Freitag, 29. März 2013

Romeo and Juliet


Dire Straits, On The Night, enthält die (finde ich) wunderschönste Fassung aller ohnehin schon tollen Versionen, die es von dem Lied gibt.
Zum ersten Mal hab ich das bei einem von diesen weltweit übertragenen Benefiz-Events gehört, und damals (muss vor 1991 gewesen sein) mit nur unvollkommenen Mitteln bei der Fernsehübertragung mitgeschnitten. Auf Cassette, jawoll. Es macht nix, dass Mark Knopfler nicht singen kann- er tut das mit unglaublicher Überzeugungskraft. „I can't do everything, but I'll do anything for you“- hach.
Die Cassette ist längst in irgendeiner Kiste, Tüte oder Mülltonne untergegangen, und von mp3, DVD und Tracks auf Festplatten abgelöst, und ich kann nicht sagen, dass mich das mit Trauer erfüllt. Insgesamt hatte ich mit meinen elektronischen Aufzeichnungen weniger Ärger als mit den alten Bändern. Andererseits sind ganze Fertigkeitsklassen mit ihnen verschwunden- wer von den Dreizehnjährigen heute kann noch einen Bandsalat aus dem Recorder fieseln, das Band rauspulen, glätten, eventuell kleben und die ganze Chose dann wieder auf ihr Rädchen spulen, mittels Audiodubbing auf eine andere Cassette überspielen und das Lied, samt Leiern, Kratzern und Geheule, weiter hören? Na also, keiner.
Ein bisschen ungerecht ist das schon gegen die gute alte Cassette, denn vor allem die späten Recorder und Tapedecks neigten nun wirklich nicht mehr zum Bänderfressen. Mein Exmann hatte noch ein kleines Etui, mit Optikerschraubenziehern, einer Spritze mit Isopropanol und einer mit Sekundenkleber, zum Tonkopfreinigen und Spur einstellen, samt Festkleben der Schräubchen, damit diese Dinger nicht laufend ihre Position veränderten. Und man konnte das auch für Video-Recorder verwenden, denn das Prinzip war ja das Gleiche. Meinen letzten VCR hab ich 1999 gekauft, und ungefähr zehn Mal gebraucht, dann war auch das zu Ende. Sympathischer Weise hab ich den dann verschenkt- an eine Freundin, von der ich wusste, dass sie Messie-Tendenzen und die Sammelwut hat. Eine prima Idee, wenn man Sachen los werden will, aber sicherstellen möchte, dass sie nicht auf dem Müll landen, nicht wahr?
Dieses lange Wochenende ist vermutlich von Dire Straits und auch von REM geprägt. Vielleicht mischen sich auch noch Albert Hammond (Trallalla!) und/oder Clannad ein, mal schauen.
Natürlich hat dieses Ostern auch noch Nebenwirkungen. Die letzte Woche ist in einem ziemlichen Arbeitswirbel untergegangen, mein Überstundenkonto steigt stetig an. Kein Vergleich mit dem meines Chefs, das mittlerweile die 3000 Stunden überschritten hat, aber dennoch. Trotzdem er eigentlich ein abschreckendes Beispiel dafür ist, wie Arbeit einen auffressen kann, wenn man sie nicht freundlich aber bestimmt in ihre Grenzen verweist, hat sein Einsatz auch etwas Mitreißendes. Das führt dann dazu, dass mir das Wochenende oder auch Urlaub zuerst mal Entspannung verspricht, dann aber Migräne und so etwas auslöst. Freitags abends hab ich regelmäßig einen Durchhänger der Extraklasse, und heule dem besten Freund von allen die Ohren voll.
Der Brennstoff der Woche ist verbraucht, und das Wochenende, verplant und mit weiteren Pflichten vollgestopft, wird dann meist zu einem üblen Beispiel von Extrem-Couching.

 Leider hat meine Kollegin, die entzückend anzusehende N., nächste Woche ihren letzten Tag, dann geht sie rücksichtsloser Weise in den Mutterschutz. Ich werde es sehr vermissen, mich mit ihr kringelig zu lachen und aufzuregen über Leute, die ihre Tassen nicht in die Spülmaschine stellen, und schweigend gemeinsam in die Tasten zu hauen. Auch wird es merkwürdig sein, von meinen 41 (naja, eher 48) Stunden vermutlich 35 ganz allein im Haus zu sein, alle Telefone auf mich umgestellt und alle Kollegen unterwegs. Und niemand da, der einfach mal so eine Pause einläutet.
 Auch hab ich schon ein paar Wochenendeinsätze geplant, um das Amtslaufwerk zu entrümpeln und neu zu strukturieren, damit ich mich nicht immer tot suche nach Sachen, die andere Leute nach ihren Prinzipien (oder auch ohne solche) da drauf genudelt haben - natürlich ist auch das ein Zusatzaufwand, aber ich hoffe mal, er wird sich lohnen.

 Da wir auf absehbare Zeit keinen Ersatz für N. bekommen werden, bleibt mir nichts anderes übrig, als Abläufe schlanker zu stricken und abzuspecken, und auf diese Weise zu versuchen, die Aufgaben zu erledigen, ohne noch länger im Büro zu bleiben. Es ist definitiv nicht möglich, alles in gewohnter Qualität weiterhin abzuarbeiten... und das wird bestimmt noch Ärger geben. Denn so sehr alle Leute dafür sind, dass gespart wird, vor allem bei den Personalkosten im Öffentlichen Dienst, so wenig sind sie bereit, vielleicht mal ein oder zwei Tage länger auf ihre Antwort, ihr Geld oder ihre Dienstleistung zu warten. Da wird sofort Theater gemacht, nach Intervention gebrüllt oder mit der Presse gedroht... Sympathisch, das.
Und unsere Zentrale macht Druck, dass wir Überstunden abbauen. Ich könnt mich kaputt lachen, wäre es nicht so traurig. Wir sollen nicht nur nicht mehr davon machen, sondern knapp 10 Prozent abbauen. Das würde bedeuten, dass mein Chef, neben dem Urlaub aus diesem und dem Vorjahr, noch weitere ganze 2 Monate einfach zu Hause bleiben müsste. Wie ich ihn kenne, wird er das tun- und von zu Hause aus, über den Remote-Zugriff auf das Intranet, einfach weiter arbeiten. Aber Überstunden sind Forderungen, bilanztechnisch betrachtet. Und als Gemeinde im Stärkungspakt, die im Jahr 2015 alle Eigenmittel verbraucht haben wird, und bis zum letzten Kindergartenstuhl alles verscherbelt hat, was sie mal besaß, kann mein Arbeitgeber sich weitere Belastungen nicht leisten.
Ach ja. Play it again, Mark... Romeo and Juliet, wenn es recht ist. Ich schmeiß dann mal die Spülmaschine an, Herrschaften.

Und wünsche euch allen schöne, erholsame Ostern!

Lily.

8 Kommentare:

Paula hat gesagt…

Einfach abbrechen, die Arbeit, und den Bleistift fallen lassen um 17:00 Uhr, sag ich mir immer, und tue es auch. Anders kann man seine Gesundheit nicht schützen.

Wochenenden im Büro finde ich nicht so schlimm, es ist dann immer so schön ruhig und man fühlt sich frei. Aber nur einen Tag.

Ostern ist super, vier Tage frei für Zimmer renovieren, einkaufen, Steuererklärung machen, Essen kochen für die Kinder, Wäschehaufen wegbügeln,Tante Thekla besuchen, Kuchen backen mit der neuen Küchenmaschine, Spazierengehen, Keller umräumen, Anlage anschließen, Blogs lesen (Herzdamengeschichten wird immer toller, finde ich)....

Ich glaub ich mach mir erst mal in aller Ruhe einen Kaffee und danach eine Liste.

Schöne Ostern und alles Liebe!
P.

Frau Vau hat gesagt…

Genau mein Musikgeschmack.... ich hole jetzt sofort die DireStraits-CD raus.. und danach REM (Monster!).. und dann Clannad.. ach ne, die hab ich ja nur auf Vinyl, also Plattenspieler entstauben..
Frohe Ostern! Und Paula hat Recht - pass auf deine Gesundheit auf und überfordere dich nicht. So wie ich dich einschätze, gehörst du nicht zu denen, die die Arbeit von 2 Stunden auf 8 verteilen, sondern eher zu denen, die die Arbeit von 8 Stunden in zwei schaffen..

Lily hat gesagt…

@Paula: Bei uns ist es immer so ruhig wie am Wochenende:) und meist hör ich auch um 17 Uhr auf. Außer, wenn dann gerade eine Sitzung oder sowas läuft. Und dein Ostern-Stundenplan hört sich wie etwas an, für das ich 4 Wochen, nicht Tage bräuchte. Vor allem wegen Tante Thekla!
@ Frau Vau: Und, wie wars mit dem Plattenspieler? Ich hab gar keinen mehr und auch keine Platten mehr. Die sind mal bei einem Umzug verschollen...
Und ich kann beides. Arbeit auswalzen (bzw. mich sehr lange mit etwas beschäftigen), aber auch ranklotzen, wie man hier so sagt. Das kommt sehr auf die Arbeit an ;)
Schöne Ostern!

Frau Vau hat gesagt…

Musste leider auf Spotify umswitchen, da weder meine CDs noch LPs momentan erreichbar sind (Umzug vom Mann noch nicht ganz ausgeräumt). Sehr schön.. und wir haben dann gleich weitergemacht mit passender Musik (z.B. Al Stewart..)
Liebe Grüße!

Frau Vau hat gesagt…

P.S. Den Plattenspieler und meine Platten würde ich nie hergeben! Das macht einfach noch mal einen anderen Klang als nur CD oder MP3! Wobei ich mir keine neuen LPs mehr kaufen würde, soweit geht die Liebe dazu dann doch nicht..

Lily hat gesagt…

@Frau Vau: Meine Platten sind fast alle beim 2. nachehelichen Umzug verschollen... Ich vermute mal, dass sie zusammen mit einem Haufen Kisten mit alten Teppichfliesen auf irgendeiner Müllhalde gelandet sind. Und der Plattenspieler hat lange vorher das Zeitliche gesegnet, leider.
Eine Platte ist übrig geblieben:
Never Mind the Bollocks. Ausgerechnet ;)
Aber ich hatte nie viel Platten, das war mir als Schülerin zu teuer und vom Azubi-Gehalt konnte ich mir dann aussuchen, ob ich für mich und den Sohn was zu essen oder was zu hören kaufe. Daher hat das Kind immer die alten Cassetten mit der Jubiläumsausgabe "150 Jahre Franz-Josef Degenhardt" hören müssen. Was vermutlich vieles erklärt.

Frau Vau hat gesagt…

Wir hatten einen Plattenladen, der im Untergeschoss die billigen griechischen Pressungen für oft weniger als die Hälfte verkaufte.. und ich hatte natürlich kein Kind zu versorgen, dafür aber ein Minigehalt. Es gab halt oft Nudeln mit Musik. Geht auch nur, wenn man alleine ist (oder in einer WG, in der ich aber noch die mit dem meisten Geld war, ich hatte ja auch einen Job..)
Waren trotzdem tolle Zeiten.
Bin inzwischen übrigens bei Donald Fagen gelandet. Nightfly.
Degenhardt fürs Kind? Ist das nicht teuer in der Therapie?
=:-) Frohe Ostern!

Lily hat gesagt…

Liebe Frau Vau- die Therapie kann er jetzt selbst in die Hand nehmen und auch bezahlen. Das ist der Vorteil, wenn die lieben Kleinen die 30 überschritten haben. Musste ich damals ja schließlich auch, und ich war nur 2 Jahre älter als er es heute ist. Golden Times...