Samstag, 15. September 2012

live and learn

Mir geht eine Menge im Kopf herum, und auch in der Seele. Nicht (nur) wegen Emily hab ich viel über Trauer nachgedacht. Für mich geht keine Welt unter weil sie nicht mehr um die Ecke gewackelt kommt, aber sie fehlt mir sehr. Schließlich hat sie 14 Jahre bei mir gelebt, und war dort fast konstanter vertreten als Menschen. Sie war schon eine „fertige“, also erwachsene Katze als sie zu mir kam, zusammen mit ihrem Bruder. Wie viele Kätzinnen konnte sie ein Biest sein, aber weil sie so winzig war kam diese Empörung für mich eher belustigend rüber.
Zusammen mit dem ewig leicht beleidigten Gesichtsausdruck der Perser erinnerte sie mich oft an die Internatsleiterinnen in Romanen früherer Zeiten, die in ihrem Kämmerchen aus medizinischen Gründen die Sherryflasche umarmten und sehr pompös, rundlich und wohlerzogen über ihre Mademoiselles (OpenOffice bietet mir die folgenden Rechtschreibvorschläge: Malergeselle, Maurergeselle, Memorialquelle, Maskenkapitelles – wtf??), und die Schülerinnen wachten. Sie wollte ein bisschen erobert werden, dann aber kam immer das Kitten zum Vorschein, das gar nicht genug davon kriegen konnte, unterm Kinn gekrault zu werden. Und wie immer, wenn eine meiner Katzen in die Ewigen Schnurrgründe eingeht, frag ich mich, ob ich sie genug gestreichelt habe. Ich glaube, sie wäre gerne eine Einzelkatze gewesen, und nachdem ihr Bruder Henry nicht mehr da war, hat sie nie einen richtig vertrauten Umgang mit den Katern gefunden. Das hab ich ihr versaut, weil ich nicht geduldet habe, dass sie ihre schlechte Laune damals an den winzigen Welpen ausließ, die meine Freundin mir im Körbchen in den Flur setzte, Eddie und Paul, damals gerade 7 Wochen alt und mit einer eher pflichtvergessenen Mutter gestraft (Teenieschwangerschaft, man kennt das ja). Manchmal glaube ich, ohne mein Zutun hätte sie sich eine Gruppe anhänglicher Sklaven groß gezogen - aber damals kam sie mir riesig und bedrohlich vor, wenn sie ausholte, um einem der nervigen Zwerge eins über zu braten. Henry hingegen schleppte die zwei herum, putzte sie und spielte mit ihnen, und tolerierte jeden Unsinn.
Als Mensch kann man Kitten nicht großziehen, weil man die Sprache nicht wirklich beherrscht, und auch kein Pendant zu den blitzschnellen Reaktionen einer Katze hat - wer jemals versucht hat, eine wirklich mies gelaunte Katze zu streicheln, der weiß, was ich meine. In diesem Zusammenhang grüße ich herzlich Elenas Katze Frieda. Die hasst mich, ebenso wie ihre Vorgängerin Katzi das tat. Aber Katzi ließ sich bestechen, Frieda ist da der Joachim Gauck unter den Katzen. Ernsthaft und konsequent, und unkorrumpierbar.

Was Tiere betrifft, bin ich derzeit durch eine Obstfliegenplage gestraft. Weiß der Kuckuck, wie ich mir die eingeschleppt habe (der Verdacht, dass sie aus den zwei neuerdings erworbenen Zimmerpflanzen stammen, ist zumindest durch einen Zeitfaktor begründet). Ich hatte noch ein Päckchen Fliegenfänger, und keine Hemmungen, einen aufzuhängen, und zwar in der Küche über dem Futterplatz. Da das Katzenvolk keine Anstalten macht, seine Näpfe in einem Zug zu leeren, ist da gern ein Rest als Futter für diese Fliegen vorhanden, und ich bin tagsüber nicht zu Haus, um dem einen Riegel vorzuschieben. Heute morgen um halb fünf bin ich dann auf dem Weg zur Kaffeemaschine mit den Haaren in dem Ding hängen geblieben - so schnell war ich noch nie unter der Dusche. Bäh... Nachher besorg ich Hefe und bastel mir eine Obstfliegenfalle.

Es ist in einer Affengeschwindigkeit Herbst geworden, hier chez Lily. Die Blätter fallen von den Bäumen dass es nur so donnert, und in der Luft liegt Herbstgeruch. Wow- ich vergesse immer wieder, dass der Herbst meine Lieblingsjahreszeit ist. Da kann mir Hitze und so gern gestohlen bleiben. Das einzig doofe ist, dass man meinen neuen Nagellack auf den Fußnägeln nicht mehr bewundern kann- rechts grün, links rot. Das nennt man „mit den Füßen abstimmen“, ihr Lieben.

Ich wünsch euch ein wunderschönes Herbstwochenende!

5 Kommentare:

Georg hat gesagt…

Gegen Obstleitern hilft bei mir ein Glas mit Einem Apfelessig / Wasser / Spüli Gemisch. Der Essig sollte mindestens 25% haben, mit dem Spülmittel erledigt man die Oberflächenspannung. Die Katze der Nachbarn hat daran gerochen, es aber nicht getrunken. So denke ich, es konnte auch bei Dir klappen!

Georg hat gesagt…

Soll natürlich Obstfliegen heißen

Womble hat gesagt…

Emily ging vor dem ersten kalten Herbsttag.
Kein schlechtes Timing...wenn man sich's recht überlegt.
Trotzdem, viel zu früh. :-(

Anonym hat gesagt…

Es tut mir leid, dass Deine Katze sich verabschiedet hat. Hoffentlich ist sie im Mäusehimmel gelandet, dann hat sie jetzt richtig viel Spaß!

Lily hat gesagt…

@Georg: Hast du mal probiert, obs auch gegen Obstleitern hilft? Was immer das ist. Hefebrühe macht dem ganzen auch schnell ein Ende. Ich warte drauf, dass die Katzen draus trinken und dann besoffen hier herum torkeln. Und ein bisschen schäumen, wegen des Tropfens Spüli darin...
@Womble: Sie verpasst einen bestimmt prachtvollen Herbst. Aber sie wohnt da, wo mir sie niemand wegnehmen kann.
@Keks: Ich hoffe, dass sie Spaß hat, wo immer sie jetzt ist. Obwohl Mäuschen nicht ihr Ding waren, sie hat lieber auf der Couch gelegen und majestätisch ausgesehen...