Entschuldigt, liebe Leute, dass ich
euch so vernachlässigt habe- es herrscht momentan jedoch ein
erstaunliches Defizit an blogbaren Erlebnissen. Es gab Zeiten, in
denen ich dann trotzdem geschrieben habe... momentan ist das aber
keine Option, weil alles, was ich zu schreiben versuche, einfach nur
langweilig wird.
Ein paar Fakten sollen aber trotzdem
verbreitet werden. Mein neues Auto, auf das ich besonders, besonders
und noch mal besonders stolz bin, ist ein echtes Altertümchen. Noch
ein paar Jahre, und ich kann ein H-Kennzeichen dran machen. Ein Golf
II, Baujahr 1991, in ganz hervorragendem Zustand, ist seit neuestem
mein Eigentum. Sie heißt Mimi Golf, oder auch Mimi, die Silberfee,
und ich liebe sie gar sehr. Von der Antenne ( elektrisch!!) bis zur
Zentralverriegelung funktioniert einfach alles an der Kleinen, und
sie ist der flottesten Eine, mit immerhin jugendlichen 84 PS und
einem sehr frischen Eau de TÜV. Neue Bremsen, neuer Riemen (mit
Zähnen oder so), und ein nagelneues Nummernschild, ganz auf meine
Initialen zugeschnitten. Ich genieße jeden Meter, den sie mich
trägt, und habe schon immerhin 7 Bilder damit in mein neues Büro
geschleppt.
Denn das ist auch neu: Meine
Dienststelle ist umgezogen, und endlich aus einer unsäglichen
Mansardenkammer in schöne, großzügige und helle Räume umquartiert
worden. Vier Meter hohe Decken, weißlackierte Einbau-Aktenschränke,
Sprossenfenster und allerlei mehr, was man sich in einem
denkmalgeschützten Altbau alles so wünschen kann, mitsamt einem
wunderschönen Ausblick auf die historische Altstadt-Gruppe der
Verwaltungshäuser von Anfang des 20. Jahrhunderts. Das ist eine der
Ecken in meiner Heimatstadt, auf die ich so richtig stolz bin. Und
ein Vorteil, der daraus erwächst, dass diese Stadt immer arm war:
Niemals war Geld genug da, um dieses Ensemble einfach platt zu machen
und in irgendeinem schrecklichen Stil neu zu bauen. Kein Asbest, kein
Stahlbeton, keine Klimaanlage. Dafür Ziegelbauten mit
Stuckornamenten, sehr hübsche Buntglasfenster im Rathaus-Treppenhaus
(die kein Mensch wahrnimmt, weil sie nach hinten raus gehen- aber ich
hab Spaß beim Treppensteigen), weite, helle und luftige Gänge mit
Solnhofener Plattenkalk auf dem Boden und Jahrhundertwende-Ornamenten
an den Wänden und über den Türen... echt schön.
Und in unserem neuen Büro war endlich
auch Platz für Bilder. Wer hätte gedacht, dass die großen,
farbigen Dinger da so gut aussehen... die Kollegen sind angetan, so
dass im Vorzimmer vom Chef gleich drei Stück gelandet sind.
In den neuen Büros geht das Arbeiten
doppelt so gut, finde ich. Eine klar strukturierte, helle und
übersichtliche Atmosphäre hilft mir immer sehr dabei, klar im Kopf
zu bleiben und sozusagen munter zu Werke zu schreiten. Man hat wenige
Dinge zu tun, die schnell gehen und dafür zu Hunderten zu erledigen
sind, aber viele Sachen, die einen wirklich lange beschäftigen.
Demzufolge ist der Schreibtisch nie von Bergen gleichförmiger Dinge
bedeckt, die mich so furchtbar runtergezogen haben, 700 mal das
gleiche tun und dann von vorne... Klar arbeite ich mich noch ein, und
es ist nicht sehr angenehm, die Neue zu sein und auch nach einem
halben Jahr noch von wenig Ahnung getrübt. Aber so langsam fange ich
an, wirklich was zu lernen, und habe echt Spaß daran.
Seit ich wieder ein Auto habe, hat auch
das Malen wieder mehr Gewicht bekommen. Es ist beinahe unmöglich,
mit Bus und Bahn große Leinwände und schwere Taschen voller Farben
zu transportieren, und allein machts mir nicht ganz so viel Freude
wie in Gesellschaft- also fahre ich wieder regelmäßig zu den
Maltreffs nach Wuppertal und tobe mich da aus.
Insgesamt ist das Leben auch weiterhin
ein Balanceakt, der mir oft genug misslingt, oder der Rückschläge
bringt. Ich lerne immer noch, mich weder zu überfordern, noch zu
resignieren und nur noch vor mich hin zu vegetieren- Rückfälle
inklusive. Mein Traum ist, irgendwann mal alle Bereiche meines
Lebens, also Ernährung, Schlaf, Haushalt, Finanzen, Arbeit und
Kontakte, in einem gleichmäßigen und ausgeglichenen, befriedigenden
Zustand zu haben und zu halten.
Ich habe immer das Gefühl, dass jeder,
den ich kenne, das locker schafft, und verzweifle manchmal daran,
dass ich mehr als die Hälfte meines Lebens schon hab vorbeiziehen
lassen, ohne dass mir dieses Kunststück gelungen ist. Manchmal kann
ich mir damit Trost verschaffen, dass ich ja auch nicht gesund bin-
aber oft genug glaube ich, dass das nur eine faule Ausrede ist.
In diesem Sinne- genießt das freie
lange Wochenende, lasst euch die Sonne auf die Nase scheinen und
drückt mir mal die Daumen...
Lily.