Montag, 16. Juli 2012

Etwas Wärme suchen



Jeder haut derzeit in die gleiche Wetterkerbe (um nicht ein schlechtes Gewissen wegen zuviel Meckerns zu bekommen, sagt man noch eben ein „wenn es so kühl ist, kann man wenigstens schlafen“ zum Gemaule dazu), also braucht die Welt mein Statement dazu eigentlich nicht. 

Trotzdem mag ich mitmaulen:
Das Wetter ist ein Arschwetter. Mehr Grau mag ich einfach nicht mehr sehen. Was spricht gegen ein bisschen weniger Regen? Ich hab in meinem ganzen Leben noch nicht mit Decke, Strickjacke und Fleece-Socken auf der Couch gehockt- im Juli. 
Noch nie hab ich wochenlang keinen Sonntag gesehen, der Fotolicht hatte. 
Noch nie musste ich meine Bilder in der Wohnung mit Sprühlack versehen, weil es draußen einfach zu nass ist. 
Noch nie hatte ich eine so gute Entschuldigung für die Tatsache, dass ich meine Fenster seit Ostern (ich sag nicht, welches Jahr) nicht geputzt habe. 
Demnächst schlägt der Bambus, mit dem ich meinen Balkon sichtgeschützt habe, neue Wurzeln. Zuzutrauen wäre es ihm.
Aber halt.
1999 war ebenfalls ein furchtbar regnerischer Sommer. 
Woher ich das weiß? Weil ich in dem Jahr meinen Motorradführerschein gemacht habe. Und sobald ich auf dem Bock saß, fing es an zu meimeln. Das ist Ruhrgebietsdeutsch für intensiven, durchdringenden Regen, entweder der Sorte „Ich komme wie eine Nebelwolke und bleibe einfach da“ oder die „Ich fall gleich eimerweise vom Himmel“-Art. 
Wie dem auch sei, nach einiger Zeit war ich überzeugt davon, „Lily, Göttin des Regens“ zu sein. Der Höhepunkt waren drei Stunden Überlandfahrt, im Regen, versteht sich. 
Ein Wetter, bei dem man keinen Raucher vor die Tür stellt, und ich war mit dem Moped unterwegs, natürlich unter der Aufsicht des Fahrlehrers out of Hell, der irgendwie nicht einsehen wollte, dass auch der fleißigste und ambitionierteste Fahrschüler nach zwei Stunden auf der Mühle mehrere abgestorbene Hinternpartien sein eigen nennt und auch einfach mal eine rauchen möchte. 

Zudem, wie gesagt, regnete es, wenn es nicht schüttete, tröpfelte oder vor sich hin troff. 

Wasser überall: In den Stiefeln, den Handschuhen, in der Jacke, unterm Nierengurt, in der Hose. Und auch (als Beschlag) innen am Visier. Nur dann auszuhalten, wenn man das Ding an der Ampel mal eben hoch schob, so dass das, was man von innen dran geatmet und transpiriert hatte, einfach  abziehen konnte.

 Außerdem empfahl es sich, das Visier ganz fix wieder runter zu machen, wenn es wieder grün wurde.
Was ich irgendwann einfach nicht mehr hingekriegt habe, woraufhin auch noch die Brille nass war und die Welt ganz heimelig-verschwommen.

Vielleicht war das der Grund, dass ich kurz vor der nächsten Ampel so intensiv über ein heißes Bad nachdachte, dass ich den Typ, der vor mir bremste, erst dann bemerkte, als ich praktisch schon in seinem Kofferraum saß. 

Es folgte das, was man Notbremsung nennt- unterstützt von ein bisschen Textil-Einsatz.
Mir ist, außer einer angebrochenen Rippe, nix passiert. Doch: Die Traute hat’s mir geklaut, und den Spaß am Fahren.
Einen Führerschein hab ich erhalten, kurze Zeit später, bin aber anschließend vielleicht 100 km gefahren, und seit über zehn Jahren gar nicht mehr.

Ganz ehrlich: Bei dem Wetter bin ich froh drum und dankbar für die Tatsache, dass mein Uralt-Auto ein sehr dichtes Dach hat. Und eine Heizung, und Scheibenwischer.
Das kommt gut!

Auf jeden Fall besser als um 16 Uhr jeden Tag in die Klamme Kombi zu klettern und nach Haus zu knattern.

Freut euch drüber mit

DerLily

7 Kommentare:

Paula hat gesagt…

Zum Motorrollerfahren hätte ich viel zu viel Schiss, obwohl bei uns einer vor der Tüt steht. Ich nehm lieber in den Regenpausen mein neues Hollandrad, das mit seiner einfachen Dreigangschaltung fast wie von selbst rollt.

Was den Regen angeht, ha, da müsste man in Hamburg wohnen, denn hier gibt's nur immer Schauer oder einige Stunden Regen, der Westwind weht alles wieder weg und dann kommt die Sonne kurz durch.

Aber ehrlich, ich trage zum ersten Mal seit Jahrzehnten Strümpfe im Juli, damit sich meine verkühlte Blase wieder erholt.

Wart's ab, im August hab' ich Urlaub, und dann!

Paula

Falcon hat gesagt…

Ich sag da nur "Zombie-Wetter"!

Die Captchas sind übrigens auch aus der Hölle - ich hab fünfmal auf "neu" geklickt, bis ich eines entziffern konnte...

Lily hat gesagt…

@Paula: Hier regnets nicht, wir haben hier Monsun. Warm und sehr, sehr nass :-) Motorradfahren hab ich immer gern getan, bis zu dem Sturz jedenfalls. Leider hat mir das Selbstfahren auch den Spaß am Mitfahren versaut, so dass ich eben gar nicht mehr fahre.
@Falcon: Die Captchas (die ich auch eingeben muss...) haben mich kolossal genervt. So, dass ich sie jetzt abgestellt hab. Das hamse nu davon.

Georg hat gesagt…

Ich mag Regen. Dan spült es den Dreck von den Straßen und ich hab weniger zu tun. Und mit dreck meine ich nicht den Schmutz...

Svenja hat gesagt…

Du erzählst da gerade live von meiner Irlandreise. Ich sollte das vielleicht gar nicht vorwegnehmen, aber dass es solange soviel Regen auf der Welt gibt, das habe ich nicht geahnt. Dagegen ist Kiel momentan harmlos.
Dennoch: Ein wenig Sonne wäre schön, die Svenja hat sich nämlich einen neuen Grill gekauft.

Auf das Wetter, liebe Blogorrhoe.
Svenja

Lily hat gesagt…

Besteste Svenja,
ich hoffe, du hattest keinen Bodenkontakt in Eire... Das wär doch schade um die Cow und die gepflegte Dame obendrauf :)
Lily.

Paula hat gesagt…

"Monsun" haha, klasse!