...an den wiederkehrenden Alptraum, der Wolf am Fußende unseres Bettes würde uns jetzt- jetzt gleich!- fressen...
...an das Gefühl wie der Rand vom Laufstall schmeckt, wenn wir drauf herum kauen: Glatt, gummiartig und irgendwie rot...
...daran, wie nass und kalt eine überfällige Stoffwindel an den Beinen klebt
...oder daran, wie es ist, wenn jemand einem eine störrische Strumpfhose aus Synthetik überstreift.
Erinnern wir uns wirklich daran?
3 Kommentare:
Lieber nicht. :(
Ein Jahrzehnt vor der Synthetik: Woll-Leibchen mit Strapsen dran und Strümpfen, die man daran festklippte, und das Jucken an den Beinen, verurscht durch das Hin- und Herrutschen der Wollstrümpfe. Das Pieken der Woll-Leibchen durch die Unterhemden....War auch nicht so lustig.
Dann schon lieber die frischen Sommergefühle, hervorgerufen durch kleine Shorts und Badeanzüge, weiße Kniestrümpfe und Baumwollkleidchen.
Ach ja, die Alptraum-Geschichten: die böse Hexe, die den Finger von Gretel durch die Gitterstäbe prüft, ob er schon fett genug ist zum Kochen (Braten oder Schlachten?).
Und der erste gruselige Cartoon von den bösen Buben, die in Tintenfässer gesteckt werden, dem Träumer, der mit einem Regenschirm wegfliegt und dem Suppenkasper, der verhungert, weil er seine Suppe nicht essen will....
Ja, unsere Vorfahren mussten doch rechtzeitig die psychischen Grundlagen dafür legen, dass wir ganz brave Kinder werden, Angst als Mittel der Wahl....
Da sage noch einer "Kinder brauchen Märchen", den stecke ich in den Käfig zu Gretel!
Natürlich erinnern wir uns! Ich erinnere mich genau an meinen zweiten Geburtstag - ich hatte ein weißes Ensemble an aus ärmellosem Oberteil und Windelhöschen.. ich lief durch Omas Garten, durch die Hecke, in den Nachbargarten.. ich erinnere mich an den Duft an diesem Tag. Ich erinnere mich an ein Bad im Garten nur wenig später. An den Geruch des Sessels, auf dem mein Opa immer saß. An die Schaukel bei Bekannten und das Gefühl, durch die Luft zu fliegen dabei.. an meinen ersten Kindergartentag und den Geschmack meines Pausenbrotes - Toastbrot ungetoastet mit Teewurst, das Ganze eingepackt in eine Butterbrottüte.
An viele Dinge erinnere ich mich nicht - an das Gesicht meiner Mutter, was sehr schade ist; an viele schlimme Dinge, was sehr gut ist - aber ein paar wunderbare und auch ein paar schreckliche Erinnerungen, Gerüche, Geschmäcker (ich liebe zum Beispiel Spiegelei mit Kartoffeln und Spinat, weil das das einzige Essen ist, an das ich mich erinnere, das von meiner Mutter für mich zubereitet wurde)oder auch Augenblicke (ein weißer Plastikhimmel mit schwarzen Pünktchen.. war sowohl der Himmel in meinem Etagenbett als auch der Himmel im alten Käfer meines Papas..) werden mich für hoffentlich immer begleiten.
Natürlich erinnere ich mich...
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