Dienstag, 26. Juli 2011

Hail, Imperator?

Derzeit lese ich den Cloyne-Report, die Erkenntnisse einer unabhängigen Kommission, die sich mit der Gesetzestreue des irischen Bistums Cloyne beschäftigt. Diese spezielle Kommission hatte die Aufgabe, den Umgang der Diözese mit Vorwürfen und Anschuldigungen betreffend sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester und Geistliche zu untersuchen.

In Irland wurde im Jahre 1996 (!) bereits eine Rahmenvereinbarung geschlossen, die das Vorgehen der Amtskirche verpflichtend regelt, wenn und soweit es um den Umgang mit derartigen Anschuldigungen ging. „Verpflichtend“ ist in diesem Zusammenhang bereits der erste Stolperstein- diese Rahmenvereinbarung („Framework Document“), die von seiten der Irischen Bischöfe durchaus mit der Intention der Verpflichtung geschlossen wurde, wurde kurze Zeit später bereits durch Rom als „study“, also als eher warme Empfehlung, eingestuft.

In dem durch die Kommission veröffentlichten Report ist dann auch zu erkennen, wie gehandelt wurde:

-Im Gegensatz zu den in der Rahmenvereinbarung festgelegten Regelungen ist nur ein Bruchteil der Anschuldigungen an die Staatsanwaltschaft/Polizei oder an die Gesundheitsbehörden weiter geleitet worden. Eine solche Weitergabe war zwingend vorgesehen.
Sowohl der hierfür durch den Bischof beauftragte hochrangige Kleriker als auch der Vatikan scheinen diese Art der Weitergabe jedoch als sie in ihrer Pastoral einschränkend und somit unbeachtlich eingestuft zu haben. Vor allem scheint man der Meinung gewesen zu sein, dass man selbst sowas gar nicht weiter melden müsse, das könne doch das Opfer auch machen. Schlißelich habe man auch eine Verantwortung für die Geistlichen und deren Unversehrtheit... Dass so eine Meldepflicht eventuell weitere Opfer schützen könnte, kam wohl niemanden von diesen Blitzmerkern in den Sinn.

-Der laut Framework Document einzurichtende unabhängige fachkundige Beirat, der anhand der bekannt gewordenen Anschuldigungen dem Bischof eine Empfehlung in Bezug auf das weitere Vorgehen aussprechen sollte, tagte seit seiner Gründung in den neunziger Jahren nachweisbar nur drei Mal. Er war besetzt mit eben jenem Kleriker, der schon die Anzeigepflicht nicht ernst nahm, sowie einem weiteren Geistlichen von ähnlich hochrangiger Funktion. Der angeblich auch dazu gehörende Psychiater ist zu keiner Sitzung eingeladen worden.

-In einer dritten Rolle hat eben jener Monsignor, der schon an allen anderen Stellen das Verfahren blockierte, auch noch gleichzeitig die Seelsorge sowohl für die Beschuldigten als auch für die Opfer übernommen.



Ich bin erst auf Seite 14 von 431, habe aber schon die Schnauze voll von dieser Altmännerverherrlichung ihrer eigenen Unfehlbarkeit (scheint abzufärben, irgendwie), dieser Arroganz und kompletten Realitätsferne, sowie der vollständigen Ignoranz der Tatsache, dass es außer dem unbeschädigten Ruf der katholischen Kirche noch andere schützenswerte(re) Rechtsgüter auf dieser Welt gibt.

Der irische Premier hat sich so ähnlich geäußert wie ich. Daraufhin hat Benedikt (beleidigt?) seinen Nuntius zurückgezogen. Offenbar sah er keine Handhabe, vielleicht falsch dargestellte Ergebnisse richtig zu stellen- gehen wir also davon aus, dass ihm nichts Besseres einfiel.

Es wird Zeit, dass im Vatikan mal wer das Fenster öffnet, um diese lebensfeindliche Selbstverliebtheit einer Sauerstoffdusche zu unterziehen.

Wie nennt man es eigentlich, wenn für eine Organisation Verantwortliche geltende Gesetze systematisch ignorieren und unter Inkaufnahme körperlicher und/oder seelischer Schäden bei Dritten alles tun, um dieses Gesetze brechendeVerhalten weder bekannt werden zu lassen noch abstellen zu müssen?

Ganz richtig: Organisierte Kriminalität.

Jagt sie davon, allesamt.

3 Kommentare:

Womble hat gesagt…

Jawoll.... jawoll.... mehr, oder passenderes kann ich nicht dazu sagen.

Paula hat gesagt…

Und alle sollten austreten aus dem Verein!

Georg hat gesagt…

denn sie wissen was sie tun...