Samstag, 19. April 2008

Gerade wenn man denkt...

man könnte ausschlafen, setzt ein unverantwortliches Vogelelternpaar ein Kind in die Welt, das das Gleiche tut, was unsere Menschenkinder auch tun:
Es.Hat.Einen.Klingelton. Offenbar einen neuen. Und den probiert es jetzt aus, direkt vor meinem Schlafzimmerfenster.
Im Ernst: Dieses geflügelte Etwas da draußen pfeift sich ein hübsches Nokia-Tönchen, dass es eine Art hat (das sagt auch kein Mensch mehr, außer mir- oder? Die letzten waren, glaub ich, die Brüder Grimm). Es soll ja imitatorisch begabtes Vogelvolk geben, soweit ich weiß, und die haben nicht alle buntes Gefieder.
Emily ist übrigens angenervt, weil sie keine ausreichende Bildberichterstattung erhält. Nun, Emily, wie wärs denn mal mit einem fotofreundlichen Lächeln? Hm?
Um mal die Machtverhältnisse klar darzustellen, wie sie sich vor Karlchens Einzug hier gestalteten, folgendes Siegerbild der westfälischen Katzen-Ausscheidungskämpfe im Griechisch-Römisch-Freistil-Cup:Paul liegt unten, und für diesen Gesichtsausdruck braucht er heute keinen mehr, der oben sitzt. Das macht er ganz alleine, und kräuselt dabei das Gepfote in wirklich nette Löckchen.

Und in Memoriam Henry, meinem allerersten Kater, im letzten Sommer seiner CNI erlegen und tatsächlich unvergessen:
Er war Emilys älterer Bruder, und die beiden waren sich in herzlicher Abneigung verbunden. Aber sie waren Altersgenossen, und sich daher ebenbürtig. Henry war zwar fitter, weil nicht mit Emilys Gleichgewichtsstörungen belastet, aber Emily hat dies durch Erfindungsreichtum wett gemacht. Sie hat sich gern an ihn angeschlichen, verborgen unter einem überhängenden Sofa-Überwurf, und ist dann wie eine Kanonenkugel darunter hervorgeschossen, sehr zum Erstaunen und zum Schreck ihres Bruders. Und das öfter, als man einem intelligenten Kater eigentlich zutrauen sollte.
Wenn Em ballistische Geschwindigkeiten erreicht hat, fällt sie nicht um, dann wird sie ganz zu einer Art Swiffer, der Bauch berührt den Boden und sie formt einen aerodynamischen Flugkörper, der im Abwind Wollmäuse hinter sich her zieht. Inzwischen macht sie keinen Unsinn mehr, und nur ab und zu verfällt sie einem kurzen Spielchen. Immer dann, wenn ich ihr Lieblingsspielzeug in die Menge werfe: Dicke Trinkhalme. Die Sorte mit Knick. 200 Stück 1,99- die billigste Katzenbelustigung ever.
Wenn sie sich auch noch gut werfen ließen (sie sind einfach zu leicht dafür) dann könnte ich auch die Apportier-Tiere hier glücklich machen.
Emily kann nicht nur nicht gut laufen (der Tierarzt hat mal gefragt, wieviel Promille sie hat), sie kann auch nicht miauen. Aber das tun eigentlich die Fellnasen hier nie. Em macht ein Geräusch, das wie ein gequetschtes "eeeeueeee" klingt. Die Kater haben alle Babystimmchen (Kastratensoprane :-) ) , und piepsen mich an. Besonders eindrucksvoll ab 7 Kilo. Karlchen ist der lauteste von Allen. Und Henry hat immer meinen Bruder zu Hilfe gerufen. "Geooor... Geoorrrrr". In der ersten Nacht ununterbrochen. Klar, er war wohl einsam. Eine Wohnung mit (damals) nur 2 Katzen muss entvölkert gewirkt haben, er kam aus einem Haushalt mit 12 Tieren, alles Wohnungskatzen. Aber seine Stellung als Prinz des Dosenöffner-Schoßes hat er schnell erkämpft, was auch daran liegt, dass Emily nur höchst selten auf Menschen Platz nimmt.
Henry hat sich durch nichts abschrecken lassen, außer durch nackte Beine -und Röcke. Das lag ihm nicht so, wahrscheinlich weil sein Treteln auf nackten Beinen Schmerzensschreie zur Folge hatte. Er konnte NUR "mit Kralle". Ich möchte hier und jetzt jedoch betonen, dass trotz intensiver Tretelei ich niemals Milch gegeben habe. Henry kletterte auch gern in Schubladen, und versteckte sich dann jeweils zwischen Schubladen-Abschlussbrett und der Rückwand des Schranks oder Schreibtisches. Was nicht nur einmal für Beinahe-Unfälle gesorgt hat. Außerdem konnte er Türen öffnen, indem er auf der Klinke Platz nahm. Nach den ersten Überraschungsbesuchen mitten in der Nacht habe ich die Klinken nach oben gedreht, wie zuletzt in den Zeiten, als mein Sohn noch nicht alle Räume allein betreten durfte.

Henry ist auch für das erste Gruseln im Zusammenhang mit Feliden verantwortlich- sein Treteln auf meinen Beinen hinterließ ein abgeschilfertes Stück Kralle. Kratzen an dafür vorgesehenen Elementen der Inneneinrichtung dient den Katzen auch zur Krallenpflege insofern, als dass derartige lose Stücke abgestoßen (ausgerissen? Äh. Bah.) werden. Ich wusste das damals nicht, und hab nur ein krallenförmiges Stück Horn in meiner Jeans stecken sehen, und bin erstmal ausgeflippt. Armer Kater :-) Hysterische Schreie sind nicht die Lieblings-Laute, die sie hören möchten. Da bin ich sicher.

Das Nichtenkind schläft noch, in dem Alter macht einem ein Klingelton mehr oder weniger vermutlich nichts aus - sie ist 14. Und eine wirklich nette, sympathische und gut erzogene Vertreterin der Gattung Menschenkind. Plus, wir haben gestern bis mitten in der Nacht einen Film geschaut, von dem ich den starken Eindruck hatte, er ist NICHT für 14-Jährige freigegeben- Das Parfüm. Bäh. Ziemlich- drastisch. Aber ein Haufen wirklich ästhetischer Leichen. Da die Aufgaben einer Patentante der von Großeltern recht ähnlich sind, und keinesfalls Erziehung beinhalten, haben wir ihn auf ihren Wunsch hin ausgeliehen. Das Gegengift folgt heute, da kommt Bridget Jones. Plus, das Giraffenprojekt wird weitergeführt. Aber dazu später mehr :-)

Erholt euch von dem Wortschwall,
und einen schönen Samstag, wo immer ihr ihn verbringt,


Lily.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na dann noch viel Spaß mit deinem Nichtenkind und den ganzen Filmen und vielleicht könnt ihr ja den Klingelton-Vogel auf lautlos stellen ;)

Anonym hat gesagt…

Wunderbarer Beitrag. Und vieles davon kann ich nachvollziehen - weil in ähnlicher Form selbst erlebt.
Übrigens kann mein Moritzchen auch nicht miauen. Er piepst ... wie man das lautmalerisch darstellen kann, daran bin ich gedanklich noch am Arbeiten...

Anonym hat gesagt…

Hallo Lily

Ich habe heute Nacht Krankenwache beim besten Sohn aller Zeiten gehalten...
Nun bin ich müde...
bis nacheher mal.

Anonym hat gesagt…

Moin Lily,

erstaunlich, dass Du nach so einer kurzen Nacht schon zur Höchstform aufläufst und so viele schöne Sätze hervorzauberst. Das macht Spaß - anstatt nichtssagende Nachrichten auf t-online zu lesen.

Winkewinke aus H. von E.