Immer, wenn ich einige Tage frei habe, gerät mein Schlafrythmus aus dem Ruder. Da komme ich abends nicht in die Kiste, dafür morgens zu früh raus, und im Nu ist Essig mit Schlafen. Zuviel Kaffee, zuviel Onlinezeit, zuviel Herumsitzen kommt noch dazu. Erholung findet so nicht statt, und das weiß ich auch.
Ich weiß überhaupt Vieles, so wie ihr auch. Aber etwas zu wissen allein bringt einen nicht weiter, oder? Manchmal gehört zum Weiterkommen, dass man das, was man weiß, auch beherzigt. Hübsches Wort, übrigens.
Beherzigung vorausgesetzt, würden sich so manche Probleme, global oder lokal oder in einem drin, fast von allein einfach in Wohlgefallen auflösen. Lassen wir mal die Probleme beiseite die keine sind, weil es sich um aufgebauschtes Gejammer handelt, so fallen mir selbst zu dieser Uhrzeit eine ganze Menge davon ein. Eine Lösung für das Schlafproblem, so es denn eines ist (im Urlaub nicht zwangsläufig), wäre, abends einfach nicht davon auszugehen, dass der Film oder das Buch morgen nicht mehr da sind.
Aber wie ändert man solche irrigen Annahmen? Sie dümpeln nicht an der Bewusstseinsoberfläche (und sind ohnehin hier nur ein Beispiel für viele andere Irrtümer, die überraschend oft was mit dem Heute vs. der Zukunft zu tun haben), sie sind nicht greifbar, sie stehen gegen eine lange Latte überzeugend dargebrachter Argumente.
Ich bin ein Opfer so mancher innerer Spontanverhaltensweisen, die mir nicht sehr viel Glück gebracht haben. Lauter Dinge, die getan werden müssen und nicht getan werden, die ich besser bleiben ließe und die ich doch nicht lassen kann- name the sin, I show you the sinner.
Trotz aller guten Argumente, für die ich nicht mal Freunde oder das Internet bemühen muss, schaffe ich es nicht, mich da ein bisschen besser zu kontrollieren.
Dieses Blog ist ein hübsches Beispiel für so manche Geschichten- ich hab keinen Plan, wie oft hier schon was über die Meriten von Sport, gesunder Ernährung und so weiter stand, wieviel Lob der Struktur im Alltag gezollt wurde, und wieviel Ruhm der Selbstdisziplin. Fakt ist, dass die Realität meist nicht viel davon zeigt. Das liegt nicht etwa daran, dass ich keinen Spaß an allen diesen Dingen hätte, oder dass sie unzumutbar wären. Nö. Ich hab schlicht keinen Bock drauf. So, und dann geht der langfristige Gewinn mal wieder zum Kuckuck, zugunsten der sehr fragwürdigen Erträge von Extrem-Couching und Co.
Angeblich soll man heilsame und lobenswerte Verhaltensweisen solide im Alltag verankert haben, wenn man sie drei Monate lang regelmäßig angewendet hat. Kann ich nicht behaupten... meine minimalen Rumpf-Strukturen, die ich aus der Psychiatriezeit mitgebracht habe, haben kaum eine Vermehrung erfahren, und alles, was ich versuche in meinen Tag zu integrieren ist in der Regel nicht von Dauer. Wie schon gesagt: Auch der positivste Gewinn aus einer wünschenswerten Änderung des Verhaltens bestärkt schon mal rein gar nichts.
Manchmal glaube ich, das ist der reine Trotz gegen den ganzen gesunden und vernünftigen Scheiß, den man heutzutage tun muss, um als vollwertiger Mensch zu gelten. Dann möchte ich gern ein paar Tische umkippen und ein bisschen herumbrüllen (auch nicht sehr erwachsen, aber bestimmt lustiger).
Für die Vermutung „Trotz“ spricht, dass diese schrägen Dinge, jeglicher Vernunft zuwider, sich einfach immer wieder ereignen. Und dass die Diskussion mit einem selbst so entspannend, liebevoll und erheiternd ist wie die mit einem zweijährigen Miniterroristen. Anders als die Zweijährige kann ich aber mich selbst nicht mit einer Auszeit ins Bett schicken...
Hat irgendwer eine Idee?
Und geh ich jetzt noch ins Bett, oder lass ich es einfach? Fragen über Fragen.
Jürgen und Roland und der Existenzialismus. Oder auch: "Vier Backen am Feuer" / Bild von mir, Titel von S. Danke! |
Schönes Wochenende
wünscht euch
dieLily
5 Kommentare:
Wenn alles schäft...muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Das war bestimmt in einem späteren Alter, sowas sitzt tief. Und ins Bett "schicken" geht schon mal gar nicht.
Da hilft nur weiter dikutieren und sich gut zureden, aber hartnäckig und liebevoll! Wie mit einer Fünfzehnjährigen.
Guten Morgen!
Ich habe für genau dieses Schlaf- Problem eine einfache Lösung. Auch wenn nicht gerade Begeisterung aufkommen wird:
Chemie.
Ich habe ja auch das Problem das ich zu unterschiedlichen Zeiten schlafen MUSS: Aus und Basta. Klappt das nicht, zieht sich der Schlafmangel wie ein roter Faden durch den ganzen Tag oder die Nacht. Je nach dem. Da ich aber aus den verschiedensten Gründen nicht immer dann müde bin oder einschlafen kann wenn es Zeit dazu wäre, habe ich mir in der Apotheke einfach ein frei verkäufliches Schlafmittel gekauft. Trotz Zwangsberatung (Ich hasse das!) habe ich nicht das schöne, softe genommen. Nein, ich WILL den Hammer und zwar sofort.
Ergebnis: So ab und zu nehme ich nun eine viertel bis eine halbe Tablette und lege mich ins Bett. Maximal noch ein Hörspiel an und die Rollläden herunter. Dann schlafe ich garantiert sechs bis acht Stunden. Der Rest ist mir dann egal. Die Zeit habe ich halt vorher einkalkuliert. Wenn ich also abends um 22:00 Uhr nach Hause komme, nehme ich eine viertel Tab. und da ich dann um 04:30 Uhr wieder raus Muss, schlafe ich auch genau so lange. Nicht noch rumwälzen und auf die Uhr sehen. Nein. Ich penne. Wenn ich dann morgens wach werde geht es gut aus den Federn. Ich habe in nunmehr zwei Monaten ganze sechs von den Tabletten genommen und es ist mir scheißegal was sich da für Bedenkenträger melden. Ich brauche den Schlaf und hole ihn mir. Nach 26 Jahren Schichtdienst ist es anders nicht mehr machbar. Nun wundere ich mich selber wie gut dann auch der Rest des Tages funktioniert.
Lange Schreibe, kurzer Sinn: Versuche einfach Schlaf zu finden.
Wie wir nun verrecken ist doch egal. Nur ohne Schlaf geht gar nichts.
Wortbestätigung: exingsa...
Beste Paula, von wann das frühe Aufstehen ist, weiß ich: Aus Zeiten meiner Ehe, wenn ich mich verfolgt fühlte von Mann, Hund und Kind. Dann bin ich vorzugsweise am Wochenende um fünf aufgestanden, um in Ruhe meinen Sonnenaufgang just for me alone zu haben. Das sitzt immer noch tief. Aber das Trotzen, das ist vermutlich ein Versuch, Leuten, die was von mir wollen, die Stirn zu bieten. Vielleicht wäre es besser, das Neinsagen zu erlernen. Hach. Nervig. Du weißt aber, von welchen Sachen ich rede- ich sag nur "Steuererklärung". Grrr. Vor sechs Wochen hab ich sie endlich abgegeben: 2008. 2009. Und 2010. *stirnwisch*
Liebster Schorsch, ich mag nicht noch mehr Pillen schlucken... und normalerweise schlaf ich gut, nur eben nicht, wenn die wilde Wutz mit mir durch geht. Und durch die Unsitte des frühen Aufstehens fehlen mir dann in der Wochenbilanz ein paar Stunden. Naja, und durch sechs Staffeln Gray´s Anatomy, 5 Staffeln Boston Legal, und, und, und.
Die haben diese tückische Länge von gut ner halben Stunde, die man dann immer glaubt, noch dranhängen zu können. Auf die Gefahr mich zu wiederholen: Grrrr.
Glückwunsch zu den Steuererklärungen! Ich wünsch Dir, dass die Mahnkosten nicht das Guthaben auffressen...
Mahnkosten? Bisher hat man noch nicht gemahnt. Und jetzt brauchen sie auch nicht mehr damit anzufangen.
So!
Kommentar veröffentlichen