Freitag, 7. Dezember 2007

Heute

wird Karlchen kastriert.
Es fing gestern Abend schon an, das Drama. Er sollte ab 18 Uhr nicht mehr fressen. Unglücklicherweise habe ich nicht nur eine Katze, sondern vier. Die Herrschaften lassen sich gern Zeit mit ihrem Dinner, also werden in der Regel gegen 18 Uhr die Dosen geöffnet. Man begibt sich zu den Näpfen, schnuppert, zieht die Augenbrauen hoch („Das meinst du doch nicht ernst??“) und dann wird, je nach Temperament und Hunger, das Abendessen in Angriff genommen.
Emily frisst. Einfach so, ohne viel Theater, und ohne weitere Probleme mit dem, was ihr die Dose so anbietet. Karlchen frisst auch, mit Wonne, Ausdauer und wahrer Hingabe. Es freut die Dosenöffnerin, wenn es mal jemandem schmeckt. Denn: Paul geht hin, schaut nach, und geht erstmal wieder. Eddie verscharrt das Futter, mit allen Zeichen des Abscheus. Er mag nicht.
Er mag nie. Nur Leckerli. Malzpaste, Vitaminpaste, Käse- da kriegt er gierige Augen.
Paul überlegt es sich irgendwann anders und frisst dann mit Todesverachtung. Aber Eddie hab ich sehr, sehr selten an den Näpfen gesehen. Meist höre ich ihn nur. Scharren, wie gesagt.
Der Erfolg ist, dass Futter in den Näpfen bleibt. Die Morgenration ist oft abends noch zur Hälfte vorhanden. Ich weiß, dass man nach einer dreiviertel Stunde abräumen soll… irgendwie bring ich das nur nie übers Herz. Kann ja sein, dass einer Hunger hat, und dann?

Jedenfalls war gestern Abend fasten angesagt, und heut Morgen auch. Zur Prophylaxe, und damit abends etwas flotter gespeist würde, hab ich gestern Morgen schon weniger als üblich gegeben, und die Bande hatte Hunger. Gegen sechs hab ich also gehorsam die Schüsselchen entfernt, und die Reste in die Tonne geworfen.
Um halb sieben legten Geräusche aus der Küche das Entstehen einer Intrige zur Öffnung der Mülltonne nahe, also hab ich den Müll erstmal raus gebracht.
Ab sieben wurde jedes Mal, wenn ich mich von der Couch erhob, freudiges Lassie-Verhalten sichtbar. D. h., ein schwanzwedelndes (ja, wie Hunde, nur ohne Bellen) Defilee Richtung Küche setzt ein, mit Blick über die Schulter und allem, um der blöden Dosenöffnerin mal zu zeigen, wo das Futter steht. Nachdem alles Bemühen fruchtlos blieb, wurde der Zorn dann an den Kollegen ausgelassen. Der Geräuschpegel war beträchtlich.
Die hoffnungsfrohen Augen, als ich mich mit meinem Abendessen hinsetzte, waren schwer zu ertragen.
Naja, und auch meine Nacht erwies sich als kurz, da man bereits gegen sechs beschloss, dem Elend ein Ende zu machen. Bevor sie die Tür zu meinem Zimmer eintreten konnten, habe ich mich ihrer erbarmt und bin zwecks Verteilung aufmunternder Sprüche und Streicheleinheiten aufgestanden.
Futter gabs nicht.
Um halb acht dann hab ich den Zwerg eingetütet und dann den anderen dreien ihr Mahl serviert.
Die saßen wirklich in Reih und Glied, und haben SOFORT los gelegt.
Dann hab ich mit dem Zwerg im Kasten die Wohnung verlassen, um die Zeit bis zum Termin um neun im Büro zu verbringen. Armer Zwerg. Autofahren kennt er kaum, Büro gar nicht, und alles roch so anders…
Der kurze Fußweg zum Tierarzt dann, entlang einer belebten Hauptstraße und bei Sturm, hat dem Mäuschen den Rest gegeben. Das Handtuch, das ich in die Kiste gelegt habe, hat er unterwegs zweckentfremdet und sich drunter versteckt, platt wie eine Flunder auf den Boden gedrückt. Ein vorwurfsvolles Auge, das noch kurze Zeit zu sehen war, war dann auch verschwunden, als er die Tierarztpraxis roch. Die TA-Helferin hat ihn suchen müssen.
Um 16 Uhr werde ich ihn abholen, und dann ist er hoffentlich ganz wach, bis wir zu Hause beim Rest der Bande sind.
Und ab heute singt er dann Sopran.

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