Donnerstag, 20. September 2012

Keine Fotos von Gretelchen

Also, de lege artis macht man das so, dass man die hinzugekommene Katz in einen ruhigen Raum setzt, samt Kiste, Streu und Futter. Dann ermöglicht man den Beteiligten, unter Aufsicht sich langsam kennenzulernen.
Soweit die Theorie, Mesdames et Messieurs.
Jetzt kommt die Praxis: Man schleppt das Neukatz in seinem Transportkasten in das eigene Schlafzimmer. Dann füllt man die Futterschale, lässt das Katz raus. Die verschwindet, schwupps, unterm Bett (wo auch sonst..)
Sodann lässt man sie in Ruhe. Später am Abend dann setzt man sich zu ihr und führt ein, zwei Telefonate, damit sie sich an die Stimme gewöhnt. Ein unauffälliger Blick auf den Napf zeigt, dass das Katz nix gefressen hat. Hmpf.

Irgendwann legt man sich schlafen, und hofft, dass nicht ausgerechnet in dieser Nacht das Bett endgültig seinen Geist aufgibt.

Um fünf schellt der Wecker. Ein Blick auf den Napf: Katz fraß nicht in der Nacht. Ein Blick unters Bett: Wo zum Kuckuck steckt sie? Ach, da... . Die Nacht muss sie echt eingeklemmt verbracht haben. Angeblich schnarche ich, und sie tut mir ziemlich leid.
 Das Hochwuchten von Bettzeug, Matratze und 1,20 m Lattenrost erzeugt Panik, und die Katze verschwindet.
Es ist nicht wirklich viel Platz in der Katzenkinderstube, also kann sie nicht weit sein- nein, da steht sie, deutlich sichtbar, nur ihr Kopf steckt in der Bettwäsche. Man schnappt sich das Mäuschen.... Oh Mann, ist die dünn. Sie kommt aus schlechter Haltung, aus einem Haushalt, der sich dem neumodischen Hobby des Animal Hoarding verschrieben hat. 25 Katzen in einer Wohnung. Ich glaube der Tierheimdame, dass sie schon viel besser aussieht... alle anderen Katzen dort im TH sind gut gepflegt, nur das Gretelchen, das ist eine Schildpatt-Persermix-Dame. Und sie hat ziemlich langes Haar, das man ihr wohl vorgestern noch teilweise abscheren musste. Aber sie ist so, so schön... Schildpatt, wie gesagt, mit einem hellbraunen schmalen Strich auf dem Näschen, das gar nicht platt ist. Auf meinem Arm sitzt sie nun, und ist ganz brav. Nur das Herzchen rast und bubbert.

Vorsichtig gehe ich mit ihr raus, und hocke mich in den Flur, wo die Katerbande schon auf mich und meine magischen Dosenöffnerhände wartet.  Erst Desinteresse, dann freundliche Annäherung: Keiner faucht. Keiner schlägt mit dem Schwanz. Auch das Mäuselchen nicht.

Trotzdem: Ich muss arbeiten, mit Aufsicht ist da nix- das Katz muss ins Bad. Da ist nicht soviel Möglichkeit des Versteckens, und ich kann auch an sie ran, wenn ich möchte.
Dort abgesetzt, krabbelt sie fix zu dem Handtuch an seiner Stange, stellt sich auf die Hinterbeine und versteckt ihren Kopf hinter dem Handtuch. Durchschaubar, die Süße! Aber sie hat strategische Konzepte. Gut so.

Ich schleppe Näpfe, Klo und ein provisorisches Versteck in das Bad und sie fängt an, sich dafür zu interessieren- 5 Uhr 15.

5 Uhr 17: Ich verlasse das Bad.
Gretelchen auch.
Meine Güte, ist die schnell. Und jetzt ist sie im kleinen Wohnzimmer... und die Kater verraten mir auch, wo sie ist. Hinterm Sofa, unter der Heizung. Freundlich belagert von der Dreierbande.

Mit sanfter Gewalt versuche ich, sie da herauszukriegen. Zwecklos, Madame hat sich eingerichtet und klemmt ihren Rücken so fest, dass ich sie nicht packen kann, ohne ihr weh zu tun.
Und dann...

... mit einem Satz ist sie weg, und rast davon. Ins große Wohnzimmer, die Kater hinterher (freundlich- Schwänze ruhig, Ohren nach oben, Köpfe schief gelegt). Sie verschwindet hinter meinem Schreibtisch, zwischen die Wand und ein paar schräg stehende Bilder. Dort steht dann gleich Karlchen und fragt freundlich, ob sie nicht mal mit ihm Ausgehen möchte. Sie bleibt stumm, und ich stelle ihr ein Näpfchen mit Futter und eines mit Wasser hin.

Ich beschließe, mit dem Schreiben zu beginnen und hoffe, dass freundliches Tastenklappern sie beruhigt. Ich singe ihr was vor von dem Land mit den drei Katern... Ab und an höre ich ein paar sehr leise Geräusche von ihr, und irgendwann sehe ich Karl und Eddie am Trampolin stehen- drei Meter weg von mir. Da flitzt sie auch schon darunter her, durch die Küche und in den Flur, von da aus ins kleine Wohnzimmer. Mist.

Aber es bleibt ruhig. Niemand faucht, niemand schreit, vermutlich fließt kein Blut. Gut.

Eine Viertelstunde später gehe ich suchen. Eddie sitzt schon wieder gelangweilt hier bei mir, Karl patrouilliert im Flur, nur Paul, der sitzt sehr seltsam auf dem Sofa und bewegt sich langsam und suchend. Ich kann sie nicht sehen. Er auch nicht, aber er kann sie wittern, und das ist ein prima Indiz.

Zum Glück hab ich gehorsame Kater, und rufe ihn ab- er springt runter und verzieht sich, und ich find mich toll als Katzenmutter. Dann suche ich die Süße, und finde sie. Unter drei dicken Sofakissen, zwischen das Sitzkissen und die Sofalehne gequetscht hat sie sich. Ich hole sie da raus, und sie ist ganz warm und verschwitzt.

Dann bringe ich sie ins Bad. Es hat leider kein Fenster, und ich hab kein Ausweichbad- die Dusche fällt heute aus, denn dort saß sie gerade drin. In der Ecke, den Kopf unterm Vorhang versteckt.  Ich hab ihr Wasser und Futter gebracht, und ihr ein getragenes Shirt von mir in die Wanne gelegt. Damit sie sich gewöhnt... .

Das Bad hat einen Zwangsentlüftungsschlitz in der Tür, dadurch können die Herrschaften sich mal ein bisschen beschnuppern.

Fazit: Sie fürchtet sich, und sie ist nicht dominant. Die Kater sind freundlich interessiert. Sie kennen keine Kätzin, die nicht sofort zuschlägt, wenn sie ankommen...  Insgesamt sind das, glaube ich, gute Zeichen.

In der Katzengruppe im TH war sie ebenfalls defensiv, aber nicht so furchtsam wie hier. Klar, ist ja auch alles, alles neu hier. Ich hoffe, dass ich bis Samstag es schaffe, das Schlachtfeld hier aufzuräumen. Überall von den Wänden abgezogene Möbel und in der Gegend herumliegende Sofakissen, nebst Näpfen an allen möglichen Stellen. Und wer weiß, wie sie auf Staubsauger reagiert. Heute abend muss ich mein Bett wieder zusammensetzen.

Ich hoffe, sie entwischt mir gleich nicht wieder, denn waschen muss ich mich ja doch. Und zum Klo, wie mir grad klar wird. Vorsicht ist angesagt :-)

So. Sie sitzt hinter dem Wäschekorb, halb unter der Heizung- ich hab ein Duschtuch so aufgehängt, dass sie sich auch etwas bewegen kann, ohne gleich ihr Versteck zu verlassen. Hab Leckerchen ausgestreut, ein Spielmäuschen dazugelegt und die Tür abgeschlossen, damit nicht Paul "versehentlich" die Tür öffnet, das kann er nämlich.

Jetzt fahr ich ins Büro, und drücke ihr die Daumen, dass sie (vor allem) endlich etwas fressen kann und dass sie sich ein bisschen beruhigt und merkt, dass ihr niemand etwas tut.

Wünscht uns Glück!








6 Kommentare:

Frau Vau hat gesagt…

Ich wünsch Euch Fünfen viel Erfolg bei der Eingewöhnung - hoffentlich legt sich die Scheu, aber sie lässt sich ja sogar schon anfassen.
Gibt's bald Bilder? Sie scheint von der Beschreibung her ja wirklich wunderschön zu sein..

Lunacy hat gesagt…

Ganz viel Erfolg bei der Eingewöhnung und eine tolle Zeit mit der kleinen Katzendame! Sie hört sich sehr niedlich an - und (sorry!) ich kann mich immer so amüsieren, wie Du schreibst. Wenn man gerade hinter der Katz her jagt ist es sicherlich nicht halb so amüsant.

Herzliche Grüße
Mel

Schäfchen hat gesagt…

Meine Daumen sind gedrückt! Liest sich doch schon ganz gut :)

Womble hat gesagt…

Drücke auch wie wild!
Nur der Paule kann Türen öffnen?

Meise hat gesagt…

Viel Glück!

Kate hat gesagt…

Uuund??? Wie schauts denn nu aus?? Wie wars, als du Heim kamst?? Alles gut? Was macht die Katz?? Spann uns doch nicht so auf die Folter ;-)