Jeder haut derzeit in die gleiche Wetterkerbe (um nicht ein
schlechtes Gewissen wegen zuviel Meckerns zu bekommen, sagt man noch eben ein „wenn
es so kühl ist, kann man wenigstens schlafen“ zum Gemaule dazu), also braucht
die Welt mein Statement dazu eigentlich nicht.
Trotzdem mag ich mitmaulen:
Das Wetter ist ein Arschwetter. Mehr Grau mag ich einfach
nicht mehr sehen. Was spricht gegen ein bisschen weniger Regen? Ich hab in
meinem ganzen Leben noch nicht mit Decke, Strickjacke und Fleece-Socken auf der
Couch gehockt- im Juli.
Noch nie hab ich wochenlang keinen Sonntag gesehen, der
Fotolicht hatte.
Noch nie musste ich meine Bilder in der Wohnung mit Sprühlack
versehen, weil es draußen einfach zu nass ist.
Noch nie hatte ich eine so gute
Entschuldigung für die Tatsache, dass ich meine Fenster seit Ostern (ich sag
nicht, welches Jahr) nicht geputzt habe.
Demnächst schlägt der Bambus, mit dem
ich meinen Balkon sichtgeschützt habe, neue Wurzeln. Zuzutrauen wäre es ihm.
Aber halt.
1999 war ebenfalls ein furchtbar regnerischer Sommer.
Woher
ich das weiß? Weil ich in dem Jahr meinen Motorradführerschein gemacht habe. Und
sobald ich auf dem Bock saß, fing es an zu meimeln. Das ist Ruhrgebietsdeutsch
für intensiven, durchdringenden Regen, entweder der Sorte „Ich komme wie eine
Nebelwolke und bleibe einfach da“ oder die „Ich fall gleich eimerweise vom
Himmel“-Art.
Wie dem auch sei, nach einiger Zeit war ich überzeugt davon, „Lily,
Göttin des Regens“ zu sein. Der Höhepunkt waren drei Stunden Überlandfahrt, im
Regen, versteht sich.
Ein Wetter, bei dem man keinen Raucher vor die Tür
stellt, und ich war mit dem Moped unterwegs, natürlich unter der Aufsicht des
Fahrlehrers out of Hell, der irgendwie nicht einsehen wollte, dass auch der
fleißigste und ambitionierteste Fahrschüler nach zwei Stunden auf der Mühle mehrere
abgestorbene Hinternpartien sein eigen nennt und auch einfach mal eine rauchen
möchte.
Zudem, wie gesagt, regnete es, wenn es nicht schüttete, tröpfelte oder
vor sich hin troff.
Wasser überall: In den Stiefeln, den Handschuhen, in der
Jacke, unterm Nierengurt, in der Hose. Und auch (als Beschlag) innen am Visier.
Nur dann auszuhalten, wenn man das Ding an der Ampel mal eben hoch schob, so
dass das, was man von innen dran geatmet und transpiriert hatte, einfach
abziehen konnte.
Außerdem empfahl es sich, das Visier ganz fix wieder runter zu
machen, wenn es wieder grün wurde.
Was ich irgendwann einfach nicht mehr hingekriegt habe,
woraufhin auch noch die Brille nass war und die Welt ganz heimelig-verschwommen.
Vielleicht war das der Grund, dass ich kurz vor der nächsten
Ampel so intensiv über ein heißes Bad nachdachte, dass ich den Typ, der vor mir
bremste, erst dann bemerkte, als ich praktisch schon in seinem
Kofferraum saß.
Es folgte das, was man Notbremsung nennt- unterstützt von
ein bisschen Textil-Einsatz.
Mir ist, außer einer angebrochenen Rippe, nix passiert.
Doch: Die Traute hat’s mir geklaut, und den Spaß am Fahren.
Einen Führerschein hab ich erhalten, kurze Zeit später, bin aber anschließend vielleicht 100 km gefahren, und seit über zehn Jahren gar nicht mehr.
Einen Führerschein hab ich erhalten, kurze Zeit später, bin aber anschließend vielleicht 100 km gefahren, und seit über zehn Jahren gar nicht mehr.
Ganz ehrlich: Bei dem Wetter bin ich froh drum und dankbar
für die Tatsache, dass mein Uralt-Auto ein sehr dichtes Dach hat. Und eine
Heizung, und Scheibenwischer.
Das kommt gut!
Auf jeden Fall besser als um 16 Uhr jeden Tag in die Klamme Kombi zu klettern und nach Haus zu knattern.
Freut euch drüber mit
DerLily
7 Kommentare:
Zum Motorrollerfahren hätte ich viel zu viel Schiss, obwohl bei uns einer vor der Tüt steht. Ich nehm lieber in den Regenpausen mein neues Hollandrad, das mit seiner einfachen Dreigangschaltung fast wie von selbst rollt.
Was den Regen angeht, ha, da müsste man in Hamburg wohnen, denn hier gibt's nur immer Schauer oder einige Stunden Regen, der Westwind weht alles wieder weg und dann kommt die Sonne kurz durch.
Aber ehrlich, ich trage zum ersten Mal seit Jahrzehnten Strümpfe im Juli, damit sich meine verkühlte Blase wieder erholt.
Wart's ab, im August hab' ich Urlaub, und dann!
Paula
Ich sag da nur "Zombie-Wetter"!
Die Captchas sind übrigens auch aus der Hölle - ich hab fünfmal auf "neu" geklickt, bis ich eines entziffern konnte...
@Paula: Hier regnets nicht, wir haben hier Monsun. Warm und sehr, sehr nass :-) Motorradfahren hab ich immer gern getan, bis zu dem Sturz jedenfalls. Leider hat mir das Selbstfahren auch den Spaß am Mitfahren versaut, so dass ich eben gar nicht mehr fahre.
@Falcon: Die Captchas (die ich auch eingeben muss...) haben mich kolossal genervt. So, dass ich sie jetzt abgestellt hab. Das hamse nu davon.
Ich mag Regen. Dan spült es den Dreck von den Straßen und ich hab weniger zu tun. Und mit dreck meine ich nicht den Schmutz...
Du erzählst da gerade live von meiner Irlandreise. Ich sollte das vielleicht gar nicht vorwegnehmen, aber dass es solange soviel Regen auf der Welt gibt, das habe ich nicht geahnt. Dagegen ist Kiel momentan harmlos.
Dennoch: Ein wenig Sonne wäre schön, die Svenja hat sich nämlich einen neuen Grill gekauft.
Auf das Wetter, liebe Blogorrhoe.
Svenja
Besteste Svenja,
ich hoffe, du hattest keinen Bodenkontakt in Eire... Das wär doch schade um die Cow und die gepflegte Dame obendrauf :)
Lily.
"Monsun" haha, klasse!
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