Samstag, 18. Juni 2011

Kunst


Nach einigen Jahren, in denen ich es nicht zur Hand genommen hab, musste ich diese Woche „Das Hotel New Hampshire“ lesen. Meine Ausgabe ist fleckig, grau und ganz krumm vom vielen Blättern, und sie ist schon das zweite Exemplar- das erste hat sich einfach aufgelöst.
Irgendwann werd ich es im Original lesen, damit auch die sprachliche Qualität zu ihrem Recht kommt, denn die kann man nicht ganz so gut würdigen, wenn man nur eine Übersetzung da hat. Womit ich nicht sagen will, dass Übersetzer nicht eine wunderbare Arbeit haben und meist auch leisten. Was mich auch in der Übersetzung begeistert, ist das erzählerische Können. Der Erzähler, Mitglied der Familie, um die es geht, lebt mittendrin, aber verstellt zu keiner Zeit den Blick auf die anderen Personen, sondern ist die Leinwand, auf der seine Familie erst so richtig farbig zu sehen ist.
Dabei bleibt er nicht flach und farblos (pun intended), sondern das Zentrum der Erzählung. Trotzdem hat man den Eindruck, dass die Geschichte sich um Fran und Lilly, um die Bären und Freud und Wien, Terroristen, Huren und Motorräder dreht- aber das täuscht, denn die anderen Gestalten sind nur Planeten, die sich um den Erzähler wie um eine Sonne herum drehen. Alles inklusive: Licht, Wärme, Schwerkraft.
Da kann man nur vor Neid erblassen.
Irgendwann hat dann mal wer beschlossen, dass man das Buch verfilmen muss. Mein Eindruck war, dass der Film der Geschichte nicht im Entferntesten gerecht wird, und zurück blieb ein Gefühl von gnadenloser Veralberung. Schade um den schönen Stoff.
So, und nachdem Ihr nun die Worte Kunst, Stoff, Farbe und Leinwand schon mal gelesen habt, wisst Ihr auch, dass offenbar auch mein Nebenbewusstsein, das für Freud'sche Fehlleistungen zuständig ist, tutto completti von dieser Ausstellung ausgefüllt ist, die heute Abend eröffnet wird. Ich darf eine Rede reden, und habe kleine Zettel mit hoffnungslos zu hohen Preisen an die Bilder geheftet. Preisgestaltung ist wirklich eine Wissenschaft für sich, muss ich sagen. Bei einigen Bildern ist der Preis eindeutig abschreckend und eher eine Art Schmerzensgeld, weil ich sie eigentlich gar nicht verkaufen mag, aber andererseits natürlich doch. Das neueste Bild ist nicht mit dabei... da habe ich, weil ich es beim Lackieren eilig hatte, gleich die Lasur mit von der Leinwand gewischt. Das ist nicht weiter schlimm, weil man auch auf dem Lack wiederum malen kann, aber trotzdem ärgerlich. Auf jeden Fall verhindert diese Form der Ungeduld das Ausstellen.

Was mir gerade einfällt: Ein paar Visitenkarten wären ja eigentlich auch keine schlechte Idee. Grrrr- dass mir sowas immer erst einfällt, wenn garantiert keine Zeit mehr dafür ist...

-Schnitt-

Natürlich ist immer noch Zeit, etwas selbst zu machen. Genauer gesagt, 23 handgemalte und -geschriebene Karten :-) Es waren noch 25, zwei hab ich vermalt, also müssen die jetzt ausreichen.

Wünscht mir Glück!

Einen sonnigen Samstag wünscht euch

DieLily

4 Kommentare:

Frau Vau hat gesagt…

Viel Glück! Und ja, das Hotel New Hampshire muss ich auch bald wieder lesen. Wobei ich ja eigentlich Gottes Werk und Teufels Beitrag lieber mag.
Ich drücke die Daumen für die Ausstellung!

Georg hat gesagt…

Ich wünsche Dir viel Glück. Und vor allem freue ich mich für Dich.

Frau Vau hat gesagt…

UUuunnd? Wie war's?
:-)

Lily hat gesagt…

@Frau Vau: Exklusiv :-) Es waren nicht viele (also, eher wenige) Leute da. Dafür war die Stimmung gut!
Trotzdem werden wir beim nächsten Mal vielleicht eine Finissage machen, damit Interessierte gleich die Bilder mitnehmen können, die sie haben wollen.