekriegt hätte. So, wie er auch die Küchenwand mit Stücken von Bimsdiele und Holzkeilen irgendwie zum Stehen gekriegt hat. Wer vom Badezimmer aus in diese Wand Löcher bohrt, kriegt als Warnung immer gesagt: Wenn was weißes kommt, hast du die Küchenschränke angebohrt. Kommt was rotes, war es unsere Mutter.

Schönes Wochenende!


Samstag, 25. Juli 2015

Grillteller, oder: Wo ist Tante Else?

Erstmal muss ich mich kräftig für die netten Kommentare zum letzten Posting bedanken...
Also ein leckeres, liebliches "Bedankt!" an euch alle.
Heute ist ein besonderer Tag, denn heute muss ich nicht an die Schüppe (Ruhrgebietsformulierung für drohende Arbeit). Durch den besonderen, unermüdlichen und fiebergefeuerten Einsatz eines einzelnen, hier öfter genannten Bruders wurde gestern nacht um 23.30 der Estrich im neuen Bad meiner Eltern endlich fertig. Meine Güte. Das Zeug muss heute erstmal trocknen, und morgen wahrscheinlich auch, den Göttern der Betonmischungen sei an dieser Stelle ebenfalls vielfacher Dank zuteil. Wer sich wundert, warum wir so endlos lang brauchen, dem sei gesagt, dass unter uns vier Geschwistern ein Handwerker ist, zwei Beamte und eine Krankenschwester. Der Handwerker hat Metall gelernt, nicht Stein, der eine Beamte ist ein begabter Schreiner, hat also eher was mit Holz zu tun, die Krankenschwester ist ein Arbeitstier und durchaus rohbauerfahren, und ich steh rum und schüttle den Kopf.
Uns stellt alles, was nicht fegen, schleppen, sägen, bohren (hier Alltagsfertigkeiten ergänzen) ist, vor das Problem, dass wir nicht nur die Tricks nicht kennen, sondern auch noch diskussionsfreudig sind. Nur soviel dazu: Mein letzter Gedanke gestern vorm Einschlafen war: Das KANN nicht passen, ich hab seit mittags gesagt, der Sand ist ZU HOCH!
Das war er, der Möglichkeiten waren nicht viele, um dem abzuhelfen. Danke, Georg!!

Außerdem: Die Tür. Göttin hilf, die Tür. Anstelle der bisherigen Raumspartür (irres Wort, komplett sinnlos, wenn man drüber nachdenkt) musste eine Tür mit der eleganten, lichten Weite von einem Meter eingebaut werden. Der Sturz der bisher vorhandenen Tür war...aus Holz, aus Holz schlechter Zeiten (letzte Kriegsjahre). Dieses Haus ist allgemein eine Art Grillteller, voller Überraschungen und Knorpel. Ganze tragende Wände aus verdächtigen Steinen, Bimsdiele, Holzkeilen und Sand, durchsetzt von irrationalen Beton-Teilen, die dem Standard-Steinbohrer durchaus zu trotzen vermögen. Direkt daneben hat das sprichwörtliche Kleinkind mit dem Breilöffel durchaus gute Chancen auf einen zügigen Mauerdurchbruch.

Nur soviel: nach dem Entfernen der Toilette und der darunter liegenden Fliesen fanden wir... nix. Ein Loch, ca. 50 cm tief. Das Bad ist nicht unterkellert, aber nach aktuellem Wissensstand auch nicht mit sowas wie durchgehendem Grundstück darunter versehen- Ein Wunder, dass in den letzten 70 Jahren niemand beim K... einfach verschwunden ist.
Obwohl.... Tante Else? Wer hat Tante Else gesehen?

Die neue Tür jedenfalls hat es ermöglicht, dass wir vier mit insgesamt 200 Jahren Lebens- wenn auch nicht Bau-Erfahrung, uns stundenlang Gedanken gemacht haben (mit Geräuschpegel, ist ja nicht so, dass wir stumm wären), immer unter dem Motto, besser eine Stunde geredet als anschließend alles wieder raushauen (mit der Gefahr, dass uns die Bude überm Kopf zusammensackt).
Wir haben sie dann schlussendlich aufgebaut und eingebaut, unter Anwendung der Technik unseres hausbauenden Großvaters (Augen zu und durch, Leute!) sowie eines großen Teils des zuvor rausgehauenen Schutts und mehrerer Säcke Mauermörtel. Opa war Autodidakt, hat aber als Polier gearbeitet.  Für Poliere sind wir zu demokratisch, also muss man jedesmal alle anderen von der Sinnhaltigkeit der eigenen Ideen überzeugen, was nur schwer möglich ist, weil wir uns nicht gern gegenseitig ausreden lassen.

Unsere Mutter sorgt in der Zwischenzeit für das Dekor, räumt ständig Wasserflaschen, Gläser, Kaffeetassen in die Spülmaschine und bittet uns seit gut 14 Tagen beinahe stündlich darum, doch endlich die Gardine abzunehmen, die immer noch hängt.

links in der Ecke: Das Loch.

Schönen Samstag, Ihr Lieblichen da draußen!

Montag, 20. Juli 2015

Drei.Monate.

Drei Monate lang hab ich die APP benutzt,  bin gelaufen, hab geschwitzt und mich ziemlich oft über mich selbst gewundert- das tu ich immer noch, nebenbei gesagt. Das Ergebnis sind 739886 Schritte, 592,9 Kilometer, ein fast normaler Blutdruck, und 16 Kilo weniger. Ich weiß jetzt, dass ich viel zu wenig schlafe, aber auch, dass ich darauf kaum Einfluss habe, vor allem bei warmem Wetter. Leider wird auch sichtbar, dass viele Jahre Übergewicht etwas nicht wieder gut zu Machendes mit Haut anstellen... Aber dagegen kann man was tun: Nicht nackt raus gehen. Was ohnehin nicht in Frage kommt, also ist nix verloren. Und weil heute Montag ist, noch ein halbwegs neues Foto....



Lasst euch nicht täuschen... Mit dem Lächeln locke ich meine Mahlzeiten an.
Schönen Montag,
die Lily.

Montag, 13. Juli 2015

Chaos, Krach und Familie

Am Wochenende war Zeit für ein lang geplantes Unternehmen: Meine Eltern kriegen ein neues Badezimmer. Barrierefrei für die immer schlechter werdenden Lauffähigkeiten vor allem meines Vaters, aufgeräumter als das alte Bad, das den Bedürfnissen einer 6-köpfigen Familie lange als einziges Bad dienen musste, und inklusive 40 Jahren Fortschritt bei Technik und Design.

Weichen mussten zwei Riesenwaschtische, eine Waschmaschine, ein Einbauschrank, die Badewanne und alle Bodenfliesen. Was stattfand, kann man nur als Abrissparty bezeichnen. Damit heute die Fachfirma mit dem Schlitzestemmen anfangen konnte, musste alles fertig sein- der Eigenanteil an Arbeiten senkt die Kosten erheblich. Diesen Eigenanteil hat größtenteils mein 15-jähriger Neffe bestritten, seines Zeichens ein kompetentes Einmann-Abrissunternehmen. Meine Güte. Energie ohne Ende, bedingt durch seine gut 2 Meter Körpergröße und die Reichweite eines Albatross' absolut unschlagbar... er kommt einfach überall dran. Meine kleine Schwester und ich haben Schutt geschaufelt, geschleppt und zum Abtransport vors Haus in einen Anhänger geschaufelt und zwischendurch der staubigen Gestalt was zu Trinken gereicht. Es war natürlich alles unglaublich laut, und aus dem ausgehängten Badezimmerfenster quollen dicke Staubwolken, die über das Haus zogen. Dagegen haben wir ab und zu mit dem Schlauch von außen Wasser reingesprüht- andernfalls wäre die Abrissbirne auf zwei Beinen darin vermutlich einfach erstickt. Daran, den Strom abzuschalten, haben wir nicht von vornherein gedacht- zum Glück ist nix passiert.

Meinen Vater mussten wir für ein paar Stunden in Sicherheit bringen. Bedingt durch seine Demenzerkrankung und verstärkt durch den Stress, viele Leute, viel Dreck und viel Krach zu erleben hat er immer wieder vergessen, was wir da machten. Das hat ihn stark belastet, und immer wieder zu seinem Auftauchen auf der Baustelle gesorgt, wo er nicht sicher laufen konnte und auch schlicht im Weg stand. Er kann sich nicht mehr vorstellen, dass es auch mal nicht so nach Kampfhandlungen aussehen könnte, und das alles besser, schöner und sicherer wird- und irgendetwas in ihm fühlt sich immer noch verpflichtet, selbst die Schüppe in die Hand zu nehmen... was natürlich komplett außer Frage steht. Dass er genau weiß, dass das nicht mehr geht, macht ihm schwer zu schaffen. Wie so viele Menschen seiner Generation kann er mit Trauer, Angst und solchen Sachen nicht umgehen, da wird er dann grantig und unleidlich und mault herum, was wiederum meine Mutter schwer belastet.

Leute- Alzheimer ist mit das schlimmste an Krankheiten, was einem passieren kann.

Um dies aber nicht als letztes hier so stehen zu lassen, ein paar Impressionen von der Baustelle:




 Meine Füße gegen des Neffen Schuhe: 42:51 . Er hat gewonnen. Mit einem Basketball-Ergebnis...



Premiere: Das erste Lily-Bild im Lily-Blog. Noch 20 Kilo. Wenn man den BMI-Gurus glauben kann, müssen es noch mindestens 30 sein. Das find ich aber zuviel, vermutlich seh ich dann aus wie ein tapeziertes Skelett und alles schlackert und wabbelt nur noch...
Eine schöne Woche. Macht was draus!


Dienstag, 7. Juli 2015

Heiße Sache

so ein Sommer. Streng genommen gehts hier noch, mit 26 ° in der Wohnung und ungefähr 22 im gut abschattierten Altbaubüro. Aber leider muss man ab und zu ins Auto, und dann rächt es sich, dass man eine alte Kiste fährt, mit ohne Klima, schwarzer Innenausstattung und einem ziemlich klemmenden Beifahrerseitenfenster. Donnerstag und Freitag fühlte sich das ganze an wie eine Hochtemperatursauna nach dem Aufguss. Nun denn, es werden auch wieder kühlere Tage kommen. Und wer sind wir, uns zu beschweren... mein irakischer Kollege erzählte heute, in Bagdad seien derzei 54 ° im nicht vorhandenen Schatten. Da werden wir doch wohl 35 aushalten.
Sportbezogen ist das Wetter eine echte Herausforderung. Draußen bewege ich mich derzeit überhaupt nicht, außer ich muss, also trete ich das Trampolin mit den zierlichen Füßen und hoffe das Beste- morgens vor sechs und abends nach acht. Inklusive auf Hochtouren laufendem und direkt auf mich gerichtetem Ventilator. Den Ehrgeiz, den eine Frau am Sonntag zeigte, als sie mitten in der schwülsten Mittaghitze die komplett schattenfreie Querstraße langjoggte, selbstverständlich mit hochrotem Kopf, den hab ich nicht. Die Dame war in etwa meine Gewichtsklasse, also das, was in Kleinanzeigen früher gern mal mit "stattl. Ersch." abgekürzt wurde.
Das Training an sich macht sich ganz gut, inzwischen bin ich bei 45-Minuten-Trainings auf dem Trampolin angekommen. Das Geheimnis ist nicht so sehr die Bewegung an sich, sondern oft die Bekämpfung der schieren Langeweile, die sich einstellt, wenn man läuft und läuft und läuft... Ich habs mit Fernsehen versucht, aber da passiert es bei Passagen mit bewegter Kamera oft, dass ich mich unwillkürlich mit bewege und plötzlich anfange, auf dem Ding zu torkeln. Das ist mir zu gefährlich, also besser kein TV on top of the hüpfding.
Zur Bekämpfung der Langeweile nehm ich inzwischen Zuflucht zur Musik, wobei meine vorhandenen CDs da nicht unbedingt der dolle Fundus sind. Schon mal versucht, zu Franz Josef Degenhardt zu joggen? Oder zu Bach? Eben.
Ergo hab ich die alten Queen-CDs rausgekramt, derzeit ist "Jazz" der Renner. Vor allem Fat bottomed Girls ist da sehr inspirierend... :-)
Und was man sonst noch alles beachten muss (und von mir mühsam erlernt, Sportmuffel, der ich bin) ist, dass der Blutzucker stimmen muss (zwischen 80 und maximal 150 mg/dl), das letzte Essen eine Weile her sein muss (halbe Stunde Minimum) und ein Handtuch in Greifweite. Ab einer Dauer von 30 Minuten schwitze ich wie ein Elch. Mineralien und Wasser sollte man bei dem Wetter auf jeden Fall nachfüllen, sonst geht schnell der Kreislauf in die Knie. Insulin sollte noch in Restmengen kursieren, sonst geht der BZ hoch wie nur was. Aber nicht zuviel, sonst rutscht er in den Keller. Und immer genug essen. Unter 1200 Kalorien am Tag geht gar nichts, sonst fehlt einem die Power für den Sport und jeder Schritt ist nur unter Überwindung möglich.
Ein paar Daten:
609.543 Schritte
486,7 Kilometer
14,3 Kilo
zwei Kleidergrößen.
Schwingt die Hufe, Leute.


Freitag, 3. Juli 2015

Einladungen

In der Süddeutschen, heute, Titelseite: "US-Botschafter ins Kanzleramt einbestellt".
Was machen die da mit ihm?
Schimpfen die? Machen ihm Vorhaltungen mit ernster Miene? Geben ihm einen Brief "für zuhause" mit? Oder läuft das alles anders?

 Kriegt er Apfelschorle oder Kaffee? Ein Stück Erdbeerkuchen, und dann lachen alle herzhaft miteinander über einen weiteren gelungenen Versuch, die Bevölkerung von wichtigen Themen abzulenken?

Es werden Wetten entgegen genommen.