Samstag, 8. Dezember 2007

O tempera, o mores...

Heute morgen haben sie es geschafft, sie haben mir a) den Schlaf geraubt, so gegen viertel nach fünf, und b) sie haben sich den Eintritt in mein Schlafzimmer erzwungen.

Mittels beharrlichen Kratzens an der Tür, mit jämmerlichem Weinen und Janken, kurz: Mit einer exzellenten schauspielerischen Leistung, würdig eines Academy Awards.

And the winner is:

Karlchen, der Kasper.

Die anderen haben staunend abgewartet, dann aber mit Hilfe ihrer überlegenen Taktik (vier gegen eine) die Verteidigerin der Festung (aka. Die Ich) überrannt, und in kurzer Folge die strategischen Punkte besetzt. Diese halten sie immer noch.

Karlchen, der Kasper, der gestern noch sterben wollte, hat es sich anders überlegt, und thront oben auf meinem Bett. Da gehört er nicht hin, das bedeutet Betten frisch beziehen. Wenn er denn da mal runter kommt.

Paul sitzt im Schrank. Ich komm nicht dran, denn der Schrank ist außergewöhnlich tief, das Katertier kann sich außergewöhnlich klein zusammenrollen und das Nackenfell ist für erwachsene Katzen nicht das geeignete Instrumentarium, um sie daran herauszuziehen. Vor allem nicht bei einem so schweren Kater. Vielleicht sollte ich den TA bitten, einen Griff an ihm zu befestigen.


Eddie hat sich auf dem Kleiderschrank verschanzt und schaut von oben milde lächelnd auf mich herab. Da oben liegt und steht so allerlei, nichts zerbrechliches, aber ich rechne jeden Moment mit einem Absturz des Sonnenschirms, der da oben abwartet, bis man ihn wieder braucht. Nur der Schirm, die Halterung ist noch auf dem Balkon. Aber ich habe keinen Keller, und meine Garage ist mit Auto, Fahrrad und dem zweiten Reifensatz mehr als voll.

Emily sitzt unterm Bett. Da komm ich auch nicht dran, es ist zwei Meter breit und steht mit zwei Seiten an der Wand. Je mehr ich nach ihr angle, desto mehr grinst sie. Und das kann ich samstags morgens um diese Zeit einfach nicht haben.


Ich habe mich entschlossen, sie einfach auszuhungern.

Das Futter steht in der Küche. Wenn ich einfach abwarte, bis sie Hunger kriegen, kann ich sie vielleicht überlisten...


***


Gestern abend habe ich das Internet kaputt gemacht. Glaube ich. Auf einer der bekannten „Bleib-in-Kontakt-mit-deinen-Freunden“-Seiten hab ich mir vor einiger Zeit einen Eintrag verschafft.

Meine geheime Technik beim Eintrag in derartige Seiten ist es, mir zwar verschiedene geheime Nutzernamen zuzulegen, aber das Passwort ist (mit kleinen Varianten) eigentlich immer dasselbe. Damit ich mir nicht so viele merken muss. Das PW hat nichts mit meiner Konto-Pin zu tun, und auch mein Handy hat ein anderes, aber ein bisschen Bequemlichkeit muss sein. Jedenfalls hat dieser Eintrag nie funktioniert, seit ich mich angemeldet hat. Nie so wirklich. Es hakte immer etwas. Gestern nun bekam ich eine Mail von besagter Site, dass jemand mich zu seinen Kontakten hinzugefügt hat. Ein früherer Schulkollege, den ich immer ganz nett fand. Das hat mich dann bewogen, mal wieder die Seite aufzurufen und mal zu schauen, wen es da sonst noch so gibt. Kurz und gut, das Passwort war angeblich nicht richtig... Grrrr. Ich konnte mir jetzt nicht wirklich vorstellen, dass ich auf einer für mich unwichtigen Seite passworttechnisch besonders kreativ gewesen sein sollte, und habe beschlossen, mir ein neues PW generieren zu lassen, auch, weil- wie gesagt- das vorher ebenfalls schon etwas unrund lief.

Nunja, dann kam sie. Die Mail mit dem neu generierten Passwort.
„Bitte benutzen Sie für Ihren nächsten Besuch auf unserer Blabla-Seite das folgende Passwort:


Es folgten drei leere Zeilen.

Anschließend gabs noch ein paar Links für den direkten Login, aber das wars im großen und ganzen. Am Ende der Mail stand dann noch (Brüller am Rande), dass die Mail automatisch erzeugt und daher Tippfehler beim Passwort ausgeschlossen seien. Jaja, die Technik, überlegen wie sie ist, erzeugt keine Fehler...

Naiv wie ich bin, hab ich einen der Links angeklickt.

Und bin auf einer Hinweisseite gelandet, die mich darüber informierte, dass ich offenbar mein PW vergessen oder falsch eingegeben hätte. Hab ich schon mal erwähnt, dass ich programmierte Schleifen, die mich immer wieder an denselben Punkt führen, beinahe noch mehr hasse als... egal als was, jedenfalls macht mich sowas wütend.

Also, gewiefte Nutzerin neuzeitlicher Kommunikationstechnik die ich bin, habe ich die FAQs konsultiert.

Da erfuhr ich dann, dass es, falls Tippfehler bei Nutzernamen und PW ausgeschlossen werden könnten, vielleicht an verschiedenen Einstellungen meines Browsers liegen könnten. Nun, das ist eher zweifelhaft, da ich von verschiedenen Plattformen aus bereits ähnliche Schwierigkeiten erlebt habe. Eine von diesen Plattformen ist definitiv sowas von Mainstream, dass die Seite echte Probleme haben dürfte, wenn sie damit nicht zurecht kommt. Mein Desktop-Rechner hier zu Hause ist was anderes, mit einem etwas weniger gängigen Browser und insgesamt mehr open source-Software, aber, wie gesagt, ich habs nicht so recht geglaubt.

Trotzdem habe ich an Cookies und Java und sowas rumgebastelt, ging aber natürlich trotzdem nicht.

Was macht die Nutzerin, wenn sie denn der Meinung ist, sie müsste unbedingt Zugang kriegen? Rrrrichtig, sie verfasst eine direkte Anfrage.

Daraufhin bekam ich gleich drei Mails.

Identische.

Die enthielten erstens:

Die komplette Fehlerlösungsanleitung, die auch schon in den FAQs enthalten war. Mit der Bitte, sie zu lesen.Aha.

Zweitens den Text meiner Anfrage, sowie die höfliche Bitte, die Mail doch einfach zu retournieren, wenn die FAQs das Problem nicht lösen könnten.

Das hat mich in rotglühende Wutattacken getrieben. Schleifen...

Ich kenne so einige Leute, die unsicherer und weniger geübt sind in derartigen Dingen, und sie haben es alle geschafft, Zugang zu dieser Seite zu bekommen. Die Anzahl der Foren u. ä., zu denen ich mittels Benutzernamen und PW Zugriff habe, ist recht hoch, ich lass sehr, sehr selten im Büro zum Beispiel einen Benutzernamen platzen- wieso klappt es mit dieser Seite nicht??

Manchmal bringt es etwas, Probleme dem eigenen Unterbewusstsein zu übergeben (früher sagte man „mal drüber schlafen“).

Das hab ich dann getan.

Heute morgen hab ich ein neues PW angefordert.

Jetzt bin ich drin.

Und ich bin gespannt, was die Leute da mit meiner Mail machen.


***



Ich bin drin, und die Katzen sind draußen... Entschiedenes Eingreifen von meiner Seite, verbunden mit zunehmendem Magenknurren, haben es geschafft. Erst ertönte ein leises, herzzereißendes Jammern hinter der Tür (so jammert nur Paul, der erste Sopran in meinem Kastratenchor. Er ist so ein Seelchen). Als ich die Tür dann öffnete, schlich er mit allen Zeichen der Erleichterung an mir vorbei.

Hinterher Emily, wie von Furien gejagt.

Als Furie: Eddie der Schreckliche. Immer mit Stressaugen und angelegten Ohren unterwegs, sobald irgend etwas Ungewohntes geschieht. Zum Beispiel wenn ein Mitglied der Katzenfamilie plötzlich torkelt und komisch nach Tierarzt riecht. Oder man auf einmal in einem neuen Zimmer steckt und nicht raus kann.

Na, und Karl wollte dann auch nicht mehr allein sein. Mein Schlafzimmer ist ungeheizt, das mag er auch nicht so sehr.

Und ich weiß jetzt auch, warum der Kaffee so merkwürdig aromatisch schmeckt. Falsche Tasse. Da war noch ein Rest Tee von gestern abend drin. Äh bäh.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich liebe es so an deinem leben teilzuhaben. ich liebe es wirklich. und ich liebe dich. aberdas weist du ja wie ich hoffe...

Lily hat gesagt…

Jau, das weiß ich :-))
Danke, und dito. Das weißt du ja auch.

Liebe Grüße, auch an Benny,

Lily