Donnerstag, 16. Juni 2011

Philosophische Zoologie oder: Anthropomorphismen.

Was unterscheidet uns Hominide eigentlich von anderen Tieren? Solche Dinge wie Schrift? Sprache? Werkzeuggebrauch? Bewusstsein unserer selbst und unseres Abgegrenztseins von anderen Individuen?
Sicher.
Aber im Kern ist es doch die Tatsache, dass wir an unserem Tiersein verzweifeln können, die uns von anderen Tieren unterscheidet. Oder? Diese Verzweiflung macht es  doch überhaupt erst notwendig, uns zu unterscheiden, uns abzuheben. Mittels kultureller Techniken, die wir unseren Kindern Generation um Generation wieder vermitteln, mit allerlei Tricks und Kniffen, mit Dingen wie Sublimierung, Arbeit, Steuererklärungen und Stoppschildern versuchen wir, diese hauchzarte Linie zu betonen zwischen denen da hinter dem Gitter und uns, die wir davor zu stehen meinen.
Vor dem Gitter ist aber hinter dem Gitter, so oder so, und wen die Gitter schützen erfährt auch der Mensch erst, wenn Gefahr besteht.


 Abbildung a): Der Kindheit glückliche und sorglose Spiele. Noch ist alles in Ordnung.

 Abbildung b): Beste Freunde- auch hier: Noch.


 Abbildung c): Weil er immer die Füße auf den Tisch gelegt hat, muss der Herr des Hauses ganz allein wohnen.

 Abbildung d): Er langweilt sich und würde gern ein bisschen mit Ästen werfen, oder wenigstens die Fernbedienung mal wieder in den Rüssel bekommen

 Abbildung e): Selbst die beste Mimikry nützt nichts, wenn man in so einer komischen Umgebung leben muss. Und dafür dann der Aufwand.

 Abbildung e): Wenn das Leben schon an sich keine Besonderheiten mehr mit mir vorhat, kann ich genauso gut in Schönheit sterben.


Abbildung f): Mein Name ist Karl-Heinz. Ich bin ein Tapir. Täglich werde ich um 14 Uhr gebadet. Aber der Tierpfleger mit dem schönen langen Haar steigt nie zu mir ins Becken- dafür stehen neugierige Kinder vor der Glasscheibe und glotzen. Deshalb stelle ich mich gleich mit dem Gesicht zur Wand auf und bewege mich so wenig wie möglich. Dann wird ihnen langweilig, und sie gehen.


Zoos sind echte Fundgruben!

Mein Dank gilt hier  Karl-Heinz, der sich hat im Bade fotografieren lassen.
Mal ehrlich: Von der Ankündigung "Tapir-Baden 14 Uhr" hatten wir etwas mehr Tapir und etwas weniger Wasser erwartet. Aber Karl-Heinz, oben kurz nach dem Betreten des Beckens fotografiert, war wirklich so außerordentlich schamhaft, dass wir nach kurzer Zeit wegen akuten Event-Mangels das Tapirhaus wieder verlassen haben.
Außerdem gebührt ein besonderer Dank meiner Freundin Nicole, deren Geburtstagsgeschenk an mich ein Zoobesuch war. 291 Fotos in knapp fünf Stunden waren die Ausbeute. Alle Leute, die je mit mir unterwegs waren, wenn ich die Kamera dabei hatte, wissen, dass es einer besonderen Art des Heldenmuts bedarf, um immer.wieder.stehen.zu.bleiben- während ich fotografiere.

In diesem Sinne- einen schönen Rest-Donnerstag wünscht

die Lily.

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