Samstag, 22. September 2012

Ein freundlicher kleiner Geist

...wohnt in meinem Badezimmer.
Als ich gestern nach Hause kam, saß Gretelchen schon auf dem Badewannenrand und suchte nicht sofort in ihrer Höhle Schutz. Ich hab dann den Fehler gemacht und sie hochgenommen, woraufhin sie ihren Willen kund tat, indem sie mir sachlich die Pfote auf den Arm legte und mal ganz kurz eine Kralle ausfuhr. Immerhin, eine Verbesserung zur zitternden Schreckstarre von Mittwoch. Dazu beigetragen hat sicherlich die Tatsache, dass ich ihr mal den Gefallen getan hab, das Licht im Bad auszumachen. Ich hoffe, sie hat ein bisschen geschlafen. Gestern abend dann das übliche: Die Tür zum Bad (schleift etwas über dem Boden, daher geht sie nicht von selbst auf) einen Spalt breit geöffnet, ab und an neugierige Besuche der drei Dicken, aber insgesamt eher Stille aus dem Badezimmer. Von Zeit zu Zeit muss ich sie besuchen, weil da nun mal das einzige Klo der Wohnung drin ist, und meist sitzt sie jetzt oben auf ihrer Kiste. Ich ignoriere sie so gut ich kann, denn anschauen ist anstarren, und somit ein aggressiver Akt...  Die Futteroffensive ist ein bisschen geglückt- sie hat offenbar ein paar Milliliter Katzenmilch genommen. Besser als nix, schlechter als genug.
Ein Anruf im Tierheim gestern ergab die Meldung: Katzen, die Hunger haben, die fressen auch, und Stress verhindert Hunger. Also keine Sorgen machen, Futter anbieten, und gut ist. Nun denn. Wenn das im Lauf des Tages nicht besser wird, hab ich die Telefonnummer ihrer Betreuerin aus dem TH, und ich werde davon Gebrauch machen, wenn nötig. Hab mich ohnehin gefragt, wie die dort sicherstellen, dass alle Katzen fressen. Schließlich können die ihnen nicht die Pfote führen, und auch nicht dabei sitzen, bis alle 14 oder 15 in einem Raum auch satt sind und nicht die Dicken den Schüchternen alles weg futtern.
 Wenn ich mir vorstelle, dass sie aus so einem Tiermessiehaushalt kommt, vermutlich überfallartig vom Tierschutz da rausgefangen, dann in einen Einzelkäfig in Quarantäne, dann in die Gruppe mit vermutlich vielen unbekannten Tieren und neuen Menschen, und ab und an Besuch von total Fremden, die auch noch einzelne Katzen mitnehmen, dann ist das für so ein Sensibelchen schon eine stramme Leistung, überhaupt aus der Kiste herauszukommen. Ganz zu schweigen davon, sich ein bisschen zu wehren, wenn man sie hoch nimmt.
Sie trägt übrigens eine ganz neue Ladung Keime in ihren Krallen- da, wo sie gestern die Pfote ansetzte, entzündet sich gerade ein Kratzer auf meinem Arm. Normalerweise heilt sowas bei mir ab ohne großen Zirkus. Als meine dicken Bären frisch bei mir wohnten, sahen meine Arme oft aus, als hätte ich in den Schredder gegriffen. Und das nur, weil das Gewelpe spielen wollte.
Im Moment ist auf jeden Fall Geduld gefragt. Die ist nicht meine Stärke, muss ich sagen. Aber um einen Erfolg in Aussicht zu stellen, gehts nun mal nicht ohne.
Und meine Emily fehlt mir immer noch.

Euch ein schönes Wochenende,

Lily

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