Donnerstag, 1. September 2011

Ich frag mich...

In der letzten Zeit hab ich bei ein paar Gelegenheiten Fotos gemacht, die weder Insekten, noch Zootiere, Hausfassaden oder irgendwelche Blüten vor verschwommenen Hintergründen beinhalteten. Nee, ich hab Menschen fotografiert, echte Menschen. 
Dabei waren zwei oder drei wahrhaftige Fotosessions, samt unterschiedlicher Outfits und irrer Requisiten, wie z. B. einer Stehleiter. Nun diente die nicht der Befriedigung rätselhafter sexueller Bedürfnisse, sondern lediglich der Veränderung der Aufnahmeperspektive, aber- eine Stehleiter! Wow! (Dazu muss man wissen, dass der Gedanke an das Wechseln einer Glühbirne in einer Deckenlampe mir den Schweiß der Höhenangst auf die Stirn treibt, obwohl ich dazu wirklich einen meiner stabilen Esszimmerstühle zu Hilfe nehme). 

Eine Stehleiter hingegen ist beinahe kontraproduktiv, weil ich ohnehin nur auf die unterste Stufe zu gehen bereit bin- manchmal reicht allerdings auch das schon. Die Tatsache, dass mit dem Auge an der Kamera mir dann auch noch die Möglichkeit genommen ist, zu sehen, ob ich gerade das Gleichgewicht verliere, wird nur noch getoppt von dem Gedanken, was so ein Sturz meiner Ich-Erweiterung, äh, der Kamera antun würde. 
Ihr seht: Lily auf der Leiter ist ein eindeutiger Beweis für Ehrgeiz der alle Maße überschreitet. Nichtsdestotrotz habe ich es gewagt, und auch gestern kam wieder die Stehleiter zum Einsatz. Ebenso ein Klapphocker, und dazu zwei Models. Zwei!!

Das ganze Ereignis fand statt in Barbaras Garten, deren Pflanzen mir schon viele Motive geboten haben, und der wirklich wild-romantische Ecken hat. Es ist ziemlich schade, dass ich keine Ergebnisse hier zeigen kann, denn das war nicht Teil der Abmachung, also müsst ihr mein Wort dafür nehmen, dass die Bilder wirklich gelungen sind. Also, nicht alle 850 Stück (ein Hoch auf den 16 GB Chip!), das ist klar. So manches Mal kam die Sport-Einstellung zum Einsatz, da wird dann 98 % der Fotos nix, weil ich kein Profi bin. Aber 10-15 % der Bilder sind durchaus ganz gelungen.
Nach zwei Stunden allerdings waren Models wie Fotografin komplett groggy und echt fertig. Weiß der Schinder, warum das so furchtbar anstrengend war. Auch Kaffee in rauen Mengen hat das nicht geändert (vielleicht sollte ich auf Whiskey umsteigen?). 

Beide Models sind gern in der Goten-Szene unterwegs, und verfügen über entsprechende Outfits, wie Corsagen, tolle und aufwändige Kleider, Erfahrung in Makeup und solchen Dingen, und das machte es doch sehr spannend. Kate hat auch schon mal mit mir zusammen Fotos geschossen für einen Kalender für ihren Freund, und auch da haben wir jahreszeitlich sehr unterschiedliche Bilder gemacht, die einen wunderbaren Kalender ergeben haben. 

Abgesehen von dem Spaß, den das macht, hab ich auch festgestellt, dass es tatsächlich nicht egal ist, wer die Bilder macht. Denn als ich müde wurde und die Lust erlahmte, wurden die Bilder sofort schlechter. Da hab ich dann gemerkt, dass es auch eine Sache der Kreativität und der Energie ist, wie die Fotos werden, und dass es nicht nur die Kamera ist, die sowas steuert. Und ich hab mich dabei ertappt, Dinge zu sagen wie „Make love to this beautiful Schirm, please!“ und „Flirte mal mit der Kamera. Ja! Genau so!“. Merkwürdig.
Die Bilder werden auch besser, wenn man das Model gut kennt, oder eine gute Verbindung aufbauen kann. Denn dann verliert das Motiv das Bedürfnis, die Kontrolle zu behalten und ist einfach lockerer und natürlicher. Für Warm-up-Fotos geht also auch ein bisschen Zeit drauf.
Also, Kinners: Modell stehen ist definitiv ein Knochenjob, selbst bei Amateuren. Fotografieren ist was für Leute, die gern die Macht haben und das Sagen- auf total nette, politisch korrekte Weise, versteht sich. 

Aber ich glaube, ich habe beschlossen, demnächst Geld zu nehmen, wenn ich Fremde auf ihren Wunsch hin fotografiere. Hab da an einen Betrag von 60 Euro je neunzig Minuten gedacht, Anfahrt bis 50 km eingeschlossen, Nachbearbeitung inklusive DVD mit sämtlichen Bildern pauschal 50 €. Denn natürlich hab ich keine nennenswerten Aufwendungen für die Fotos an sich, da die Kamera ja digital aufzeichnet. Aber Verschleiß an der Kamera ist auch vorhanden, denn sie hat natürlich mechanische Teile, und die sind irgendwann hin. Und meine Zeit ist auch was wert, alles in allem. Die Nachbearbeitung erfolgt zur Zeit per Picasa. Aber irgendwann werde ich mir Photoshop leisten, und das will bezahlt werden. Abzüge hingegen kann dann jeder selbst machen, dafür erfolgt jedoch im Moment keine Bearbeitung (die Farben für die Darstellung am Monitor und auf Papier sind nicht identisch, so dass ein Ausdruck nicht unbedingt die Qualität hat, die ein Bild auf dem Rechner aufweist).
Was meint ihr: Ist das zuviel?

Das Bild unten stammt übrigens von der vorletzten Sitzung. Und außer einem Zuschnitt und der Umwandlung in ein monochromes Bild ist nichts dran gemacht.


Und weil ich gerade dabei bin, noch eine Zugabe: 



Welche Maske? (In memoriam Loriot)



Einen schönen Tag wünscht euch

die Lily


2 Kommentare:

Georg hat gesagt…

Huhu Lily
Ich finde es gut wenn Du Dein Hobby erweitern möchtest. Die Regel beim Fotografieren ist aber wohl "Zeit gegen Bilder". Das meint die Models geben Dir ihre Zeit und sie bekommen dafür die Bilder mit eingeschränktem Nutzungsrecht. Allerdings ist es wohl etwas anderes wenn jemand die Bilder für sich haben möchte. Schau doch mal in den einschlägigen Foren. Da wirst Du einen Überblick erhalten über Preise und sonstige Gepflogenheiten. Generell würde ich aber die Rechte an Bildern die ich geschossen habe nicht ganz abgeben...
Trotzdem ist das bestimmt spannend und ich wünsche Dir viel Spaß dabei.

Lily hat gesagt…

Hab bei der Idee natürlich nicht an "wirkliche" Models gedacht. Ich hätte auch "Mädels" schreiben können :-) Es geht mir nur um die Leute, die selbst Fotos haben wollen, für zu Haus an die Wand oder aus anderen Gründen.
Klar, wenn es mir um die Fotos geht, dann sieht das anders aus.