Naturschutzgebiet Neandertal |
Der Erljogger
Wer joggt da so frühe durch Nacht und Wald?
Es ist der Jogger. Ihm ist sehr kalt.
Er läuft ziemlich langsam, hebt mühsam die Knie
(Bis da vorn zu den Büschen schafft er es nie!)
Diese vor Augen schleppt er sich weiter
Ein Bein nach dem anderen, das macht ihn nicht heiter.
An Bäumen und Sträuchern führn Wege vorbei
doch keiner führt ihn zum Runner´s High.
Er keucht und er pustet und schindet sich schwer
mit Skepsis läuft ihm sein Hund hinterher.
„Hundchen, oh Hundchen, was treibt dich voran?
Warum nur schließt du dich Herrchen an?“
„Herrchen, oh Herrchen, bist mir nicht geheuer
die Hose zu eng und die Schuhe zu teuer
erhebst du dich morgens um fünf in der Früh.
Sag mir- das tatest du früher doch nie?“
„Hundi, oh Hundi, verstehest du nicht
wie das Alter mich drückt, das Rheuma, die Gicht?
Wie die Falten sich falten und der Bauch sich baucht
Die Potenz lässt nach und die Fernsicht auch.
Die Schenkel, sie schmerzen, die Haare entschwinden
da musste ich doch eine Lösung finden,
und Einhalt gebieten dem grausamen Spiel“
Dem Hund wird die Sache entschieden zu viel.
Er hüpft bald voraus, geht Schwimmen im Bache
Das stolpernde Rennen bleibt Menschensache.
Die Stöckchen und Blätter beäugt er geschwind
ob die als Spielzeug geeignet sind?
Der Stock da vorne, den muss er haben,
dann kann er mit ihm zu Herrchen traben
und der wird ihn werfen, weit weg in den Raum
zwischen Büschen und Ästen und Moos und Baum.
Er zerrt und rüttelt, reißt lose das Holz
dann hat er ihn fest, ist zufrieden und stolz,
umklemmt den Ast mit Zähnen so kräftig
und rennt gleich los. Der Ast schwankt heftig.
Der Mensch sieht ihn kommen, und wundert sich sehr-
so ein Ast ist doch sicher dem Hunde zu schwer?
„Herrchen, oh Herrchen, schau an, was ich habe!“
Sagt der Hund und wirft froh seine Gabe
Dem Jogger ans Bein. Der hebt grad die Zeh´
und trifft voll das Holz. Er ruft noch: „Oh je!“
Da fällt er auch schon, fühlt den Knöchel wegsacken
Da fällt er auch schon, fühlt den Knöchel wegsacken
und hört noch vom Schienbein ein trockenes Knacken.
Im Walde herrscht Stille für einige Zeit.
Dann hebt sich ein Singsang von menschlichem Leid.
Der Herr sucht das Handy und findet es nicht,
der Hund leckt ihm tröstend das Schwitzegesicht.
„Du bescheuerter Hund, was hast du getan?
Herrchen tut dir ein Leides an!
Herrchen tut dir ein Leides an!
Verzieh dich, hol Hilfe!“so jammert der Herr
Das Hundchen macht „Platz“ und stellt die Ohren quer.
Der Herr seufzt schwer. Der Hund grinst ihn an
und stupst mit der Nase den Ast und den Mann.
Der greift dann zum Holz, zieht sich hoch mit Geheule,
betastet sehr sanft die Knöchelbeule.
Macht kehrt unter Schmerzen.
Der Hund beißt heiter
in den Ast. Springt herum, und wedelt wild weiter.
So schleppt sich langsam das ganze Gespann
aus Hund und Ast und Schmerz und Mann
nach Hause. Oh seltenes, seliges Wort!
Oh wohnlicher, wärmender, wonniger Ort!
Zu Hause am Herde wartet die Frau.
Prüft Knöchel und Schienbein und Schmerzen genau
und ruft dann den Arzt.
Der bringt sodann
ein Stück Wurst für den Hund und n Gips für den Mann.
Wer läuft nun so früh in den Wiesen, sprich?
Der Mann mit dem Gips? Nun, der ist es nicht.
Quell der Inspiration. |
(ziemlich frei nach und unter Beteiligung vom Goethe vom Köter)
Einen guten Start in die Woche!
DieLily
3 Kommentare:
Klasse, you made my monday.. :-)
Herzliche Grüße von Frau Vau, die grad vom Walken kommt..
Spitze!
Komisch, ich war heute auch Walken, aber gedichtet habe ich dabei nicht. Gute Idee! Tolles Gedicht!
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