Montag, 5. August 2013

Massenmord und Geschlechtsteile

Auf meinem Filmaufnehmer (Festplattenrecorder) sammeln sich gern die Krimis, die im Lauf der Woche bei den üblichen Verdächtigen vom Band rollen. Gestern abend hab ich mal wieder eine längere Abguckung veranstaltet, und unter anderem harrte Inspector Barnaby meiner.

Kennt ihr die Reihe? Eigentlich ziemlich langweilig, aber recht britisch, und so ein bisschen „Der Kommissar“ für mich. Harmlos, mit ein paar Gruseleinschüben, und manchmal witzig. Aber was mir immer wieder auffällt: Ganze Dörfer werden im Laufe einer Folge ausgerottet. Meist welken während einer Episode nicht nur das Ursprungsopfer sondern auch der Reihe nach alle Verdächtigen dahin und zum Schluss kommt der Bürgermeister und macht das Dorf zu. Vielleicht ist es ja ein schlichter Trick, damit man die Beweisführung nicht so fein abstimmen muss- einfach alle umbringen, wer dann übrig bleibt, muss es wohl gewesen sein (Hallo Herr Bürgermeister. Warum tragen Sie einen Hammer? Sie wollen das Dorf schließen? Ah.)
Es ist jedenfalls erstaunlich, wie viel respektable (und meist doppel-lebige) englische Adlige, Antiquitätenhändler und Alte Jungfern im Laufe von anderthalb Stunden von ihrem Ableben Gebrauch machen können, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt.

Und dann gibt es noch die Krimis aus anderen Ländern, vor allem amerikanische Serien. Da wird dann gern mal obduktionstechnisch gemetzelt, Leichen in mehr oder minder verflüssigtem Zustand bevölkern die Autopsiesäle. Bei „Bones“ und „CSI“ kennt man da kein Pardon. Der unvermeidlichen gedanklichen „Nachbereitung“ und deren Visualisierung wird viel Raum gewidmet, jede Kugel wird gern auf ihrem Weg in die Anatomie der Opfer verfolgt, und man lernt so eine Leiche wirklich intim kennen.
Aber, wisst ihr was? Amerikanische Leichen haben keine Geschlechtsteile. Statt dessen haben sie da, wo wir so etwas spazieren führen, einen hellen, leuchtenden Fleck. Vermutlich macht das die Religion. Oder der landesweite Anstand und die Sitte.
Das zieht Begegnungen der überraschenden Art nach sich: Letztens, in einem Tatort, lag eine männliche Leiche auf dem Seziertisch*. Fast hab ich mich ein bisschen erschreckt...
Denn sie hatte das, was man hier in Europa noch gern trägt: Eier.


Einen mutigen Tag wünscht euch
DieLily

* Open Office kennt das Wort „Seziertisch“ nicht. Anstelle dessen hat mir die „Rechtschreibhilfe“ angeboten: „Seeziertisch“. Und „Sehziertisch“. Hä?

28 Kommentare:

Georg hat gesagt…

Danke. Ich gehöre ja zu den Verweigerern jeglicher Filme und Literatur dieser Art. Aber das mit den Eiern ist mir auch aufgefallen...
Hihi wir sprechen auch gern von "mit dem Leben unvereinbarer Verletzung..."
Es soll aber auch Menschen geben die diesen Serien einen hohen Anteil von Wahrheit und rechtlicher Schulung abgewinnen können. Da macht die normale Arbeit richtig Spaß.
Wie viele Minuten kann man auf so einem Recorder aufzeichnen? Ich denke über eine solche Anschaffung nach.

Lily hat gesagt…

@Georg: Wenn mich mal ein amerikanischer Polizist verhören sollte, weiß ich, was ich nicht tue: Nach einem Anwalt fragen. Das machen immer nur die Schuldigen... Mein Festplattenrecorder gehört zu der Set-Top-Box meines Internet- und Fernsehanbieters (Unitymedia). Er hat 300 Gb Speicherplatz, und war bisher maximal zu einem Drittel voll. Dann waren aber auch mindestens 20 Filme und sowas drauf. Natürlich keine Kinofilme, die sind ja oft länger, aber die 60-Minuten-Episoden. Ich vermute mal, dass HD-Sendungen mehr Platz beanspruchen, aber ich krieg nur ein paar HD-Sender, und da ich da keinen Unterschied sehe (und auf meinem mittelgroßen Bildschirm auch kein Kinoerlebnis stattfinden kann) zeichne ich nur "normale" Sendungen auf.

Georg hat gesagt…

Ok. Danke. Und, wie du siehst, internetz funzt wieder. Und Versicherung zahlt den Schaden. Alles Super.

Frau Vau hat gesagt…

Barnaby anzuschauen ist genau das Richtige für Sonntag abend ;-)
Allerdings hab ich inzwischen einmal eines der Bücher gelesen, die sind dann doch etwas vielschichtiger. Mag ich sehr.

Lily hat gesagt…

@Frau Vau: Da muss ich dann wohl auch mal dran. Nett fand ich, dass in der gestern angesehenen Folge der Sergeant ein weibliches Paar als "Ah- zwei alte Lesben" bezeichnete. Auf Barnabys Hinweis über mangelnde Sensibilität meinte Troy dann nach einer verständnislosen Pause: Ja- aber so ist es doch? Barnaby hat ihn dann später als "old school" bezeichnet.

Frau Vau hat gesagt…

Gerade der Troy-Charakter wird in den Büchern ganz anders beschrieben.. lass dich überraschen ;-)

Paula hat gesagt…

Ich sehe mir am liebsten schwedisches Gemetzel an. Die Wallander-Reihe habe ich allerdings schon über, Anika Bengtzon ist momentan mein Favorit. P. und ich haben allerdings neulich festgestellt, dass die düsteren Schwedenkrimis auch ihren Preis haben. Wir können uns überhaupt nicht mehr vostellen, da jemals wieder im Urlaub hinzufahren. Man stelle sich nur vor: einsame Hütte in den endlosen schwedischen Wäldern, Psychopath mit Beil schleicht sich durch den Wald an.

Ich glaub, ich muss bald mal ne Krimipause einlegen.

Lily hat gesagt…

@Frau Vau: Das werde ich ;-)
@Paula: Darüber hab ich ja noch nie nachgedacht... Gibt es Untersuchungen über den Einfluss der Skandinavienkrimis auf den Fremdenverkehr? Wallander konnte meiner Meinung nach immer munter vor sich hin wallandern, ich hab keins der Bücher mehr als angelesen. Dafür die Isländer, Ingri..dings und so, und die beiden Neuen, Hjorth/Rosenfeldt (oder so).

Paula hat gesagt…

Der letzte Wallander "der Chinese" ist der für mich bisher spannenste. Eine tolle Geschichte, die über mehrere Generationen und Kontinente geht. Auch der Film mit Susanne von Borsody in der Hauptrolle ist sehenswert, wenn man keine Lust hat, den Schinken zu lesen.

Isländer-Krimis? Interessant. Das käme für mich auch in Frage, weil ich das Land irgendwie reizvoll finde

Paula hat gesagt…

Fehler: der Chinese ist der letzte Mankell-Krimi und hat mit der Wallander-Reihe nichts zu tun.

Lily hat gesagt…

Den Chinesen hab ich sogar versucht, anzuschauen, der wurde mir dann aber zu unheimlich. Das war doch ein Mehrteiler, oder? Jetzt bereue ich, dass ich meine Aufnahmen immer direkt nach dem Ansehen (oder vorher, wenn mir die erste Folge zB. nicht gefallen hat) lösche. Na ja, wird ja vielleicht mal wiederholt.
Der Isländer hieß Arnaldur Indridason, mit diesem komischen durchgestrichenen d (wie das th in der englischen Lautsprache).
Spannend.

Falcon hat gesagt…

Ich geb es ja zu - ich mag Bones. Die Serie ist witzig geschrieben und die Darsteller durch die Bank sympathisch. Richtig schön, um vor dem Einschlafen immer mal eine Folge zu schauen. Genau wie NCIS (die Frau Meise brachte mich auf die Serie); bei denen frage ich mich aber schon, warum die Amerikaner noch nicht ausgestorben sind, denn da, wo der Normalsterbliche seine primären Geschlechtsmermale hat, haben die nur weiße Punkte. Am Anfang dachte ich auch noch, dass es sich um einen Bildfehler handelt, aber mittlerweile weiß ich ja, dass der Fehler in den amerikanischen Köpfen steckt.
Was Krimis zum Lesen (oder zur Not zum Hören) angeht, möchte ich noch Jo Nesbo empfehlen - der hat mit seinen Harry Hole-Krimis recht spannende Bücher geschrieben.
Schön verfilmt von ihm ist übrigens "Headhunter" mit einer spannend konstruierten Geschichte.

Meise hat gesagt…

Uiii, uiii, Krimis!
Ich lese zur Zeit ja am zweiten Band von Jussi Adler-Olsen. Gerade wenn es draußen zu heiß ist und ich phlegmatisch auf dem Sofa vor mich hin schwitze, kommt so ein Dänen-Krimi ganz gut.
Den Indridason habe ich mir gleich mal vermerkt. ;)

NCIS, CSI etc. haben sich bei mir irgendwie ausgereizt. Mentalist und Castle noch nicht, wobei ich mir nicht sicher bin, ob die wirklich zu den Krimiserien zählen.
Aber ich muss "live" gucken, meinen alten Videorecorder habe ich schon eeeewig nicht mehr benutzt.

Meise hat gesagt…

Ähm... dann gibt's da natürlich noch DVD's... (ich hab ja diverse NCIS-DVDs) *hüstel*

Meise hat gesagt…

Ach, der Herr Falke ist auch da. :D

Falcon hat gesagt…

Vom Mentalisten hab ich jetzt dank eines Kollegen die ersten vier Staffeln gesehen - hat mir dank umspannender Rahmenhandlung und relativ differenziert dargestellter Charaktere auch sehr gut gefallen. Und um Castle schleich ich derzeit noch herum, allerdings kann man bei gut 10 Euro je Staffel auch wenig falsch machen. Außerdem ist Nathan Fillion zumindest in Firefly auch eine ziemlich coole Sau.

Meise hat gesagt…

Eben! Nathan Fillion!!!! ;)

Meise hat gesagt…

Es gibt in einer Folge auch mal einen kleinen Verweis auf Firefly, da trägt er die Klamotten aus Firefly als Halloween-Kostüm. Ich musste lachend immer wieder auf den Bildschirm zeigen (dabei war ich ja alleine). Ich fand das so genial!

Meise hat gesagt…

Aber wenn du kannst, guck per DVD auf Englisch. Der Nathan ist zwar tatsächlich schön synchronisiert, aber auf englisch noch besser.

Meise hat gesagt…

Ähm. Hähä, liebe Lily, auch mal wieder was an dich:
Kennst du die Millennium-Trilogie von Stieg Larsson? Wenn nicht: sehr zu empfehlen! Sauspannend!
Dagegen lustig, merkwürdig und genial: die Dr. Siri-Reihe von Colin Cotterill. Der erste Band ist "Dr. Siri und seine Toten".

Lily hat gesagt…

@ Meise:
Ja, die Bones und der Mentalist, und auch der Castle, und NCIS und CSI... stehen alle auf meiner Aufnahmeliste. Nicht so sehr, weil ich sie so authentisch, spannend und Krimi-ig finde, sondern mehr wegen des Drumherums. Und weil "Patrick Jane" so ein eminent schöner Mann ist, wie ein erwachsener Botticelli-Engel. UNd weil Castle sich so nett blöd anstellt, manchmal. Natürlich hab ich auch den Larsson gelesen, da kam man ja nicht dran vorbei, aber es hat sich gelohnt.
@Falcon: Ja, die Rahmenhandlungen. Meist sind mir die Folgen nicht so lieb, wenn Red John wieder eine Rolle spielt, oder auch, wenn die Chefin bei Castle den Mörder ihrer Mutter sucht. Keine Ahnung, warum. Gestern abend lief eine ziemlich gruselige Folge, in der im Haus einer Blinden einer der Red-John-Smilies an der Wand aufgemalt war. Aber ich bleib dann trotzdem dabei, wahrscheinlich aufgrund des Autobahnunfall-Effekts. Unser gemeinsamer Freund bezeichnet übrigens die Kate bei CSI:Las Vegas als "Die Frau mit den bösen Haaren".

Falcon hat gesagt…

Ich muss zugeben, dass ich CSI praktisch nie schaue - wenn ich mal eine Folge erwische, ist es garantiert eine aus CSI:Miami und Horatio Caine geht mir so auf den Sack, das ist nicht mehr feierlich. Wenn er sowieso schon von Anfang an weiß, wer es getan hat, warum sagt er es nicht einfach und geht für den Rest der Folge einen trinken?
Der ist für den Krimi das, was die Bayern für den Fussball sind.
Die Beurteilung, ob Herr Jane ein schöner Mann ist, überlass ich ansonsten lieber Euch Frauen, aber er hat ein unglaublich gewinnendes Lachen, was ihn mir außerordentlich sympathisch macht.
Castle kenne ich eigentlich gar nicht, aber weil ich ja ganz gern abends vor dem Einschlafen (manchmal auch während des Einschlafens) noch eine Serienfolge schaue´, will ich es mal mit der Serie versuchen (außerdem kostet jede Staffel nur 10 Euro, da kann man wenig falsch machen)...

Lily hat gesagt…

Horatio Caine ist ein Brechreiz, finde ich. Ein rothaariger Brechreiz. Und Lieutenant Dan ist verbrannt seit Forrest Gump. Las Vegas hingegen ist manchmal sogar ein bisschen witzig.

Meise hat gesagt…

Ich bin da ganz bei dir Lily: er IST ein eminent schöner Mann. Und den Vergleich mit dem erwachsenen Botticelli-Engel finde ich einfach grandios!

Anonym hat gesagt…

Ganz besonders gern mag ich "Inspector Lewis", und seinen Assistenten, Hathaway, ...ja, den liebe ich.
Lief gerade (einige Folgen) im Zweiten.
Thymi

Lily hat gesagt…

Hallo Thymi,
den Lewis mag ich auch. Ich hab mir die ersten vier Staffeln als DVDs geholt und sehr genossen. Hathaway ist auch einer meiner Favoriten :-)

L

Anonym hat gesagt…

Jetzt gibt es eine fünfte Staffel.
Ich finde, man kann sich die Folgen nach einiger Zeit auch nochmal anschauen. Manches hab ich dann auch schon wieder vergessen. Einer der Vorteile, wenn man älter wird...
;-)
Thymi

Lily hat gesagt…

Ich schau mir viele Sachen mehrmals an. Auch, weil ich selten NUR hinschaue, sondern meist auch lese, telefoniere oder sonstwas anstelle, während der Fernseher läuft. Da gibt es dann viel neu zu entdecken beim zweiten Mal.