Jeden Morgen, auf einer bestimmten
Strecke auf dem Weg zur Arbeit, erfasst mich so ein
Murmeltier-Gefühl...
Dazu muss man wissen, dass ich
Schleichwege fahre, weil die die direkteste Strecke abdecken, und
dass diese Schleichwege mich durch eine sehr kurvige, mit alten
Platanen bestandene, enge Straße führen, für die Tempo dreißig
gilt.
Selbst am hellen Tag ist es da immer
dämmrig. Um diese Jahreszeit jetzt ist es dunkel wie im Sack (und
das wird in der nächsten Zeit bekanntlich auch so bleiben). Leider
ist der Schleichweg nicht nur mir bekannt, sondern wird gern und
häufig benutzt. Auch, und vor allem, von Fahrradfahrern. Fünfzig
Meter nach der Einmündung in diese Straße macht sie eine 270°-Kurve
- und meist ist da dann ein Radfahrer vor mir. Die Straße ist
wirklich schmal, und man tut besser daran, vor allem auf Kurvenhöhe
hinter den Radfahrern zu bleiben. Überholt man sie, nimmt man
automatisch die komplette Breite der Straße ein, und das ist an
dieser Stelle keine gute Idee.
Leider bemühen sich die Radfahrer
sämtlich darum, Energie zu sparen- in diesem Fall die eigene
Strampel-Energie, und fahren gerne ohne Licht in modisch dunkler
Kleidung auf modisch schwarzen Fahrrädern. Bleibt man hinter ihnen
(wenn man sie glücklich erkannt hat) dann kann spätestens der
Fahrer des Autos hinter einem die Radfahrer nicht mehr sehen und
fängt an zu drängeln. Schließlich ist hier dreißig, und nicht
Radfahrer-Schleichtempo...
Wie das in alten Straßen mit uraltem
Baumbestand so ist, ist die Fahrbahn gerade am Rand nicht immer die
ebenste Fläche, und hier ist sie auch noch mit Gullys versehen.
Grund genug, um jeden Gully mit einem recht weiten Bogen zu umfahren,
was das Überholen dann auch für den Rest der Strecke, also nach der
Kurve, zu einem Abenteuer macht.
Donnerstags trifft man hier den Wagen
der Müllabfuhr, und freitags sind die Kollegen von der
Straßenreinigung unterwegs- das bringt dann das Double-Feature in
die frühmorgendliche Aufreg-Wiederholung.
Und zum krönenden Abschluss kreuzt
meine Strecke ganz zum Schluss noch einen beliebten Lemming-Trail.
Dort nämlich, wo jeden Morgen eine Heerschar Schüler auf dem Weg vom Bus zu ihrer Schule entlang müssen. Da kommt
dann eine Gruppe von 40, 50 Schülern, die alle in der Schule gefehlt
haben, als das mit dem Straßeüberqueren dran war, und geht an der
Ecke einfach geradeaus über die Straße. Egal, wer da kommt, wer da
halten müsste und ob sie gesehen werden können (Tipp: Dunkle
Straße, dunkle Kleidung...) oder nicht. Die haben den Trick raus,
nicht alt zu werden- in dem sie jung sterben.
Wenn sie dann an ihrer Schule
aufschlagen, und nicht direkt in der daneben liegenden Einfahrt zu
unserem Parkplatz lagern (direkt vor dem Kühler der Lily, die
inzwischen einfach da anhält, wo sie muss, also mitten auf einer
viel befahrenen Hauptverkehrsstraße im Berufsverkehr - ich spare mir
das Hupen, das macht dann der Querverkehr), dann sammeln sie sich
unter einem unserer Fenster auf selbigem Parkplatz, rauchen,
frühstücken, erzählen sich was - und sie sind sich selten einig
über ihr Thema. Bis auf eines: Wenn sie gehen, schmeißen sie ihren
Müll direkt dahin, wo sie stehen. Sie spielen wirklich mit ihrem
Leben. Irgendwann schmeiß ich nämlich mal was aus dem Fenster.
Vielleicht einen Schreibtisch. Rausbrüllen nützt gar nichts, da
kriegt man nur rotzfreche Antworten. Unser Gebäude verfügt zudem
über einen sehr tief im Haus liegenden Kellereingang, der eine
praktische, weite Nische bildet- die ist von nirgendwo einzusehen und
wird gern zum Kiffen, Knutschen und ...Kacken genutzt. Und nein, das
ist nicht die Bronx. Das Theater unterm Fenster setzt sich den ganzen
Tag über in jeder Pause fort, der Kellereingang spielt auch noch
eine gewisse Rolle in Freistunden. Die Müllcontainer befinden sich
übrigens direkt gegenüber dem Platz, wo sie ihren Abfall
hinterlassen. Sie müssten sich nur nach links anstatt nach rechts
drehen. Aber vielleicht haben sie alle zu viel Harry Potter gelesen,
glauben an Magie und daran, dass aus leeren Verpackungen volle
werden, wenn man sie ins Beet schmeißt und dann ordentlich Regen und
Sonne dazu kommen.
Montag geht ein Schreiben an die
Schulleitung raus. Und ich werde unserer Putzfrau verbieten, den Müll
aus dem Beet zu sammeln. Vielleicht merken die Schwachmaten mal, was
sie da hinterlassen, wenn keiner hinter ihnen her räumt. Und vor den
Zugang zum Keller kommt ein Tor, dann können wir da unsere Räder
trocken und sicher abstellen.
Wenn das geregelt ist, kümmere ich
mich darum, die Horden von Schülern zu vertreiben, die auf unserer
(überdachten) Eingangstreppe vor dem Haus lagern. Können sie gern
tun, sie machen Platz und so- aber sie hinterlassen auch hier
Brötchentüten, Getränkedosen und -Flaschen, Kippen,
Zigarettenschachteln... einfach da, wo sie stehen bzw. sitzen. Dabei
warten sie auf den Bus- und an der Haltestelle, drei Meter weiter,
ist eine Mülltonne, an der sie ohnehin vorbei müssen.
Getoppt wird das ganze jedoch durch die
Gruppe Knaben, die letzten Winter durch das zum Lüften offen
stehende Fenster Schneebälle in unseren Besprechungsraum geworfen
haben. Die Pfützen auf dem Parkett waren beachtlich, und man muss
vermutlich dankbar sein, dass keine Hundekacke in den Schneebällen
war. Von den Kötern der Nachbarn. Letztere scheinen der Meinung zu
sein, dass die Grünanlagen an öffentlichen Gebäuden automatisch
zum Vollkacken durch Hunde zur Verfügung gestellt werden.
Schließlich zahlen sie ja Steuern.
Menschen. Ehrlich.
Waaah.
4 Kommentare:
Dieser Text ist so treffend und richtig, dass ich Ihnen jetzt zum Dank am liebsten ein Frühstück vorbei brächte.
Und vieles ist nicht nur bei Ihnen so, z.B. gilt die Wiese neben unserem Gebäude, ebenfalls im Besitz der öffentlichen Hand, als DIE Hundekackwiese -pardon my french- der Stadt. Dabei befinden wir uns in einem eher "noblen" Bereich der Stadt mit groooßen Grundstücken und grooooßen Gärten. Aber natürlich käme man niemals auf die Idee, Fiffi in den regelmäßig von Landschaftspflegefirmen getrimmten Wellness-Gärten kacken zu lassen.
Von der Sache mit dem "Beutel mitnehmen und selbst entsorgen" mal ganz zu schweigen. ;-)
Auf die Ommel! Die müssen nur Konsequenzen spüren, mal sehn, wie die Schulleitung reagiert.
Ich kenne das Abfall-einfach-fallen-lassen von den Leuten an der Bushaltestelle nur zu gut. Da stehen sie rauchend direkt neben dem Mülleimer und werfen, wenn der Bus kommt, die halb aufgerauchte Kippe vor sich auf den Boden.
Oder ihr Taschentuch. Oder was auch immer sie in ihren Jackentaschen gefunden haben und was weg muss.
Es gibt da auch die ewig Spuckenden, die im 3-Sekunden-Takt vor sich auf den Boden speien, weil anscheinend ihre Speicheldrüsen Überfunktion haben und sie des Schluckens nicht mächtig sind.
Ich kapiere das auch nicht.
Lernen die das heute nicht mehr von ihren Eltern, dass man nichts wegwirft?
Meine Mutter hätte mir eine getachelt, wenn ich was auf den Boden geworfen hätte.
Und was ich erst recht nicht kapiere: Die werfen auch da alles hin, wo sie gerne herumsitzen - und wiederkommen wollen.
Und ja: getarnte, weil nicht beleuchtete Radfahrer sind die Pest!!!
Hast du auch gedroht?... mit der vollen Breite deines Amtes?... mit den scharfen Hufen des selbigen Schimmels? Die reagieren sonst nicht. Aber gut, dass du das nicht einfach nur hin nimmst. Rock on!
Kommentar veröffentlichen