Donnerstag, 22. Oktober 2009

Morbus Methusalem

Angeblich fühlen Menschen sich stets um ca. 15 Jahre jünger, als sie es tatsächlich sind.

Hab ich jedenfalls mal wo gelesen.

Und dann gibt’s da den Spruch: Wenn du über 30 bist, wachst morgens auf und dir tut nichts weh, dann bist du schon tot…

Nach dem Fiasko mit dem 24-Stunden-Blutdruckmessgerät-des-Horrors von letzter Woche hat mein Doc entschieden, dass ich zwar nicht unmittelbar schlaganfallgefährdet bin, aber dass aufgrund des Diabetes auch ein Blutdruck von 140 zu 90 nicht tolerabel ist (womit er sich durchaus im Rahmen der üblichen Ansichten zu dem Thema bewegt). Und so befinde ich mich seit einigen Tagen im illustren Kreis derer, die morgens zu mehr als einer Tablettenschachtel greifen.

Gleichzeitig hatte ich mich in der letzten Woche entschieden, einen kalten Entzug zu machen, und nach Leerung der letzten Tabakpackung am Samstag morgen einfach keine neue zu kaufen. Hussa. So einfach. Gegen Abend hatte ich mich dann um ein Haar mit meinem besten Freund zerstritten, weil ich super gereizt und schlecht gelaunt war und nur noch rumgepatzt und genörgelt habe.

Ergo folgte ein Trip zur Tankstelle, abends um halb elf, wiederum gefolgt von gründlichem Nikotin-Auffüllen, anschließend musste ich mich entschuldigen, und zwar dringend.

So geht das nicht, Herrschaften- was nützt es dem Menschen, hörte er auf zu rauchen, verlöre aber alles, was er da hat an sozialen Kontakten?



Und so entschloss ich mich zu einem Gespräch mit meinem Doc, der mir dann eins von diesen neumodischen Medikamenten verschrieb, die einem helfen sollen, mit dem Rauchen aufzuhören.



Leider zahlt es die Krankenkasse nicht. Was inkonsequent ist, denn eine nötige Behandlung der Folgekrankheiten des Rauchens würde sie bezahlen. Die Suchterkrankung selbst jedoch- da muss man sehen, wie man das finanziert bekommt. Leute mit Alkoholproblemen müssen ihren Entzug doch auch nicht selbst bezahlen… Und sage mir keiner, dass Raucher nicht süchtig sind.



Seither sind es morgens drei Pillen. Eine Messung mit dem Blutzucker- und eines mit dem Blutdruckmessgerät. Tagsüber schwappt das Insulin im Pen, und abends folgt derzeit eine Tablette, nämlich die gegen die zu hohen Blutfettwerte.

Demnächst kommt abends noch die zweite Suchttablette hinzu.



Wundert’s wen, dass ich mich manchmal alt fühle?



Und ich rede noch nicht mal vom Blick in den Spiegel.

















PS: Ich hoffe, dass sich mit dem Absetzen des Nikotins auch der Blutdruck normalisiert. Das ist normalerweise wohl der Fall.
Ich hoffe auch, dass ich nicht auch noch gewichtsmäßig wer weiß wie zulege.

10 Kommentare:

Georg hat gesagt…

So fühle ich mich
morgens. Drei Tabletten gegen alles mögliche. Abends noch einmal zwei. Aber es geht mir besser.
Ich drück die Daumen.

Meise hat gesagt…

Dem einen oder anderen soll Akupunktur beim Rauchenaufhören geholfen haben... zahlt die Kasse aber bestimmt auch nicht... :(

Paula hat gesagt…

Mit 5 - 10 Kilo zusätzlich muss man schon rechnen, es sei denn, man fängt an mit Marathon.

Paula
sowohl an Morbus Methusamlem als auch an der Nikotinsucht leidend

Falcon hat gesagt…

@Meise: Die Private vermutlich schon.
Akupunktur hat mir seinerzeit bei einer anderen Sache trotz großer Skepsis meinerseits sehr geholfen.

Steffen hat gesagt…

Ist es nicht so (ich kenne mich da nicht so aus, da ich über eine einzige selbst gekaufte Schachtel nie hinausgekommen bin), daß Nikotin Gefühle dämpft, vor allem die negativen? Da ist der Zoff beim Absetzen fast schon normal.
Ich rate aber noch aus einem anderen Grund zum Aufpassen: Nikotin scheint (mir ist aber keine doppeltverblindete etc. Studie zum Thema bekannt) die Wirkeffizienz bestimmter Stoffe zu verstärken. L-T ist einer davon.
Die Gewichtszunahme beim Aufhören könnte damit erklärt sein. Und das Altfühlen sowieso.
Inwieweit Akupunktur das abmildern kann: null Ahnung.

Fräulein Wunder hat gesagt…

Liebe Lily,
ich drücke die Daumen für die Nikotinfreie Zukunft: Es lohnt sich. Ich bin nun seit 6 Jahren raus aus der "Gefangenschaft" einer heftigen Nikotinsucht.
Bei mir wars die Akkupunktur die mir geholfen hat. Hypnose soll auch helfen!
Und ich wünsch Dir den Erhalt aller erwünschten sozialen Kontakte!

Mary Malloy hat gesagt…

Fünfzehn Jahre jünger? Da bleibt ja fast nix übrig!!! :D

Lily hat gesagt…

@Georg: Mein tiefempfundenes Mitgefühl...
@Meise: Ich vermute auch mal, aber,
@Falcon: Du könntest auch Recht haben. Das weiß man nie...aber skeptisch bin ich da auch.
@Paula: Nicht mal die Docteuse war sich sicher, was besser ist. Rauchen, oder zunehmen. Immerhin.
@Steffen: Wie ich jetzt grad gelesen habe, dockt das Nikotin an Rezeptoren an, deren Stimulierung Dopamin freisetzt und andere Hormone von der be-happy-Fraktion.
Das Freisetzen der Hormone beruhigt, und die ANzahl der Rezeptoren vermehrt sich wohl mit steigender Zahl der Kippen.
Das Medikament blockiert diese Rezeptoren, so dass die Wirkung des Nikotins nicht mehr als so angenehm empfunden wird... man wird sehen.
Und Rauchen wirkt auf den gesamten Stoffwechsel, auch auf den der Schilddrüse.
Das mit dem Alt fühlen hat damit zu tun, dass ich Pillen in einer Menge nehm wie seinerzeit die Omma ;-)
@Fräulein Wunder: Oh, die brauch ich auch, die sozialen Kontakte :-)
@Mary: Stimmt eigentlich. Da bleibt wirklich nur ein verschwindender Rest :D


L

Frau Vau hat gesagt…

Ich finds klasse - und bin sicher, Du schaffst das!

Steffen hat gesagt…

So oder so - ich wünsche gute Erfolge, mit oder ohne chemische Unterstützung. Auf daß Dir noch lange diese aktenkoffergroßen Tablettenschächtelchen mit der Tagesration erspart bleiben!