Donnerstag, 9. Juni 2011

Entscheidungen.



Letztens hab ich mich mit wem darüber unterhalten, ob uns das Leben, alles in Allem, eine Wahl lässt oder nicht.
Meine Meinung dazu ist (und bleibt): Man hat eine.
Dabei denkich nicht mal daran, dass der Onkel vom Lottoblock auf der Fußmatte steht und uns anbietet, die Kohle in
a)      Eimern oder
b)      Schubkarren
zu liefern. Nö, eher so an die versteckten, tückischen kleinen Alltagswahlen, die sich bieten. Bin ich nun freundlich zu der Kassiererin, oder nehme ich ihr übel, dass sie auch einen schlechten Tag hat und wir zwei prallen, zu unserer beider Missvergnügen, fett aufeinander?
Bin ich nickelig, weil Mann/Sohn/Hund/Katze (wieder) irgendwas falsch gemacht haben, oder lass ich mal Fünfe gerade sein? Nehm ich dem Gegenüber ab, dass er/sie/es sich entschuldigt, oder grumpel ich weiter herum? Lächle ich die fremde Frau an, die freundlich in meine Richtung schaut, oder bleibe ich misstrauisch? Lass ich mir eine Frechheit bieten, oder weise ich bestimmt und nötigenfalls unter Zuhilfenahme scharfer Waffen drauf hin, dass es so nicht geht?

Ich glaub nicht, dass diese kleinen Wahlen die Bedeutung des Schmetterlingsflügels entfalten, der, am Amazonas flatternd, ein Unwetter über Japan auslöst. Aber vielleicht kann das unbesorgt entgegengenommene Lächeln eines Fremden uns doch soweit pushen, launemäßig, dass wir bestens drauf nach Hause gehen und seit langem mal wieder einen harmonischen Abend haben.

Die Wahl, uns so oder so zu entscheiden, haben wir, auch wenn der eigentliche Entscheidungsmoment meistens kaum fassbar ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Bewusstsein darüber, wie viel wir tatsächlich entscheiden und welche Tragweiten das haben kann, uns das manchmal heraufsteigende Gefühl der Machtlosigkeit nehmen kann.

Auch wenn ich mit den Zähnen knirsche, wenn ich lächle, statt freundlich aber bestimmt mein Recht einzufordern: Die Entscheidung darüber treffe ich jedes Mal selbst. Und nicht meine Eltern, nicht die Gesellschaft.

So, und nun werde ich folgendes tun:

a)      Der Büro-Putzfrau verzeihen, dass sie Sturm geschellt hat, bloß weil nicht in Sekundenschnelle geöffnet wurde- sie ist neu, und weiß nicht, wie lang wir brauchen, bis wir zur Tür kommen und ihr öffnen können.
b)      Gleichzeitig davon Abstand nehmen, sie zu hassen, weil sie laut singend durch die Flure geistert, während die meisten Leute hier schlechte Laune haben
c)      Mir überlegen, ob ich sie nicht doch ermorde, wenn sie noch mal so falsch pfeift. Menno.

Anschließend werde ich die erste Wahl für morgen früh vorbereiten:
Welches Shampoo?
-Colour and care?
-Extra Zeug mit dem sensationellen neuen Wirkstoff “24-Stunden-Anti-Platt” (Das ist kein Witz. Das ist L’Oreal.)?
-Zeugs, das der Hersteller „Kakao-Explosion“ getauft hat?
Meine Herrn. Ich weiß nicht, was die Leute genommen  haben, die diese Namen erfunden haben. Aber, vor die Wahl gestellt: Ich würde es auch nehmen. 24-Stunden-Anti-Platt, du liebe Güte.

Schönen Tag noch,

vonne Lily

4 Kommentare:

Frau Vau hat gesagt…

Schokolade soll ja gut für die Laune sein... :-) Ich würd also Kakao-Explosion nehmen. Auch wenn der Name noch so schwachsinnig ist.
Mit besserer Laune ist auch eine singende Putzfrau zu ertragen.

Orinoko hat gesagt…

24h-Antiplatt klingt ja mehr nach einem speziellen Profishampoo für helmtragende Moppedfahrer. Kann mir nicht vorstellen, dass es auch gut sein soll für das Deckhaar von bürowerktätigen Beamtinnen über 30?

Man muss ja heutzutage immer ganz genau lesen für welchen Einsatzzweck die Pflegeprodukte von den Wissenschaftlern designed wurden, sonst pflegt man ja unprofessionell, woll! Wer benutzt schon ein Breitbandshampoo, sehn´Se?

Paula hat gesagt…

Wenn Du Kakao-Explosion wählst, könntest Du evtl. eine Hummel mit dem Duft anlocken und dazu animieren, durchs geöffnete Fenster zu fliegen und sich auf Deinem Kopf niederzulassen,was dazu führen könnte, dass Du vor Schreck mit Deinem Bürostuhl umkippst, so dass Deine Kollegin den Notruf alamiert, aus Versehen die Vorwahl von Japan eingibt und - ok ich machs kurz - der Japaner am anderen Ende vor Schreck aus seinem Halbschlaf erwacht und seine Tasse Tee umkippt, die sich wiederum über seinen Hund ergießt, der dann jaulend nach draußen auf den Balkon flieht usw.... äh, gibt es eigentlich Balkons in Japan?

Also überleg es Dir gut.

Lily hat gesagt…

@Frau V: Wenn sie nur sänge... nein, sie spricht auch mit dem Staubsauger, und das ist wirklich creepy.
@ Orinoko: Breitbandshampoo ist eine prima Idee. Obwohl ja auch das Haar ab 30 vermutlich mehr Feuchtigkeit braucht. Anti-Platt ist übrigens gar nicht mal schlecht, aber es macht die Haare so weich, dass einem die Zopfgummis aus den Haaren rutschen. Sie fühlen sich aber wirklich toll und so an (nicht die Zopfgummis, die Haare). Plus, es riecht gut. Das beste Shampoo der Welt kann mir gestohlen bleiben, wenn es mies riecht, z. B. nach Kokos (würg), und ich hab schon von gutem Zeug Abstand genommen, weil der Duft "verbessert" wurde. So wie beim Zahnarzt: Abdruckmasse, die früher nach Chemie schmeckte, und nur das, die ist heut mit einem Erdbeergeschmack versehen, der einen sofort zum Kotzen bring.
@ Paula: Die Frage ist, wer entschieden hat, dass der Typ in Japan seinen Hund mit zur Arbeit bringt. Und: Wenn es da regnet, ertrinkt der Hund auf dem Balkon? Und findet der Japaner beim Hundebegraben dann einen Schatz? Oder eine Ölquelle? Probleme gibts, da ist man froh, dass man sie nicht hat. Echt jetzt.