Samstag, 26. Mai 2012

Hallo? Ist da noch wer?



Entschuldigt, liebe Leute, dass ich euch so vernachlässigt habe- es herrscht momentan jedoch ein erstaunliches Defizit an blogbaren Erlebnissen. Es gab Zeiten, in denen ich dann trotzdem geschrieben habe... momentan ist das aber keine Option, weil alles, was ich zu schreiben versuche, einfach nur langweilig wird.
Ein paar Fakten sollen aber trotzdem verbreitet werden. Mein neues Auto, auf das ich besonders, besonders und noch mal besonders stolz bin, ist ein echtes Altertümchen. Noch ein paar Jahre, und ich kann ein H-Kennzeichen dran machen. Ein Golf II, Baujahr 1991, in ganz hervorragendem Zustand, ist seit neuestem mein Eigentum. Sie heißt Mimi Golf, oder auch Mimi, die Silberfee, und ich liebe sie gar sehr. Von der Antenne ( elektrisch!!) bis zur Zentralverriegelung funktioniert einfach alles an der Kleinen, und sie ist der flottesten Eine, mit immerhin jugendlichen 84 PS und einem sehr frischen Eau de TÜV. Neue Bremsen, neuer Riemen (mit Zähnen oder so), und ein nagelneues Nummernschild, ganz auf meine Initialen zugeschnitten. Ich genieße jeden Meter, den sie mich trägt, und habe schon immerhin 7 Bilder damit in mein neues Büro geschleppt.

Denn das ist auch neu: Meine Dienststelle ist umgezogen, und endlich aus einer unsäglichen Mansardenkammer in schöne, großzügige und helle Räume umquartiert worden. Vier Meter hohe Decken, weißlackierte Einbau-Aktenschränke, Sprossenfenster und allerlei mehr, was man sich in einem denkmalgeschützten Altbau alles so wünschen kann, mitsamt einem wunderschönen Ausblick auf die historische Altstadt-Gruppe der Verwaltungshäuser von Anfang des 20. Jahrhunderts. Das ist eine der Ecken in meiner Heimatstadt, auf die ich so richtig stolz bin. Und ein Vorteil, der daraus erwächst, dass diese Stadt immer arm war: Niemals war Geld genug da, um dieses Ensemble einfach platt zu machen und in irgendeinem schrecklichen Stil neu zu bauen. Kein Asbest, kein Stahlbeton, keine Klimaanlage. Dafür Ziegelbauten mit Stuckornamenten, sehr hübsche Buntglasfenster im Rathaus-Treppenhaus (die kein Mensch wahrnimmt, weil sie nach hinten raus gehen- aber ich hab Spaß beim Treppensteigen), weite, helle und luftige Gänge mit Solnhofener Plattenkalk auf dem Boden und Jahrhundertwende-Ornamenten an den Wänden und über den Türen... echt schön.
Und in unserem neuen Büro war endlich auch Platz für Bilder. Wer hätte gedacht, dass die großen, farbigen Dinger da so gut aussehen... die Kollegen sind angetan, so dass im Vorzimmer vom Chef gleich drei Stück gelandet sind.

In den neuen Büros geht das Arbeiten doppelt so gut, finde ich. Eine klar strukturierte, helle und übersichtliche Atmosphäre hilft mir immer sehr dabei, klar im Kopf zu bleiben und sozusagen munter zu Werke zu schreiten. Man hat wenige Dinge zu tun, die schnell gehen und dafür zu Hunderten zu erledigen sind, aber viele Sachen, die einen wirklich lange beschäftigen. Demzufolge ist der Schreibtisch nie von Bergen gleichförmiger Dinge bedeckt, die mich so furchtbar runtergezogen haben, 700 mal das gleiche tun und dann von vorne... Klar arbeite ich mich noch ein, und es ist nicht sehr angenehm, die Neue zu sein und auch nach einem halben Jahr noch von wenig Ahnung getrübt. Aber so langsam fange ich an, wirklich was zu lernen, und habe echt Spaß daran.

Seit ich wieder ein Auto habe, hat auch das Malen wieder mehr Gewicht bekommen. Es ist beinahe unmöglich, mit Bus und Bahn große Leinwände und schwere Taschen voller Farben zu transportieren, und allein machts mir nicht ganz so viel Freude wie in Gesellschaft- also fahre ich wieder regelmäßig zu den Maltreffs nach Wuppertal und tobe mich da aus.

Insgesamt ist das Leben auch weiterhin ein Balanceakt, der mir oft genug misslingt, oder der Rückschläge bringt. Ich lerne immer noch, mich weder zu überfordern, noch zu resignieren und nur noch vor mich hin zu vegetieren- Rückfälle inklusive. Mein Traum ist, irgendwann mal alle Bereiche meines Lebens, also Ernährung, Schlaf, Haushalt, Finanzen, Arbeit und Kontakte, in einem gleichmäßigen und ausgeglichenen, befriedigenden Zustand zu haben und zu halten.
Ich habe immer das Gefühl, dass jeder, den ich kenne, das locker schafft, und verzweifle manchmal daran, dass ich mehr als die Hälfte meines Lebens schon hab vorbeiziehen lassen, ohne dass mir dieses Kunststück gelungen ist. Manchmal kann ich mir damit Trost verschaffen, dass ich ja auch nicht gesund bin- aber oft genug glaube ich, dass das nur eine faule Ausrede ist.

In diesem Sinne- genießt das freie lange Wochenende, lasst euch die Sonne auf die Nase scheinen und drückt mir mal die Daumen...

Lily.