Freitag, 3. Oktober 2008

Herr, lass Hirn vom Himmel regnen.

Sagte ich vorhin, ich meldete mich später noch mal?

Nun. Das tu ich hiermit. Obwohl ich nichts zu sagen habe, das sage ich gleich. Ein Tag, der schon dahingeschieden war, als er begann, finde ich, ist dieser 3. Oktober. Tag der deutschen Einheit.

Pfff- nachdem ich heut morgen im Radio hörte, dass

a) die Festlichkeiten mit einem ökumenischen Gottesdienst begannen,

bei dem

b) zusätzlich eine Bischöfin aussagte, das christliche Fundament (!) dieses Staates müsse verbreitert werden (oder so, ich hatte so ein schrilles Fiepen im Ohr) hab ich mich gefragt, wohin eigentlich die Trennung von Kirche und Staat entschwunden ist.

Hat die irgendwer gesehen in letzter Zeit?

Mal ehrlich. Entspricht es der Realität in diesem unserem Lande, sowas mit einem Gottesdienst zu eröffnen?

Hand hoch: Wer von euch geht regelmäßig in eine Kirche? Um an einem Gottesdienst teilzunehmen? Und mit regelmäßig meine ich nicht, einmal im Jahr zu Weihnachten.

Schaut euch um, was das betrifft. Fragt mal rum. Das, was man früher Glauben genannt hat, und für das man einstand, ja sogar Verfolgung erduldete, ist heute geheimer und kryptischer als die Steuerklasse.

Sicher, es gibt eine Menge Leute mit christlich getönten Lebenseinstellungen.

Aber Kirche als solche - ob nun evangelisch oder katholisch- spielt rein alltagslebensbestimmend hierzulande keine Rolle mehr, das ist zumindest ein starker Eindruck bei mir.

Vielleicht liegt das aber nur daran, dass ich (alte Heidin, Anm. d. Autorin) kaum jemanden kenne, der meiner Generation angehört und brav sonntags in den Dom wandert.


Abgesehen von schwindendem Einfluss (und was katholische Doktrin angeht: Zu Recht schwindendem Einfluss) auf das Alltagsleben der SC (sogenannte Christen, Anm. d. Autorin) steht auch im eilfertig durch besagten Radiobericht zum Beleg heran gezogenen Grundgesetzestext nichts von Kirche. Sondern von Gott.

Die Anmaßung, sich seitens meiner Aufzuchts-Religion als allein vertretungsberechtigt für diesen aufzuspielen, ist mir schon lange ein Dorn im Auge.


Überraschung: Gott ist keineswegs identisch mit Kirche. Egal mit welcher.

Es soll sogar nicht christliche Überzeugungen geben, die einen solchen verehren, meine lieben Basisverbreiterer.

Teilweise verlangen diese Überzeugungen nicht mal, dass man sein Hirn an der Kirchen-/Synagogen-/Moscheen-/Tempeltür abgibt und in Weihwasser einweicht.


Da staunt der Katholik, und wundert sich. Schluckt weiter die Pille (das tut natürlich nur die KatholikIN), schüttelt betrübt das Haupt, wenn Ratzinger sagt, dass Kondome des Teufels sind, und lässt weiterhin, gesponsert mit seinen Kirchensteuergeldern, HIV-positive Kinder weltweit über die Klinge springen.

Das ist Heuchelei, meine Lieben. Vom Feinsten- aber insoweit ja nichts Neues.

Und falls ihr glaubt, ihr könntet etwas ändern:

In diesem System kann man nichts durch Unterwanderung verändern- da sind soviel alte Männer im Fummel unterwegs, da kriegt ihr eh keine Schnitte. Auch wenn ihr das vielleicht glauben wollt.


Herrje, bin ich heute wieder giftig. Und so gar nicht zum Feiern aufgelegt.


Ich glaub, ich geh gleich in den Park, ein paar Rentner in die Enge treiben. Da ist mir so nach.



Pöse, pöse Lily.




10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das war die Frau Jepsen, die hab ich auch gefressen. Nichts desto trotz macht die evangelische Kirche hier hervorragende Alten- und Kindergartenarbeit. Der Teil der christlichen Nächstenliebe funktioniert also noch recht gut.

Auch die privaten evangelischen Schulen, sogar die katholischen, haben hier in der Stadt riesigen Zulauf, weil sie ein Gegengewicht zu den liberal-gesamtschulmäßig heruntergewirtschafteten Staatsschulen in der Stadt darstellen, wo die Lehrer Mühe haben überhaupt irgendwelche Konzepte oder Regeln durchzusetzen.

Aber so fest, wie die Bischöfin einen glauben machen will, sitzt die Kirche hier nicht mehr im Sattel. Ein Kirchengebäude nach dem anderen muss geschlossen oder verkauft werden. Die teuren Renovierungen unserer Hauptkirchen funktionieren nur noch aus großzügigen Spendentöpfen, für die reichlich fantasievoll die christlichen Werbetrommeln gerührt werden müssen. Immerhin, sie müssen sich etwas einfallen lassen, mit guter Jugendarbeit, tollen Konzerten, Nacht der offenen Kirchen etc. frischen Wind in die Backsteinkatakomben zu bringen.

Aber solange die Gesetze nicht geändert werden, so dass wir morgens vor der Arbeit oder in der Schule wieder beten müssen, oder Kreuze in Klassenräumen aufgehängt werden, mache ich mir keine ernsthaften Sorgen.

Und in die berühmte Kirche um die Ecke gehe ich seit Jahren nicht mehr, die überlasssen wir lieber den zahlreichen Touristen und Konzertgängern.

Meise hat gesagt…

Und? Erfolg gehabt beim Rentner-in-die-Enge treiben? *lach*

Lily hat gesagt…

Huhu Paula,

bei Kindergärten weiß ich das nicht- Kinderheime werden zu 100 % über Tagessätze finanziert. Da bleibt nicht viel für Nächstenliebe. Das zahlt alles der Staat, und die Eltern zu einem Bruchteil. Altenheimfinanzierung ist glaub ich ähnlich, nur dass da mehr Privatzahler sind. Aber damit kann man auch Gewinn machen. Mit Kinderheimen nicht.
Hier machen auch Kirchen zu, und kein Mensch weiß, was damit passieren soll. Einfach abschließen und gehen ist ja auch nicht der Brüller. Da könnte man sich ja fragen, warum die wohltätigen Noch-Eigentümer das ganze nicht in billige Wohnungen umwandeln, so nächstenliebetechnisch. Oder in Aufenthaltsorte für Jugendliche, WOhnungslose, oder wer sonst noch ein Dach über dem Kopf braucht.
Ich bin echt etwas zickig drauf, heute...

Huhu Meise! Ich war nicht im Park, Rentner sind bei den Temperaturen doch lieber zu Hause. 9 ° und nebelig. Brrr...

Lil

Anonym hat gesagt…

Und hier hat's nach mich herauslockendem Sonnenschein fies geregnet. Puh, bin ich nass geworden!

Anonym hat gesagt…

Schon gut, ich will Dir Deinen Ärger nicht nehmen. Besser auf die Pfaffen zu schimpfen als Rentner zu schocken.

Lily hat gesagt…

Ich fürchte, da war gestern noch ne andere Diskussion, die mich etwas angefressen hat. Rentner sind demnach noch im Park und Kirchen im Dorf.
So kanns gehn...

Lily

Klapsenschaffner hat gesagt…

Wunderbar giftig, Frau Lily!
...und dies zu Recht.
Da ich ja generell auch so meine Prbleme habe, mit diversen Religionen die ihre Schlinge allzu eng um den Schlund der Gesellschaft gewickelt haben (oder gerne hätten), musste ich das eine oder andere mal doch heftigst nicken.

DAS ist übrigens das einzige, wo ich mir die Amis Lobe.
Die feiern sowas. Ok, sie trällern ihre alberne Hymne, oder lassen trällern (von jemandem der's drauf hat). Aber sie feiern ihre wichtigen Tage.... Wir erleiden sie, quälen uns mit Gottesdiensten und Ansprachen von jedem der meint er sei in seiner Wichtigkeit nicht zu übertreffen.

Yeah...Rentner!

Anonym hat gesagt…

Ja, so ein richtich doller 4th of July einschliesslich rot-weiss-blauem Kuchen (dekoriert natuerlich) und anstaendigem Feuerwerk hat schon was nettes..
Der 3. October ist mir hier voellich entgangen, stimmt, habt ihr ja ein langes Wochenende.
Manchmal hats schon was fuer sich wenn man auswaerts lebt.....:)

Lily hat gesagt…

Feiertage an sich sind hier auch nichts schlechtes. Nationalfeiertag hingegen sind sicher etwas...schwierig. Da der 17. Juni immer eher ein Trauertag war, ist da nicht einfach umschalten angesagt, denke ich. Dass es eigentlich ein Grund zum Freuen ist und zum Spaß haben, wird sich vielleicht noch einspielen.
Gibt es schwarz-rot-goldene Lebensmittelfarben? Wenn nicht, ist das bestimmt schon mal ein Grund.
:-)

L

Anonym hat gesagt…

Lebensmittelgold gibt es, mindestens im Goldwasser. Muß man eben den Alk abgießen.
Schwebt Dir sowas vor?