Montag, 27. Juli 2009

Selbstvertrauen

Mit dem Wort geht’s mir so wie mit Banane: Je öfter man es ausspricht, desto komischer fühlt es sich „im Mund“ an. Im Gegensatz zu Banane kann jedoch, sofern man der deutschen Sprache hinreichend mächtig ist, „Selbstvertrauen“ zerlegt werden, in Selbst und in Vertrauen.

Ich versuche gerade, in Teilen meines Lebens ein gewachsenes und solide in der Vergangenheit verankertes Selbstmisstrauen schön langsam abzubauen. Wenn man sich selbst oft genug enttäuscht hat, was Vorhaben und Vorsätze und solche Dinge betrifft, dann erlebt man wirklich Zeiten, in denen man seinen Intentionen, seinem Durchhaltevermögen und seinen Fähigkeiten überhaupt nicht mehr vertraut. Woher das kommt, ist eine müßige und noch dazu rein akademische Frage, deren Beantwortung nicht hilfreich ist, was das weitere Vorgehen betrifft. Fest steht für mich, dass es, wenn ein so dominantes Misstrauen im Spiel ist, beinahe unmöglich ist, irgendetwas zu erreichen von den Dingen, die man gern möchte. Meist kann man sich kaum noch dazu bringen, irgend etwas zu wollen. Ganz zu schweigen davon, etwas zu beenden.

Eine Nabelschau ist somit nicht (mehr) das richtige... im Zweifel zeigt sie nur die berühmten Fusseln. Und wer will die schon?

Entscheidend ist vielmehr, sich mit sich selbst wieder eine Vertrauensbasis zu schaffen. Also den winzig kleinen Fleck psychischer Stabilität, auf dem man soeben noch seine beiden Füße unterbringen kann, vorsichtig Stückchen für Stückchen auszuweiten, festen Boden zu finden, dem von Fehleinschätzungen und Überforderungen, von Irrtümern und Voreiligkeiten unterspülten Grund ein bisschen Halt zu geben.

Dazu gehört, ganz klein anzufangen, und sich selbst gegenüber die eigenen Versprechen zu halten. Erstmal die ganz kleinen. Die „Heute Abend werde ich tatsächlich drei Minuten die Zähne putzen“-Sorte Versprechungen.
Ich versuche, gut zu überlegen, was ich mir verspreche. Und ich versuche, die Latte für „Versprechen eingehalten!“ nicht sehr hoch zu legen- wenn nicht sehr viel Platz ist auf dem Stückchen festen Boden unter mir, sollte ich besser keine großen Sprünge machen.

Was derzeit hilft, sind die Bücher von Thích Nhat Hanh. Sie haben mir schon so einige Techniken vermittelt, mit deren Unterstützung ich lerne, bei der Sache zu bleiben.

Es kommt nicht sehr auf die Sache an. Nur darauf, tatsächlich da zu sein.




Lily, ziemlich entspannt im Hier und Jetzt.

5 Kommentare:

Paula hat gesagt…

Interessant, nichts ist selbstverständlich. Und dabei ist es doch so einfach, denkt man. Man tut doch was man will. Aber erst mal wollen und es dann auch tun. Gut das mit den kleinen Schritten. Im Buddhismus habe ich auch schon sehr gute Hilfen gefunden, Wege zu finden, mit dem selbst verursachten Leiden endlich aufzuhören.

Paula hat gesagt…

PS Drei Minuten Zähne geputzt, ganz schön lange. Aber sauber!

Lily hat gesagt…

Zuerst mal die drei Minuten. Und morgen: Darauf achten, was man beim Zähneputzen tut- im Idealfall nichts außer atmen und Zähne putzen, einen nach dem anderen.
Alltagsmeditation :-)

Paula hat gesagt…

Und eben Fahrrad gefahren, und geatmet, am Hafen gesessen und geatmet, und eine geraucht, und gehustet...

Lily hat gesagt…

Da weiß man doch, dass man lebt...
:-))