Dienstag, 2. Juni 2009

Himmelherrgottsakramentsgelichter. Pack. Proleten.

Nur, um wirklich bösartiges Fluchen zu vermeiden steht das da.
Bösartig, weil ich so manche Eltern nicht verstehe, nicht verstehen will und sie mit den Köpfen aneinander schlagen möchte, bis sie lachen oder der Arzt kommt- was immer zuerst eintritt.


Gemeint sind Menschen der Gattung Ferneltern. Was sie betreiben, heißt RemoteParenting auf Neudeutsch.
Die Sorte Leute, die ihre Kinder immer nur dirigiert, und das a) bevorzugt aus halbliegender Position mit b) einem Glas Bier in der Hand (auch eine Bratwurst ist denkbar, für die Nichttrinker), und c) mit einer Stimme, die mehrere Dutzend Meter locker zu überbrücken vermag. Die Winter- oder Indoor-Variante hat keinen Liegestuhl, sondern eine Esszimmer-Garnitur mit magnetischen Stühlen, und was den einen die Bratwurst mit Bier ist den anderen die Schwarzwälder Kirschtorte und der Kaffee.
Leider ist diese Sorte Eltern auch mit der Art Kinder bedacht, die sich einen feuchten Kehricht aus der Brüllerei ihrer Erzeuger machen, und die genau wissen, wie weit sie gehen können, bis die Eltern ihre Lethargie zugunsten eines erziehenden Eingriffs aufgeben.
Die Kinder sind eigentlich zu bedauern, mit denen spielt in der Regel keiner, denn dazu müsste man den Arsch aus dem Liegestuhl kriegen (oder aus dem Fernsehsessel, dem Stuhl am Computertisch etc., etc.). Abgesehen vom Spielen ist auch sonstiges Kümmern nicht gewährleistet, selbst wenn es Verletzungen gibt, wird abgewiegelt, es kommt Dummspruch auf Dummspruch („Das sollen die unter sich ausmachen“ —wenn ein Neunjähriger grad einen zweijährigen Bruder verkloppt. Selbst gehört.)
Also, arme Kinder.
Das Bedauern hört bei mir auf, wenn die Kinder zu einer Plage werden.
Sie werden nämlich tatsächlich lernen, sich möglichst unmöglich zu machen, damit irgendeiner ihrer stinkefaulen Elternteile ihnen wenigstens ein klitzekleines bisschen Beachtung schenkt.
Meist erkennt man die hartgesottensten Vertreter der Remote-Parenting-Brüderschaft an ihren haarsträubenden Drohungen in Richtung Sprößlinge.

Das hat die Folge, dass man selbst mit der Aufzeigung von Konsequenzen für das gerade geübte Verhalten („Wenn du weiter an dem Ast sägst, wirst du, samt Ast, drei Meter in die Tiefe stürzen. Dein Kopf wird auf diesen Stein da aufprallen, und platzen wie eine reife Melone. Möchtest du das wirklich?“) nicht durchdringt, weil die lieben Kleinen es einem einfach nicht glauben wollen.
Schließlich hat man ihnen bereits mit vielen Dingen gedroht, und woher sollen sie wissen, dass die Schwerkraft sich nicht zu schade ist, mal korrigierend in ihr Verhalten einzugreifen?
Oft sind bereits andere Verwandte, Freunde und Bekannte unfreiwillig in die Erzieher-Rolle geschlüpft, weil die ganz hartgesottenen Remote-Parenting-Vertreter ihre Kinder auch nicht vor der Beschädigung fremder Nerven und fremden Eigentums bewahren.
Dann rennt man wie eine Blöde als Gastgeberin immer um den Weihnachtsbaum herum, um die vollkommen durchgedrehte vierjährige Tochter des Besuchs am Erklettern desselben zu hindern. Muttern sitzt derweil am Kaffeetisch und freut sich, dass sie endlich ihre Ruhe hat.

Dann möchte man sie gern mit der Lichterkette erdrosseln und mit zwei oder drei Christbaumständern an den Füßen im nächsten Teich ersäufen.

Diese Leute sind tatsächlich der Meinung, dass nur der Gastgeber weiß, welche Regeln bei ihm gelten. Und dann soll er sie auch durchsetzen.

Im Grunde ist das die gleiche pädagogische Faulheit wie die derjenigen, die jeden Scheiß mit den lieben Kleinen durchdiskutieren- um sich dann überstimmen zu lassen („Kai-Nicolai ist immer so willensstark“, gefolgt von nervösem Lachen…)
Mal ehrlich- geht’s noch?

Meine Erziehungsdevise war immer „Wehret den Anfängen“- und es gibt den MMB heute noch.

MMB ist der Mörderische Mutterblick- den MUSS man draufhaben. Denn im Zweifel muss die Verständigung mit wenigen Worten oder ganz wortlos klappen, wenn z. B. das Kleinkind auf die Straße rennt, oder sich der 20jährige gerade mit ein paar unbedachten Worten ganz furchtbar in die Nesseln setzen will. Erklären kann man später, sollte man auch. Aber in so einer Situation darf das Kind nicht elterntaub oder –resistent sein durch Jahre langes Nörgeln, Dirigieren und Nullkonsequenzhaltung.

Sinn von Erziehung ist doch auch, dass bei aller Eigenständigkeit und Authentizität auch der Rest der Welt zu seinem Recht zu kommen vermag. Und dazu gehört, dass man den gröbsten Wildwuchs bei der Nachkommenschaft ein bisschen unter Kontrolle bringt. Frühzeitig, bevor es andere tun (müssen)- Erzieher, Lehrer oder Richter.

Warum ich diese empörend konservativen Prinzipien verkünde?
Begleitet mich morgen Mittag mal in den Supermarkt, dann zeig ich euch, wie ich drauf komme.


Stets die Eure,


Lily.

4 Kommentare:

Georg hat gesagt…

AMEN und Halleluja

Falcon hat gesagt…

Musst Du wieder Plastiktüten von Kinderköpfen zupfen?
Ich bin ja absolut kein Freund des Kinderabrichtens - da sollte man sich lieber einen Hund kaufen. Aber die Grenzen ihres Tuns sollten den Kleinen schon gezeigt werden.
Und zwar von den Eltern, nicht von irgend welchen Ersatzpädagogen, weil die Eltern den Arsch nicht hoch kriegen.

Frau Vau hat gesagt…

Jawollja!

Time hat gesagt…

Dummerweise müssen manche Kinder sich benehmen wie eine Horde Wildschweine um überhaupt mal die Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu erreichen. Es gibt Eltern, die ihre Kinder nur zur Kenntnis nehmen, wenn sie sie beim Fernsehen stören. Wenn man länger darüber nachdenkt wird einem schlecht.