Montag, 6. Oktober 2008

Mal was anderes... Oder doch nicht?

Hier hab ich vor nicht allzu langer Zeit geschrieben:


Wie in einem Traum erfindet man sich in fiktionalen Texten neu.

Was nicht bedeutet, dass man nicht immer noch Altlasten mit sich herumschleppt, aber man trägt sie -anders.


Manchmal verfolgt einen das, was man eher leicht plätschernd von sich gibt.


Ich denke derzeit darüber nach, ob man sich selbst neu erfinden kann. Unterstützt durch Etoshas geniale Reihe über den Schweinehund, den inneren, (Caniporcus internus, in Sorten) und die darin enthaltenen Tipps zur Bekämpfung des überhand Nehmens desselben, frage ich mich, ob es so leicht sein kann.

Was, fragt sich der Satzbau-verwirrte Leser an dieser Stelle mit einem leichten Anflug von Verzweiflung, was zum Teufel meint sie da?

Ich meine das „Mach’s-einfach“, das „Tu’s-endlich“, das „Leg-schon-los“

Das Lösen der inneren Eigenbremse, das Fallenlassen ins Machbare.


Das Faszinierende an einigen der (ja bereits existierenden) Parallel-Universümchen wie Second Life oder WoW ist für viele Menschen, dass sie dort jemand total anderes sein können als im wirklichen Leben (tm). Theoretisch...

Ich hab jedoch festgestellt, dass das für mich nicht gilt, denn egal, als was ich in WoW auftauche, ich bin und bleibe Lily (was blöd ist- ich heiße ja eigentlich ganz anders). Ich kann auch dort nicht aus meiner Haut. Da hat es nicht geholfen, dass ich sehr gut weiß und immer wusste, dass ich dort nur als Avatar vertreten bin, dass meine Goldvorräte virtuell sind, dass ich weder wirklich sterbe bei einem Wipe, noch wirklich „besser“ werde mit jedem level-up.

Trotzdem gehe ich potenziell „gefährlichen“ Aktionen aus dem Weg, vermeide Konflikte mit anderen Spielern weitestgehend, auch wenn ich im Recht bin (und könnte mich im selben Moment treten), und bitte genauso wenig dort wie hier um Hilfe, wenn ich sie gebrauchen könnte.

Ich bin und bleibe eine miese Teamspielerin- weil ich mich für schlecht im Teamspiel halte, und - das dann auch bin. Weil ich in manchen Beziehungen so wenig mutig bin, als ginge es um meine reale Haut.

Die Sperren, von denen ich leichtfertiger Weise annahm, dass sie mir von der Realität verordnet sind, sitzen somit in mir selbst- also bin ich auch die einzige, die diese Sperren lösen kann.

Und da kommt dann Etosha ins Spiel- die schreibt (mir aus der Seele, im übrigen, und sie formuliert es so schön):

„Geh raus in diese Welt! Sei endlich so herzlich, wie du tatsächlich bist, sprich deine Wahrheit aus und kümmere dich nicht um das Urteil der anderen, das du ohnehin nicht vorhersehen kannst. Sag genau das, was du sagen möchtest, ohne dich zurückzuhalten! Such die Dinge, die dir Freude machen, und mach sie, anstatt sie nur zu denken oder zu wünschen.“


Sich neu erfinden ist vielleicht etwas anderes- aber es fühlt sich an, als könnte es dem nahe kommen. Nicht nur rein fiktional.



Grübelgrüße,



Lily.


Ach- und der Anfang ist bestimmt nicht leicht. Aber vielleicht geht’s mit etwas Übung dann durchaus munter und voller Freude weiter.


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Toll, es freut mich so, dass ich zum Nachspüren anregen konnte!

Ich bin sicher, dass man sich neu erfinden kann. Der Anfang ist nicht schwer, viel schwerer war der Weg bis dorthin! :)
Die Angst weicht zwar nicht so schnell, aber sie ist kein Grund, die Freude nicht mit dem Leben in Berührung zu bringen; Dinge auszulassen, nur weil man sich dabei nicht sicher fühlt.

Und ja, es kommt dabei auch zu seltsamen und manchmal wirklich furchteinflößenden Szenarien. Aber auf der anderen Seite wartet ein Stückchen Du, das sich gewaltig freut, dich wiederzusehen.

Lily hat gesagt…

Ich hoffe es... Es fühlt sich neu an, und das ist schon mal gut.
:-)
L

Anonym hat gesagt…

Ja, die Schweinehunde, wer kennt sie nicht. Fantastische Analyse von Etosha! Den Tipp mit den Affirmationen kann ich als wirksam bei mir bestätigen, und je gelassener ich mit meinen umgehe, desto wirkungsloser werden sie.

Sich neu zu erfinden überlasse ich aber den jüngeren Leuten, die haben mehr Zeit als ich. Mir genügt schon das Wiederentdecken, was alles schon mal da war, Optimismus, Mut zum Riskio, Unkompliziertheit, Hoffnung. Und das Vertrauen in mich konnten mir die "Swinegels" noch nicht gänzlich zerstören.

Und dann gibt's da ja noch das JETZT. Jetzt mache ich dies sofort und JETZT fange ich das an...immer wieder ein neues jetzt und noch eins und noch eins, da haben die Schweinehunde wenig Chancen das zu verhindern.

Einen schönen Abend allerseits.
P.

Meise hat gesagt…

Du arbeitest gerade ganz schön hart an dir, habe ich den Eindruck.
Ich kann nur anerkennend und bewundernd den Hut ziehen!