Freitag, 25. April 2008

Auf der Suche

Ich suche, und zwar nach einem Funken Motivation- nicht leicht zu finden nach all den ganzen Jahren, in denen die Arbeit gleich geblieben, aber erheblich mehr geworden ist.
Natürlich wächst mit der Zeit die Erfahrung, dieser positive Effekt wird jedoch durch die Auswirkungen des EDV-Einsatzes wieder aufgehoben.

Als ich vor 25 Jahren hier anfing, diktierte man noch, oder schrieb seine Briefe mit der Hand vor. Tags darauf erhielt man dann vom Schreibdienst die fertigen Briefe zurück, tütete sie ein und verschickte sie.

Eine Seite mit der Hand voll zu schreiben dauert relativ lang. In der gleichen Zeit hab ich heute drei Briefe geschrieben, meistens mehr, und ausgedruckt sind sie auch schon. Fein, alles in allem, und man kriegt doch erheblich mehr getan. Die ehemaligen Schreibkräfte sind hier nicht entlassen worden, sondern nach und nach in die Sachbearbeitung umgesetzt worden, wo sie Zuarbeiten erledigen, oder eigene Sachgebiete haben.


Ich schreibe ca. 300 Anschläge die Minute, wenn das ganze fehlerfrei sein soll- das ist das kleinere der Probleme. Entscheidend ist, dass in der Geschwindigkeit, in der ich den Text verfasse, inzwischen auch verlangt wird, inhaltlich saubere Arbeit abzuliefern.
Also nicht nur schreiben, auch noch denken, meine Damen und Herren.

Wenn ich den ganzen Tag am Rechner gesessen und in dem Tempo entworfen, entschieden, geschrieben und verschickt habe, bin ich abends groggy, erledigt, im Eimer, reif für die Couch.

Und dann noch was tun? Rausgehen, fröhlich sein, Leute treffen?

Nee.
Keine Lust.

Und so kehrt sich der Zeitgewinn durch elektronische Unterstützung eines Tages in sein Gegenteil um, wenn man nämlich einfach nicht mehr kann, und der tiefste Nachtschlaf kein erholtes Wachwerden im Gepäck hat.
Dann sitzt man stundenlang am Rechner und produziert Unsinn, oder macht Dinge doppelt, weil zu viele Fehler drin sind (und hier meine ich keine Rechtschreibfehler).

Abends hat man dann so gut wie nichts geschafft, was die Motivation ein Stückchen sinken lässt.
Die Stapel werden jedoch höher- und eine Rückkehr aus einer Woche Urlaub bedeutet, einen halben Meter Post und Akten auf dem Schreibtisch zu finden, inklusive aller Fehler, die man in der Zeit vor dem Urlaub gemacht hat, als man nämlich seinen Schreibtisch leer kriegen wollte. Fehler, die natürlich aufgefallen sind, und die Nachfragen im Gefolge haben, deren Beantwortung Zeit kostet. Die Kollegen können auch nicht helfen, ihnen geht’s exakt genau so.

Hab ich schon mal gesagt, dass ich die Nase voll habe?
Und dass ich morgen Arbeiten gehe?


Schönes Wochenende,


Lily

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