Montag, 17. Mai 2010

Intermezzo

Neben mir steht die Tasche mit dem (geliehenen) Laptop, in meinem Schrank sammeln sich einige neu gekaufte Kleidungsstücke- Unterwäsche und Sportzeug. Ich leihe mir von Freundinnen dicke Bücher, die mich vielleicht eine Weile beschäftigen, und das Strickzeug wird nach Mitnehmbarem durchgeschaut.
Am Mittwoch hatte ich einen Termin in der Klinik- ein Moment, dem ich mit gemischten Gefühlen entgegen gesehen habe. Da es meine Wunschklinik ist, und die Kasse ohne weiteres die Kostenzusage erteilt hat, war ich eigentlich recht glücklich- aber da es sich auch um unbekanntes Gewässer mit unklaren Tiefen handelte, auch ganz schön aufgeregt.
Dass man sich die Klinik anschauen kann, ist im Grunde bereits eine prima Sache. Die Atmosphäre kommt auf Homepages nicht so zum Tragen, vor allem, wenn man selbst gern Fotos bearbeitet, weiß man das nur zu gut. Die Texte hat eh ein Profi geschrieben, also kann auch das auch alles oder nichts bedeuten. Aber die telefonischen Kontakte im Vorfeld haben schon eine erste Ahnung vermittelt. Nicht, dass die anderen Kliniken unfreundliche Mitarbeiter hatten, aber diese Klinik in B. machte sofort einen sympathischen Eindruck. Sympathisch und irgendwie persönlich, gut halt.
Nach überraschend langer Fahrt kam ich dann am Mittwoch dort an. Die Gebäude liegen sehr idyllisch inmitten extremen Grüns. Mein Fotoauge juckte schon- ganz besonders ging mein Herz aber auf, als auf dem Gelände mir als erstes …eine Katze entgegenlief. Da hatte das Haus schon gewonnen, wenn ich ehrlich bin. Die Menschen (die auch sehr nett waren) hätten sich schon sehr bemühen müssen, den ersten Eindruck zu verderben. Haben sie aber nicht.
Die Klinik ist klein, unter 40 Betten, und hat tatsächlich 50 Mitarbeiter. Ich werde auf die Station für Essstörungen gehen, da dort, neben dem Programm der anderen Station, auch noch spezifische Therapien bei Binge-Eating und dieserlei Störungen angeboten werden. Die angebotenen und verpflichtenden Therapieformen hören sich insgesamt weniger nach Wellness, sondern eher nach harter Arbeit an, aber ich werde mich auf alles einlassen, was sich ergibt. Egal, ob Musik-, Tanz-, Kunst-, Ergo- oder sonst was für Therapien: Lily wird dabei sein. Und ab und zu in dem winzigen, aber wunderschönen Schwimmbad eine Runde drehen. Und die Kamera spazieren führen. Und die Katzen kraulen. Meine eigenen sehe ich, nach der ersten Woche, nach jedem Wochenende wieder. Das entspannt mich schon jetzt. Denn die vier sind leider nicht in der Lage, mich anzurufen oder zu schreiben, die brauchen mich, und ich brauche sie. Und wenn ich mich nur über Emily ärgere, die ein Spielt treibt, das da heißt „Wer pinkelt am knappsten am Katzenklo vorbei?“. Sie ist halt alt.
Da dort nicht nur Telefone (mit Flatrate! Wow!) sondern auch WLan-Hotspots vorhanden sind, werdet ihr von mir hören- nicht dass ihr glaubt, ihr kämet davon. Dafür der Laptop, Georg sei Dank!

Ich möchte euch allen an dieser Stelle mal danken. Für die E-Mails mit bestätigenden und beruhigenden und aufmunternden Worten, für die freundlichen Kommentare und die gedrückten Daumen- ich weiß, ihr habt alle ein eigenes Leben und die meisten kennen mich nicht mal telefonisch. Ich weiß auch, dass es einigen selbst nicht gut geht. Um so freundlicher und warmherziger kamen mir eure Worte vor. Auch wenn ich in letzter Zeit einen Schreibknoten hatte, und das, was mir einfiel, mir total belanglos und albern vorkam… weil ich wahrscheinlich vergessen habe, dass die Aufblähung belangloser und alberner Themen mein spezielles Markenzeichen ist.
In diesem Sinne- ich hoffe, dass ein bisschen vom Knoten jetzt langsam lockerer wird, und wünsche euch einen schönen Tag!

Eure


Lily.

11 Kommentare:

Svenja-and-the-City hat gesagt…

Liebe Lily, ich freu mich, dass es jetzt endlich losgeht und bin schon ganz gespannt darauf, was du in dieser Zeit wohl alles erleben wirst.
Alles Liebe und herzliche Grüße aus Kiel,
Svenja

Paula hat gesagt…

Na,das hört sich aber richtig gut an.Der erste Eindruck ist schon sehr wichtig. Dann wünsch ich Dir viel Zuwendung, gute Gespräche, gute Erkenntnisse, Anregungen und Techniken, Dir selbst zu helfen, und natürlich auch was zu lachen.Toll dass der normale Alltag nicht komplett ausgeblendet wird und Du Laptop und Camera nutzen kannst.
Alles Liebe
P.

Claudia hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Claudia hat gesagt…

Hallo, Lilly !
Das ist ja ganz wunderbar, daß der erste Eindruck der Klinik so anheimelnd war. Dann wirst du sicher all das, was jetzt in der Therapie auf dich zukommt, besser verkraften. Du schaffst das, da bin ich mir ganz sicher. Und danach erscheinst du uns wie Phoenix aus der Asche. Ich wünsche dir viel Erfolg und eine gute Zeit. Grüße aus Kiel, Claudia.

Mary Malloy hat gesagt…

Ich hab selber im Moment nichts, über das ich mich beschweren könnte, deshalb schick ich dir eine Portion von meinem Glück und meiner Zuversicht. Und ich freu mich, auch zwischendurch was von dir lesen zu können! Guter Georg... ;-)

Meise hat gesagt…

Ich denk an dich, liebe Lily! :)
Es wird gut werden dort, ganz bestimmt! ;)

Frau Vau hat gesagt…

Liebe Lily,
alles, alles Liebe für Dich!!
Schön von Dir zu hören..

rebhuhn hat gesagt…

boah, was [muß das] für eine erleichterung [für dich sein]!! :D schön, wenn es mit einem guten gefühl losgeht. dann erzielt man auch die besten ergebnisse, habe ich sagen hören ;)...

alles liebe auch aus der pfalz schonmal vorab.
[captcha: kispe - hört sich fast an wie chutzpe :)]

Womble hat gesagt…

Praise the holy George for his gift of mobility to the one and only Lily! ;)

Unknown hat gesagt…

ich wünsch dir alles gute und freue mich auf die erlebnisberichte!
gruß aus kiel
yael

Unknown hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.