Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade -
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.
Dort nimm das tiefe gelb - das weiche grau
Von birken und von buchs - der wind ist lau -
Die späten rosen welkten noch nicht ganz -
Erlese küsse sie und flicht den kranz -
Vergiss auch diese letzten astern nicht-
Den purpur um die ranken wilder reben -
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.
stefan george
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Dies ist das zweifellos bekannteste Gedicht Georges, um die Jahrhundertwende entstanden.
Anders, weniger farbig, aber auf seine Art genau so fesselnd:
DAS WORT
Wunder von ferne oder traum
Bracht ich an meines landes saum
Und harrte bis die graue norn
Den namen fand in ihrem born –
Nun blüht und glänzt es durch die mark…
Einst langt ich an nach guter fahrt
Mit einem kleinod reich und zart
Sie suchte lang und gab mir kund:
Worauf es meiner hand entrann
Und nie mein land den schatz gewann…
So lernt ich traurig den verzicht:
Kein ding sei wo das wort gebricht.
stefan george
Auch die ungleichen Absatz-Abstände im zweiten Gedicht sind durchaus Absicht.
In seinen späteren Jahren wendete er sich vom Prinzip der Kunst als Selbstzweck ab, seine Werke wurden zusehends neoromantisch-esoterisch.
Zwar lehnte er den Nationalsozialismus ab, dieser jedoch versuchte des Öfteren, George zu vereinnahmen und in politischer Hinsicht zu benutzen.
George starb im Dezember 1933 in Locarno.
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