Freitag, 31. Oktober 2008

Worin von Gütern die Rede ist.




Die Käufer der Kiste sind aufgekreuzt und haben mich mit einem nicht allzu großen Geldbetrag versorgt - der mir in der Tasche brennt.

Schon bei der gestrigen Besichtigung des Kisteninhalts hab ich mich gewundert, mit welcher selbstvergessenen Nonchalance ich dereinst die Kohle rübergeschoben habe, als ich den ganzen Kram gekauft habe. Die Starterpackung für 99 € mal außen vorgelassen, sind da noch Preisschilder drangewesen, die mir heute die Lust am Kauf sofort verleidet hätten. 160 € für eine Roco-Lok, allerdings neu. Ein deutsches „Krokodil“, was 80 € in die Waagschale warf, diverse Packungen Schienen und so’n Zeug, für jeweils 12-40 €. Massenweise bei I-Bäh ersteigerte Kleinigkeiten.

Hm.

Jedenfalls hat die Kohle in meiner Tasche einen „Kaufmirwas“ ausgelöst, den ich schon lange nicht mehr hatte. In der Regel reicht dann eine kurze, harte Konzentration auf den Kontostand, einige konsequent unterdrückte Krokodilstränen, und ich mache sofort wieder kehrt vor dem Laden, oder leg auch manche Sachen wieder ins Regal.

Heute mittag, unterwegs mit der ExBraut in so einem Geschäft, welches sich nicht entscheiden kann, ob es Lebensmittel oder Events anbietet, hab ich mich sehr gewundert, wo eigentlich die versprochene Rezession bleibt- es waren eine Million Leute damit beschäftigt, hoch beladene Karren durch das hochpreisige Einkaufsparadies zu schieben, und immer noch dazu zu laden. Sonst sah man solche Schlangen und Staus nur vor Weihnachten. Lag es daran, dass Allerheiligen ist, und morgen eine Hungersnot ausbricht?

Bis zu einem gewissen Maß, angefeuert von dem erwarteten Reichtum und einem Wochenende samt mehrerer Gäste hab ich mich dann hinreißen lassen- auch, weil es die anzuschaffenden Güter in meinem Standard-Discounter nicht gibt. Zwei ganze Tüten voll trug ich beim Rausgehen, und hatte nicht mal sooo viel ausgegeben.

Gut. Hochzufrieden, und mit einem Mittagessen der gekauften Art versehen, bin ich wieder in meine Zelle zurück gewankt und hab für meine Verhältnisse fürstlich gespiesen.

Dann kamen die Käufer, und dann kam erstmal gar nichts. Vor allem kein Feierabend, wo ich doch so gern dieses Stückchen Extra-Kohle verbraten hätte. Ganz kribbelig bin ich geworden.

Und dann?


Mein Nachhauseweg führt an einem Baumarkt vorbei (na gut, nicht wirklich- ein kleiner Umweg. Klitzeklein. Im Interesse einer guten Sache!!). Und dort gab es noch was zu besorgen... Direkt nach Buchhandlungen, die ich mir in letzter Zeit verkneife, besuche ich extrem gern Baumärkte. Und jetzt hatte ich nicht nur einen Grund, sondern auch noch Geld in der Tasche. Yay.

Es gab auch Parkplätze, doppel-yay. Das lag sicher nur an den Menschenmassen (eine gefühlte Großstadt-Population), die jetzt noch anstehen beim Edeka...

Ich war schon recht vorsichtig und habe mich gegen den Einkaufswagen entschieden, und statt dessen zum Korb gegriffen... und nach einem rauschartigen Run durch die Abteilungen fand ich zu Hause dann nicht nur das, was ich besorgen wollte/sollte, sondern auch noch zwei Flaschen Wein, ein paar Gartenhandschuhe und eine Tüte Chips.

Jetzt sitze ich hier, wundere mich über mich selbst und schreibe die Geschichte meiner Neuerwerbungen auf (schöne Gartenhandschuhe, in blau!!).

Aber lange kann ich nicht hier sitzen. Ich muss noch einkaufen. Denn Brot? Hab ich vergessen. Tee? Keiner mehr da. Und morgen? Bricht eine Hungersnot aus. Ich bin sicher.





Lily, in Eile.






Kistenweise

Heute ist der Tag, an dem ich vielleicht eine der beiden Kisten loswerde, die noch in meinem Leben stehen. Was heißt in meinem Leben… in meinem Schlafzimmer die eine, und bei Schwesterchen auf der Sauna die andere. Von der letzteren hab ich schon mal erzählt, da ist dieses Geschirr drin, das mich so an eine misslungene Ehe erinnert.

Die andere Kiste enthält meine Eisenbahn.
Ja, ihr habt richtig gelesen, ich habe eine Eisenbahn.

Eine nette kleine Bahn, Spur TT. Im Westen was seltenes.
Ein paar einzelne, recht teuer bezahlte Loks. Eine Menge altes Zeug, bei I-Bäi gekauft, vor einigen Jahren (2002 und 2003), Schienen, Wagen, Häuschen in aufgebaut und als Bausatz in OVP.
Ich bin immer noch ein Fan von Modelleisenbahn, oder, besser gesagt, von Modellbau. Denn Eisenbahn selbst hab ich nie richtig verstanden (na gut, das mit den Schienen und so schon), aber fortgeschrittene Technik, jenseits von „ich klemm die beiden Litzen da an und dreh an dem Schalter, und dann fliegt die Lok aus der Kurve“ war mir immer ein Rätsel.

Aber ich habe aus einer Kiste auf dem Dachboden meiner Eltern auf ungeklärten Wegen irgendwann in den Neunzigern eine 60-er-Jahre-Rokal (oder Roco??)-Lok in TT geerbt, samt einigen Uralt-Wagen, und irgendwann fielen die mir wieder in die Hände- das war es dann.
Spur TT ist 1:120, kleiner und zierlicher als H0, und größer als N oder Z. Braucht weniger Platz, ist aber immer noch groß genug für halbwegs ansehnliche Detaillierung, und ist nicht ganz so schnell kaputt wie die wirklich kleinen Dinger.
Als ich das mal begriffen hatte, mit den Maßstäben, hab ich mich ein bisschen umgehört und umgesehen, und bin ab und zu mal auf eine Messe, und hab mir in den zwei Jahren einige Sachen angeschafft. Wie gesagt, ein paar ganz brauchbare Loks, ordentlich Waggonzeugs, und auch Schienen und so was.
Digitaltechnik ist mir sehr rätselhaft geblieben, ohne Kenntnisse davon, dafür aber mit 4 Katzen in der Wohnung bleibt es in der Regel bei ab und zu aufgebauten Schienenkreisen, um die Loks einzufahren.
Was mich richtig gefangen nahm, war die ganze Modellbauschiene. Also die Häuschen und die Drumherum-Gebäude für Bahnhöfe, Stellwerke, Besandungs-Anlagen, Streckentelefone, Wassertürme und so weiter.
Diese kann man auch in TT kaufen, da gab’s eine Marke, die hat die DDR überstanden (Auhagen), obwohl sie (wenn ich mich richtig erinnere) zwischenzeitlich mal einen anderen Namen trug.
Das Zusammenbauen war schon toll, und dann ging’s ans Altern, d.h. das ganze so zu behandeln, dass es nicht nach frisch verklebtem Plastik aussah, sondern nach einem in Ehren ergrauten Häuschen oder Bahnhof.
Ich hätte gerne eine Anlage gebaut- wenn auch die Eisenbahn nur der bewegliche Teil des ganzen gewesen wäre. Wichtiger wäre mir die Landschaft gewesen, vielleicht ein bisschen Vorstadt, ein bisschen Straßenleben.
Aber, wie gesagt, die Katzen- vor denen ist so was einfach nicht sicher. Bereits damals, als es nur Emily und den inzwischen im Katzenhimmel wohnenden Henry gab, beides eher ruhige Vertreter ihrer Art, hörte das Leben auf, friedlich zu sein, wenn sie eine Lok über den Schienenkreis rauschen hörten.
Auch macht es sich nicht gut, wenn die frisch erbauten Modellteile voller Katzenhaare sind. Aus diesem Grund fristen die Teile seit Jahren ein Leben in der Kiste. Immer in der Wohnung- Keller sind sicherlich nicht der richtige Ort, da ist es zu feucht und kalt, als dass man da straflos diese fragilen Technik-Stückchen lagern könnte.
Seit Jahren versuche ich, die Eisenbahn in gute Hände abzugeben.
Einfach, weil ich mal dran gehangen habe, und es viel Spaß gemacht hat.

Zu warten, bis ich keine Katzen mehr habe, macht keinen Sinn, weil erstens das noch lange dauern kann (der jüngste ist gerade mal anderthalb Jahre alt, der kann locker noch 20 Jahre leben) und ich zweitens jetzt schon Schwierigkeiten habe, bei kleinen Bauteilen (so wie z. B. auch bei dünnen Fäden und Stickgarn) Farben zu unterscheiden- ich sehe einfach nicht mehr gut genug.

Wenn ich mir die Preisschilder auf den Verpackungen ansehe, dann ist mir klar, dass der beabsichtigte Deal kein gutes Geschäft im Sinne der Gewinnmaximierung ist.
Aber es ist wieder ein abgeschlossenes Kapitel (und eine Lok mit einem Waggon behalte ich als Andenken).
Eine BR 86 im Fotolack, mit einem DR-Säuretopfwagen hinten dran.
Und wenn meine Kamera nicht kaputt wäre, würde ich sie hier mal eines Bildes würdigen.

So, und jetzt warte ich drauf, dass die Leute kommen, die die Kiste mitnehmen wollten.


Einen schönen Freitag,



Lily

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Die Meise hat gezwitschert...

und wir haben geantwortet. Bei "arg daneben" gabs einen Wettbewerb.
Und hier sind die Beiträge..
Und hier, hier, hier und hier. Ich trommel mal mit, weil ich auch mitgemacht hab.

Is there anybody out there?

Hallo?
Ist da noch irgendjemand?
Eeeecho-cho-cho-cho—o—o—o …

Hm. Das Internet scheint leer zu sein.
Dann brauch ich hier ja auch nicht rumzuhängen.

(dreht sich um und geht nach Hause)

Dienstag, 28. Oktober 2008

Was Bizarres...




Was man in Kirchen nicht so alles machen kann.

Der Tapir kann sprechen!

Kann er, aber nur mit Mühe.

Was gestern noch ein lästiges, pochendes kleines Knübbelchen in meiner Wange war (und wovon ich trotzdem annahm, dass es jeder sehen könne) hat sich zu einem ...interessanten Phänomen ausgewachsen.

Es schmerzt zwar nicht mehr, aber ich habe eine Oberlippe wie die kleine Ohoven sie hatte, kurz nach dem Rendezvous mit dem Typ, der ihr die Lippen aufgespritzt hat. Außerdem ist die Wange selbst angeschwollen, so dass ich sie sehen kann- ohne in den Spiegel zu schauen. So ein Mist. Hab mich daher heute krank gemeldet- mal abgesehen von dem lächerlichen Aussehen muss ich offenbar zum Doc damit. Grrrr.


Update: Hab den Doc angerufen- Kühlen und Mundspülen ist angesagt, nun denn. Auf in die Apotheke. Wenns morgen nicht besser ist, soll ich reinkommen.


Des weiteren vermute ich stark, dass meine überaus maue und miese Stimmung am Wochenende, die gekoppelt war mit einem überwältigenden „Lasst mich doch alle in Ruhe“, an einer zu geringen Dosis der Schilddrüsenhormone liegt. Offenbar scheint sich die Drüse zur Ruhe zu begeben, wenn man einige Tage die Hormone nimmt, und dann wird es Zeit für ein Upgrade. Dummerweise hat der Doc mir 75 µg verordnet und ich kann erst Ende November wieder hin- aber wer mich kennt, weiß, dass es nicht so mein Fall ist, mich an Verordnungen zu halten. Oder, besser gesagt, dass ich von der Therapie meines Diabetes an Ausprobieren gewöhnt bin. Ich hab also gestern und heute jeweils 100 µg eingeworfen, und voilà, es geht mir besser. Nix mehr mit weinerlich, unmotiviert und Weltuntergang. Auch konnte ich gut schlafen, also war das auch nicht zuviel.


Und die dritte Doc-Nachricht:


Dieses Treffen mit meinen Vergangenheiten, auf Veranlassung der besten Therapeutin ever organisiert, hat offenbar einiges bewirkt.

In den vergangenen fast zweieinhalb Jahren seit Beginn meiner Besuche dort war ich oft nicht so recht davon überzeugt, dass es jemals eine Entwicklung geben würde. Nicht, weil es mir nicht mies ging, sondern weil, wie bei einem Karussell, die gleichen Problem-Schauplätze immer wieder auftauchten. Mein Verdacht, dass dem ganzen Zirkus eine gemeinsame Basis zugrunde lag, hat sich jedoch hartnäckig gehalten- und genau so hartnäckig kam ich da nicht dran. No way.


Oft haben wir (für mein Gefühl) banales Zeug ausgetauscht, so dass ich Mitte des Jahres schon überlegt habe, ob ich weitermachen soll- und wie, vor allem. Davon abgehalten hat mich ein Erlebnis mit einer „Traumreise“, die wir im April oder so veranstaltet haben, und bei dem ich, trotz meiner Skepsis, fast wie hypnotisiert assoziiert und „gearbeitet“ habe. Dann, es ist ungefähr 8 Wochen her, ergab sich die Gelegenheit, im wirklichen Leben einen Hebel anzusetzen.

Mein Problem ist, dass ich in vielen Situationen nicht klar genug auf meiner Seite stehe. Dafür kann ich mir zu gut vorstellen, wie mein Gegenüber denkt- oder ich bilde mir das ein, und Dinge wie Höflichkeit, Respekt und jahrelange Gewöhnung hindern mich dran, Sachen auf den Grund zu gehen und mein Gegenüber auch mal festzunageln. Gleichzeitig hör ich oft nicht richtig zu, weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, mein inneres Drehbuch für das, was sich da gerade abspielt, zu schreiben- alles in allem eine nicht sehr erfolgreiche Art, seine Interessen zu wahren.

Jedenfalls ergab sich die Gelegenheit zu einem Gespräch während ich abgelenkt genug war, um mir ein Drehbuchschreiben nicht leisten zu können, und gleichzeitig gezwungen war, zuzuhören- und dann hab ich gefragt, und gefragt, und nicht locker gelassen. Ich habe Antworten bekommen, die mich sprachlos zurück gelassen haben, und die wie ein Flutlicht Teile meines Lebens ausgeleuchtet haben.

Ich war nicht nur sprachlos, sondern auch wütend und sauer und traurig, und konnte nicht erwarten, diese Geschichte in der Therapiestunde zu besprechen.

Von da an ging alles sehr, sehr schnell.

Und sehr auf und ab.

Von der absolut schwarzen Hass-Grube ging es recht fix zu der Erkenntnis, dass die betreffenden Dinge erstens schon sehr sehr lang her sind. Zweitens kann ich zwar die Pathologie hinter dem damaligen Verhalten erkennen, aber auch die Tatsache, dass im Grunde das, was da geschehen ist, auf menschliches Versagen zurück geführt werden kann- und muss. Die beteiligten Personen sind heute andere als sie es damals waren, und es ist sehr viel geschehen. Aus der Tatsache, dass die Dinge, die stattgefunden haben, sorgsam verdrängt wurden, kann ich schließen, dass die Person, die damals verantwortlich war, sich sehr wohl darüber klar ist, dass Fehler begangen wurden- und mehr kann ich nicht verlangen. Ich werde diese Dinge nicht endgültig klären können, und es ist auch nicht meine Intention, da einen fruchtlosen Streit vom Zaun zu brechen- wer bin ich schon, Steine nach anderen zu werfen. Dafür hab ich selbst zuviel falsch gemacht in meinem Leben.

Vielmehr ist es Zeit, nach vorne zu schauen, denn es ist nicht mehr genug Zeit, blinde Rache auszuleben.

Und wofür auch? Dafür, dass jemand etwas nicht besser konnte? Nein, danke.


Als dann meine Therapeutin vorschlug, Zeitzeugen zu befragen, und zwar in Gestalt verschiedener „Bruchstücke“ meiner selbst, war ich erst skeptisch, und dann, in Erinnerung an die Traumreise, ziemlich angetan.

In der Zwischenzeit hatte sich die Diagnose Morbus Hashimoto ergeben- und die Medikamente taten auch ihre Wirkung. Viele als depressiv diagnostizierte Menschen haben „nur“ einen Schaden an der Schilddrüse, und so sortierte sich ein Teil der Probleme schon mal von selbst weg.

Vor dem Termin mit der gesamten „inneren Familie“ lag auch noch ein Urlaub der Therapeutin, so dass ich Zeit hatte zum Nachdenken. In einem Anfall von Assoziationswut bin ich mittags mit der ExBraut losgezogen und habe Gastgeschenke eingekauft, für alle „Beteiligten“. Spielzeug, Kleinigkeiten, Stifte, bunte Tempotücher, Süßigkeiten, Kalender.

Dann habe ich Fotos rausgesucht, bunte Mappen besorgt, Einladungen geschrieben. Und jede einzelne Person mit ein paar Worten begrüßt, schriftlich, versteht sich.

Das alles hab ich mitgeschleppt zu der ersten Sitzung mit „Allen“.

Was sich dann abspielte, war ein innerer Film, deren Inhalt hier auch nachzulesen ist, und zwar in dem „Something will remain“-Post von letztens.

Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Es waren noch drei weitere Sitzungen nötig, noch einige Briefe an einige der Gäste, noch einige Tränen, einige Hassausbrüche, einiges an Einfühlung und Verzeihen.

Was außerdem nötig war, war eine Auseinandersetzung mit der nicht mehr in ICD-Ziffern gefassten Abschluss-Diagnose. Obwohl es eine Diagnose im medizinischen Sinn ist, hat sie dazu beigetragen, dass ich mich nicht mehr als fehlerhaft und krank sehen kann, sondern lediglich als MenschMitSchwierigkeiten.

Ich habe mich gestern bis auf weiteres von meiner Therapeutin verabschiedet.

Bis auf weiteres heißt:

Erst mal sehen, was sich jetzt so ergibt.

Lernen, das überzogene Energiekonto auszugleichen, Kraft zu schöpfen und zu speichern, und dann gebündelt einzusetzen.

Es hat schon angefangen, in dem ich eine große, bisher fraglos übernommene Verantwortung dahin zurück gegeben habe, wo sie hingehört. Mich abgegrenzt habe und ein paar entscheidende Fragen gestellt.


Es ist ein bisschen so, wie noch einmal zu Hause ausziehen- spannend, und auch ein wenig erschreckend.



Was mich dazu bringt, noch einmal in den Spiegel zu schauen. Die Wange schwillt ab. Yay.

Hoch lebe das Kühlelement. Wenn es auch komplett bescheuert aussieht.



Es ist ein schöner Tag draußen, die Sonne scheint.


Und es wäre schade, wenn man ihn nur deshalb weg wünschte, damit man einen Tag näher am Wochenende ist, am Leben... Das nämlich heute stattfindet. Wann sonst?



Macht was draus.



Lily

Montag, 27. Oktober 2008

Durch das Hirn geschossen- Fragen an das Leben und an weise Leser.

In zwei Monaten haben wir Weihnachten schon wieder hinter uns.
Wer hat eigentlich beim Jahr-vorüberziehen-lassen so auf die Tube gedrückt? Früher hat es ewig gedauert, bis nach den Sommerferien endlich Weihnachten in Sicht kam, und ich wünschte, mir könnte wer erklären, warum das jetzt anders ist. Weil ein Jahr (im Vergleich zu den ganzen Jahren, die man mit Mitte 40 hinter sich hat) kein wirklich großer Anteil am Leben mehr ist?
Gehorcht das subjektive Zeitempfinden, welches die Monate an uns vorbeirasen lässt, den gleichen geheimnisvollen Regeln wie die feste Überzeugung, dass
a) es auf der Nebenspur der Autobahn immer schneller vorwärts geht, oder
b) die Tatsache, dass man immer an der Kasse ansteht, an der es am längsten dauert?

Warum waren die Sommer früher wärmer? Das waren sie wirklich, denn früher wurde der Asphalt weich, wenn die Sonne schien, und man konnte seine Sandalen drin Abdrücke hinterlassen lassen. Oder war der Asphalt anders zusammengesetzt? Und warum schreibt man heute Asfalt? Sieht so richtig blöd aus.

Warum haben meine Katzen gute zwei Jahre gebraucht, bis sie gelernt haben, meine Schlafzimmertür zu öffnen, und warum wollen sie auf einmal ständig da hinein?
Und zwar nicht, wenn ich drin bin, sondern tagsüber? Sollte ich nicht die Hauptsache in ihrem Leben sein?

Warum tut es so schweineweh, wenn man sich auf die Innenseite der Wange beißt- und warum beißt man dann meist innerhalb von 24 Stunden gleich noch ein paar Mal kräftig zu? Jetzt hab ich eine dicke Backe, und seh ein bisschen aus wie ein Tapir.

Wer hat diese bemerkenswert dämlichen Irrglauben in die Welt gesetzt, mit Einführung der Sommerzeit könne man Energie sparen? Wie einem der gesunde Menschenverstand, mal abseits von teuren Studien schon hätte verraten können, ist das morgendliche Aufstehen, egal, ob dunkel oder nicht, Pflicht. D.h. je später es bei Sonnenaufgang ist, desto mehr Leute müssen zum Beispiel das Licht einschalten, wenn sie sich morgens fertig machen. Lange Abende draußen sind jedoch Kür- es ist zwar schön, den Abend an der frischen Luft zu genießen. Aber wenn man morgens früh raus muss, wird auch nicht oft was daraus.
Ich habe den Verdacht, dass dieser ganze Unsinn nur deshalb nicht abgeschafft wird, weil es inzwischen alle so halten. Ein wunderbares Kreisargument von der Sorte, die mir den Blutdruck in die Höhe treibt.

Wie manch ein Leser vielleicht erraten hat, war das Stück „Something will remain“ eine Geschichte, die einen teilweise wahren Kern hat. Im Rahmen meiner Therapie haben die beste Therapeutin von Allen ™ und ich eine Einladung an alle meine Vergangenheiten geschrieben, und dann gab es ein paar Begegnungen der dritten Art im Rahmen von bisher zwei langen Sitzungen.
Es hat mir die sichere Erkenntnis gebracht, dass ich nicht erst mit Mitte zwanzig vom Himmel gefallen bin, sondern tatsächlich weiter zurückreiche, auch wenn ich wenig bis keine Erinnerungen daran habe. Ich fühl mich meiner Vergangenheit näher, und bekomme auf diese Art und Weise hoffentlich ein Gefühl für mich, das tiefer geht als ein schlichtes Spiegelbild oder ein Foto.
Zu glauben, dass damit manche unangenehmen und üblen Dinge einfach zu Ende sind, ist wohl etwas voreilig gewesen. Auch werden alle diese Erfahrungen mich nicht daran hindern, mich zu fühlen wie im letzten Posting: Nutzlos, als Versagerin, überflüssig.
Um das zu ändern wird ein bisschen mehr nötig sein.

Zum Beispiel Worte wie die folgenden nicht nur zu lesen, sondern zu leben:



It is not decided by votes what is true; otherwise we could never come to any truth, ever.
People will vote for what is comfortable — and lies are very comfortable because you don't have to do anything about them, you just have to believe. Truth needs great effort, discovery, risk, and it needs you to walk alone on a path that nobody has travelled before.

Osho






Lily


Sonntag, 26. Oktober 2008

Dahin geschiedene Reittiere.

Es gibt Zeiten im Leben, da entdeckt man, dass sämtliche Pferde im Stall schon vor einer Weile verstorben sind. Bisher hat man das nur noch nicht bemerken wollen.
Ich bin unzufrieden, genervt, unerholt, schlecht gelaunt und komplett demotiviert, irgendwas zu tun, ganz zu schweigen von den Dingen, die getan werden müssten.

Erholung wär eine prima Sache- leider ticke ich nicht recht sauber und finde, dass ich Erholung nicht verdient habe, solange noch tote Pferde irgendwo herum liegen. Ganz zu schweigen von Spaß.

Ich werde diesem Tag und mir darin ein Reset gönnen, und mich erstmal ein Stündchen hinlegen.

Vielleicht bin ich dann besser drauf.



Wer weiß.


Euch einen schönen Sonntag




Lily

Samstag, 25. Oktober 2008

Lily über Liebe

Ich liebe diese Themen, die sich abends oder zu anderen Zeiten in mein Hirn schleichen, rein überschriftentechnisch überzeugend, dabei aber inhaltliche Knoten aufweisend.
Gegen Knoten ist erstmal nichts einzuwenden, sie können Sachen zusammenhalten, uns an was erinnern, oder wenigstens: Uns daran erinnern, dass wir uns erinnern wollten.

Ein Knoten im Thema ist aber gar nicht schön.
Die Versuchung, es sein zu lassen, ist dann immer sehr groß.
Der Trotz treibt mich jetzt aber weiter...

Je nun, Liebe.

Kaum ein Thema, das so zu Tode geritten wurde, ohne auf dem schon ziemlich erledigten Pferd irgendwas erreicht zu haben.
Kaum etwas, was so konsensfähig ist, wenns darum geht, was zu einem Leben gehört. Ja klar doch, Liebe gehört dazu. „Ohne“ ist schrecklich, „mit“ verspricht den Keim zu immerwährender Glückseligkeit in sich zu tragen.
Um dieses Ziel zu erreichen haben sich mehr Menschen unglücklich gemacht als durch die meisten anderen angestrebten Dinge oder Geisteszustände.

Handlungen, die auf der Basis der Liebe vorgenommen werden, sind bestenfalls großartig, großherzig, reichen weit und haben segensreiche Wirkung.
Schlimmstenfalls richten sie Schaden an.
Im Durchschnitt gehen sie im Alltag unter.

Soweit, so banal.

Nach der Lektüre des umfänglichen Artikels bei Wikipedia beschleicht mich der Verdacht, dass zwischen Partnern bestehende Liebe etwas ist, das von unserer Biologie zu dem Zweck erfunden wurde, uns lange genug beieinander verharren zu lassen, bis die Kinder aus dem Gröbsten raus sind.
Ein rauschartiger Zustand, der aber nach einer Weile abklingt.

Das hat mich jetzt aber kalt erwischt- denn ich wollte ein klagendes Lamento darüber schreiben, dass ich nicht an Liebe glaube, und nun finde ich tatsächlich Anhaltspunkte dafür, dass diese Ansicht vielleicht gar nicht neurotisch ist.
Gleichzeitig stellt sich ein gewisser Trotz ein, der mir jetzt nahe legt, anderer Meinung zu sein. Wie meistens.

Und der treibt mich jetzt dazu, folgendes auszusagen: Ich glaube an Liebe zwischen Freunden, Geschwistern, Eltern und Kindern, und zwar an die lebenslange, Auf und Ab tolerierende, warme Verbundenheit- die sich nicht schert um Optik, Status und Laune. Auf die man keinen Anspruch hat, aber ohne die zu leben wirklich verdammt schwer sein muss.

Die große, romantische Liebe? An die nicht so sehr. Dafür sieht man sie zu selten, und erlebt zu oft, wie sie trotz ihres Absolutheitsanspruchs eben doch zu sehr von „systemfremden“ Dingen gebeutelt ist, wie sie zu sehr dazu geeignet ist, als Schlagwort benutzt zu werden, um jemanden dahin zu prügeln, wo man ihn haben will. Wie sich dahinter, und das noch nicht einmal gut, Herrschsucht, Angst, Gier oder Besitzdenken verstecken. Klar, das ist keine Liebe- aber auch davon wird es behauptet. Was das Problem nicht leichter macht.

Aber wer weiß?
Marie von Ebner-Eschenbach hat mal gesagt: „An Rheumatismus und an wahre Liebe glaubt man erst, wenn man davon befallen ist.“

Ein liebevolles Wochenende wünsche ich euch.


Lily

Freitag, 24. Oktober 2008

Für Frau Vivaldi

und all die anderen, deren Liebste weit weg sind:



Komm in den totgesagten park und schau...

Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade -
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.

Dort nimm das tiefe gelb - das weiche grau
Von birken und von buchs - der wind ist lau -
Die späten rosen welkten noch nicht ganz -
Erlese küsse sie und flicht den kranz -

Vergiss auch diese letzten astern nicht-
Den purpur um die ranken wilder reben -
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.


aus: das jahr der seele
stefan george


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Dies ist das zweifellos bekannteste Gedicht Georges, um die Jahrhundertwende entstanden.
Anders, weniger farbig, aber auf seine Art genau so fesselnd:

DAS WORT

Wunder von ferne oder traum
Bracht ich an meines landes saum

Und harrte bis die graue norn
Den namen fand in ihrem born –

Drauf konnt ichs greifen dicht und stark

Nun blüht und glänzt es durch die mark…

Einst langt ich an nach guter fahrt
Mit einem kleinod reich und zart

Sie suchte lang und gab mir kund:

›So schläft hier nichts auf tiefem grund‹


Worauf es meiner hand entrann
Und nie mein land den schatz gewann…

So lernt ich traurig den verzicht:
Kein ding sei wo das wort gebricht.

aus: das neue reich
stefan george
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George war seinerzeit ein sehr namhafter Dichter, er scharte eine Gruppe gleichermaßen bedeutender Gelehrter und Schriftsteller (u. a. v. Hoffmannsthal, Mallarmé, Verlaine) um sich und propagierte eine stark von der Form bestimmte Richtung der Lyrik. Das ging so weit, dass er eine eigene Schriftart entwickelte, basierend auf klassischen Vorbildern.
Auch die ungleichen Absatz-Abstände im zweiten Gedicht sind durchaus Absicht.
In seinen späteren Jahren wendete er sich vom Prinzip der Kunst als Selbstzweck ab, seine Werke wurden zusehends neoromantisch-esoterisch.
Zwar lehnte er den Nationalsozialismus ab, dieser jedoch versuchte des Öfteren, George zu vereinnahmen und in politischer Hinsicht zu benutzen.
George starb im Dezember 1933 in Locarno.

Oha...




Your Brain is 53% Female, 47% Male



Your brain is a healthy mix of male and female

You are both sensitive and savvy

Rational and reasonable, you tend to keep level headed

But you also tend to wear your heart on your sleeve

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Stellengesuch

Es gibt Menschen, die haben einfach das, was man "kein Händchen für (hier beliebigen Gegenstand/Person/Unterfangen einsetzen)" nennt.
Mein Sohn gehört dazu, was ein hartes Brot ist, wenn man mal Ingenieur werden will.
Andererseits steckt das Wort "Genie" in Ingenieur, woraus man eine gewisse Konzentration auf geistige Schwerpunkte herleiten kann- so der Gott der Maschinen dies so beabsichtigt hat, was noch dahingestellt sei.

Es täte den Maschinen jedenfalls gut, wenn mein einziger Sohn, mein Herzenskind, vielleicht nicht direkt daran arbeiten müsste.
Nicht, dass er sie absichtlich zerstören würde.
Nein.
Er hat das, was man einen schlechten Einfluss nennt. Oder kosmische Strahlung, oder einfach Pech?
Seine Opfer sind sämtlich klein und zerbrechlich, und er killt sie gnadenlos.
Die Rede ist von dem, was der Normalgebraucher "Mobiltelefon" nennt. GE-Braucher, weil mein lieber Sohn, einziger Erbe meiner materiellen Güter (sowie des -äh- eher geistigen Reichtums) ein VER-Braucher ist.
Seit er Mobiltelefone, nun ja, nennen wir es "nutzt", ist es wenigstens hell in der Wohnung, seither verschont er nämlich die Glühbirnen.
Früher hat er "es" mit diesen getan (und ich weiß, Georg: Es gibt kein elektrisches Obst. Ich sag trotzdem Glühbirne, weil ich das so will).

Er hat irgendwo auf einen Schalter gedrückt, es knallte kurz und trocken, und blieb dunkel.
Er hat einen Flur durchquert und patsch, patsch, patsch- eine Lampe nach der anderen verabschiedete sich in Richtung stygische Finsternis.

Er ist auf Lampen gefallen, er hat sich drauf gesetzt, sie sind ihm umgekippt- das kann man mit einer gewissen Tolpatschigkeit erklären, wenn auch nicht entschuldigen.

Der Grund für die Wirkung via Schalter war nie zu ermitteln.

Seit ziemlich genau 10 Jahren hat er seinen Tätigkeitsschwerpunkt nun auf die bereits erwähnten Mobiltelefone verlegt.

Dazu muss man sagen, ich kaufe keinen billigen Mist. Meine Handys müssen was aushalten, sie werden in Regen und Schnee eingesetzt, sie fliegen schon mal aus der Tasche, ich setz mich drauf, und sie fallen runter. Ich benutze sie mit fettigen Fingern, und kippe Kaffee drüber. Alles kein Problem, im Zweifel kommen sie eine Nacht auf die Heizung, und gut ist es.

Nicht so bei meinem Sohn.

Seit zehn Jahren haben wir einen O2-Duo-Vertrag, und ich kaufe immer dasselbe Handy zweimal. Einmal für ihn, einmal für mich.

Aber seither tötet er sie, eins nach dem anderen.

Er ist da Demokrat, und nicht auf eine Marke beschränkt, auch ist er nicht selektiv zugunsten teurer oder preiswerter Geräte tätig, nein, eins wie das andere wird früher oder später seinen letzten Piepser getan haben.
Bringt sie zu ihm, kauft ihm welche, schenkt sie, leiht sie her: Er killt sie. Alle.

Es zeigt sich eine gewisse Variabilität bezüglich der schlussendlichen Todesursachen:

Vielleicht drei Mal war es ein -unbezahlbar teurer- Akku, der sich mit einem leisen Wimmern verabschiedet hat. Mehrmals waren es die Tasten, wahlweise auch der Klappmechanismus. Einige Male waren sie auch einfach kaputt (oh, ich liebe präzise Fehlerbeschreibungen!) oder weg (das ist ein anderes Problem).

Bei dem PDA, welches unser gemeinsamer Provider zum sagenhaften Preis von 79 € je Stück an uns weitergab, hat jemand eine Eisenstange unsanft über das Display gezogen- das war er nicht selbst.
Aber er hat seine Jacke da hängen lassen, wo jemand mit einer Stange vorbei gehen konnte, und in der Jackentasche war? Richtig. Das Handy.

Er hat das Designer-Nokia von vor 8 Jahren ebenso auf dem Gewissen wie das mit Gummi ummantelte Outdoor- Survival-"Ich- geh- garantiert- auch- in- der- Sahara- nicht- kaputt"- Siemens.
Das Samsung mit Kläppchen und das Motorola ohne.

Heute hat er mich angerufen. Zu Hause, im Büro, auf dem Festnetz und meinem Handy.

Ich hab ihn gehört, aber er mich nicht.

Das Handy ist nämlich? Richtig. Kaputt.

Er musste dann zum Festnetztelefon greifen. Das übrigens ein Problem mit der Fritzbox hat, aber das KANN ja auch am Gerät liegen.

Wir haben uns für die nächste Zeit auf E-Mails geeinigt, denn seine Zerstörungskräfte haben bisher seinen Rechner weitgehend verschont... obwohl... das RAM neulich..

Jedenfalls muss sich was ändern, daher meine Frage:

Kennt jemand einen Handy-Hersteller, der einen garantiert zuverlässigen Geräte-Tester sucht?
Dann kann ich vielleicht auch mal wieder mit meinem Sohn reden.
Und wenn der Hersteller gut zahlt, kann der hoffnungsvolle akademische Nachwuchs sich ab und zu ein Handy kaufen.

Bis dahin muss ich mich leider betrinken.

Prost.

Und gute Nacht.

Lily

Mittwoch, 22. Oktober 2008

mizaru, kikazaru, iwazaru

Kennt ihr sie noch? Die drei Affen, die sich so sehr bemühen, dass nichts Böses ihre Ohren, ihre Augen oder ihr Sprachzentrum befleckt?
Die als trautes Trio diverse Möbel in den Fünfzigern schmückten, vorzugsweise Möbel der Fachrichtung „Anrichte“? Auch so etwas Ausgestorbenes, die Anrichten…Highboards heißen sie heute, glaub ich, und werden ohne Affen geliefert.

Wie man den Sprüchen der weisen Tante Vicky entnehmen kann, stammen die drei Jungs eigentlich aus Japan, und waren dort Verkörperung eines buddhistischen Ziels, nämlich dem, Schlechtigkeit weise zu übersehen.
Im Zuge ihrer Karriere als Nippes (oder auch „Steh-Rümchen“) und der damit verbundenen Neu-Symbol-Werdung verschob sich der Bedeutungsakzent von „Gelassenheit üben“ zu „Bloß nichts bemerken, was meine feiste Ruhe stört“
Eigentlich kein weiter Weg.
Eigentlich nur eine Akzentverschiebung, ein Betonungsunterschied.

Aber es ist wirklich bemerkenswert, was entsteht, wenn ein Symbol für weise Seelenruhe auf die soeben zu vernarben beginnenden Wunden eines von Krieg und Gewalt zerrissenen Landes trifft, und wie sehr etwas Nobles wie Urteilsfreiheit dazu missbraucht werden kann, einen bequemen Paravent vor die Realität von Schuld zu stellen.

In diesem Sinne: Übt euch in Gelassenheit.

Aber lasst nicht nach im Hinschauen, im Bemerken, im Nachfragen.

Damit ihr entscheiden könnt, wann es wichtig wird, gelassen und selbstsicher aufzustehen und die eine oder andere Anrichte umzukippen.



Lily

Dienstag, 21. Oktober 2008

Something will remain

Ein Esszimmer zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Der Tisch, oval und sehr groß, in der Mitte des Raums, mit 9 Stühlen ringsherum.


Auf dem Tisch steht eine Kaffeekanne, ein großer Teller mit Kuchen und Teilchen, daneben ein Stapel Kuchenteller, einige Gabeln und ein paar bunte Servietten. Eine Isolierkanne auf einem Tablett, ebenso ein paar Flaschen mit Saft, Wasser, Cola, Wein und Bier.

Auf einem weiteren Tablett Tassen, Untertassen, Gläser, Untersetzer, Zucker und Milch, Kaffeelöffel und Süßstoff.


Die Gastgeberin betritt den Raum, eine Frau Mitte 40, in Jeans und langärmligem T-Shirt. Sie trägt eine Brille, hat kurze, dunkle Haare und sieht blass, aber kein bisschen bemerkenswert aus.

Sie schaut auf die Uhr an der Wand und geht zum Fenster, schaut hinaus, zuckt die Achseln und dreht sich zum Tisch.

Dort rückt sie an einem Platz ein großes Kunststoffset zurecht, darauf liegen Buntstifte, ein Malblock, Knetgummi, Fingerpuppen.

Sie dreht sich um, und holt aus einem Vertiko einen Stapel blassblauer Pappkärtchen, setzt sich an den Tisch, und zieht einen Filzschreiber aus der Tasche.


Sie ist Mitte 40, aber beim Schreiben sieht man ihre Zungenspitze im Mundwinkel. Auch wird sie in Kürze schwarzen Filzschreiber an den Fingern haben.

Sie nimmt eine Karte nach der anderen und schreibt einen Namen auf jede.

Dann steht sie langsam auf, geht um den Tisch herum, und stellt an jeden Platz ein Namenskärtchen.

Es klingelt, und sie bleibt einen Moment stehen, atmet tief ein, geht zur Tür und öffnet.
Man sieht ein Treppenhaus aus den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, 40 Jahre später schlecht renoviert, mit einem erneuten, wieder misslungenen Versuch vor kurzer Zeit.
Von unten dringen Geräusche hinauf, die Frau lehnt am Rahmen und hat die Tür nur einen schmalen Spalt breit geöffnet.

Die Geräusche werden lauter.

Die Frau öffnet die Tür ganz. Auf dem Treppenabsatz stehen zwei Kinder und ein Teenager.

Die Kinder sind drei und acht Jahre alt, die Jugendliche ist ungefähr 16.

Man steht sich gegenüber, bis die Frau einen Schritt zurücktritt und die Mädchen an ihr vorbei die Wohnung betreten.

Kommt rein“ sagt die Frau, und legt der Achtjährigen die Hand auf die Schulter, „kommt rein. Da könnt ihr eure Jacken aufhängen,“ sie weist auf eine Garderobe an der hinteren Dielenwand.

Die beiden älteren Mädchen ziehen die Jacken aus, die Frau kniet vor der Kleinen und öffnet die Knöpfe an deren Mäntelchen.

Das kleine Mädchen trägt ein Schürzenkleid, Strumpfhose und feste Schuhe, die Achtjährige Rock und Pullover.

Die Frau sammelt die Jacken und den Mantel ein und hängt sie an die Garderobe.

Geht schon mal durch, und sucht euch einen Platz“ ruft sie den Kindern hinterher, und macht kurz vor dem Spiegel halt.

Sie scheint etwas in ihrem Gesicht zu suchen, dann schüttelt sie den Kopf und geht ebenfalls ins Esszimmer.


Die Dreijährige sitzt bereits auf ihrem Stuhl, den irgendjemand mit einem dicken Kissen passend gemacht hat, und inspiziert unter der Anleitung der Größeren die Stifte und das Knetgummi.

Die 16-Jährige sitzt ihr gegenüber und dreht eine Fingerpuppe in der Hand, immer und immer wieder.

Sie spricht nicht, aber als die Frau ihr die Hand auf die Schulter legt, lehnt sie ihren Kopf zurück und schließt die Augen.

Es klingelt erneut, und die Jugendliche öffnet die Augen wieder. Sie schaut den Kindern zu, die inzwischen mit den Mal- und Bastelsachen auf den Boden umgezogen sind, und sich bestens zu verstehen scheinen. Die Achtjährige erklärt der Kleinen die Welt, während sie ihr einen Elefanten malt.


Etwas später stehen zwei Frauen in der Tür. Eine ist Mitte zwanzig, konservativ gekleidet, im Kostüm, mit Bluse, Strümpfen und Pumps, einer praktischen Handtasche und einer nichtssagenden Frisur. Sie lächelt die Kinder an, spricht jedoch nicht mit ihnen, geht um den Tisch herum und setzt sich.

Die andere Frau ist ungefähr zehn Jahre älter, in Jeans und Turnschuhen, mit einer abgewetzten Lederjacke, einem drei-Millimeter-Haarschnitt und einem Motorradhelm unterm Arm.

Mit einer Hand dreht sie sich eine Zigarette, schaut sich dann suchend um und verlässt das Esszimmer wieder, um auf den Balkon zu gehen.

Dort zündet sie die Zigarette an, inhaliert tief und ungeduldig, und kehrt schnell wieder ins Esszimmer zurück.

Dort sitzt inzwischen auch die Gastgeberin am Tisch, schenkt Kaffee ein und verteilt Kuchen und Sahnestückchen, gießt den Kindern Saft in große Becher und nimmt sich selbst zum Schluss ein Glas Wein.

Alle trinken und essen schweigend, man schaut einander nicht ins Gesicht.


Nur die Kinder unterhalten sich, die Kleine verlangt Tier um Tier gemalt zu bekommen, die Große malt kichernd Krokodile, Pferde und Katzen, einen ganzen Zoo auf Stapeln weißen Papiers.

Die Kleine rollt Kügelchen aus der Knete, und setzt sie zusammen zu Fantasiegebilden:

Das wär jetzt wohl ein Eisbär... Malst du mir einen Eisbär, kannst du das? Nein, lieber nicht, lieber eine Maus, eine richtige Maus, mit einem blauen Schwanz.“

Und die Größere malt und kichert, und schiebt die Zungenspitze aus dem Mundwinkel.

Schließlich steht die Frau auf, und geht zu dem Vertiko an der Wand unter der Uhr.

Sie öffnet die Schublade, holt einen Stapel Umschläge heraus und schließt die Lade wieder. Dann geht sie zum Tisch zurück, und gibt jeder der drei Frauen einen Umschlag.


Dann beugt sie sich zu den Kindern hinunter, nimmt die Kleine auf den Arm und flüstert ihr etwas ins Ohr.

Magst du das?“

Die Kleine nickt, und strampelt sich auf den Boden zurück. Dann sammelt sie die Bilder ein, die Stifte und das leere Papier, und legt alles in eine Schachtel, die die Frau ihr hinstellt.

Das Knetgummi, in eine Plastiktüte gefüllt, folgt als letztes.

Dann läuft die Kleine in die Diele, nimmt von der Achtjährigen ihren Mantel entgegen und zieht ihn an.

Auch die Anderen sind aufgestanden, schieben die Stühle zurück an den Tisch, und bringen das benutzte Geschirr in die Küche.

Währenddessen gibt die Frau dem größeren Kind ein schmales Päckchen, in dem es verheißungsvoll klappert, und den letzten Umschlag, den sie noch in der Hand hatte.

Die Kleine schaut mit großen Augen, und bekommt ebenfalls ein mit einer Schleife verpacktes Geschenk, dass sie sofort auspackt- ein Stift ist darin, an dessen oberem Ende ein rosa Herz blinkt, wenn man mit ihm schreibt oder malt.

Die Kleine legt den Finger über den Mund, schaut die Frau an und sagt „Pssssst“- dann grinst sie verschwörerisch.


Zum Abschied nimmt die Frau sie in den Arm, und einen Moment lang stehen alle zusammen in der Diele, und lächeln- zum ersten Mal seit sie gekommen sind.


Sie gehen.

Die Frau schließt die Tür und schaut am Fenster zu, wie sie kleiner werden, bis alle verschwunden sind.



Dann dreht sie sich zum Tisch, und sammelt die Platzkarten ein, streicht sie glatt und öffnet die Schublade am Vertiko.

Eine Karte nach der anderen legt sie in die Lade.

Auf jeder Karte steht ein Name: "Lily".










Eine gute Nacht Euch allen,



L.

Montag, 20. Oktober 2008

Foreign policies.

*gg*

Mit Untertiteln.

VP = Vice President, poo = Scheiß.

have fun.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Damenspatenkirchen.






Zwei davon waren gestern im Einsatz: Damenspaten.


Damenspaten.

Was für ein Wort. Reif für merkwürdige Bilder, die sich mir aufdrängen.

Eine Lady im Abendkleid, die einen D. schwingt, oder ein Herr -im Cut-, der die Dame angräbt?

Für die nicht gartenerfahrenen Leser hier die (vermutlich heiß ersehnte. Nicht? Nicht??!) Auflösung:

Es ist ein Spaten, kleiner, leichter und mit schmalerem Blatt als herkömmliche Spaten. Wer je mit einem zu großen Spaten gearbeitet hat, weiß, wie wichtig nicht nur gutes, sondern auch noch passendes Werkzeug ist. Nachdem der Ausdruck „Damenfußball“ offenbar auf dem Schrott gelandet ist und jetzt jeder Frauenfußball sagt, muss eigentlich auch der Damenspaten nicht mehr so heißen. Tut er aber.

Und so albern der Name auch klingt, das Gerät hat seine Berechtigung. Umzugrabende Erde (und man macht mit dem Ding kaum was anderes als Umgraben) ist schon schwer genug, da ist so ein Normalo-Spaten ein Ding, was man nicht braucht.

Leider ist er auch mit einem kürzeren Stiel versehen, so dass der Hebel oder wie man das nennt, kürzer ist und demzufolge in manchen Situationen nicht ganz so effektiv wie ein längerer Stiel das wäre.

Diese Situationen handhabt man (bzw. hier: Frau) dann mittels eines zweiten Spatens, geführt von der zweiten Dame. So wie wir gestern.


Die betreffenden Damen waren anschließend dann zehn Zentimeter größer als zuvor. Nicht etwa allein wegen der virtuos geschwungenen Spaten, sondern eher aufgrund des Lehms unter den Schuhen, der neigt bekanntlich zu Ansammlungen der schwer zu entfernenden Art.


Mithilfe also dieser Geräte haben wir ein Damenspatenkirchen veranstaltet. So ähnlich wie Watergate, nur mit mehr frischer Luft, in angenehmer Umgebung und in einem Kleingarten...


Meine Finger sträuben sich gegen „Schrebergarten“. Aber Kleingarten ist auch nicht besser, und in diesem Fall nicht mal passend, denn der K., um den es hier geht, ist ein ziemlich großer Kleingarten. Ich schätze ihn auf rund 1000 m², und er befindet sich im Besitz einer Arbeitsfreundin von mir. (Arbeitsfreundin ist ein Ausdruck, den ich der ExBraut verdanke- Menschen, mit denen man sehr viel Zeit verbringt, die man auch mag- mehr als eine Kollegin, aber nicht ganz so eng verbunden wie die Sorte Freundin, die man mitten in der Nacht bei Liebeskummer anrufen würde).


Gärten haben die Angewohnheit, dass die Arbeit, die man da vor sich her schiebt, sich potenziert und nicht einfach nur addiert, wie das bei fast allen anderen Arbeitsfeldern ist.

Zu hoch gewachsenes Gras ist irgendwann nur noch mit einer Sense in den Griff zu kriegen. Der Aufwand steht dann in keinem Verhältnis zum Freizeitgewinn durch das Aufschieben, außerdem sieht das unter Umständen, je nach Garten, ziemlich scheiße aus. Noch übler konspirieren Moose, Wildkräuter und was man sonst vielleicht nicht haben will. Die können binnen kürzester Zeit eine geschlossene Pflanzendecke bilden, die man nur noch mit Massivmaßnahmen beseitigt bekommt.

Naja, und Kleingärtner haben, vielleicht nicht zu Unrecht, den Ruf, pingelig zu sein, und die Grashalme mit allen geeigneten Maßnahmen dazu bringen zu wollen, Hände an der Hosennaht zu stehen.

Ist man dann als Pächter jemand, der einen eher naturnahen Gartenplan im Kopf hat, kriegt man schnell Schwabbes vom Überich des Kleingärtners, vulgo dem „VEREIN“.

Es soll sich ja schon so einiges geändert haben in den letzten Jahren, was die Orientierung der Schrebergartenvereine in Bezug auf die Standards betrifft. Aber nicht bei allen...

Nur so viel: Betreffende Kollegin erhielt letztens einen Brief. Vom VEREIN. Schön, wenn man als relativ neues Mitglied in so einem Verein gleich mit Ordnungsrufen begrüßt wird.


Letzte Woche kamen die Damenspatenkirchenerin und ich ins Gespräch, und selbiges wandte sich schnell dem Thema Garten zu- es fielen die Worte „Wenn du mal wen zum Umgraben brauchst“ und „Meinst du das ernst?“ (Anm. d. Red.: Wenn ich so was sage, meine ich das ernst).


Wir sind also hingefahren, leider ist die Anlage reichlich Kilometer von mir entfernt, und haben erst ein bisschen überlegt und angeschaut- und abgesehen davon, dass ich jetzt ganz von Neid angefressen bin, haben wir uns auch schon ein wenig an einem eher desperat aussehenden Erdbeerbeet vergangen.

Der Garten ist wunderschön.

Ich liebe alte Gärten. Sie sind selten perfekt, kaum etwas ist gerade, es gibt verborgene Ecken und winzige Schönheiten in versteckten Winkeln, und es gibt eine Menge Gelassenheit.

Ein wunderbarer Kirschbaum, unter den überhängenden Ästen eine gepflasterte Fläche, ein bisschen krumm, ein bisschen moosig, rings um den Stamm des Baums ein Kranz wilder Erdbeeren. Eine alte Laube, liebevoll und kitschig vom Vorbesitzer geschmückt. Nach hinten raus, wo keiner guckt, mit Anbauten versehen, in denen die Gartengeräte wohnen. Mit einem Freisitz, der einen Räucherofen beherbergt, bunt bemalt und kindergartenschön.

Ein Boskop-Halbstamm, der erstaunlich perfekte Früchte trägt, und der den letztwöchentlichen Apfelkuchen veranlasste.

Ein leider toter Birnbaum.


Unter den Obstbäumen eine Wiese, mit Moos drin, und Löwenzahn, und vermutlich einer Familie mit Maulwürfen. Ein mit Efeu überwachsener Bogen über dem Eingangstörchen.

Die Steinplatten im Gemüsebeet sind altmodisch-geometrisch verlegt, und werden auch so bleiben.

Vor der Laube ist eine Art Hochbeet - nicht so, wie man das biologisch-korrekt heute macht, sondern eher als abfallend- dekorativer Blickfang angelegt, mit einer Einfassung aus Kiesel und Naturstein. Ideal für ein Kräuterbeet in dem schweren Boden. Man wird wunderbar die oberen Flächen mit Sand „abmagern“ können, und die feuchteliebenden Arten an den Fuß pflanzen.

Das Spalier an der Seite wird mit Himbeeren besetzt werden. Das wird ein Blickschutz gegen den Nachbarn. Denn der ist der Vorsitzende und Briefschreiber.


Die klassische Kleingarten-Randbepflanzung zeigt die üblichen Verdächtigen: Hortensien, Rosen, Pfingstrosen, gemischte Blütenstauden und Sträucher. Dazwischen Moos, und ein ganzes Universum von Vergissmeinnicht.


Vergissmeinnicht, Gräser, Schwertlilien und eine mir noch nicht näher bekannte rosettenbildende Staude wachsen auch- zwischen mehr Erdbeeren- im Gemüsebeet. Gestern haben wir einen Teil dieses Beetes ausgeräumt, umgegraben, mit einem neuen Weg versehen, und die Erdbeeren, die noch intakt und gut aussahen, umgesetzt.

Die Lilien haben Platz gefunden zwischen dem umgesetzten Stachelbeerstrauch und dem ebenfalls umgesetzten und geteilten Rhabarber, und auch die Vergissmeinnicht sind nicht einfach auf dem Müll gelandet.


Man kann die Hälfte des geforderten Nutzdrittels inzwischen als ordentlich bezeichnen(ja, grüne Lunge reicht nicht, es muss ordentlich zu einem Drittel gemüst werden. Wobei. Ein Drittel ist so eine merkwürdig krumme Geschichte. Wie wäre es denn mit der Hälfte? Ergibt viel geradere Zahlen, und vermutlich auch gerade Kanten.).

Für die andere Hälfte des Drittels planen wir ein paar Erdbeerbeete (Nun ja- es stehen da Erdbeeren. Warum sich mehr Mühe machen als nötig?) sowie zwei schön symmetrische Hochbeete.

Darin wird der Kompost verschwinden, der vom Vorgänger doch erstens ungeschickt und zweitens viel zu groß angelegt wurde. Leider ist nämlich gar kein Platz, um den Kompost dann auch reifen zu lassen- man kann immer nur draufwerfen, was nicht im Sinne des Erfinders ist.

Zudem ist der Kompost direkt am Freisitz gelegen. Er stinkt zwar nicht, aber es wird immer Fliegen da geben, und außerdem ist das eine Ecke, die Sonne bis zum Abend hat und nicht eingesehen werden kann. Alles Gründe, in einer anderen Ecke einen Schnellkomposter oder zwei aufzustellen- und diese geschützte Stelle lieber für einen Sitzplatz zu nutzen.


Natürlich gibt es auch gärtnerische Scheußlichkeiten, wie zum Beispiel der Sichtschutz vor der Kompostecke- praktisch, aber trotzdem aus blauen Koniferen, die eine satte Friedhofsatmosphäre verbreiten, und viel zu dicht stehen. Bei mir stünden sie gar nicht, sondern ein Spalier, mit Geißblatt und Knöterich, aber erstens ist das tatsächlich ein Sichtschutz, der da auch nötig ist, und zweitens ist es gar nicht einfach, über zwei Meter hohe Koniferen rauszurupfen. Das gäbe ein Kettensägenmassaker. Die weder ich noch B. bedienen können.

Ich traue mir eine Menge zu, aber das nicht. Denn mir machen die Dinger einfach zuviel Lärm, und das jagt mir noch mehr Respekt ein als ein 50-cm-Schwert.

Was da in Frage kommt, ist ein Schnitt der Dinger. Das passt vielleicht auch zu der geometrischen Beetanlage. Denn egal, ob in Form geschnitten oder nicht, diese Bäume haben immer einen stark formalen Charakter, wild-romantisch kriegt man sie nie. Dann kann man auch gleich Nägel mit Köpfen machen.


Eine der amüsanteren Dinge, die man in Kleingartenanlagen tun kann, ist bei Nachbars in die Gärten gucken.

Da gibt’s so allerlei- von Parzellen, die so vergammelt sind, dass ich Depressionen kriegen würde, unmittelbar nach Eintreffen des „BRIEFES“- die haben bestimmt einen bekommen- über Flächen, die man nur als Salat-Alcatraz bezeichnen kann, bis zu kleinen Perlen asiatisch angehauchter Gartendisziplin.


Wer sich nun fragt, warum ich nicht selbst einen Kleingarten habe:

Weil ich die Katzen habe. Bei einem Garten, in dem ich ab und zu wühlen kann, und vielleicht auch mal ein Stündchen sitzen, müssen sie nicht allzulang allein bleiben. Ein eigener Garten würde nach mehr Anwesenheit schreien. Die kann ich nicht garantieren- beides geht nicht, wenn man den Garten nicht katzensicher einzäunen und die Fusselköpfe mitnehmen will. Vier Katzen zu transportieren ist aber, mit Verlaub, mehr Stress, als ich mir in der Freizeit machen möchte.


So kann ich das tun, was ich am liebsten mache: Planen, pflanzen, umgraben, und mich allgemein austoben. Ohne dass von mir auch erwartet wird, passive Freizeit in nennenswertem Umfang dort zu verbringen.

Außerdem macht das zu zweit erheblich mehr Spaß.



Genießt den Sonntag. Und wenn ihr eine Kleingartenanlage in der Nähe habt: Geht mal drin spazieren. Es ist interessant und witzig, und man kann ein bisschen Voyeur spielen :-)



Schönen Tag,




Lily

Freitag, 17. Oktober 2008

Bei Frau Vivaldi gesehen.

Manchem Grauen kann man nur mit Lachen begegnen.

Gruß,



Lily

Die Zunge sträubt sich.

Kuscheln, Schwatz, Vetter, Mutti/Vati, Fon, Schlüpfer.
Wörter, die ich hasse.
Ich rede gern, ich mag meine Cousins, meine Eltern, und meine Telefone auch. Ich trage handelsübliche Unterwäsche, und wenn ich die Gelegenheit dazu habe, kommt auch die mit dem Nummer-Eins-Unwort beschriebene Tätigkeit vor.
Aber ich hasse diese Wörter.
Jemand, der mir den Vorschlag macht, der Unwort-Nummer-Eins-Tätigkeit nachzukommen und dabei DAS WORT erwähnt, oder, schlimmer noch, der sich selbst oder andere als verschmust (!!!) bezeichnet, kann gleich wieder gehen.

Es sind nur die Worte, die mich abstoßen, ehrlich.
Aber das tun sie gründlich.



Lily

Die darüber nachdenkt, eine Liste der grässlichen Redewendungen zusammen zu stellen.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Aus der Reihe: Wünsch dir was

ich wünsche mir... ich wünsche mir...

ein Tool, mit dessen Hilfe man Blogarchive in der richtigen Reihenfolge lesen kann.
Am Anfang anfangen. Und am Ende enden. Sozusagen korrekt herum, auch wenn das spießig ist.
Menno.

L.

Zwei Tage mit Henning


Ich hab euch was verschwiegen. Ja, wirklich.


Seit vorgestern lebe ich mit Henning, und ich muss sagen, ich fühl mich gut dabei.

Er ist das erste, was ich morgens berühre- noch vor der Nachttischlampe oder dem Wecker.

Er lässt mich derzeit nur schwer in den Schlaf finden, und macht meinen Gang elastisch. Die Augen glänzen wieder, und ich kriege Lust, wildfremde Leute auf der Straße anzulächeln.


Eddie, Paul, Emily und Karl haben es akzeptiert, und alles in allem kann man sagen, dass Henning das ist, was mir der Arzt verordnet hat.


Nämlich L-Thyroxin-Henning, 75 Mikrogramm je Tablette.


Er ist angetreten um den japanischen Usurpator Hashimoto in seine Schranken zu weisen. Jawoll, die Blutabnahme bei der Ärztin, wir berichteten, führten zu dieser Diagnose und, mittels Henning, hoffentlich zu einem neuen, entspannteren und wacheren Leben.


Danke an Steffen und an Paula.



Und, klar doch, auch an Henning.



Lily

Dienstag, 14. Oktober 2008

Und heute

mal was für die Physiker unter uns, nachdem gestern die Garn-Entwirrer ihre Chance hatten:

Fantastic Contraptions.

Schönen Abend Euch allen!


Lily

...und noch eins-

Ich hab schon derbe beim Weißwein aufgeräumt, daher noch ein Angeber-Posting:


Wer das auch mal probieren möchte, hier geht's dahin.

Ich glaube, ich habs von Etosha- kann das sein? Irgendwo in den Archiven lauerte der Link.

Eine gute Nacht euch allen,


Lily

Montag, 13. Oktober 2008

Nur für Erwachsene :-)

Bei all & sundry fand ich ein Ding namens "Liberator Wedge" erwähnt.
Danach hab ich gesucht, und fand- das hier.
Hm.
Prüde? Nee.
Praktisch.

Lily

:-)

Rezept Apfelkuchen

Lilys Apfelkuchen




Vorausgeschickt sei, dass das kein Schlampenkuchen ist- will heißen, dass das insgesamt recht aufwändig war, das Backen, es sich aber auch durchaus gelohnt hat.



Hefeteig:

Alle Zutaten sollten die gleiche Temperatur haben. Aber nicht die des
Kühlschranks.


500 g Weizenmehl, Type 405
40 g (1 Würfel) frische Hefe
65 g Zucker
2 Eier
50 g Butter
1 Prise Salz
250-300 ml Milch

Vorteig:
Die Hefe in eine Schüssel bröckeln. Mit 4 EL Mehl, einer Prise Zucker und der Milch zu einem Brei verrühren, und diesen für 30 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen. Wenns nicht anders geht: Ofen auf 25-20° aufheizen und die Schüssel zugedeckt hinein stellen.

Anschließend das Mehl mit der Prise Salz und dem Rest Zucker vermengen und in eine Schüssel geben. Eine Kuhle in die Mitte drücken, die Eier sowie die Butter hinein geben, letztere in kleine Flöckchen zerteilt. Miteinander vermengen, und dann den Vorteig hinzugießen. Alles gut zu einem glatten Teig durcharbeiten, am besten mit den Händen. Wenn der Teig sehr klebrig bleiben sollte, etwas mehr Mehl hinzugeben, wird er zu fest, mehr Flüssigkeit (dann Wasser) hinzugeben. Mehl nimmt Feuchtigkeit sehr
unterschiedlich auf.
Den Teig in eine Schüssel geben, mit einem Tuch abdecken und erneut für zwei Stunden gehen lassen. Sofern es nicht allzu warm ist, sollte die Geh-Zeit 3 Stunden betragen.

Danach gut durcharbeiten, und auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech verteilen. Man kann das mit dem Rollholz machen, ich machs mit den Händen. Da bekommt man ein gutes Gefühl für die Verteilung des Teigs.

Wenn er gleichmäßig verteilt ist, mit einer Gabel anstechen, und noch einmal für 10 Minuten ruhen lassen.

Belag:
In der langen Ruhezeit war ausreichend Gelegenheit, sich wie folgt um
den Belag zu kümmern:

100 g brauner Rohrzucker
150 g Mandeln, gehackt
2 TL Zimt (optional)

Rohrzucker, Mandeln und Zimt miteinander vermischen.

2 Zitronen auspressen.
1,6 kg aromatische, nicht zu süße Kochäpfel, z. B. Boskop schälen, entkernen, erst in
Spalten und dann in Stücke schneiden.
Während des Schneidens die Apfelstücke immer wieder mit Zitronensaft beträufeln, um das Braunwerden zu verhindern. Ab und zu durchmischen, damit sich die Stücke voneinander lösen und der Zitronensaft überall hin kommt.

Das Schälen und Kleinschneiden dauert seine Zeit, und man kann die Äpfel dann, bis der Teig fertig ist für den Belag, abgedeckt abstellen.

Wenn der Teig auf dem Blech seine 10 Minuten Ruhe zu Ende gebracht hat, die Apfelstücke auf dem Teig verteilen, und leicht in den Teig drücken.
Zwischendurch immer wieder mit einem Esslöffel das Zimt-Zucker-Mandelgemisch auf den Äpfeln verteilen.
Schön gleichmäßig arbeiten! (Ja, Mama.)

Nachdem die Äpfel verteilt sind, muss der Teig zum letzten Mal für 30 Minuten ruhen, und kann dann für 40 Minuten bei 180-200 ° in den Ofen
(Umluft = niedrigere Temperatur).

Guten Hunger :-)


Lily

Kontextsensitiv?




Sonntag, 12. Oktober 2008

Holy Smokers

Manchmal ergeben sich im Leben eines Bloggers besondere Erlebnisse, so wie heute Nachmittag:






Kate hat eine Marienerscheinung. Oder was sehr ähnliches.


Lily.

Die natürlich vorher gefragt hat. Vor dem Posten.

Sonntagsnachmittags...

bei Sonnenschein lassen sich nette Dinge anstellen.
Kate und ich waren zum Fotografieren in dem "Geheimtipp" von Park, der direkt hinter meiner Garage betretbar ist- durch ein Loch im Zaun. Das ist nicht illegal, nur eine Abkürzung.

Wir wollten Fotos von Kate machen, und das Wetter spielte ganz wunderbar mit. Leider war der Tipp doch nicht so geheim- kaum hatten wir den Park betreten, schon strömten haufenweise Menschen auf uns zu, hinter uns her, sprangen aus dem Gebüsch oder enterten dasselbe.

Menschen auf Fahrrädern, Dreirädern, Skateboards und Inlinern, Surfbrettern oder den eigenen Füßen. Mit Stock, mit Stöcken und mit Geh-Rollatoren. Massen von Menschen.
Geheimtipp: Nur bei Regen.
Dann aber wirklich.

Es war gar nicht einfach, erstens schön gelegene Ecken zu finden, die zweitens ordentliches Licht aufwiesen, und drittens nicht in irgendeiner Einflugschneise für Kleinkinder, Hunde oder Omas lagen- denn einfach mal aus Spaß. in so einem Park herumalbern, und Bäume umarmen oder ein Gesicht machen wie "Kate hat eine Marienerscheinung" fällt mit Zuschauern schon schwerer.

Aus verständlichen Gründen setze ich hier kein Foto von ihr rein, aber sie sind echt schön geworden, der Großteil wurde ohne Bearbeitung gespeichert.
Oft war nicht mal Ausschneiden erforderlich, weil ich endlich mal nah genug dran war. Abgesehen davon ist das Pärkchen wirklich ganz hübsch, und wenn die Sonne tief steht und das Laub schon sehr herbstlich ist, dann ist das sehenswert.

Die Gesellen da unten sprangen mir auf dem Nachhauseweg vor die Linse:

Die hätte man bestimmt noch besser hingekriegt mit ein bisschen körperlichem Einsatz- aber danach war mir dann nicht mehr.

Und trotz der insgesamt guten Ausbeute haben wir selten so gelacht wie beim Anschauen nachher- nämlich bei all den Bildern, bei denen sich das späte Auslösen meiner Uralt-Digitalkamera beim Erwischen von Grimassen als unbedingt tauglich erwies.

Sobald ich im Lotto gewinne, kommt wieder eine anständige Kamera ins Haus. Ich trauere meiner alten Rollei hinterher- auch nach drei Jahren noch. Trotzdem ein solcher Nachmittag teuer geworden wäre.
Friede ihrer Asche...


Einen schönen Abend noch euch allen,

Lily

Noch eine Frage:

Da wir nur zu zweit sind, Kate und ich:


Wer soll den denn aufessen??

Fragen an das Leben.

Wenn ich Fragen habe, kann ich mich natürlich auch an mich wenden, mit der Bitte, mir doch was zu erklären- jedoch kommt dabei öfter nichts sehr sinnvolles (oder Sinnvolles? Sinn volles, oder gar sinn Volles? Auch so eine Frage.) heraus.
Ich sinne dann ins Leere, und manchmal gibt mir nicht mal Miss Vicky P. Dia Antwort.
Auch nicht Auntie Google.
Unter meinen Mailingpartnern gibt es den ein oder anderen, dem oder der ich mich schon mal Rat suchend anvertraue, aber manche Fragen sind so doof, dass ich sie kaum zu fragen wage. Vielleicht auch peinlich, wer weiß?

Dann stelle ich sie dem Leben.

Oft genug bleiben sie dann rhetorisch, manche Antwort wird vertagt, und so einiges erledigt sich von selbst.

Jahrelang hab ich mich (okay, als Kind, so zwischen 7 und 13) gefragt, wie man das Wort Recherchen ausspricht. Hand aufs Herz- wer hat es nicht früher so ausgesprochen, als leite es sich von Rechen, oder Rechnen ab?
Kleine Neben-Rechenaufgaben, um sich ein Ergebnis zu basteln, sozusagen. Passte auch, irgendwie.
Dann, in der 7. Klasse, begann ein Französischkurs, und schwupps, war wieder ein Stück Alltagspoesie beim Teufel.
(Und nein, seit dem Tag, an dem ich meine Mutter fragte, was ein Bordell ist, hab ich sie nicht mehr um Definitionen gebeten. Der rote Kopf kam bestimmt vom Kochen. Bestimmt :-))

Heutzutage hat man das Internetz, und kann da nach Bedeutung fischen, und wie der gemeine Blogger weiß, eröffnet die passive, schmucklose Sybille der heutigen Zeit, aka. Google, da eine ideale Plattform. Wer das nicht zum Schreien findet, soll sich ein Blog basteln, und von Zeit zu Zeit überprüfen, mit welchen teils aberwitzigen Anfragen die Leute bei unsereinem landen. Das hat meine Sucheingaben doch einer erhöhten Filter- und Prüffrequenz unterzogen- weil ich es nicht gern habe, wenn jemand über mich lacht.

Aber jetzt zu meinen Fragen:
War Frodo schwul?
Warum ist Weichspüler entweder blassblau oder rosa, höchstens noch vanilleeisfarben, aber nie rot oder grün?
Warum darf sich der Tag heute Sonntag nennen?
Warum dürfen Herr Seitenbacher und Co. eigene Werbung machen und warum darf man sie nicht wegen Grausamkeit verklagen?
Warum merkt sich kein Schwein, dass „Antibiotika“ schon der Plural ist? Waaaah.
Was ist die korrekte Bezeichnung für eine Pannschüppe? OpenOffice meint, das sei „Mannschaftswappen“, aber sowas hab ich noch nie im Garten benutzt, ganz sicher!
Warum wälzt sich Eddie immer in der Katzenkiste, wenn die frisch befüllt ist?
(da ich Silikat-Streu benutze, bedeutet „frisch befüllt“ entleerte, mit Essig ausgewaschene, heißestens ausgespülte und mit frischen Kristallen neu aufgefüllt- und mir ist schon klar, warum er sich nicht in einer benutzten Kiste wälzt. Sowas machen nur Hunde.)
Warum sagt man, dass etwas nicht der „wahre Jakob“ ist, wenn jemand etwas Suboptimales vorschlägt?


Hallo Leben?
Ja, Lily?


Leg los, bitte.“

Ihr dürft gern helfen :-)



Lily

Samstag, 11. Oktober 2008

enjoy :-)

Von gestern...

Schlampen-Shrimps




150 g Shrimps, geschält, auch Tiefkühlware

300 g Tortelloni, gefüllt mit dem, was Euch schmeckt

240 ml der Sauce Hollandaise Eures Vertrauens

Knoblauch, granuliert

Curry

1 EL Olivenöl



Shrimps in einer beschichteten Pfanne in dem Olivenöl sautieren, Tortelloni hinzugeben und kurz durchschwenken. Mit Knoblauch und Curry bestäuben, Sc. Hollandaise darüber kippen, drei bis vier Minuten erhitzen (nicht kochen!) und fertig. Ist lecker. Reicht knapp für drei, aber man beschwert sich nicht unbedingt, wenn man mehr davon bekommt...

Als Gesundheits-Alibi kann man ein Salatblatt und ein halbes Tomätchen dekorativ dazu legen.

Hat auch nur eine Million Kalorien.


Donnerstag, 9. Oktober 2008

And the winner is...

der-den-PC-schlafen-schickt.

Der-ins-Rheinland-fährt.

Der-sich-den-Wolf-bloggt:



Misterrrrrr..............













Falcon.

Mit eindeutigem Vorsprung, mit nahezu CSU-artigem Wahlergebnis, landete



eiapc


auf Platz eins der Umfrage, womit Falcon endlich mal was gewonnen hat.

Glückwunsch nach Berlin!

Email kommt :-)

And now to something completely down-under...

Vanessa Amorosi




Genau das Richtige, um morgens auf dem Weg zur Arbeit ein bisschen "dunk, dunk" zu verbreiten.

Dienstag, 7. Oktober 2008

First steps





Wer mich kennt, weiß, wie reizbar ich sein kann. „Die Fliege an der Wand?“ fragte die Ärztin gestern, als ich ihr ein paar Eimer Spritzen voll Herzblut überließ, zwecks Analyse. Dazu nickte sie kenntnisreich, weiß sie doch um die Nebenwirkungen zu hoher Schilddrüsenwerte. Aber die Schilddrüse ist es nicht, sondern mein Wesen, welches schnell und ausgiebig nach Blut lechzt, sobald mir wer quer kommt.

Letzthin nannte mich wer „gewaltbereit“- okay, das war in einer anderen Welt, aber dennoch.

Leider bin ich auch ein Weichei. Also dringt selten etwas von meinem Zorn bis zu dessen Verursacher.

Wobei mich die seltsamsten Dinge in einen glühenden Verfechter der Sofort-Exekution verwandeln können. Die Leute zum Beispiel, die Reißverschlüsse so konstruieren, dass die ihren Geist immer dann aufgeben, wenn sie geschlossen sind. Macht ja auch mehr Spaß, sich die Insassen einer Jeans vorzustellen, wenn sie zum Klo müssen und dieser blöde Fitzel von Anfasser reißt ab. Oder der Schlitten verklemmt sich unter Mitnahme eines Stücks Haut...

Ich vermute allerdings, dass derlei Ungemach auch einen Säulenheiligen in einen rasenden Irren verwandeln kann. Nehmen wir also was anderes.


Der Depp, der euch zuparkt.

Der Idiot, der morgens um fünf mit achtzig Sachen durch die Anwohnerstraße semmelt, und dabei irgend so ein „dunk, dunk“ aus seinen Boxen dröhnen lässt.



Ach menno, alles keine Beispiele, um meine besonders irrationale Art von Zorn zu illustrieren.



Naja. Lassen wir die Beispiele mal außen vor.

Es geht also um Zorn, der sich in keinem Verhältnis zum Anlass mehr befindet, über Dinge, die mich nicht mal was angehen, irgendwelche Lappalien, Pippikram, Peanuts.

Über das/die ich mich aufregen kann, und zwar ziemlich.

Ich weiß natürlich, dass es sich um Kleinigkeiten handelt. Nicht-der-Rede-Wertigkeiten. Die Sorte Dinge, über die sich nur ein Spießer aufregt.


Da. Jetzt hab ichs geschrieben: Spießer.


Gleichzeitig mit der mehr als kritischen Messlatte an andere verlangt die innere Gerechtigkeit, dass man diesen Maßstab auch an sich selbst anlegt.

Dabei heraus kommen Leute, die wie ich, 27 Jahre ihren Führerschein haben, und noch nicht ein einziges Knöllchen für zu schnelles Fahren bekommen haben. Einmal kam da ein Blitz vom Straßenrand, aber da überholte ich gerade einen LKW und vermutlich war das Bild nicht eindeutig- aber das war das einzige Mal in 27 Jahren. Eine Knolle für falsch Abbiegen, und drei für Parkzeitüberziehen in 27 Jahren.

Das ist oberspießig.

Nicht dass ich scharf wäre auf Knöllchenzahlen, aber verdammt, ich fahre gerne schnell. Meist verkneif ich mir das aber- und zwar nicht, weil gerade Tempo dreißig oder Spielstraße ist, sondern weil diese Spießeranteile in mir schon mal Verkehrserzieher spielen wollen.

Dann könnt ich ins Lenkrad beißen, weil schnell fahren doch viel mehr Spaß machen würde als mit der Nase an der Tachonadel und 50 km/h dahin zu schleichen. Aber nein, anderen gestehe ich das nicht zu, also mir auch nicht.

Das macht echt unzufrieden. Schlecht fürs Karma.

Da las ich dann gestern oder heute in einer Mail einen vielsagenden Satz, ich krieg ihn leider nicht mehr wörtlich hin. Sinngemäß stand da:

Überleg mal 5 Minuten lang, ob der, der dir da auf den Schlips tritt, das vielleicht nicht tut, um dich zu kränken oder dich zu ärgern oder dir zu nahe zu treten.



Als heute nachmittag auf dem Weg nach Hause ein Mädel, offenbar sehr unsicher, mir beim Wegfahren vom Straßenrand um ein Haar in die Kiste gefahren ist, und ich schon wieder das HB-Mädchen spielen wollte, schoss mir dann dieser Satz durch den Kopf.

Die Antwort konnte nur lauten: Nein. Das hat sie nicht gemacht, um mich zu ärgern, vermutlich hat sie einfach (noch) keine Übersicht. Ohne Übung wird sie die nicht kriegen, also sollte sie Auto fahren üben, und das geht nur auf der Straße. Dabei sollte sie nicht gleich fürchten, dass sie für jeden Fehler gesteinigt wird, davon fährt sie nicht besser.

Der Zornknoten, der sich schon wieder bilden wollte, kam gar nicht dazu.

Und zweihundert Meter weiter, da, wo die Straße breiter wird, keine Leute mehr wohnen und niemand parkt, bin ich dann richtig aufs Gas- scheiß drauf, dass da die Radarwagen schon mal stehen. Und scheiß drauf, dass da 50 ist. Und du hast das nicht gelesen, Bruder!


Ein kleines bisschen hab ich da verstanden, dass jemandem etwas zu vergeben wichtiger ist für den, der vergibt, als für den anderen. Im Zweifel hat der nämlich gar keine Schuld, man selbst aber schleppt Zorn mit sich herum.

Was für eine Energieverschwendung.



Lily


Montag, 6. Oktober 2008

Mal was anderes... Oder doch nicht?

Hier hab ich vor nicht allzu langer Zeit geschrieben:


Wie in einem Traum erfindet man sich in fiktionalen Texten neu.

Was nicht bedeutet, dass man nicht immer noch Altlasten mit sich herumschleppt, aber man trägt sie -anders.


Manchmal verfolgt einen das, was man eher leicht plätschernd von sich gibt.


Ich denke derzeit darüber nach, ob man sich selbst neu erfinden kann. Unterstützt durch Etoshas geniale Reihe über den Schweinehund, den inneren, (Caniporcus internus, in Sorten) und die darin enthaltenen Tipps zur Bekämpfung des überhand Nehmens desselben, frage ich mich, ob es so leicht sein kann.

Was, fragt sich der Satzbau-verwirrte Leser an dieser Stelle mit einem leichten Anflug von Verzweiflung, was zum Teufel meint sie da?

Ich meine das „Mach’s-einfach“, das „Tu’s-endlich“, das „Leg-schon-los“

Das Lösen der inneren Eigenbremse, das Fallenlassen ins Machbare.


Das Faszinierende an einigen der (ja bereits existierenden) Parallel-Universümchen wie Second Life oder WoW ist für viele Menschen, dass sie dort jemand total anderes sein können als im wirklichen Leben (tm). Theoretisch...

Ich hab jedoch festgestellt, dass das für mich nicht gilt, denn egal, als was ich in WoW auftauche, ich bin und bleibe Lily (was blöd ist- ich heiße ja eigentlich ganz anders). Ich kann auch dort nicht aus meiner Haut. Da hat es nicht geholfen, dass ich sehr gut weiß und immer wusste, dass ich dort nur als Avatar vertreten bin, dass meine Goldvorräte virtuell sind, dass ich weder wirklich sterbe bei einem Wipe, noch wirklich „besser“ werde mit jedem level-up.

Trotzdem gehe ich potenziell „gefährlichen“ Aktionen aus dem Weg, vermeide Konflikte mit anderen Spielern weitestgehend, auch wenn ich im Recht bin (und könnte mich im selben Moment treten), und bitte genauso wenig dort wie hier um Hilfe, wenn ich sie gebrauchen könnte.

Ich bin und bleibe eine miese Teamspielerin- weil ich mich für schlecht im Teamspiel halte, und - das dann auch bin. Weil ich in manchen Beziehungen so wenig mutig bin, als ginge es um meine reale Haut.

Die Sperren, von denen ich leichtfertiger Weise annahm, dass sie mir von der Realität verordnet sind, sitzen somit in mir selbst- also bin ich auch die einzige, die diese Sperren lösen kann.

Und da kommt dann Etosha ins Spiel- die schreibt (mir aus der Seele, im übrigen, und sie formuliert es so schön):

„Geh raus in diese Welt! Sei endlich so herzlich, wie du tatsächlich bist, sprich deine Wahrheit aus und kümmere dich nicht um das Urteil der anderen, das du ohnehin nicht vorhersehen kannst. Sag genau das, was du sagen möchtest, ohne dich zurückzuhalten! Such die Dinge, die dir Freude machen, und mach sie, anstatt sie nur zu denken oder zu wünschen.“


Sich neu erfinden ist vielleicht etwas anderes- aber es fühlt sich an, als könnte es dem nahe kommen. Nicht nur rein fiktional.



Grübelgrüße,



Lily.


Ach- und der Anfang ist bestimmt nicht leicht. Aber vielleicht geht’s mit etwas Übung dann durchaus munter und voller Freude weiter.


Samstag, 4. Oktober 2008

Wer mal sehen möchte

wie hier die Hölle losbricht, soll sich von mir auf ein paar Spargelröllchen einladen lassen.
Junkfood-Spargelröllchen, mit einer tiefen Verneigung Richtung Sechzigerjahre. Was man an dem Spargel-aus-dem-Glas erkennt (ich weiß, hat nur die Form, und auch die nur vage, mit Spargel gemein. Reine Nostalgie hier chez Lily.)
Ich hatte kaum den Schinken angefasst, als sich schon von rechts Eddie näherte, mit betont ausdrucklosem Flair um die pelzige Nase.
Natürlich, wie kann das auch anders sein, auf.der.Arbeitsplatte.
Mit dem Ellbogen hatte ich diesen Schinkenaspiranten soeben abgewehrt, als sich von links unter Nutzung meines Hosenbeins Karlchen näherte. Den musste ich abschütteln, was gefühlte Schrammen hinterließ- auf jeden Fall jedoch ein paar Zugmaschen in der Jeans, ich schätze, Nrn. 101 bis 121.
Während ich noch schüttelte und rüttelte, kündigte Eddie sich wieder an, der mit einem sanft-entschiedenen "fump" erneut die Arbeitsplatte ersprungen hatte. Und erneut Ellbogeneinsatz erforderlich machte.
Grr.
Auch Paul, zu schwer, um leichten Herzens auf die Platte zu hüpfen, machte sich gaaaanz lang, um mittels strategisch ausgestreckter Mittelkralle (ich schwöre!!) an den Schinken zu kommen. Den konnte ich mit einem Knie abwehren, woraufhin Karlchen nunmehr seinerseits den Höhenweg über die Arbeitsplatte...
Leute, das waren Akkord-Spargelröllchen. Ich hab noch nie so schnell gerollt.
Und gegessen hab ich sie allein. Ganz für mich, im Arbeitszimmer. Bei geschlossener Tür.
Mit jaulendem Fellvieh auf der anderen Seite derselben.
Ich brauche einen Partner, der mir das Viehzeug beim Kochen vom Leib hält, das ist schon mal klar. Obwohl ich vermute, dass gegen Spargelröllchen kein Laserpointer dieser Welt auch nur die Ahnung einer Chance hat.
Was ist in diesem Spargel-Schinken-Dings drin, was die Kater so animiert? Die Mayonnaise garantiert nicht.
Vielleicht hat der Spargel irgendwelche Pheromone.
Was mich jetzt in die nächste Disco treiben sollte. Wegen Partner und so.

Aber ich bin gerade pappsatt, von hastig mit musikalischer Untermalung hinuntergeschlungenen Spargelröllchen.

Schönen Samstag Abend noch.

Lily

Wanderer, kommst du nach Sparta...


so frag doch da irgendwen. Bitte.

Vor allem danach, wen oder was du mit deinem Sport-BH knebeln willst.

Die Eingabe des Wortes "Freizeit" wird mit "Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 94.000.000 für Freizeit. (0,11 Sekunden) " belohnt. Na dann, frohes Suchen. Da weiß man ja schon, was man in den nächsten 10-15 Jahren in der Freizeit alles so anstellen kann.

Antidiabetiker Wirkung? Da hab ich allerdings was für Sie. Ein stumpfer Gegenstand wirkt sehr Anti-Diabetiker.
Aber, erschreckender Weise: Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 104.000 für Antidiabetiker. (0,19 Sekunden)

Merke: Suchanfragen und deren Ergebnisse sind doch immer wieder ein Grund.
Wozu auch immer.


:-)

Lily