Mittwoch, 15. Februar 2012

Bissel drauf rumspringen…




scheint ein neues Hobby in europäischen Finanzkreisen zu sein. Egal, wie sinnvoll es sein mag: Immer noch ein bisschen mehr zu verlangen von einem Land, das derzeit am Boden liegt, erweckt bei mir den Eindruck, als hätte da jemand Spaß dran, die Schrauben immer noch ein bisschen mehr anzuziehen, solange, bis Blut kommt…
Klar geht es nicht um Barmherzigkeit, wenn Kohle im Spiel ist. Aber jeder Mensch, und erst recht jede Gruppe von Menschen beißt irgendwann zurück, wenn man sie in Bedrängnis bringt. Die Leute, die sich jahrzehntelang am griechischen Staat gemästet haben, die haben eine dicke Lobby, und denen geschieht so schnell nichts. Aber all die anderen, die leiden… und die konsumierende Bevölkerung ihrer Konsummittel zu berauben, hat noch keinen Staat gerettet.
Inhaltlich kann ich nicht beurteilen, was da abläuft. Ich weiß auch nicht, wie viel von meinem derzeitigen Eindruck durch Berichterstattung hervorgerufen ist. Aber wäre ich Griechin, ich würde mir verarscht vorkommen.


6 Kommentare:

Paula hat gesagt…

Mir erscheint das auch unmenschlich, wenn man so Sachen erfährt wie es gibt keine Sozialhilfe wie bei uns in Griechenland, Privatleute steigen auf Tauschhandel um, weil keiner mehr Geld hat, junge Familien müssen auswandern, kirchliche Suppenküchen kommen an ihre Belastungsgrenzen, da wundert es mich auch nicht, wenn irgendwann Brandsätze fliegen in Athen..

Andererseits Meldungen wie: deren Regierung hat sich mit gefälschten Bilanzen in die EU reingemogelt, Steuerhinterziehung ist Volkssport in Griechenland (keiner wandert ins Gefängnis, auch nicht bei Millionenschulden), in Behörden stapeln sich Säcke mit jahrelang unbearbeiteten Vorgängen, Landwirte fahren mit dicken durch EU-Gelder finanzierten Geländewagen über die Dörfer ...etc. kann man schon zu Urteilen kommen wie "selbst Schuld".

Und von Finanzmärkten versteh ich ja nun so gut wie gar nichts, Griechenland und Irland sollen durch die Finanzkrise (Pleite von Lehman Brothers) besonders schwer betroffen worden sein.

Also mit meinem gesunden Menschenverstand plädiere ich eher für ein Ende mit Schrecken (Staatspleite, Schuldenschnitt)als für Schrecken ohne Ende.

Falcon hat gesagt…

Ich bin ja der Meinung, dass es nichts bringt, unter den aktuellen Umständen Griechenland weitere Milliarden zu geben.
Nicht, weil ich den Griechen nicht helfen will, sondern eben, weil ich ihnen helfen will.
Schauen wir uns das doch mal an: Da ist ein hochverschuldetes Land, das an seine Gläubiger die geforderten Kreditrückzahlungen nicht leisten kann. Und jetzt kommt der generöse Onkel und gibt diesem Land Geld unter der Bedingung, dass das Land an allen Ecken und Enden seine Ausgaben zusammenstreicht. Mit dem Ergebnis, dass es immer noch Schulden macht, nur vielleicht etwas weniger. Aber nicht aus dem Sumpf herauskommt, weil es ja keinen Zopf gibt, an dem es sich herausziehen kann. Sprich, da ist keine Wirtschaft, die damit wieder auf die Beine kommen könnte.
Der Wiederaufbau in Deutschland (West) hat nach dem Krieg doch auch nur deshalb funktioniert, weil dem Land genügend Luft blieb, um eine funktionierende Wirtschaft aufzubauen. Hätte man den Deutschen damals nur Milliarden zugesteckt, aber keinen Aufbauplan dahinter verfolgt, wären wir vermutlich heute da, wo die meisten afrikanischen Staaten und leider auch Griechenland im Moment sind - sie hängen an einem Tropf, der ihnen das Überleben im Moment zwar halbwegs sichert, aber vollkommen vom Wohlwollen des Gebers abhängig ist. Und wenn der mal nicht mehr will, ist es vorbei.
Und aus dem Grund bin ich auch ein Gegner dieses Hineinpumpens von Milliardenbeträgen ohne ein Konzept, wie dem land denn nun dauerhaft geholfen werden soll.

Lily hat gesagt…

Argentinien hat sich in einer ähnlichen oder sogar schlimmeren Krise als recht kreativ erwiesen. Zwar ist nicht alles rosa dort, aber es lohnt sich, bei Wiki mal über die Argentinienkrise nachzulesen. Da sind nicht nur die kleinen Leute über die Klinge gesprungen, und natürlich gab es auch Leute, die ungeschoren blieben- aber auch die Gläubiger haben ihr Fett weg gekriegt, und vom IWF haben die sich nicht derart auf der Nase herumtanzen lassen.

Jannick hat gesagt…

Würd mir auch verarscht vorkommen als Grieche, keine Frage. Da werden Tausende von Stellen gestrichen, Mindestlöhne herabgesetzt, und man kannte es eben nicht anders. Andererseits: Wenn das Land wirklich vor dem Totalausfall bewahrt werden soll, bleibt nicht viel anders übrig, als in den sauren Apfel zu beißen. Oder es bricht ein neuer Bürgerkrieg aus!

Georg hat gesagt…

Die werden jetzt viel versprechen und das Geld bekommen. Dann kommt das Militär und putscht. Schon ist alles wieder in Ordnung in Athen und Umgebung. Das haben die ja schon mal gemacht. Ist noch gar nicht so lange her...
Ist halt nur Blöd wenn man wie unser Staat griechische Staatsanleihen aus Mitteln der Rentenkasse gekauft hat.

Ich fand es früher gar nicht übel da in Griechenland. Als Staatsdiener ging man nach 25 Jahren in Pension. Nicht schlecht das ganze...

Derryck Larsson hat gesagt…

Es ist ein Kreuz mit den Griechen. Doch ohne Hilfe wurde noch kein Karren aus dem Dreck gezogen. Weiß denn eigentlich jemand, wie es jetzt, im Jahr 2018, in Griechenland aussieht? In den letzten 6 Jahren wurde ja viele Worte gesprochen (gefolgt von Taten?), doch spätestens seit "Wir schaffen das!" tritt ja Griechenland überhaupt nicht mehr in der Presse auf.