Samstag, 7. Juni 2014

A Murder of Crows, a Lamentation of Swans

Wie man der Überschrift unschwer entnehmen kann, ist hier bei der Lily das ausgebrochen, was man English Times nennen kann. Ich habe nämlich zugeschlagen, und mir nach 5 Staffeln Lewis auch noch den kompletten Inspector Morse zugelegt, alle knapp 60 Stunden davon. Leider gab es letzteren nur in der englischen Version als Gesamtausgabe zu kaufen. Sei's drum, dachte ich mir, es schadet nicht, sich mal wieder ein bisschen einzuhören, und zwar ins britische Englisch. Dabei hab ich mir nicht vorstellen können, wie absolut unverständlich einige regionale Dialekte sein können... Den Titelhelden selbst kann man gut verstehen, aber seinen Sergeanten? Selbiger, der dann später mit Lewis sein eigenes Spin-Off bekommen hat, kommt aus einer Gegend, in der offenbar kein Englisch gesprochen wird, zumindest nicht die Sorte, die ich kenne.
Während also auf dem Bildschirm krimigerecht die Toten rechts und links herniedersanken, musste ich in den ersten zwei Folgen tatsächlich die Untertitel mitlaufen lassen. Gleichzeitig lesen und hören ist aber irgendwie nicht mein Ding, es sei denn, ich lese ein Buch beim Fernsehen. Das geht, merkwürdigerweise. Aber dieser kleine Zeitunterschied zwischen schnellem Lesen und etwas langsamerer Sprachausgabe ging mir wirklich auf den Zwackel. Also hab ich dann die Untertitel abgeschaltet, und die nächsten zwei Folgen kaum verstanden, worum es ging (außer Bergen von Gemeuchelten, die aber nicht mehr sprachen, zum Glück).

Die Morse-Geschichten sind, alles in allem, erheblich düsterer und krasser als die neueren Lewis-Folgen. Letztere sind sehr schön fotografiert, und zeigen Oxford von seinen prachtvollen Seiten, während bei Morse die Bilder nicht so hübsch daher kommen. Immer begleitet von klassischer Musik (die Untertitel nennen die Stücke, wenn es sich um Musik handelt, die der Inspector aufgelegt hat oder im Auto hört- find ich schön), säuft sich Morse durch seine Krimis, Ausfallerscheinungen inklusive.
"An excellent detective, a lousy policeman", nennt die Frau eines Kollegen ihn an einer Stelle, und das hat er mit einigen anderen klassischen Krimihelden gemein: Schlechte Compliance mit den Feinheiten des zwischenmenschlichen Umgangs, aber ein prima Hirn, wenn es darum geht, wer den armen Mister Miller (ebenso wie Mr Brown, Jones und Smith) ins Jenseits befördert hat.
Schrecklich: Die Klamotten, die in den ersten fünf, sechs Folgen von den Frauen getragen wird. Gruseliges Rüschenzeug, voluminöse Kleider mit Gürteln um die Taillen geschnürt, dazu grausige Dauerwellen. Der Sexismus der Fünfziger und Sechziger, der in den ersten Folgen noch nebenbei aus dem Fernseher schwappt (a posh english voice: "Do tell me- why has a nice and pretty girl like you become a pathologist??") wird dann, so ab Folge sechs, zum Thema, auch als Motiv für Rache.
Die Einzelfolgen sind schön lang, jede dauert gute anderthalb bis zwei Stunden, so dass man mehr als zwei kaum an einem Abend anschauen kann, ohne die Schlafdauer ernsthaft zu gefährden.
Das ist auch bei Lewis so.
Was Lewis, Morse und der arg polierte Barnaby gemein haben, ist die unglaubliche Zahl der Opfer. Bei Barnaby, der ja seine Fälle in ländlicher Umgebung zu lösen hat, gewinnt man schnell den Eindruck, dass eine Folge in etwa ein Dorf auslöscht, und auf den Särgen tanzt dann der Mörder. In Oxford sind es dann noch Fach- oder Nachbarschaften, respektive Familien, bei denen Wohnungen, Lehrstühle und Familienfunktionen neu zu besetzen sind- verglichen mit einem Durchschnittstatort immer noch immens viele. Die meisten Ehepartner scheinen Seitensprünge als legitime Sportart zu begreifen, und Nachbarn sind meist ohnehin komplett verdächtig. Aber die Lösung ist oft überraschend, keinesfalls nach fünf Minuten schon ersichtlich- wirklich eine schöne Abwechslung zu den Filmen, bei denen man die ganze Zeit da sitzt und sich fragt, warum eine ganze Polizistentruppe so doof sein kann und diese oder jene Möglichkeit der Lösung komplett außer Acht lässt. 

Wer also sein britisches Englisch aufmotzen will, Spaß an gut durchdachten und gut gemachten Krimis hat, der sollte zum Morse greifen.
Bei Lewis findet man ebensolche guten Geschichten, auch da sind die Lösungen anspruchsvoll, es gibt Einblicke in das Oxforder Studentenleben und eine interessante Beziehung zwischen dem Inspector und seinem Sergeant (Hathaway, der ehemalige Theologiestundent, gespielt von Laurence Fox, sehenswert). Kevon Whately spielt sowohl im Morse als auch im Lewis den Lewis (ach...), und macht das sehr gut.
Über den Barnaby brauche ich hier nix zu schreiben, den kann man immer mal wieder im ZDF anschauen. Aber die Geldausgabe für die DVDs der beiden anderen Serien hat sich gelohnt.

Schauen Sie bald wieder rein wenn es heißt: Krimis von Reginald Hill. Warum man die gelesen haben sollte.

Schönes langes Wochenende wünscht euch
dieLily.


6 Kommentare:

Meise hat gesagt…

Ich kenne weder Lewis noch Barnaby, habe aber sämtliche Folgen von "Sherlock" hintereinander weg gucken müssen. (Gut, sind jetzt nicht soo viele.)
Natürlich auch im Original. Ich komme allerdings ohne Untertitel nicht aus. Zumal der Namensgeber manchmal verdammt schnell spricht.
Ich brenne schon auf die nächste Season!

Lily hat gesagt…

In Sherlock hab ich auch mal reingeschaut. Aber irgendwie hab ich das nicht so richtig verstanden. Vielleicht hab ich aber an der falschen Stelle angefangen, ist ja manchmal so.,,

Meise hat gesagt…

Jou, das ist manchmal so.
Hast du denn da die erste Folge gesehen oder mittendrin?
Ansonsten: der große Versand mit A bietet da eine einen Monat währende Probe-Mitgliedschaft für seine "Instant Videos" an. Da kann man sich diese Serie auch anschauen. Einen Monat für lau. Muss man auch nicht kündigen sondern nur einstellen, dass diese Probe-Mitglied-schaft ausläuft.

Meise hat gesagt…

Stephen Moffat, da ja auch am Doktor mitgeschrieben hat, ist hier einer der beiden Autoren der Serie, das noch zur Info. ;)

Meise hat gesagt…

Uh, ah, halt, der schreibt sich mit v nicht mit ph - Steven.

Lily hat gesagt…

Da ich zu den Leuten gehöre, die in der ersten Reihe sitzen am großen Fluss mit A (A...prime), kann ich ohnehin da mit gucken. Ist eine gute Idee, ich hab das gar nie auf dem Schirm. Thanks a lot!