Dienstag, 30. Juni 2009

Zehn Gründe, warum mir schon vor dem Mittagessen das Gehirn zischend aus den Ohren kocht.

Okay, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben.
Obwohl…

-Bei ungefähr 30° Celsius im nicht vorhandenen Schatten meines Schlafzimmers und bei tropischen Luftfeuchtigkeiten beschissen geschlafen, um dann gegen fünf tief und fest einzupennen. Hirn hat so ungefähr 39°, wegen der Hitze. Man könnte das auch als Kessel-Vorlauftemperatur bezeichnen.

-Aufschrecken gegen sieben, weil der Wecker nicht geklingelt hat. Es ist eine Stunde später, als ich gewöhnlich aufstehe. Die Innenhirnwärme steigt auf 44,8°

-Der Wecker klingelt tatsächlich nicht. 52°.

-Kopfschmerzen schon beim Aufstehen, wahrscheinlich wegen des Ventilators, der die heiße und feuchte Luft ein bisschen umherwirbelt. 55°.

-Die erste Sache, die mir auf den Schreibtisch kommt, ist irgendwie merkwürdig und riecht nach Beschiss. Kann das an nichts Konkretem festmachen, aber es gefällt mir einfach nicht. 60°.

-25 Jahre beim selben Arbeitgeber, und nicht in der Lage, mittels vier oder fünf Anrufen herauszufinden, wer Nachfüllpakete für die Büro-Verbandskästen besorgt. Offenbar zu blöd, die organisatorischen Feinheiten einer mittelgroßen Behörde nachzuvollziehen. 70°.

-Die Klospülung in meiner Lieblingstoilettenkabine hat offenbar beschlossen, ein erfrischendes Gegenelement zu dem drückenden Wetter ins Spiel zu bringen. Der Druckspüler spült nicht, wenn man auf den Knopf drückt: Er sprüht. Zum Glück sauberes Wasser. Nass bin ich trotzdem. 65°

-Meine Kundschaft macht mich drauf aufmerksam, dass ich folgende Berechnung angestellt habe: 250 x 8 = 3.500,- Wieso merkt das sonst keiner, und vor allem, warum hab ich das nicht selbst festgestellt? Hä? 77°

-Gerade als ich beschließe, kurz für eine Raucherpause zu verschwinden, taucht Bürgerbesuch auf. Papa, Opa, Oma und drei Enkel, alle haben die Hygiene nicht erfunden, es sind zu viele Leute und in meinem Büro sind 27 °. Bürgers hatten gestern was mit Knoblauch, und auch mit Heringen, wenn man den eigenen Wahrnehmungen glauben darf. Der Wunsch nach einer Zigarette bleibt unerfüllt, dafür erfährt man Dinge, die man über Wildfremde niemals wissen wollte, und die akustische Untermalung des Bürgerbesuchs erreicht Dezibel-Werte, die sonst für die Westfalenhalle I reserviert sind. Diese Kinder sind so richtig scheiße drauf.
98°.

-Mir zerreißts das letzte Blättchen.

104°




Wenn mich einer sucht: Ich bin die mit der geliehenen Zigarette, die Frau da, der die Dampfwolken aus den Ohren kommen.

Samstag, 27. Juni 2009

Chez Lily

Sie nimmt noch angeregt an ihrer Umwelt teil- und scheint immerfort zu urteilen. Vorzugsweise über mich.



Auch er, stets ernst und vorwurfsvoll. Wahrscheinlich nur, weil ich ihn nicht auf meinem Schoß Platz nehmen lasse, und weil ich was dagegen habe, dass er mit meiner Kamera spielt. Die scheint es ihm angetan zu haben, denn die hat eine Handschlaufe, mit der ich ihn nicht spielen lasse.




Fast, als hätte man zwei mormonische Missionare zu Besuch.



Ein typischer Schreibtischtag hier im Hause der Lily P.



Die Zeichen an der Wand...

Irgendwann kommt der kleine Mann auf dem kleinen Surfboard dazu. Solang surf ich nur im Netz.

Einen schönen Samstag noch,

Lily

Fünfundzwanzigster Juni

Lachende Gesichter, strahlende Augen, feine Schweißperlen auf der Stirn. Sonnenbraune Arme, zerzauste Haare, verschwitzte T-Shirts, staubige Zehen in bunten Sandalen. Rückenmuskeln unter dünner Baumwolle.
Sommer kann ganz schön besoffen machen, ganz ohne Alkohol.

Freitag, 26. Juni 2009

So.

Der Wurzelrest ist endlich raus aus dem Kiefer, auch -gute Nachricht!!- auf der linken Seite können ein paar Zahn-Exemplare erstmal da bleiben, wo sie sind. Aber es scheint, als sei dieser Wurzelrest schon eine andere Sache als ein normaler, nicht kaputter Zahn, der weichen muss.
Herrje, das schmerzt vielleicht.
Sechs Stunden nach dem das Ding in den Müll gewandert ist, zwei sechshunderter Ibupr*fen und ein paar Coolpacks später- ist es noch sehr deutlich spürbar.

Alles in allem lief diese Entfernung erheblich besser als ich befürchtet habe, auch dank der Tatsache, dass die Frau Zahnärztin „jetzt mal das Elefantenzeugs“ genommen hat- die Sorte, mit der auch ein Dickhäuter sich locker den Stoßzahn rauszerren lässt, nachdem beim letzten Mal immer wieder Pausen zum Nachspritzen angesagt waren.
Es ging auch schnell. Nicht mal drei Minuten, schätze ich, die Abdruck-Anfertigungs-Aktion vorher hat länger gedauert.
Allerdings war das Geräusch beim Rausrupfen nicht von schlechten Eltern- leider hatte ich den mp3-Player zu Haus gelassen.
Die Erwähnung des Elefantenzeugs hat mich zum Lachen gebracht, zum ersten Mal in einer Zahnarztpraxis.
Was ich immer noch nicht weiß, ist, wieso diese zierliche kleine junge Frau es so locker schafft, etwas aus meinem Kiefer zu brechen, was da eingewachsen ist.
Und jetzt halt ich weiter meine Klappe und poste dieses inkohärente Geschreibsel.

Gehabt euch wohl,

Lily
die schon die Stunden zählt bis sie wieder „krraftvoll zubeißen“ kann.

Donnerstag, 25. Juni 2009

Lange nicht mehr

so sehr gelacht wie dabei.

Keine Zähne, oder: Der Vorname des Rehs.

Wie man dem Titel entnehmen kann, ist ein Teil der mir weiland gewachsenen Beißer der Zange des Zahnarztes zum Opfer gefallen.
Keine Details, nur soviel: Ich habe es mir angenehmer gewünscht, habe aber Schlimmeres befürchtet. Es war auszuhalten…
Morgen nun kommt des Grauens zweiter Teil. Da hierbei ein Wurzelrest ausgegraben werden muss, wird mich das bestimmt noch weniger erheitern als die Vorstellung von Dienstag.
Leider rauschte die „Infiltrationsnarkose“ (ha!) durch meine Gesichtsnerven wie Wasser… will sagen, dass die Betäubung, kaum zu voller Wirkung gelangt, auch schon wieder nachließ. Das verdanke ich vermutlich der Tatsache, dass ich einen Herzschlag wie ein Kolibri und demzufolge auch einen adrenalinbefeuerten Stoffwechsel hatte. Ich bete zu allen Schutzheiligen abgebrochener Zähne, dass das morgen anders ist.

Der geneigte Leser fragt sich nun vielleicht, was das alles mit heimischen Waldtieren zu tun hat?

Momentan gibt’s hier den Vornamen des Rehs zum Frühstück, Mittag- und Abendessen.

Ich fürchte, wenn ich dermaleinst im Besitze aller meiner neuen Beißerchen sein werde, werde ich eine ganze Weile keins mehr essen. Kein Kartoffelpürree.



Stets die Eure,

Lily
Die für das Daumendrücken dankt.

Dienstag, 23. Juni 2009

Oh, großes Google-Orakel...

Schenke uns deinen Beistand und deine Ratschläge, denn wir wissen nicht, was wir tun. Oder wie ist es sonst zu verstehen, dass die Leute mit Formulierungen googlen, die eindeutig davon auszugehen scheinen, dass da ein kleiner Kobold draußen in den zugigen Weiten des Internets sitzt, der hübsch und höflich angesprochen werden möchte? In ganzen Sätzen und so?

Löblich, dass diese Sätze noch beherrscht werden. Auch löblich, dass die Rechtschreibung der Suchenden von guter Kenntnis der Regeln zeugt. Trotzdem frage ich mich, warum die Leute mit den folgenden Suchbegriffen bei mir landen:


suche ding mit 2 kugeln und gummiband


Dann geh noch mal nach nebenan und überleg dir genau, wie das Ding richtig heißt. Und dann komm wieder und such weiter, aber gründlich.


ich bin jung und brauche ein schönes muster für meine wohnzimmerwand


Es freut mich, dass du dich dafür entscheidest, deine Umgebung zu verschönern. Normalerweise gehen die Sätze, die mit „Ich bin jung und brauche...“ anfangen, mit „...das Geld“ weiter. Und führen dann oft zu Filmen minderer Qualität. Die machen keine schönen Muster, weder an die Wohnzimmerwand noch sonst irgendwo hin.



nackte omas im kittel


Alp- oder Wunschtraum? Einerlei, auf jeden Fall seltsam.



headset auf krankenschein


Das ist erfreulich, weil preisgünstig. Man könnte auch vielleicht versuchen, ein Atomkraftwerk auf Krankenschein zu bekommen. Aber eigentlich meintest du „Auf Rezept“- oder? „Krankenschein“ ist so ein gelbes Wort... Ein Headset ist ab ca. 10 € erhältlich, was bereits dem Quartalseintrittspreis für die Arztpraxis eures Vertrauens entspricht. Insofern sollte man nur dann diese Art Wunsch an seinen Doc herantragen, wenn man bereits den vollen Gegenwert für die Gebühr kassiert hat. Wegen der maximalen Ersparnis... Zum Beispiel in Form einer Klinikpackung Valium, oder ähnlicher Geschenke der Pharma-Industrie. Das hilft auch gegen den Wunsch, sich mancherlei auf Kosten der Kassen verordnen zu lassen.



efeu selbstentzündung


Hm


ich trage den hüfthalter meiner mutter


...und ich dachte, ich hätte Probleme.



was ist blogorrhoe?


Fragen wir uns das nicht alle, irgendwann?



Montagsspaziergänge gibts hier auch :-)

Die Brücke, diesmal mit Licht. Obwohl ich nicht ganz überzeugt bin, dass das wirklich besser ist. Demnächst werde ich mal morgens dahin gehen, wenn die Brücke nicht im Schatten liegt. Und vielleicht sogar mit einer Eisenbahn drauf fotografiert werden mag.


Ruhrgebiet at it's best... Kate fand auch, dass dieser Blick entschieden Urlaubsstimmung erzeugt.


Und dieses Getreidefeld auch. Wir waren uns unsicher, was genau da wächst, aber sind, insgesamt, hochzufrieden, dass wir Stadtkinder wissen, dass es sich weder um Gemüse noch um Obst handelt.


Sieht jemand außer mir noch den Affen mit Zigarette?


Man beachte den Herrn Fischreiher, gern zu Gast an den Gewässern der Umgebung.



Das ist a) schon wieder der Herr Reiher, und b) ein Beispiel für die Begrenzungen des errechneten Zooms. Bei 16-facher Vergrößerung wirds wirklich körnig.

Was auf diesen Bildern fehlt, ist ein Beleg dafür, dass es sich mehr um ein Spazierensitzen handelte. Denn eure stets euch wohlgesonnene Lily hat es nach längerer Zeit mal wieder geschafft, ohne Traubenzucker aus dem Haus zu rennen, und stieß dann nach einer Stunde Spaziergang entschieden an ihre Unterzuckergrenzen. Die Folge waren, dass ich alle Bänke in einem gewissen Umkreis mit meinem Hintern beehrt habe, unschuldige junge Frauen um ein paar Salzstangen anschnorren musste und ein Teil des Abends an mir vorbei rauschte. Aber es ist noch mal alles gut gegangen. Danke auch an Kate, für die Geduld!

Haltet mir die Daumen. Heute ist d-day.


Sich gruselnd,


Lily

PS: D-Day für Dentist's day.

Freitag, 19. Juni 2009

Realität

Eine Familie hat fünf Kinder.
Die gibt sie in ein Heim.
Dann lassen sich die Eltern scheiden, heiraten wieder und bekommen in den neuen Ehen jeweils noch zwei Kinder.

Nach ein paar Jahren leben von den fünf Heimkindern vier in Pflegefamilien.
Wie hoch ist der Zählkindvorteil für das Kind, das noch im Heim ist?
Und wer kriegt was?
Und warum?

Das sind Fragen, aus deren Beantwortung mein Arbeitsalltag besteht.

Was die meisten Leute befremdet, ist, dass das tatsächlich interessant sein kann, wenn auch nicht immer wirklich spannend.

Ja, so pervers kann man sein-

und trotzdem stets die Eure.



Lily

Donnerstag, 18. Juni 2009

Gräßlich





Ich fühl mich gräßlich.
Wie ich schon mal nebenbei (ha, ha) erwähnt habe, habe ich einen Zahn verloren, dank einer durch den Diabetes enorm rapide vorwärts schreitenden Parodontose mit Befall des Kieferknochens und Schwund desselben.
Zu Deutsch: Der Scheißzahn ist einfach ausgefallen.
Die anderen wackeln ebenfalls, besonders der, der rechts neben dem ausgefallenen Zahn wohnt.
Dummerweise fühlen sich sowohl dieser als auch der an der linken Seite derzeit entschieden wie Fremdkörper an. Was mir die Ahnung beschert, dass ihres Verweilens in meinem Kiefer nicht mehr viel länger ist.
Der Kiefer schwindet also wie Schnee in der Sonne, was Implantate verbietet und demzufolge zu herausnehmbarem Komplettzahnersatz führen wird. Mit den ersten Arbeiten wird der Zahnarzt nächsten Dienstag anfangen.
Bis dahin laufe ich mit einem Mund voller wackliger Zähne herum, mit dem Risiko, wieder morgens wach zu werden und eine weitere Lücke mit der Zunge zu ertasten.
Das ist das eine.
Das andere ist, dass dieses mistige Fremdkörpergefühl dazu führt, dass ich mir vorkomme wie Hape Kerkeling als Horst Schlämmer: Mit Zähnen, die beinahe aus dem Mund fallen, groß und vorstehend und grottenhässlich.
Und wacklig.

Das allerschlimmste ist aber, dass der bereits fehlende Zahn der linke obere Schneidezahn ist. Was meinem Gesicht einen besonders prolligen Charme verleiht, und das, wo der Nebenzahn noch drin ist. Ich mag nicht drüber nachdenken, wie es aussehen wird, wenn der auch noch ausfällt.
Ich hab auch keine Ahnung, wie (und vor allem: Woran??) die Zahnärzte nach Entfernen der Seitenzähne ein Provisorium für die Lücke vorn befestigen wollen. (Siemens-Lufthaken, anyone?)
Denn einmal scharf Luft geholt, und so ein Provisorium reißt vermutlich die neben stehenden Zähne mit in den Tod.
An das Anfertigen von Abdrücken der wackligen Schar nicht sehr standhafter Zinnsoldaten mag ich gar nicht denken. Vermutlich verabschieden sie sich alle, wenn der ZA versucht, die Abdruckmasse zu entfernen.
Keine netten Aussichten, alles in allem.

Mal ganz am Rande sehne ich mich nach ein paar reellen Zischlauten, einem sauber ausgesprochenen F- und vor allem einem Biss in ein Brötchen.

Bedauert mich mal ein bisschen. Ich brauchs jetzt.

Stets die Eure,

Lily.

Mittwoch, 17. Juni 2009

Ärgernis des Tages

Irgendein dummes Weib, das zu fein ist, sich auf die Klobrille zu setzen, und lieber drüber kauert, wenn sie die Toilette benutzt.
Im Grunde ist nichts dagegen einzuwenden.
Es ärgert aber, und zwar gewaltig, wenn jede Menge daneben geht, die ganze Toilettenkabine ihren Segen abkriegt, und Madame vom Schwebenden Arsch sich zu fein ist, ihre Hinterlassenschaften zu beseitigen.
Ich wette, vom Händewaschen hat die auch noch nichts gehört.


Sich immer noch ekelnd,

Lily

Dienstag, 16. Juni 2009

„Das war mein Widerspruchsgeist,“ sagte die kleine Prinzessin.

„… und ich habe einen sehr starken Widerspruchsgeist“.

So oder so ähnlich erzählt es Michael Ende über die Prinzessin Li Si, die in seiner Jim-Knopf-Geschichte vorkommt.
Damit erklärt sie, warum sie weggelaufen ist und in der Folge von der Drachin Frau Malzahn (Mahlzahn?) geschnappt und in Kummerland gefangen gehalten wurde.
Wie alle Leute, die die Wilde 13 kennen, wissen, wäre auch Jim K. beinahe Opfer dieser finsteren, beschuppten Dame geworden, wenn die Piraten nur richtig schreiben gelernt hätten.

Li Si ist meine heimliche Heldin. Ich mag den Gedanken an ein dünnes kleines Mädchen, das sich nicht unterkriegen lässt und im Grunde hart ist wie Federstahl.
Denn bei allem Elend, das sie sieht und unter dem sie auch selbst leidet, trotz aller Schläge und des Angekettetseins an ihre steinerne Schulbank, lässt sie sich nicht beirren, weint nicht, hält durch, keeps smiling.

Im wirklichen Leben ist Widerspruchsgeist etwas Tückisches, wenn er das ist, was er bei Li Si war: Rebellion um des Rebellierens willen, und nicht der Sache zuliebe.
Denn so klug sie sich in der Gefangenschaft bei der Drachin verhält, so kindisch, dumm und trotzig war es von ihr, wegzulaufen und sich in Gefahr zu begeben. Dabei hat sie es doch so gut gehabt bei ihrem Vater, dem Kaiser von China. Und dann läuft sie weg, weil sie sich über ihre Gouvernante ein bisschen geärgert hat und weil sie trotzig sein WILL.

Ich glaube inzwischen, dass man ein vorgegebenes Maß an Rebellion in sich hat.

Eines, das raus will, und raus kommt. So oder so.

Und wenn man nicht an den richtigen Stellen protestiert und die Hebel ansetzt, dann bricht der Widerspruchsgeist sich seine Bahn. Egal, wie schädlich die Wirkung ist, egal, wie vernünftig es wäre, anders zu handeln, egal, was Intelligenz sonst von uns verlangt.
Dann gnade uns WerAuchImmer.

Sonntag, 14. Juni 2009

Pushing through the darkness, still another mile...

In reichlich trüber Stimmung hab ich heut einen Spaziergang unternommen- weniger um die Sonne zu genießen, die nicht teilnehmen wollte, sondern eher, um mir ein paar Dinge aus dem Kopf blasen zu lassen- wofür hat man schließlich Wind.

Ich mag Brücken. Das ist eine, über die die Eisenbahn fährt, die man hier manchmal hören kann. Eisenbahnen mag ich auch.

Ein paar Dutzend Meter von meiner Wohnung entfernt wird es schon entschieden ländlich. Die Kamille wächst an einem Getreidefeld und hat es geschafft, dem Menschen bis dato zu entkommen.
Nach der Landwirtschaft kommt die Parklandschaft- diese Ecke ist eine seltsame Mischung aus Natur und Gartenarchitektur.

... und bietet so einige dramatische und recht kitschige Anblicke. Leider schien die Sonne immer noch nicht.

Zeugs, das am Straßenrand wächst. Recht filigran, und nicht so leicht aufs Bild zu kommen, wenn die Kamera alles selbst machen will. Da ist sie recht bockig. Aber ich auch.

Irgendwer hielt es für eine gute Idee, die Bäume mal so runterzuschneiden, dass ihnen eine zweite Spitze gewachsen ist, an die der Rest der Bäume noch keinen rechten Anschluss gefunden hat.


Eine liebe Freundin meinte letztens auf meine Bemerkungen, dieses Geflügel sehe recht orientalisch aus, das seien vermutlich Peking-Enten. Vermutlich.

Man kann tatsächlich sehen, was aufs Bild kommen sollte: Die Wolken als Spiegelung und die Kreise, die sich auf dem Wasser gebildet haben, wenn einzelne Regentropfen von den Blättern der Uferbäume fielen. Es wundert mich- im Display war nichts zu erkennen davon.


Streng genommen gehört das Schloss zur Nachbarstadt. Aber inzwischen ist es schon irgendwie auch meins.



So siehts eher nach Schule aus...

...und von hier aus wie ein Spukschloss. Was aber wahrscheinlich am Licht liegt.


Sagte ich schon, dass ich Brücken mag?


Und dann schien die Sonne. Der Wind hatte für bessere Stimmung gesorgt, die blöd geschnittenen Bäume und die Enten für ein Grinsen, und das viele Wasser rings um das Schloss für Ruhe und Entspannung.
War eine gute Idee, mal rauszugehen, alles in allem.

Stets die Eure,


Lily

PS: Die Titelzeile ist aus Abba: I have a dream

Zustände

Es soll ja Tage geben, an denen man verliert. Auch solche, an denen die Anderen siegen. Dann die, an denen man nur Zweiter wird- kurzum, die Welt ist ungerecht.
Am Donnerstag ist mein Elektroherd den Weg aller irdischen Vergänglichkeit gegangen. Mein Zahnarzt hat mir noch keinen Kostenvoranschlag geschickt, meine Maus verlor kürzlich die Kontrolle über ihr Rad, aber nur in eine Richtung, wofür man dankbar sein kann. Nachts kann ich derzeit wählen zwischen Hitzewellen und frösteln- schlafen ist mit beiden Zuständen unvereinbar. Und da nutzt es auch nichts, wenn ich mir sage, dass das keine Hitzewellen sondern Energieschübe sind. Denn was soll ich morgens um zwei mit einem Energieschub? Derzeit läuft nachts der Ventilator, damit der Fröstel-Anteil den Schwitz-Anteil überwiegt, denn gegen das Frösteln kann man sich zudecken. Leider krieg ich davon Kopfschmerzen. Vom Ventilator, nicht vom Zudecken.
Alles das ist die Strafe dafür, dass ich mir die neue Kamera gekauft habe. Ehrlich, da bin ich mir sicher. Was wir draus lernen? Das Engagement des Einzelnen zur Belebung der Konjunktur ist nicht ausreichend mit dem Schicksal abgestimmt. Vielleicht ist das Schicksal aber auch nur eine neidische Ziege, die auch eine Kamera will.
Wie dem auch sei.

Das Katzenvolk hat derzeit einen neuen Lieblingsplatz: Vor meiner Nase, zwischen Tischkante und Tastatur. Oder auf der Tastatur, aber nur, wenn ich schreiben will. Brauche ich die versehrte Maus, liegt man gern mit dem Kinn auf der Maushand. Das ist kuschelig warm, was ich derzeit nicht mag (s.o.), und es strengt das Handgelenk an- aber seit neuestem ist Emily auch mit von der Partie. Sie, die niemals den Platz hinter mir auf dem Stuhl aufgeben wollte, hat entdeckt, dass mittels einer Kletterpartie vom Katzensessel über die Fensterbank, den Drucker, den externen DVD-Brenner und über die Tasten man wunderbar direkt vor mir liegen kann. Und sie ist alt und klapprig, was mir Gewissensbisse macht, wenn ich sie weg scheuche. Schließlich hab ich ihren Bruder einmal zu viel weggeschickt (den aufdringlichen Kampfschmuser)- und am nächsten Morgen lag er sterbend hinterm Fernseher. Solange ich mir aber keine zusätzlichen Gelenke in den Unterarm einbauen lassen kann, die das Schreiben um die Katze herum möglich machen, muss sie damit rechnen, nur begrenzt Streicheleinheiten abzukriegen und von Zeit zu Zeit vertrieben zu werden. So wie jetzt.
Mist, da kommt sie schon wieder angewackelt.
Und kaum geht meine Hand zur Maus, legt sie eilfertig eine Pfote drauf. Auf das Handgelenk. Gnade.

Irgendwie ist die Welt voller schlechter Neuigkeiten, derzeit. Da ist es schon fast von Vorteil, dass meine Therapeutin ihre Praxis verlegt, in eine Stadt, in der ich schon als Führerscheinanfänger Zustände bekommen habe- an einer bestimmten Kreuzung würg ich heute noch das Auto ab, in memoriam der Fahranfängerin von vor 28 Jahren, die das dort auch schon immer gemacht hat. In meiner Heimatstadt und sonst auch überall auf diesem Planeten kann ich im zweiten oder auch im dritten Gang anfahren, ohne dass mehr passiert als ein bisschen zögerliches Loszuckeln- aber an dieser Kreuzung? Brauch ich immer zwei Anläufe, selbst im ersten Gang.
Ich freu mich schon so drauf.
Was daran der erwähnte Vorteil ist? Man kann demnächst den Parkplatz des benachbarten Aldi-Markts nutzen. Da braucht man nicht mehr in der baustellenzerfressenen Innenstadt, die wir hier derzeit haben, ein winziges Parklückchen suchen und dafür teuer bezahlen. Das ist doch schon mal was. Und man kann anschließend noch einkaufen, ohne extra anhalten zu müssen.

Ansonsten verliere ich gerade wieder einen Zahn, was der Zahnarzt mit einem „Ich sag doch, Kieferknochenschwund!“ quittiert. Was aber weder der Kauleistung noch der optischen Wirkung meiner Zähne wirklich hilft.

Da ist Emily schon wieder. Beharrlich ist sie ja.




Erzählt mir mal was schönes, bitte.

zU/H <---- Das war Emily.


Stets die Eure, wenn auch heute nicht ganz bei sich,

Lily

Donnerstag, 11. Juni 2009

Voodoo

Ich bin eine lichtausschaltende, türenschließende, wasserabdrehende, spritsparende Besessene.
Wenn ich nicht das Licht ausschalte, die Türen schließe, das Wasser abdrehe, Sprit spare, dann wird mit Sicherheit irgendetwas ganz Furchtbares passieren.
Was auch immer.
Das hat eine lange Tradition.
Als Kind hat mir die große Schwester meiner besten Freundin erzählt, die kleinen Risse im Asfalt (sieht das scheiße aus!) kämen daher, dass darunter Vulkane brodelten und alles für einen Ausbruch vorbereiteten. Ganz besonders galt das für die kleinen Erhebungen, mit einem Loch ganz oben. Jahrelang bin ich im Zickzack zur Schule gelaufen.

Ich war der festen, durch keine Realität gedeckten Überzeugung, dass lange Zugreisen zwangsläufig zu Eisenbahnunglücken mit Gedächtnisverlust und Kindesvertauschung führen (danke auch, blödes Buch, das mir meine Oma geschenkt hat- es hieß „Weißt du, wieviel Sternlein stehen“ und enthielt genau diesen kruden Quatsch).
Was für ein Glück, dass wir nicht in den Urlaub fuhren, vor allem nicht mit der Bahn.

Auch glaubte ich an den Atticus (damals dachte ich noch, es schriebe sich Ettikuss- aber ich war jung und hatte Harper Lee noch nicht gelesen). Der A. war ein Wesen, das bei verschiedenen Gelegenheiten für harmlos im Garten einer Freundin herumspringende Kinder alldorten Spielzeug versteckte. Heute glaube ich, dass es der Vater jener Freundin war, dem es einfach Spaß machte, Kinder zu verwirren. Ich habe jedenfalls so ein merkwürdiges Stofftier bekommen, es lag unter dem Hochspannungsmast in dem Garten. So ein haariges Stofftier, ähnlich wie ein sitzender Yorkshire, in grün-weiß, mit einer Schlaufe auf dem Kopf und Wackelaugen. Er muss es irgendwo billig geschossen haben, und dann sich diese Geschichte mit dem Atticus ausgedacht haben, von der ich nicht mehr weiß, wie sie ging.
Naja, er war Künstler.
Aber vielleicht war das auch der Elektrosmog wegen des Hochspannungsmastes.
Wobei- kann der schon schädlich gewesen sein? Man hatte ihn ja noch nicht erfunden. Den Elektrosmog, nicht den Hochspannungsmast.
Was mich dazu bringt, zu bekennen, dass bizarre philosophische Fragestellungen mich auch schon als Kind bewegt haben.
Sind wir nur Wesen, die ein Atom in einem Molekül in einem Stuhl in Gottes Esszimmer bewohnen?
Und wenn ja, was passiert, wenn der Sperrmüll kommt?
Es geht doch nichts über eine Kindheit voller sinnloser Schrecken.

Hattet Ihr auch welche?


Stets die Eure,

Lily


PS: Die Vulkane waren nichts schlimmeres als Baumwurzeln, die sich ihren Weg durch den Straßenbelag bahnten. Asfalt mag ich nicht noch mal schreiben, das sieht zu gräßlich aus.

Montag, 8. Juni 2009

Momente von heute

-etwas Schreckliches über einen Menschen erfahren, den man bewundert. Und feststellen, wie hilflos man ist, wenn man weit weg ist und keine Möglichkeit hat, in irgendeiner Weise zu helfen. Nicht nur, weil man weit weg ist, sondern auch, weil man keine Ahnung hat, wie helfen. Sich beschissen fühlen.


-eine alte Freundschaft mit einer kurzen Fahrt und einer Stunde Zuhören wieder zum Leben erwecken. Feststellen, dass man gefehlt hat. Verwundert sein.


-ein kitschiges Lied aus der eigenen Vergangenheit hören (Poor Man’s Moody Blues, Barclay James Harvest). Es immer noch schön finden. Den eigenen Musikgeschmack lieber nicht näher untersuchen.


-beim Friseur von einer jungen Frau bedient zu werden, die sehr, sehr schön ist. Nicht auf diese gestylte Friseur-Art... sondern in einer Weise, dass man sie immer nur anschauen möchte. Leider geht das ohne Brille nicht so gut, und aufdringlich ist das auch.


-anschließend feststellen, dass die Kollegin der schönen jungen Frau einem eine Vorstadt-Metzgersgattinnen-Frisur geföhnt hat. Man hat ihr freie Hand gelassen- nur um festzustellen, dass sie einen offenbar für langweilig hält, und für alt genug, die Haare so tragen zu wollen. Grrmpf.


-da man selbst bemerkt hat, dass das nicht sehr schmeichelhafte Licht beim Friseur Falten zeigt, wo sie nicht hingehören (ich hab sie lieber in der Jacke als im Gesicht, danke schön!) anschließend ein kleines Vermögen beim Creme- und Kosmetik-Fachmarkt abliefern und dieses in einigen winzigen Döschen nach Haus tragen.


-der Katze dabei zu sehen, wie sie im hohen Bogen vom Gefrierschrank kotzt. Seufzen. Putzen. Sich sicher sein, dass die Anzahl der Katzen hier stetig abnehmen wird. In den nächsten Jahren.


-den ganzen Tag lang Rückenschmerzen haben, weil der Job als Wahlvorsteher auch beinhaltete, einen ca. 30 Kilo schweren Koffer mit Wahlunterlagen, Stimmzetteln und Kram mehrere Treppen hinauf und hinunter tragen zu müssen. Lange drüber nachdenken, welcher Arzt mich für den nächsten Einsatz krank schreiben soll.



-Frieren und erkältet sein, den ganzen Tag, und außerdem müde.


Außerdem: Stets die Eure sein.




Lily

Sonntag, 7. Juni 2009

Und heute?

Auch wenn Europa noch so weit weg zu sein scheint:


WÄHLEN GEHEN!!!


Schließlich wollt ihr doch die armen Schweine in den Wahlvorständen nicht vor Langeweile sterben lassen, oder?
Spaß beiseite.
Geht hin, entfaltet die Stimmzettel ohne zu verzweifeln (1,18 Meter lang! Yay!) und macht euer Kreuz. Los, los! Wenn man euch schon nach eurer Meinung fragt, dann äußert sie auch. Schließlich bezahlt ihr die Jungs und Mädels, da solltet ihr auch dran mitwirken, wer da für euch sitzt.
Und auch die Leute da machen Politik, die euch alle betrifft, Gurken und sowas mal außer Acht gelassen.
Auswüchse wüster Regelungswut kann nur bekämpfen, wer seine Stimme abgibt. Seine generelle politische Einstellung zu stärkerer Wirkung bringen kann nur, wer seine Stimme abgibt.
Natürlich ist Brüssel weit weg- aber mit einem Kreuz kann heute jeder es ein Stückchen näher holen.
Brüssel ist ne schöne Stadt, btw :-)

Einen wahrlich wahlreichen Sonntag wünscht euch

Lily.

Samstag, 6. Juni 2009

Immer dann, wenn.

Früher hab ich gelacht, wenn irgendwer einen Satz mit den obigen Worten anfing. Also wirklich. Alltagsvoodoo, oder was? Alberner Aberglaube. Banales Beschwören bösartiger Beschwernisse.

Aber bevor ich mich hier in Alliterationen verstricke und euch zeige, wie begnadet ich mit Sprache umgehen kann (das kommt später, freut euch schon mal), komme ich wieder auf diese Worte zurück:

Immer dann, wenn.

Man kann den Satz so weiter führen:

Immer dann, wenn ich gerade ein Loch in einem Socken gestopft habe, bohrt sich ein Zeh durch den Partnersocken.

Wobei Loch = Loch, Socken = x-beliebiger Sachverhalt, der der Verbesserung/ Reparatur/ Optimierung bedurfte, und Partnersocke= nächste Baustelle. Ach ja, und Zeh = Schicksal.


Sobald also irgendwo Licht am Horizont auftaucht, steht direkt daneben (aber so, dass man ihn im Gegenlicht nicht so recht erkennen kann) der Zeh des Schicksals auf.

(Wieder ein Anlass, meine Sprachgewalt zu bewundern: Der Zeh des Schicksals erhebt sich dräuend über der Zukunft. Yay!)


Habe ich gerade eine Tasse meines %&**#!-teuren Geschirrs nachgekauft, schmeißt das Gekatze bei einer wilden Verfolgungsjagd über Tisch & Bänke die dazugehörige Teekanne vom Stövchen und entleibt sie.

Findet meine Finanzberaterin in meinen Daten noch ein bis dato nicht vermisstes Sparbuch mit einem kleinen Guthaben (= für mich: Vermögen) und ich erfreue mich an einer neuen Kamera (zu einem Bruchteil des Betrages, der auf dem Sparbuch ist) erhebt sich die alte Tante TÜV aus ihrem zweijährigen Dämmerschlaf und fordert, dass man sie samt dem Onkel ASU doch bitte, bitte zum Kaffee einlade und ihr allerlei Präsente bereite.


(Gut- TÜV und ASU sind wie Weihnachten: Stehen immer plötzlich und überraschend vor der Tür. D.h. man weiß, die kommen irgendwann. Aber das ist noch sooo lang hin...)


Ist durch allerlei Jonglage mit den weiteren Daten der finanziellen Dauermisere hier chez Lily ein wenig Luft geschaffen...




... fällt mir ein Zahn aus. Die Abhandlung über Zahnarztangst erspare ich euch hier. Nur soviel: Die anstehenden Arbeiten werden so lange dauern wie die Erstellung eines Kilometers Autobahn inklusive Planfeststellungsverfahren.. Und sie werden annähernd soviel kosten.

Bis dahin laufe ich herum wie die letzte Prolltussi. Und morgen sind Wahlen, vielen Dank auch- was für viele Mitarbeiter im öffentlichen Dienst eine unerfreuliche Beschäftigung an einem Sonntag bedeutet, wird morgen für mich nicht nur nervig, sondern peinlich.

Und da soll man nicht an böses Karma glauben?


Ich möchte gern wissen, mit welchen Zückerchen mich das Schicksal jetzt bitte zu entschädigen gedenkt. Sofern man das von einem Zeh überhaupt erwarten kann.


Ach ja: Das Auto hat den TÜV überstanden. Vermutlich wars das schon an Belohnungen.




Stets die Eure, momentan lispelnd,



Lily


(PS: Ich kenne den Zusammenhang zwischen Prophylaxe und Kostenersparnis bezogen auf Zähne. Es besteht also kein Grund, mich darauf hinzuweisen.)

Donnerstag, 4. Juni 2009

Und dann war da noch der Tag,

als ich in einer Umkleidekabine um ein Haar gestorben wäre vor Scham. Diese hatte "Saloon"-Türen, und ich, mit einem Arm voller Kleidung, teilte diese Türen wie Moses das Meer... nur um festzustellen, dass ich leider, leider nicht in der Lage war, an meinem dicken Hintern und dem breiten Kreuz vorbei die Türen wieder zu schließen, weil einfach kein Platz in der Kabine war.
Rot anlaufen und beschämt rückwärts ausparken war das eine. Von der Verkäuferin zu hören, dass diese Türen nach außen aufzumachen sind, weil sonst niemand sie schließen kann, wenn er drin steht, war was vollkommen anderes...
Aber das hier ist übel- sich einen Muskel zerren, während man in einen Badeanzug einsteigt. Noch besser sind allerdings die Kommentare. Vor allem der von der Frau, deren Vater sich beim Benutzen eines Wattestäbchens den Fuß gebrochen hat.

Wünscht mir Glück, heut ist ein spannender Tag- vielleicht berichte ich sogar darüber ;)

Lily

Dienstag, 2. Juni 2009

tadaaaa....

der versprochene Katzencontent :-)



Die neue Chillout-Lounge
















Manches fällt aus dem Rahmen.



Oder erfordert genauere Untersuchungen (Eddie, die Diva)







Das Problem ist: Er weiß genau, dass ich ihm nicht ernsthaft böse sein kann (Karlchen)







Reden wir über Narzissmus...




Das ist Eddies Bruder Paul, man siehts am dicken Hintern.



Und die Herrscherin über uns alle: Emily.


In diesem Sinne: Gute Nacht :-)

Lily

Himmelherrgottsakramentsgelichter. Pack. Proleten.

Nur, um wirklich bösartiges Fluchen zu vermeiden steht das da.
Bösartig, weil ich so manche Eltern nicht verstehe, nicht verstehen will und sie mit den Köpfen aneinander schlagen möchte, bis sie lachen oder der Arzt kommt- was immer zuerst eintritt.


Gemeint sind Menschen der Gattung Ferneltern. Was sie betreiben, heißt RemoteParenting auf Neudeutsch.
Die Sorte Leute, die ihre Kinder immer nur dirigiert, und das a) bevorzugt aus halbliegender Position mit b) einem Glas Bier in der Hand (auch eine Bratwurst ist denkbar, für die Nichttrinker), und c) mit einer Stimme, die mehrere Dutzend Meter locker zu überbrücken vermag. Die Winter- oder Indoor-Variante hat keinen Liegestuhl, sondern eine Esszimmer-Garnitur mit magnetischen Stühlen, und was den einen die Bratwurst mit Bier ist den anderen die Schwarzwälder Kirschtorte und der Kaffee.
Leider ist diese Sorte Eltern auch mit der Art Kinder bedacht, die sich einen feuchten Kehricht aus der Brüllerei ihrer Erzeuger machen, und die genau wissen, wie weit sie gehen können, bis die Eltern ihre Lethargie zugunsten eines erziehenden Eingriffs aufgeben.
Die Kinder sind eigentlich zu bedauern, mit denen spielt in der Regel keiner, denn dazu müsste man den Arsch aus dem Liegestuhl kriegen (oder aus dem Fernsehsessel, dem Stuhl am Computertisch etc., etc.). Abgesehen vom Spielen ist auch sonstiges Kümmern nicht gewährleistet, selbst wenn es Verletzungen gibt, wird abgewiegelt, es kommt Dummspruch auf Dummspruch („Das sollen die unter sich ausmachen“ —wenn ein Neunjähriger grad einen zweijährigen Bruder verkloppt. Selbst gehört.)
Also, arme Kinder.
Das Bedauern hört bei mir auf, wenn die Kinder zu einer Plage werden.
Sie werden nämlich tatsächlich lernen, sich möglichst unmöglich zu machen, damit irgendeiner ihrer stinkefaulen Elternteile ihnen wenigstens ein klitzekleines bisschen Beachtung schenkt.
Meist erkennt man die hartgesottensten Vertreter der Remote-Parenting-Brüderschaft an ihren haarsträubenden Drohungen in Richtung Sprößlinge.

Das hat die Folge, dass man selbst mit der Aufzeigung von Konsequenzen für das gerade geübte Verhalten („Wenn du weiter an dem Ast sägst, wirst du, samt Ast, drei Meter in die Tiefe stürzen. Dein Kopf wird auf diesen Stein da aufprallen, und platzen wie eine reife Melone. Möchtest du das wirklich?“) nicht durchdringt, weil die lieben Kleinen es einem einfach nicht glauben wollen.
Schließlich hat man ihnen bereits mit vielen Dingen gedroht, und woher sollen sie wissen, dass die Schwerkraft sich nicht zu schade ist, mal korrigierend in ihr Verhalten einzugreifen?
Oft sind bereits andere Verwandte, Freunde und Bekannte unfreiwillig in die Erzieher-Rolle geschlüpft, weil die ganz hartgesottenen Remote-Parenting-Vertreter ihre Kinder auch nicht vor der Beschädigung fremder Nerven und fremden Eigentums bewahren.
Dann rennt man wie eine Blöde als Gastgeberin immer um den Weihnachtsbaum herum, um die vollkommen durchgedrehte vierjährige Tochter des Besuchs am Erklettern desselben zu hindern. Muttern sitzt derweil am Kaffeetisch und freut sich, dass sie endlich ihre Ruhe hat.

Dann möchte man sie gern mit der Lichterkette erdrosseln und mit zwei oder drei Christbaumständern an den Füßen im nächsten Teich ersäufen.

Diese Leute sind tatsächlich der Meinung, dass nur der Gastgeber weiß, welche Regeln bei ihm gelten. Und dann soll er sie auch durchsetzen.

Im Grunde ist das die gleiche pädagogische Faulheit wie die derjenigen, die jeden Scheiß mit den lieben Kleinen durchdiskutieren- um sich dann überstimmen zu lassen („Kai-Nicolai ist immer so willensstark“, gefolgt von nervösem Lachen…)
Mal ehrlich- geht’s noch?

Meine Erziehungsdevise war immer „Wehret den Anfängen“- und es gibt den MMB heute noch.

MMB ist der Mörderische Mutterblick- den MUSS man draufhaben. Denn im Zweifel muss die Verständigung mit wenigen Worten oder ganz wortlos klappen, wenn z. B. das Kleinkind auf die Straße rennt, oder sich der 20jährige gerade mit ein paar unbedachten Worten ganz furchtbar in die Nesseln setzen will. Erklären kann man später, sollte man auch. Aber in so einer Situation darf das Kind nicht elterntaub oder –resistent sein durch Jahre langes Nörgeln, Dirigieren und Nullkonsequenzhaltung.

Sinn von Erziehung ist doch auch, dass bei aller Eigenständigkeit und Authentizität auch der Rest der Welt zu seinem Recht zu kommen vermag. Und dazu gehört, dass man den gröbsten Wildwuchs bei der Nachkommenschaft ein bisschen unter Kontrolle bringt. Frühzeitig, bevor es andere tun (müssen)- Erzieher, Lehrer oder Richter.

Warum ich diese empörend konservativen Prinzipien verkünde?
Begleitet mich morgen Mittag mal in den Supermarkt, dann zeig ich euch, wie ich drauf komme.


Stets die Eure,


Lily.