Sonntag, 19. Mai 2013

Rätsel

Ich muss zugeben, meine Mitmenschen geben mir bisweilen Rätsel auf.
Vorgestern, direkt vor den gefrorenen Pizzas in meinem Lieblings-Lidl, stand eine Frau mit ein paar Freundinnen und die hielten sowas wie eine religiöse Erweckungsveranstaltung ab, jedenfalls hörten sich die Fragmente so an, die man im Vorbeidrängeln so mitkriegen konnte.
"Dem Menschen sind siebzig Jahre gegeben", gefolgt von respondiertem "Ja, ja, so steht es geschrieben", solche Dinge. Und obwohl dieser Gang ziemlich breit ist (ist halt auch ein Riesenlidl), musste man sich wirklich vorbeiquetschen, denn abgesehen von ihrem Altar Einkaufswagen, der quer stand, hielt die Gemeinde auch einen geziemenden Abstand von ihrer Hohepriesterin.
Ich geb zu, ich hab noch einmal eine Schleife um die Mayonnaise gemacht, nur um noch mal böswillig an ihnen vorbei zu ziehen, und das nicht nur, weil ich die Brotbackmischungen nicht finden konnte.
Und dann sind da die Nachbarn. Also eigentlich nur der Nachbar. Sie kann ich nicht Nachbarin nennen, weil sie nie tatsächlich hier gewohnt hat, sondern nur die früher Nachbarin. Hat hier gewohnt, meine ich. Ein etwas stilles Paar, die frühere Nachbarin (fN) und der Nachbar, aber mit einem netten Hund. Dann war er (der Nachbar, nicht der Hund) plötzlich nicht mehr so still, und kurze Zeit später war dann die fN ausgezogen und der Nachbar war weg.
Dann war er wieder da. Mit einer neuen Frau, samt Tochter. Und mit komischen Vorhängen. Die erst kamen, nachdem die Möbel zu großen Teilen weg waren. Man stelle sich neue, aber komische Vorhänge vor, in einer fast leeren Wohnung (vom Parkplatz aus kann man in das Wohnzimmer schauen). Dann haben sie zwei Blumenkästen aufgehängt am Balkongitter, und dann alle Rollläden runtergelassen. Die Blumen müssen aus Plastik sein, denn es ist definitiv keiner in der Wohnung. Außer manchmal, so wie heute.
Dann fährt ein Auto hinten auf dem Parkplatz vor, die Türen öffnen sich und scherzend und schwatzend gehen der Nachbar, die Nachbarin (naja, die Nicht-Nachbarin) und die Tochter in die Wohnung, kommen kurze Zeit später wieder raus und tragen irgendein Teil zum Auto. Heute zum Beispiel eine Satellitenschüssel. Dann holen sie einen Campingtisch aus dem Auto, schleppen den in die Wohnung, kommen raus, und fahren wieder weg.

Zur Krönung des heutigen Erlebnistages darf ich die Versuche von Gretel zählen, sich auf dem Balkon das Hirn zu garen. Alle hellen Katzen hier chez Lily sind sehr darauf bedacht, nicht länger in der Sonne zu liegen als es ein Mensch braucht, um sich einen Sonnenbrand zu holen. Nur meine kleine, anbetungswürdige Dumpfnase von einer dunkel gefärbten Katze liegt mit dem Hinterteil im Schatten und mit dem Schädel in der Sonne. Jedes. Mal.
Versteh einer unsere Mitgeschöpfe.




1 Kommentar:

Time hat gesagt…

Die kleine Dumpfnase hat wahrscheinlich einen eingebauten Wettervorhersager und weiß, dass man auch in diesem "Sommer" wieder jeden einzelnen Sonnenstrahl voll ausnutzen muss.