Donnerstag, 13. März 2008

Öfter mal was Neues

Was Neues. Toll, wirklich. Was Frisches, noch nie da Gewesenes, was Ungewohntes.
Wessen Freu-Zentrum legt da nicht Sonderschichten ein:

Lest selbst:

1. Mein neuer Sport-BH. Triumph Trio-Action. “Wenn ich groß bin, werde ich eine kugelsichere Weste“
Mit ihm bin ich sehr zufrieden.

2. Gestern, neu und bisher einmalig, habe ich meine Pumpe zu Hause vergessen.
Einfach so. Zum Duschen abgelegt und nicht wieder dran gebastelt. Zum zeitweiligen Ablegen stellt man die Pumpe am besten ab, dann gibt sie regelmäßig ein Warnsignal von sich. Das hört sich an, als hätte man eine sms bekommen.
Bei der alten Pumpe kam dieses Signal in Form eines Piepstons jede Minute (was, je nach Grund für das Ablegen, reichlich nervig sein konnte). Die neue Pumpe sagt nur alle 5-10 Minuten was. Und ich muss das HaareföhnenZähneputzenKlamottenanziehen in einem piepstonfreien Intervall erledigt haben, anders ist das nicht zu erklären.
Gemerkt hab ich das im Büro, als ich was essen wollte und zu dem Zweck eine Insulindosis abschicken wollte. Das war gegen halb 12, und führte zu plötzlichem Feierabend (Mittwoch = halber Arbeitstag). Der gemessene Blutzuckerwert war ziemlich hoch, wenn auch nicht unmittelbar gefährlich.


3. Nicht genug damit.
Abends habe ich, da das Insulinreservoir in der Pumpe leer war und es auch sonst an der Zeit war, nicht nur ein neues befüllt und eingelegt, sondern auch einen neuen Katheter gelegt. Das muss regelmäßig sein, sonst kann a) sich an der Stelle, an der der Katheter liegt, eine lokale Resistenz bilden, oder b) die an dieser Stelle durchstochene Haut kann sich nach einer gewissen Zeit entzünden. Das will man nicht, also wird der Katheter regelmäßig gewechselt und an einer anderen Stelle ein neuer gelegt.
Katheter sollen nicht in Narbengewebe, Muttermale oder an Stellen, an denen die Kleidung scheuert gelegt werden. Soweit logisch, denn wie Narben oder Muttermale auf das Einstechen reagieren, weiß man nicht, man weiß auch nicht, wie das Insulin da wirkt. Dass die Kleidung nicht an der Stelle scheuern sollte erklärt sich von selbst. Ein Katheter kostet 13,50 €, da will man den auch nicht nach einer halben Stunde in der Jeans hängen haben.
Da es, wie gesagt, Zeit war zum Wechseln hab ich das getan.
Die Stellen, an denen ich den Katheter legen kann, sind nicht so furchtbar viele. Wie viele Frauen habe ich Dehnungsstreifen von der Schwangerschaft, und die werden als Narben betrachtet. Also bleibt eigentlich nur die Fläche vom Rippenbogen bis zur Gürtellinie. Das ist nicht viel.
Ergo hab ich eine Stelle gesucht, und den Katheter gesetzt. Der ist ein kleiner Schlauch aus Teflon, eingebettet in ein Kunststoffplättchen, welches sich auf einem Pflaster befindet. Das ganze appliziert man mithilfe einer Apparatur, in der das ganze auch verpackt ist. Auspacken, Schlauch abwickeln und an die Pumpe dranbasteln, mit Insulin füllen (damit es keine Probleme mit Luft gibt), Apparatur spannen, Pflasterpapier abziehen, Nadelschutz abpolken und die Apparatur auf die Haut setzen, auslösen. Sitzt. Apparatur wegwerfen. Fertig.
Kurze Zeit später den Blutzucker gemessen, war bei 138, was tolerabel ist. Schlafen gegangen.
Von halb zwei bis um viertel nach sechs fünfmal zur Toilette gegangen.
Grmpf. Das kann an verschiedenen Sachen liegen: Abends mehrere Liter Tee getrunken. Beginnende Blasenentzündung. Zu hoher Zucker.
Letzterer hat, neben der Rennerei zum Klo, noch die Angewohnheit, einen träge zu machen und eine gewisse Denkferne zu erzeugen. Man ist also nicht gerade der Blitzmerker, zumal die Uhrzeit auch nicht gerade die ist, zu der Mensch am fittesten ist.
Heute Morgen bin ich dann aus dem Bett gekrochen (anders kann man’s nicht nennen), hab das Katzenvolk gefüttert und bin dann auf der Couch gelandet, mit dem Messgerät in der Hand. Der Zucker war bei über 600 (was ein fröhliches „high“ als Anzeige bewirkt). Man fühlt sich beschissen, anders kann man’s nicht sagen.
Was war passiert? Abgesehen von einem Pumpenausfall (nicht vorliegend), konnte ich in meinem beduselten, übersüßten Hirn mir kaum etwas anderes vorstellen. Darum hab ich mir eine Großdosis verpasst. Und dann war mir auch klar, was passiert war: Das Kathetersetzen war schief gegangen. Die Apparatur, die den Teflonkatheter mittels einer Hilfsnadel in die Haut versenkt, hat das irgendwie nicht richtig gemacht. Unter dem Pflaster stak da nicht stolz im rechten Winkel ein kleines, beschichtetes Kunststoffschläuchlein in der Haut, sondern selbiges krümmte sich wie ein Wurm zusammen und stak nirgends.
Plus, es gelangte kein Insulin in den Körper. Die Großdosis führte dann dazu, dass das Insulin unter dem Pflaster hervorsickerte und sich als nasser Fleck auf dem T-Shirt zeigte. Die stündlichen Basalraten sind dazu zu klein, das bleibt unter dem Pflaster versteckt.

Das wirklich Gemeine ist, dass man mit zunehmenden Werten immer gleichgültiger und schläfriger wird.
Am Wochenende hätte das durchaus übel ausgehen können, wenn ich nämlich den Wecker nicht eingeschaltet gehabt hätte. Einfach immer weiter schlafen ist die leichteste Übung, wenn es um Blutzucker jenseits der 300 mg/dl geht.

Also demnächst keine Katheterwechsel mehr am Abend. Denn das kann schief gehen. Tagsüber auch, aber da ist man wach, und verschläft das Entgleisen nicht. Und man misst schon mal zwischendurch.
Ich bin immer noch schläfrig, und der Zucker geht nicht in dem Tempo zurück, wie ich es eigentlich erwarten würde. Aber der Katheter ist erneut gewechselt, inzwischen ist die fünfte Messung für heut gelaufen, und insgesamt hab ich wieder mal was Neues gelernt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Also, manchmal mach ich mir ja doch ernsthaft Sorgen, um meine liebe, diabetisgebeutelte Kollegin...ich seh uns schon irgendwann in den Schlagzeilen, du, weil du irgendnen verrückten Zuckerunfall hattest und ich hab mir hier aufgrund grober Ungeschicktheit den Hals gebrochen...vielleicht sollte man doch mal über Zwangs-WGs für Singles nachdenken ;-) In diesem Sinne: Prost!