Montag, 7. Juli 2014

Nur noch Verrückte, oder: 1000 Gründe, warum ich Urlaub brauche.

Hier ist heute morgen die örtliche Irren-Armada vorbeigezogen. Über alle Toppen geflaggt, barfuß oder im Wintermantel oder beides, unter lautem Absingen obskurer Lieder und unter dem Nachhall der zwischen den Steinmauern hin- und hergeworfenen Echos ihres eigenen Gebrülls. Da kommt man sich doch sehr gesund vor, zumindest psychisch. Wenn ich brülle, dann nur zu Hause.
Gleichzeitig frag ich mich, wann ich zum letzten Mal so spontan war, auch draußen herumzuschreien. Keine Ahnung, vermutlich mit 5 oder so.
Mein Wochenende war ein verlängertes. Am Freitag hatte ich frei, und habe dann die drei Tage damit verbracht, genau nüscht zu tun. Hab mich von der linken auf die rechte A...backe gedreht, nachts nicht geschlafen, dafür tagsüber die Augen kaum aufgekriegt und versucht, mich zu ein wenig Hausarbeit zu motivieren.  Vergeblich. Naja, immerhin hab ich heute morgen den Müll mit rausgenommen. Dafür hab ich mich die ganze Zeit Scheiße gefühlt.


Ich hasse es übrigens, wenn eine Bürgernachfrage sofort zu einem derartigen Aufruhr führt, dass beinahe der Sachbearbeiter zu Hause angerufen werden muss. Leute, ich finde auch, dass man Menschen nicht unnötig warten lassen soll. Aber eine Anfrage am Freitag kann man auch ohne Schwierigkeiten erst am Montag beantworten, wenn die zuständige Kraft gerade mal einen Tag Urlaub hat! Das Finanzamt hat letztes Jahr den Steuerbürgern geschrieben, dass vor einem halben Jahr nicht mit einer Steuererstattung zu rechnen ist. Das sind Deadlines, ihr Lieben. Da finde ich es doch zumutbar, wenn eine Frage nicht unmittelbar, sondern erst am nächsten Arbeitstag erledigt werden kann.

Alles in allem nervt das Leben derzeit, und fühlt sich so an, als kenne es nichts schöneres, als die Lily vor sich her zu kicken. Blaue Flecken hab ich schon überall.
Jawoll.


7 Kommentare:

Paterfelis hat gesagt…

In manchen Behörden scheinen sich ohne Not gewisse Hysterien auszubreiten. Ist bei uns ähnlich. Kundenorientierung ist ja schön und gut, mit Sicherheit auch zeitgemäß, aber da war doch auch noch was mit dem gesunden Menschenverstand. Im Übrigen fühle ich mich, sofern ich auf der anderen Seite des Schreibtisches stehe, durchaus auf den Arm genommen, wenn ich aufgrund zur Schau gestellter Modernität mancher Verwaltungsbehörden, wie z. B. dem Finanzamt, als Kunde tituliert werde. Als Kunde könnte ich mir nämlich aussuchen, ob und von wem ich bei mir abkassieren lasse.

Lily hat gesagt…

Ich hatte da mal einen Schwager, der dem Finanzamt geschrieben hat, er wolle diesem Verein nicht mehr angehören (ich glaube, dem Kfz-Steuer-Verein). Schließlich könne man ja auch aus der Kirche austreten nicht wahr?
Abgesehen davon, finde ich bei allen Eingriffsverwaltungen oder auch bei denen der Daseinsfürsorge das Wort "Kunde" wirklich und wahrhaftig komplett nicht angebracht.

Georg hat gesagt…

Ich habe es auch manchmal so richtig satt. Wenn jemand eine große Dose Doof aufmacht und zwei Drittel kommen bei mir vorbei um sich auszukotzen. Dann habe auch ich die Pappe auf.
Ich habe gestern einer, amtlich festgestellten, Dooffrau gesagt, dass mich der Scheiß den sie erzählt nicht interessiert. Danach habe ich die rausgeschmissen. Mein Chef war nicht begeistert. Aber mir hat´s richtig gut getan.

Halt Durch. Es wird besser...

Paula hat gesagt…

Was war denn das für ein Bürgerauflauf, im ersten Moment dachte ich, Du meinst Fußballfans?

Und für den Urlaubstag, gibt es keine Vertretung für Dich? Zumindest telefonisch? Bei uns wird zur Not auf den Chef umgestellt, wenn keine Kollegen zur Verfügung stehen.

Klöeiner Scherz, die Antwort kann ich schon erraten.

Lily hat gesagt…

@ Georg: meine Leute hier sind weniger doof, als dass sie berechtigte Anliegen haben. Aber trotzdem, man KANN nicht immer da sein.
@Paula: Theoretisch hab ich Vertretung, praktisch ist der Kollege genauso zu wie ich. Wir sind hier zu Acht- mit Überstunden für drei Mannjahre (4.500 ungefähr). Ich mach mir demnächst, wenn ich mal Zeit habe, den Spaß und rechne den verfallenen Urlaub der letzten drei, vier Jahre dazu- sind noch mal ein paar Wochen/Monate. Wär nett, wenn man wenigstens ein paar von den Stunden bezahlt kriegte.

Svenja-and-the-City hat gesagt…

Nun, solchen Ärger kenne ich auch, der Dienst nimmt einen manchmal ganz schön in die Pflicht und oft wäre das nicht einmal nötig, so wie in deinem Fall, den du schilderst.
Dennoch graut mir schon heute vor dem Tag, an dem ich das letzt Mal durch die heiligen Hallen in mein Büro stöckele. Wie wird es sein, nie mehr zum Dienst zu müssen, nie mehr zu arbeiten und ständig nur noch privat und frei zu sein? Denkst du das nie? Mir würde plötzlich ein Drittel meines Tages wegbrechen.
Aber es sind ja noch acht Jahre hin...

Lily hat gesagt…

@ Svenja,
ich hab noch keine Ahnung, wie ich damit umgehen werde. In Zeiten wie diesen hört sich das sehr verlockend an, aber andererseits glaube ich doch, dass man sich nach so vielen Jahren nicht ohne Probleme mit dem Garnichtstun arrangieren kann. Ehrenamt for the win, vermute ich mal. Malen, Fotografieren, Lesen, das muss dann reichen, schätze ich. Die Menschen, mit denen ich in der Klinik war, sind inzwischen alle pensioniert. Auch die, die wesentlich jünger sind als ich. Da sehe ich schon, dass deren zeitliche Möglichkeiten andere sind, und dass die ihren Alltag ganz gut gestalten...