Montag, 31. Oktober 2016

Katzenelend

Es ist gruselig. Dem Tier geht es nicht besser, es geht schlechter. Der Infekt will nicht weichen, antiviralen und antibiotischen Medikamenten zum Trotz. Ich kriege nur die Sachen rein, die man spritzen kann. An orale Gaben ist nicht zu denken. Nichtmal Malzpaste wird noch genommen. Mal ganz zu schweigen von Sekretolytika, Diuretika und was dergleichen leckeres Zeug zu Hause wartet. Letzte Woche war ich viermal beim Tierarzt. Heute gehts wieder los.
Gestern hab ich ihn nach einer halben Stunde intensiven Trinkens (!) vom Napf weg geholt- da er nicht frisst und ihm somit auch Elektrolyte fehlen, besteht erhöhte Gefahr von Wasser in der Lunge. Heute hat er eindeutig einen ödematösen Bauch. Er pinkelt, wenn, dann auf seine Unterlagen, meinen Bademantel, die Decken, in die ich ihn wickle. Der Urin ist niederosmolar und wässrig, er riecht auch nicht.
Es gibt nicht viel Auswahl an Krankheiten, die diese Symptome zeigen. Die beste davon (rein von der Prognose her) ist Diabetes. Aber schon ein bisschen entlegen... Ich vermute eher FIP, FIV oder ein malignes Lymphom, wo immer das sich bei ihm manifestiert. FIP ist unwahrscheinlich, vor zwei Jahren hatten wir einen komplett FIP-freien Bestand.
Vorgestern hat Paul gehustet. Gestern hat Gretel geniest. Sekunden später war Bisolvon über ihrem Futter und das Lysin-Zeug gegen Viren. Vor drei Wochen hätte ich nicht mal registriert, dass sie husten. Inzwischen weiß ich, dass ich ganz sicher nicht mit drei Tieren umgehen könnte, die krank sind. Einer allein absorbiert soviel Aufmerksamkeit, dass meine Bude aussieht wie ein Handgranatenwurfstand mit medizinischem Schwerpunkt.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Zwei...

Tierarztbesuche weiter, und das Mäuschen rotzt und hustet und röchelt. Katzenschnupfen, und zwar mindestens mit Calici-Viren, ein komplett entzündetes Mäulchen, alles voller Beläge, die offenbar Schmerzen verursachen. Eine bakterielle Infektion hat sich oben drüber gelegt. Die Nase ist so verstopft, dass an Trinken nicht zu denken ist.
Ich bin diesmal mit sämtlichen Medikamenten als Injektionen nach Hause gegangen. Da er nicht mal Forelle oder Tunfisch frisst, ist natürlich gar nicht damit zu rechnen, dass er Medizin nimmt. Flüssigkeit kriegt er subkutan gespritzt von mir, dafür hat die TÄ mr Infusionsbestecke, Ringer-Laktat und Glukose mitgegeben.
Gegen die Virenlast gibt es Lysin. Etwas gegen Schmerzen, Vitamine, Schleimlöser.... und ich kann an kaum was anderes denken als an den kranken Kater.
Zum Glück kann ich ihn mitnehmen ins Büro, so dass er auch hier seine Einheiten bekommt.
Alles doof.

Montag, 24. Oktober 2016

Schon wieder.

Schon wieder schreib ich, schon wieder ist eine Katze krank.
Karl hat irgendeine Pest. Die TÄ sagt, Bronchitis und rhinotracheale Infektion, hat ein Antibiotikum verordnet. Das Tierchen mag nicht fressen und nicht saufen, hat offenbar Halsschmerzen und die Nase verstopft. Ich bin immer wuschig, sobald eins von den Tieren krank ist, und kann damit extrem schlecht umgehen.
Jetzt hockt er hier neben mir im Büro in seiner Box, und wir warten, dass die Praxis aufmacht.
Drückt mir die Daumen.

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Ähm ja.

Ja ich weiß, ich wollte nicht mehr schreiben. Aber mein Hirn ist irgendwie auf Contra programmiert, es macht nie das, was ich mir vornehme. Vielleicht ist es auch nicht mein Hirn sondern nur die Finger, wer kann das schon sagen. Ich jedenfalls nicht.
In meinem Hirn sitzt die mit den guten Vorsätzen. In der einen Ecke. In der anderen sitzt eine, die das alles komplett spießig findet. Dann gibts ne Ecke mit einer, die besorgt den Kopf schüttelt, jemanden, der konsequent den Stinkefinger zeigt und eine, die den ganzen Tag vorm Spiegel hockt und sich am liebsten abwechselnd einen Sack über den Kopf ziehen oder eine Haarverlängerung basteln lassen würde.
Voll in meinem Kopf.
In dem Stimmengewirr geht es manchmal drunter und drüber, alles brüllt durcheinander, und hält sich die Ohren zu.
Nicht sehr effektiv, die Bande. Manchmal singen sie sehr hübsch im Kanon, meist eher nicht.
Eigentlich hätte ich genug damit zu tun, für Ruhe und Ordnung in mir zu sorgen. Leider zwingt mich die Außenwelt dazu, zu funktionieren wie es einem normalen Erwachsenenleben zukommt.
Das Theater in mir drin sorgt dann zuverlässig fürs Termine verpassen, Sich-nochmal-umdrehen-wenn-der-Wecker-schon-geklingelt-hat, Weiterrauchen, und, und, und.
Doofes Ding, das Hirn.

Wollte ich nur mal erzählt haben.

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Nur eins noch.

Also, ich hab ja ne Senseo. Und bin immer begeistert gewesen- bis zu dem Tag, an dem meine vorletzte Maschine einfach ihren Deckel nicht mehr aufklappen wollte. Das war ärgerlich, in Großbuchstaben, und sowas passiert immer
a) abends um zehn
b) morgens, vor der Fahrt zur Arbeit und noch vor dem Duschen oder
c) am Wochenende.
Also hab ich mir eine neue gekauft.
Als ich diese aufstellte, einmal Wasser durchgelaufen war und der erste Kaffee duftend in die Tasse troff, hörte ich hinter mir ein leises, seufzendes "Plopp".
Und die alte Maschine hatte ihren Deckel selbst gelöst.
Doofes Ding.

Am Montag Abend nun war die aktuelle Senseo ein Opfer der vierteljährlichen Entkalkungsaktion im Hause Lily, und ich wollte gerade zwei alte Pads einlegen, die eventuelle Kalkpartikel auffangen sollen, als ich feststellte, dass Fall a) eingetreten war.
Der Deckel rührte sich keinen Millimeter. Und es war abends.

Diverse Internetseiten und -Tricks später hatte sich immer noch nix getan, und die bei Anschaffung recht teure Senseo quadrante machte keinerlei Anstalten, ihren Deckel zu bewegen. Woraufhin ich sie über Nacht stehen ließ, damit sie Zeit hatte, ihr Verhalten angemessen zu bedauern.

Was sie nicht tat. Am Dienstag Morgen musste ich den Kaffee per Hand aufbrühen. Das hebt die Laune, da kommt Stimmung auf.
Dienstag Mittag stand ich im Elektroladen, der ein "Wir reparieren Kaffeemaschinen"-Schild draußen stehen hat. Der freundliche Kaffeemaschinenservicemann teilte mir dann mit, dass er da auch nix machen könne, wenn die Internettricks nicht klappen (Zahnseide, Luftpumpe...). Die einzige Chance sei rohe Gewalt, und das führe eher dazu, dass der Deckel zerbräche oder der Hebel abreiße.Ich konnte ihm nur zustimmen, und entschloss mich dann zur Anschaffung einer neuen Nichtsenseo. Die hab ich Dienstag Abend nach Hause geschleppt, in der Erwartung, während des ersten Spülgangs das bekannte, seufzende Plopp zu hören.
Was jedoch nicht geschah.
Der neue Vollautomat ist meine ganze Freude und der ganze Stolz meiner nachklimakterischen Jahre.
Ich trinke Kaffee in rauen Mengen, die Katzen werden sich irgendwann an das Geräusch des Mahlwerks gewöhnen.
Ich jedoch werde mich nie an das seufzende Plopp gewöhnen, dass die Senseo heute morgen von sich gab.
Zur Strafe kommt sie nicht in den Müll. Sie wird jetzt zu Ende entkalkt, dann entleert und kommt in die Reserve, für den Fall, dass der Automat in der Wartung ist.
Das hat sie jetzt davon.

Montag, 10. Oktober 2016

So.

"So" ist immer ein ominöser Anfang. Hier führt er zu etwas, worüber ich seit längerm nachdenke- einem Ende.
Und zwar zum Ende dieses Blogs. Ein bisschen wehmütig, aber überwiegend erleichtert möchte ich mich von euch allen hier verabschieden, euch danken für die langen Jahre des Hiermitlesens, die zivilisierten und freundlichen Kommentare, viel Zuspruch, und viele Kontakte, die immer noch eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen.
Am 30.09.07 hab ich das erste Mal geschrieben, und 1.346 Postings, 6747 Kommentare und 172139 Seitenaufrufe später bin ich ausgeschrieben, so fühlt es sich zumindest an.
Viele Blogs, die mal in der Roll waren, sind nicht mehr online, besonders fehlt mir Helen, von Everyday Stranger, die schon vor ein paar Jahren aufgehört hat. Britta aus Norddeutschland fehlt. Paterfelix denkt ans Aufhören oder hat das schon getan, der Klapsenschaffner ist aus meinem täglichen Leben nicht wegzudenken, schreibt aber auch seit Jahren nicht mehr.  Euch Andere, Meise, Frau Vau, Paula... werde ich weiter lesen. Auch der Blog hier wird nicht verschwinden, einfach, weil ich mich vielleicht auch noch mal schwindelig lesen will an meinen eigenen Texten, wer weiß.
Und wer weiß auch, ob ich nicht eines Tages einfach wieder da bin.

Bis dahin wünsch ich euch das aller-, allerbeste.

Dienstag, 4. Oktober 2016

Herbscht ist.

Bis zum Wochenende war ein superschönes Wetter zum Fotografieren, und vor allem in meiner letzten Urlaubswoche habe ich mir die innerfamiliären Aufgaben vom Hals gehalten und bin losgezogen- diesmal mit dem Handy, nicht mit der großen Kamera.
Nun ja, das ist eigentlich im großen und ganzen recht gut gelaufen. Allerdings sind die Bilder, die auf 3 Zoll zusammengequetscht toll aussehen, oft nicht so brüllerhaft, wenn sie dann auf Bildschirmgröße aufgeblasen werden. Da merkt man dann schon die Grenzen der Objektive...
















Das schillernde auf den letzten zwei Bildern ist die örtliche Algenpest. Abgesehen davon, dass das bestimmt die Gärtner nicht erfreut, ist es ein hübscher Anblick. Oder? Seit Jahren versucht man, diesen Algenwuchs mittels Be-Sauerstoffung des Wassers zu verhindern. Aber da die umliegende Landschaft den Wasserwechsel durch die Teichzuflüsse nicht ausreichend sicherstellen kann, bringt das nicht viel. Der Teich hat dadurch zwar im Sommer ein paar hübsche Fontänen, das war es aber auch. Vielleicht ist auch hier die Umgebung durch die Bergschäden so abgesackt, dass eben keine Zuflüsse mehr da sind, vielleicht hat das ganz andere Gründe, wer weiß das schon.
Innerfamiliär hat sich so langsam etwas Ruhe eingestellt. Wenn die Person, um deren Wohl und Wehe in den letzten Jahren fast alle Aktivitäten kreisten, plötzlich wegfällt, dann ist das schon merkwürdig. Eine Weile kreist das noch weiter, durch die anstehenden Aufgaben von Beerdigung, Formalitäten etc... dann hört auch das auf. Und dann? Am Sonntag ist das Sechswochenamt, danach ist erstmal gar nichts mehr. Natürlich, der Grabstein wird aufgestellt, das Gras über dem Wiesengrab wird wachsen. Aber oft und oft, und so geht es auch jetzt schon, kommt irgendein Anlass, bei dem einem einfällt, dass man jetzt schnell nach Hause muss, weil man die Betreuungsperson bei Papa ablösen muss. Oder, dass jetzt der Termin für die Schrittmacherkontrolle ist, oder dass Dienstag ist, und er sein MTX benötigt. Dann fällt mir oft erst später ein, dass man diese Termine jetzt ignorieren kann oder muss. Ein Gefühl der Traurigkeit lässt mich dann oft innehalten und darüber nachdenken, wie unterschiedlich die Menschen meinen Vater wahrgenommen haben, und wie wenig ich ihn kannte. Mir war der zerbrechliche alte Herr mit seiner Schwäche und seinen Exzentrizitäten viel vertrauter als der Mann, der offenbar weit und breit für seine Offenheit, seine Freundlichkeit und seine Hilfsbereitschaft berühmt war. Seinen trockenen Humor hab ich oft als Feindseligkeit empfunden, und ich gebe gerne zu, dass ich jahrzehntelang mehr Angst vor als Respekt oder Zuneigung zu ihm hatte.
In den letzten Wochen vor seinem Tod war er oft viel klarer als in den Jahren zuvor- einer der Ärztinnen, die mittels Erkundigung nach seinem Vornamen sein Maß an Desorientierung überprüfen wollte, hat er noch gesagt: "Wenn ich sagen würde, ich hieße Franziska, so könnten Sie mich der Lüge bezichtigen" (Original so). Da er einen Sprachfehler hatte, hat er viele Sätze so umgebaut, dass er ohne die problematischen Laute etwas Sinnvolles zustande kriegte, und das führte halt oft zu einer sehr gewählten Sprache, die merkwürdig aufgesetzt und/oder ironisch distanziert rüber kam.
Das letzte, was er überhaupt gesagt hat, war "Nei-en!" auf meine Frage, ob er noch etwas Wasser haben wolle. Nun denn, das haben wir respektiert, nicht ohne uns immer zu fragen, ob wir da nicht jemanden verdursten lassen- es hat, trotz allem, Überwindung gekostet, die Patientenverfügung umzusetzen. Denn das muss man als Angehöriger tun, und deutlich damit wedeln. Das ärztliche und pflegerische Personal in den Kliniken hat das Tun gelernt, nicht das Nicht-handeln. Den Menschen fällt es schwer, nicht zu reagieren, nicht tätig zu werden und jemanden sterben zu lassen, vor dessen Tür der Tod schon steht. Das Loslassen ist dann Aufgabe der Familie.