Sonntag, 12. Februar 2012

Grau

Der Tod gilt als schwarzer Fürst, voller Dramatik und so- oder, wenn man Menschen mit Nahtoderfahrungen Glauben schenken darf, dann ist dort, jenseits des Lebens, ein Pfad ins Licht.
Meiner Erfahrung nach  ist der nahende Tod weder schwarz noch leuchtet er. Der Weg dorthin ist vielmehr grau, und ultimativ still und weich. Angst macht er mir nicht. Im Gegenteil, oftmals war dieses Bild sehr anziehend. Ruhe versprechend. Das Ende aller Dinge. Und auch das Ende der Angst, der Sorgen, der Mühe.
Dagegen kann nur wenig bestehen bleiben von den Dingen, die das Leben so zu bieten hat. Die wenigsten Erfahrungen sind nur positiv, wenig ungetrübte Freude herrscht auf der Welt, und es existiert kaum etwas, was die  Mühe des Aufstehens wert ist.
Ein paar Dinge und ein paar Eindrücke aber, die bleiben und die halten mich hier:
Das bepelzte Doppelkinn von Paul, wenn man ihn krault- und sein hingerissener Gesichtsausdruck. Die Art, in der Emily ihre Tatze auf meinen Arm legt, der sich an mich drückende Eddie.
Und die Freude in der Stimme eines Menschen, der offenbar gern mit mir spricht.
Solange das so ist, bleib ich.

7 Kommentare:

Svenja-and-the-City hat gesagt…

Sag mal, du Kneule, erlebst du gerade einen inneren November? Ich muss dich wohl mal unterm Arm kitzeln, bevor du noch den schwarzen Gürtel im miese Laune verbreiten kriegst :-)
Kopf hoch, liebe Lily. Das Leben ist wunderbar. Vielleicht nicht immer und in jedem Moment, aber doch die allermeiste Zeit. Ich schlage vor, dass du dir eine Wanne einlässt und später ein unverschämt fettes Essen vom Pizzaservice bestellst.
Mach dir einen schönen Sonntag.
Drück dich.
Svenja

Paula hat gesagt…

Oh je, ist das jetzt der Februar-Blues oder was Ernsteres, wo keine aufmunternden Worte mehr helfen?
Mir hilft Musik mit Mitsingen morgens direkt nach dem Aufstehen. Da können dann auch schon mal ein paar Tränen fließen, und hinterher fühlt sich alles wieder lebendig an und das Grau wird zu Hellgrau:

http://www.youtube.com/watch?v=QEsnyM5t-Ds

Ruf mich an, meine Nummer hast Du ja, ich höre Deine Stimme auch gerne!

Svenja-and-the-City hat gesagt…

@Paul: Das mit dem Singen ist eine tolle Idee, aber dann haben hinterher Lilys Nachbarn den Novemberblues, grööhl...
:-)

Bea W. hat gesagt…

Liebe Lily,
ich glaube, auf beiden Seiten gibt es Schönes und nicht so Schönes und solange Du hier noch etwas findest, was Dich hält, warum dann gehen?
Liebe Grüße :)

kieselstein hat gesagt…

Ich kann dich gut verstehen...klar gibt es auch hier Schönes...aber manchmal will man dann echt nicht mehr...mich halten meine Kinder hier...das ist spannend, was aus denen noch wird...und ich hoffe, das es dir und mir wieder besser geht, wenn die Sonne uns wieder wärmt und es Spaß macht morgens aufzustehen...
Ganz liebe Grüße an dich....

Lily hat gesagt…

Also, sofern sich das anhörte, als stünde ich schon auf der Brücke: Disclaimer, das ist nicht so. Ich hab auch gar nicht vor, irgendwelche Schritte zu tun in diese Richtung. Es ging mir darum, zu zeigen, dass die kleinen Dinge im Leben oft eine viel größere Ankerwirkung haben als die großen. Eben weil die meisten großen und "wichtigen" Dinge nicht ungetrübt sind. Und meist auch Mühe kosten, und das, gerade das ist das schwierige für das depressive Völkchen. Auch Mühe, die für Gesunde keine ist, eben zum Beispiel, einen Grund zu finden, um aufzustehen am Morgen.
Aber, wie gesagt, die Stimmung ist gut chez Lily. Natürlich wäre es besser, wenn dazu noch ein gewisser Antrieb käme, aber das wird auch werden. Und durch die verdammte Busfahrerei komm ich auch oft genug ans Tageslicht :) Obwohl ich gestern abend, bei der Rückkehr aus Wuppertal (Aufbruch um halb neun, Ankunft kurz vor halb elf für ungefähr 60 Kilometer) echt drüber nachgedacht habe, ein Auto zu kaufen.
In der Bahn hab ich auch gesungen, liebe Paula. Zum großen Entsetzen der Leute, die keine Knöpfe im Ohr trugen.
Trotzdem: Der aufmunternden lieben Worte kann keiner genug bekommen. Danke euch dafür.

Anonym hat gesagt…

Ick hab dir liep