Da war einmal ein Land, das einst ein böses Schicksal barg
für Menschen, die anders dachten, aussahen, glaubten oder redeten als die, die
die Macht hatten. Ein Land, dass sehr viel sehr konsequenten und kompetenten Aufwand
betrieb, um alle die, die irgendwie aus dem Gleichmaß heraus ragten, auf
effiziente Weise aus der Welt zu schaffen- bis die Welt zurück schlug und es
fast dem Erdboden gleich machte.
Recht getan, murmelte da der innere
Ausbalancierer, und beobachtete mit Wohlwollen, dass die Bewohner des Landes
sich nach der Am-Boden-Phase ein neues Programm gaben.
In diesem standen die Worte:
Politisch Verfolgte genießen Asyl.
Damit wollten die Bewohner kundtun, dass sie aus dem, was
sie getan hatten, gelernt haben- und in Zukunft eine Zuflucht für die bieten
wollen, die unter Machthabern leiden, die über Leichen gehen um an der Macht zu
bleiben.
Dieser Satz ist, wie vieles in unserem Grundgesetz, eine
Folge aus dem, was in diesem Land und in seinem Namen geschehen ist. Eine
kleine Wiedergutmachung für Barbarei und Gewalt und den millionenfachen Tod,
der einen deutschen Namen trug, zwölf entsetzliche Jahre lang.
Es beschämt mich, die derzeitige Diskussion auf EU-Ebene mit
anhören und mitlesen zu müssen. Kaum jemand von uns kann wirklich
nachvollziehen, wie das Leben in Syrien, dem Irak, in Nigeria und überall da
ist, wo der Staat Amok läuft oder seine Bürger nicht schützen kann.
Innenpolitische Spannungen, Strömungen und Verwerfungen kann man kaum für das
eigene Land richtig einschätzen. Gefiltert durch Medienberichte und akzentuiert
durch Bilder ist es so gut wie unmöglich, wirklich zu begreifen, was einem
Menschen in einem x-beliebigen anderen Land an Gefahren drohen kann, und wie
verfolgt er sich fühlt.
Für mich steht nur fest, dass niemand, der sich zu Hause
sicher fühlt, tatsächlich aufbricht, um mit Mann und Frau und Kind sein Land zu
verlassen und ins Ungewisse zu gehen, ohne Geld, mit vagen Träumen von besserem
Leben. Dafür muss der Druck verteufelt groß sein, die Angst vor dem Bleiben
viel, viel größer als die vor dem Aufbruch und dem Weg ohne wirkliches Ziel. Wenn
die eigenen Kinder zu verhungern drohen, ist der Gedanke daran, dass sie in
einem fernen Land zwar alleine, aber satt sind, vielleicht auch
beruhigender als sie in den sicheren Tod im Heimatland zu begleiten.
Es gehört sich, diese Menschen mit dem Respekt aufzunehmen,
den jeder Mensch verdient, und mit der Rücksicht, die traumatisierten Opfern
von staatlicher Gewalt (oder Opfern von mangelndem staatlichem Schutz) gebührt.
Menschen zurück zu treiben oder sie lieber ertrinken zu
lassen als ihnen von unserer Sicherheit etwas zu gönnen ist eine Schande für
unser Land. Ihnen durch EU-sanktionierte Zerstörung der Schlepperboote den Weg
übers Mittelmeer zu versperren und sie stattdessen den afrikanischen
Mittelmeeranrainern zu überlassen, die kaum ihre eigene Bevölkerung ernähren
können, ist ein Verbrechen.
Da stimme ich dann mit Herbert Prantl von der Süddeutschen
Zeitung überein: Wo bleibt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung
Schiffbrüchiger?
Und mir stellt sich die Frage, ob man Friedensnobelpreise
auch wieder zurückfordern kann.
1 Kommentar:
Ich stimme dir zu. Ohne Wenn und Aber.
Kommentar veröffentlichen