Donnerstag, 30. Dezember 2010

Bilanzen.


Sind total beliebt, vor allem an Jahresenden, jeder schaut zurück, schaudert oder lächelt, stellt eine neue Liste, eine Agenda oder einen neuen Jahresplan auf und vergisst ihn dann unter der Schreibtischunterlage.
Meist bleibt vom Jahr nicht viel mehr als eine neue Kerbe in der Altersleiste.
Mal ehrlich- lohnt sich das Theater, das man um Silvester anstellt?
Ich find schon, selbst wenn man die ominöse Jahresanfangsvorsatzliste Mitte Januar schon zum Altpapier geworfen hat. Allein schon, um mal wieder dieses unvergleichliche Gefühl zu haben, das ich zuletzt in der zwölften Klasse gefühlt habe: Jahresende ist Jahresanfang- neue Hefte, neue Bücher, einmal durchstarten, bitte. Das war immer das Beste am Schuljahr, in etwa so, als sei man bei einem mächtigen Beichtvater gewesen, der mit dem schlechten Gewissen Tabula Rasa gemacht hat und mit jener sauberen Tafel kann man sein Glück nochmal versuchen.
Auch wenn alle 365 Tage ein neues Jahr beginnt, täuscht dieser Eindruck einer fälligen und verdienten Erneuerung aber leider  meistens, da man ja doch sein Gepäck mit sich herumschleppt, und nur selten in der Lage ist, wirklich was abzulegen (noch seltener: Etwas erledigt zu haben).
Dabei spielt auch eine Rolle, dass man vieles gar nicht ablegen oder erledigen will, einfach deshalb, weil selbst die Kerbe in der Schulter, die eine Last dort über Jahre eingegraben hat, zu unserem Selbstbild gehört, ihre schützenden Schwielen hat, und weil wir nicht wissen, welcher vermeintliche Segen sich als etwas erweisen wird, was auf der anderen Schulter die gleiche Deformation hervorrufen wird.
Oder eine noch schlimmere.
Was uns einschränkt, gibt uns auch Halt und eine gewisse Orientierung.
Neues macht Angst.
Zumal es uns oft nicht einfach zuwächst, sondern einer Willensanstrengung bedarf, um ins Auge gefasst und begonnen zu werden. Und dann ist da nicht nur die Furcht vor dem Neuen an sich, sondern auch noch die vor möglichem Gesichtsverlust, vor Blamage, weil irgendein Ziel nicht erreicht und irgendeine Latte vielleicht sogar mehr als einmal gerissen wurde.
Da finde ich doch, dass man dieses leise Neujahrs-Gefühl von neuem Aufbruch nutzen sollte, um wenigstens zu versuchen, etwas zu ändern. Ein kleines Bisschen, nur einen Schritt hin zu mehr Wohlfühlen mit sich selbst, mehr Ehrlichkeit oder mehr Rückgrat. Ob und wann und wie man das erreicht ist scheißegal, Hauptsache, man erreicht es irgendwann. Kleine Schritte erleichtern das, weil man dabei nicht so schnell aus der Balance gerät. Niemandem bin ich darüber eine Rechenschaft schuldig, außer mir selbst- und es ist ein sehr guter Anfang, wenn ich es schaffe, mich für ein Nichtgelingen nicht zu bestrafen, sondern vielleicht für mich den Schonraum in Anspruch nehme, den ich jedem Anderen problemlos einräume.

Mein erster, kleiner Schritt für das kommende Jahr wird es sein, mir einen klitzekleinen Vorsatz als Ziel zu gestalten, und mich wohlwollend an die Hand zu nehmen, damit ich das Ziel auch erreiche. Ein bisschen so wie die alte Dame, die gestern morgen die immer noch spiegelglatte Fahrbahn überqueren wollte, und mich ganz direkt gefragt hat, ob ich ihr wohl meine Hand dazu gebe.
Klar doch, das würde jeder tun- das Wichtigste dabei ist ja auch nicht, dass man ihr die Hand reicht.
Das Wichtigste ist es, zu fragen.

Ich wünsche euch allen und mir selbst auch ein ruhig und friedlich ausgehendes Jahr, und einen frischen Neuanfang am ersten Januar.

Lily

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Jo moi...

ham mer denn scho April?

:-)
Lily

Freitag, 24. Dezember 2010

Ein Lied, zwei, drei vier

My Alptraum
is a white Christmas...
mit allem, was dazugehört
Wo der Bürger schlittert
und Glatteis glittert
da ist Weihnachten nicht weit

My Alptraum
is a white Christmas
wo morgens nach ner dunklen Nacht
Kein Mensch sein Auto findet
und sich dann schindet
und das morgens früh um acht...


Diese Worte, klein und fein, brachte mir das Schippen ein.
Trotzdem steht mein Auto bombenfest zwischen zwei nett durchgefrorenen Hügeln und bewegt sich keinen Millimeter.
Der frühmorgendlichheiligabendliche Einkauf musste daher zu Fuß stattfinden. Und wie ich es mir gedacht habe: Jeder, aber auch jeder muss fegen, nur die Großanwohner nicht. Ein Fußballfeld lang konnte man am Netto-Parkplatz tiefschneewandern. Hinweg ging noch, der Rückweg wurde wesentlich länger- denn der Einkaufswagen, vulgo Zwiebelporsche, war nur dann vorwärts zu bewegen, wenn man ihn mit beiden Händen hinter sich herzog. Zusammen mit einer kleineren Räumaktion vorm Haus hat mich das Autofreischaufeln und das Einkaufen zwei lockere Stunden gekostet. Gut gegen die Spekulationspolster an meinen Hüften.

Aargh.
Wenn heut einer Bing Crosby spielt, mach ich ihn nen Kopf kürzer.

Und Friede auf Erden :-D

Lily

Euch allen


Mittwoch, 22. Dezember 2010

Jahresabschlussarbeiten.

Dazu zählt bei mir immer das Last-Minute-Geschenkekaufen, die Adventszeit verbringe ich nämlich lieber auf der Couch als im Geschäft- ich werde also nienienich deprimierend pünktlich gegen September schon alle Geschenke haben.


Des weiteren ist ein ereignisreiches Jahr zu Ende gegangen, und eines ohne die üblichen panischen Buchungen in das ablaufende Bilanzjahr. Das erste Mal, seit ich mit der Ausbildung fertig bin, muss ich nicht hektisch einen Kassenschluss verarbeiten. Hier geht es seit heute eher geruhsam zu, da man eh niemanden mehr erreicht, kann man selbst es auch ruhig angehen lassen. Im nächsten Jahr wird es hektisch, und alles wird neu, vor allem im Mai- ich freu mich drauf. Zu den Jahresabschlussarbeiten zählt somit auch seit Jahren mal wieder das „Und Friede auf Erden“.

Zwischen den Jahren ist Zwangsurlaub, 10 Tage für den Preis von vieren, und nach dem morgigen letzten Tag muss ich erst wieder am 03.01.2011 ins Büro. Mal sehen, wie ich die Zimmerpflanzen hier über die Zeit bringe. Einfach stehen lassen geht eher nicht, da ich die Rollläden schließen muss. Und zehn Tage tiefes Dunkel bekommt wohl keiner davon.



Es war bisher ein Jahr des Wechsels, persönlich, beruflich und überhaupt. Für sehr vieles bin ich dankbar, vor allem für die endliche Einsicht in die Tatsache, nach über zwanzig Jahren am selben Schreibtisch wirklich und wahrhaftig niemandem mehr mit weiterem Verweilen dort einen Gefallen zu tun. Am wenigsten mir selbst. Das schlechte Gewissen, Leute hängen gelassen zu haben, ist inzwischen vorsichtigem Mich-befreit-Fühlen gewichen, und der Einsicht, nichts besser gemacht zu haben, wenn ich zurück gekehrt wäre.

Insgesamt bin ich hier nicht nur zufriedener, sondern auch besser und nützlicher beschäftigt.

Die alte Arbeit war so eine der Sorte Hausarbeit: Man wurde einfach niemals fertig. Jetzt ist es so, dass es Dinge zu verfassen, zu erledigen oder zu absolvieren gilt, und dann ist man tatsächlich ein Stück näher an der Erledigung seiner Aufgabe. Sonst war man immer nur einen Tag näher an der Rente- das ist bei nur noch 20 Jahren bis zur Pension doch etwas zu weit weg.



Des weiteren gehört zu den Abschlussarbeiten auch immer der Weihnachtspost hier. Mal sehen, ob mir noch was witziges und schräges einfällt- wenn nicht, wünsche ich euch allen hiermit ein schönes Weihnachten, feiert schön den Geburtstag vom Jesuskind, oder wie ihr immer die Tage begehen wollt.

Sofern mir noch was einfällt, werde ich mich nicht zurück halten, aber das kennt ihr ja.

Vielleicht stell ich doch noch genug Bilder ein, dass die, die es mögen, sie herunterladen und einen Kalender damit ausdrucken können. Wer weiß.



Gehabt euch wohl an diesem kalten Mittwoch, bleibt ruhig und gelassen, und genießt den Frieden, wo ihr ihn finden könnt.



Alles Liebe,



die Lily

Dienstag, 21. Dezember 2010

mehr...

Bilder:



 50 x 70, Acryl, Tusche, Filzschreiber, Kugelschreiber, Aquarellfarbe auf Leinwand, "Fischebild" (nee, wie Originell), verkauft


 70 x 120, Acryl auf Leinwand, "Balance"


70 x 50 Acryl auf Leinwand, "Rausch"


Außenmaß 70 x 40, Fell auf Katze, Innenmaß > unendlich, unentbehrlicher Helfer beim Vernichten nicht für ihn bestimmter Gegenstände und Lebensmittel. Verträglich mit dem Dickschiff des Hauses (Kater Paul). Alle anderen muss er ärgern, bis er eins aufs Maul kriegt. Manchmal auch von dem gerade mit Katzenkraulen beschäftigten Menschen, denn das Kerlchen beißt. Taufnahme war Funghi, weil er komplett verpilzt war, als Tina ihn gerettet hat. Hier umbenannt in Karl, denn so ausländischen Kram wollte er als Namen nicht akzeptieren. Trotz seines unschuldigen Ausdrucks hat er es mörderisch hinter den Ohren, daher ist sein heimlicher Name vermutlich Brutus, oder Nero.

Einen schönen Tag euch allen.,


Lily

Montag, 20. Dezember 2010

Wetter: Mensch 1:0

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die kalte Witterung die Denkgeschwindigkeit der Menschen reduziert. Wie anders ist es zu erklären, dass heute morgen ein Autofahrer, der vermutlich keine Winterschuhe für sein Auto besaß, auf dem Zebrastreifen 50 m die Straße runter immer wieder Vollgas gab, nur um dabei zuzuhören, wie die Vorderräder den Schnee zu Glatteis polierten- natürlich kommt man so nicht weg, wenigstens am Berg nicht. Was heißt Berg…

Naja, der war noch zu verstehen. Der Typ, der ihm direkt auf der Stoßstange saß aber (und damit verhinderte, dass der andere vielleicht ein Stück zurück setzen und neu ansetzen konnte), der hupte. Wahrscheinlich, weil das dann viel besser vorwärts geht, die Räder automatisch Grip bekommen, und es dann wirklich zügig weiter geht. Oder?

Schön ist es auch, wenn, wie am Samstag, ein Abschleppwagen quer auf der Straße steht, um ein gestrandetes Auto aus einer Einfahrt zu ziehen, und die sich binnen kürzester Zeit in der Anliegerstraße(!) bildende Autoschlange in ein synchrones Hupen ausbricht. Der Abschleppwagenfahrer hat offenbar das Gemüt eines Brauereipferdes. Ich hätte die Typen allemal aus dem Auto geholt und ihnen wenigstens verbal eins auf die Mappe gegeben. Der Fahrer hat nichts dergleichen getan. Vielleicht hatte aber auch ihn die Kälte ein bisschen gelähmt, wer weiß.

Was die Leute mit ihren Gefährten in dieser Zeit auf die Straße treibt, ist mir ohnehin manches Mal schleierhaft. Mal ehrlich- mit dem Fahrrad durch den Schnee? Längs schlecht bis gar nicht geräumter Straßen, an halbmeterhohen Aufhäufungen entlang schliddernd und die verengte Fahrbahn beinahe, aber nicht vollständig der Breite nach vermessend, torkelten da heut morgen einige Radfahrer durch den Verkehr. Noch besser ist die hochtourig drehende Zwiebacksäge Marke Baumarkt-Roller, auf der wer sitzt (am besten ohne Handschuhe), rechts und links einen Fuß zur Vorsicht ausgefahren, und die Straße runterbrettert. Die, weil die Frostschäden aus dem letzten Jahr noch nicht verfüllt sind, demnächst in „Straße der Fehlgeburten“ umbenannt werden soll.



Anderes Thema. Oder auch nicht- ich hätte gerade beinahe zweimal „Appschleppwagen“ geschrieben. There’s an app for it, I’m sure.



Den letzten Band der Millenium-Trilogie hab ich gestern Nacht zu Ende gelesen. Ein klitzekleines Bisschen erinnert mich der Plot an den Grafen von Monte Christo, aber das macht nix, den hab ich auch gern gelesen. Und spannender ist der Larsson auch. Plus, es macht Spaß, sich Frau Salander an der Nailgun vorzustellen- das hat ein Element von ausgleichender Gerechtigkeit. Ein bisschen zu positiv und konstruktiv kamen mir die Politiker vor, Aber ich bin auch eine zynische Hexe mit verhärteten Fasern- die nichtsdestotrotz weit über die Schlafenszeit hinweg gelesen hat. Und daher nicht in den Schlaf kam. Das letzte Mal hab ich um halb drei auf die Uhr geschaut, dann bin ich aufgestanden und hab einen Keks gegessen. Der hats dann gebracht. Aber natürlich war dann ans Aufstehen um die übliche Zeit (derzeit, busfahrplanhalber, zwanzig nach fünf nachts) nicht zu denken.

Der Bus war entsprechend voll, und ich muss der Busfahrerin meinen uneingeschränkten Respekt zollen. Sie ist nicht nur ganz hervorragend gefahren, nein, sie (schätzungsweise 1,60 groß und zierlich, schwarze lange Locken, megahübsch, ungefähr Mitte/Ende Zwanzig) hat sogar den Typ leben lassen, der irgendwann von direkt hinter ihr sie mit den Worten ansprach: „Herr Busfahrer, ich würde hier gerne aussteigen!“ Immerhin, HERR Busfahrer. Und nicht „Ey, du Arsch.“

Man ist ja schon für Kleinigkeiten dankbar.





Liebe Grüße und fröhliche Eiszeit,



Lily.



Und wenn nächstes Jahr die Bundesregierung Schneekettenpflicht einführt, dann, ja dann werden wir zu Weihnachten die Krokusse gießen müssen Draußen.

Sonntag, 19. Dezember 2010

The benefit of being lazy

Manchmal bin ich faul (okay, auch manchmal öfter). Manchmal bin ich sogar stinkefaul, wie zum Beispiel gestern. Gestern hatte ich, während ich mich bei NettofrüherPlus rumtrieb, plötzlich Lust aufs Kuchenbacken, aber kein Rezept im Kopfe. Was schleppt frau dann nach Hause? Richtig, eine Backmischung. Und zwar in diesem Falle eine vom Dokter mit dem Umlaut im Anlaut. Weil ich so gern Marmorkuchen esse, hab ich mich vom Kuchennamen anfixen lassen, der "Marmorwolke" (KEIN Scherz) lautete. Na, hab ich mir gedacht, mein eigener Marmorkuchen ist Legende, wolln wer mal sehn, was der Dok Ö. so auf der Pfanne hat.
Vorhin denn wollte ich ein wenig hier Aufräumen und fiselefierte so vor mich hin, wie die Wohnung wohl ohne Katzenhinterlassenschaften (vom Riss in der Tapete bis zur sauber aus dem Klo gekickten Streu) aussähe. Diese fiselofischen Gedanken setzte Eddie sofort um, in dem er sich in die (aus dem Klo geschleuderte) Streu warf und sich drin wälzte.
Daraufhin hab ich jeden Gedanken an Fegen aufgegeben, und machte mich ans Marmorwolkenbacken. Aha, interessant, ohne Butter, dafür mit Sahne. Hm. Hat also weniger Fett. Brrrrrrr, Mixer. Form ausfetten, ausstreuen mit braunem Zucker (macht schöne Farbe und knuspert nett). Teig eingefüllt, Marmorteig gemacht und ebenfalls eingefüllt, Form in den Ofen.
Bei WoW mehrere teure Rüstungsstücke gekauft.
Mit den Fingern getrommelt.
 Denkt euch zarte Düfte, die durch die Wohnung ziehen, und einen pawlowschen Sabberreflex bei eurer Chronistin.
Garprobe.
Ofen aus, Kuchen raus, stürzen, mit dem Dekozucker bekrümeln, zum Abkühlen ins eisekalte Schlafzimmer gestellt.

Und dann, dann musste ich mal probieren, denn das Mittagessen ist heut der Faulheit zum Opfer gefallen.
Und was muss ich neidlos anerkennen? Das ist wirklich eine Wolke. So locker krieg ich ihn nicht hin, auch nicht mit Stärkemehl und noch einem Extra-Eiweiß. Federleicht, der Gute, und das trotz Marmor.
Menno, da bin ich echt platt.-

Die Lily.
*pfft* <---das da war ein zartes Aufstoßen, begünstigt durch einen großen, fiesen Fressanfall, ausgelöst durch den wunderbar leckeren Kuchen, der nicht mal zu süß ist, wie die anderen alle.

Eddie. 



Samstag, 18. Dezember 2010

Einfach anti

Ich muss gestehen, dass ich manches Mal aus rein grundsätzlicher Oppositionslust gegen eine herrschende Meinung bin. Das macht Spaß, bringt Leute auf die Palme und hält die Gefäße gesund.

Besonders ausgeprägt ist dieses Anti-Sein bei Büchern. Ich möchte nicht die Bestsellerliste rauf und runter lesen, hab meine Lieblingsautoren, lass mich gern in meiner Buchhandlung beraten, aber wehe, man versucht mir was aufzuschwatzen, das auch Leute lesen die sonst nie über Bedienungsanleitungen hinaus wachsen.
Zum Beispiel das unsägliche „Nicht ohne meine Tochter“, das in den Endachtzigern mal Furore machte, und mir von einer Schwägerin ans Herz gelegt wurde, die nicht mal die Tageszeitung las.
Graaa. Ich hab mich standhaft geweigert, es zu lesen, und das mit Erfolg.
Harry Potter hingegen hab ich nicht nur gelesen, sondern kenne alle Bände fast auswendig, aber auch nur, weil ich das erste Buch schon vor dem Hype hatte. Danach, wer weiß?
Manchmal aber muss ich auch später noch meine Meinung revidieren...ich lese gerade den zweiten Teil der Millenium-Trilogie und freue mich schon auf Band drei. Der Herr Larsson, der konnte schreiben, und der konnte sich vor allem Geschichten ausdenken. Herrje.
Nur eins geht mir auf den Nerv: Alle, alle heißen Svensson, sofern sie nicht Gustafson oder Malmgren oder so ähnlich heißen. Das überfordert mich nun wirklich. Blomkvist und Salander kann ich mir grad noch so merken. Aber bei den Larssons, Janssons und Ekströms geht’s mir so, als würde ich die Personenliste eines der großen russischen Romane lesen. Da hab ich schon beim dritten Namen abgeschaltet und meist gar nicht weiter gelesen. Grischa und Mischa und Sascha und Pascha- nee danke.
Wie ich vermute, ist mir da eine ganze Menge entgangen. Aber damit muss man leben, das ist eine Nebenwirkung vom Anti-Sein.
Ansonsten finde ich, der Schnee ist ganz bestimmt Kachelmanns Rache, Busfahren wird unterbewertet, und es ist Scheiße, wenn man nicht mit seinem Auto zum Malen fahren kann, weil man- einen Platten hat. Jawollja.
Ich glaube, mein Weihnachtsgeschenk werden dieses Jahr zwei neue Winterreifen sein.
Ich hätte lieber ein paar Bücher, das ist auch billiger.
Nun denn, lasst euch den Schnee nicht auf die Nerven gehen, und genießt das Wochenende, solang es dauert.


Bis dahin,

die Lily

Dienstag, 14. Dezember 2010

Krippe|n, f., 1. va. für Tierfutterbehälter, 2. Schlafstatt in der biblischen Geschichte

Shannon hat sich in ihrem Blog Everyday Stranger mal in die Heiligen Drei Könige hineinversetzt...

Schönen Tag wünscht euch
die

Lily

Montag, 13. Dezember 2010

Meier und Dschehsn. Oder; Wie es dann doch zu einem Problemkind kam.

Heute, im Bus.

"Dschehsn, lass die Handschuhe an!", die Dschehsnmutter hat eine unangenehme Stimme. Laut, und irgendwie leierig, und mein Gegenüber schielt mich verstohlen an, versucht, einen Solidaritätsblick zu kriegen.
Geschrei von Dschehsn, ein etwas älteres Kind steht daneben,  hampelt rum und ärgert den Kleinen.
"Meier, und du lass Unserdschehsn in Ruhe"- das wundert mich denn doch, sein Kind einfach Meier zu nennen, zeugt von mehr Originalität als die Stimme vermuten ließ.
 "He, lass die Meier mal, das is meine Tochter!" Betonung auf dem Besitz anzeigenden Fürwort. Also doch ein anderer Stall.
"Dschehsen! Wenn du nich sofort die Handschuhe wieder anziehn tus, dann wirße krank, dann musse ins Krankenhaus, und da tun dich die Ärzte operiern, und das tut weh, und die Mama kommt dich dann nicht besuchen! Oder vielleicht bring ich dir gezz gleich nachem Opa, der gibtich ein mittehn Teppichklopfer!"
Geschrei und Geheule.
"Dschehsn! Halt sofort die Fresse, oder ich gib dich n Grund zum Heulen!"

Welchen denn noch, bitte?


Lily, sich das Haupthaar raufend.

Ach ja, das andere Kind war ein Mädchen. Das hieß vermutlich schlicht Maja. Alles andere wäre echt zuviel verlangt.

Der Grund

Den Grund für all das, was schief gelaufen war, würde er wohl nie mehr sicher herausfinden. Das war das schwerste gewesen: Abschied zu nehmen von dem unbedingten Willen, Ursachen zu erforschen und damit vielleicht auch Verantwortung und Schuld zu verteilen, weg von sich, hin zu anderen.

Mit dem Loslassen dieser Fixierung hatte sich auch vieles andere gelöst, denn der Verzicht auf die Zuschreibung von Schuld hatte eine Kettenreaktion der Vergebung ablaufen lassen. Zunächst waren da seine Eltern gewesen. Natürlich waren Eltern immer an allem Schuld, und trugen für alles die Verantwortung- aber welche Eltern? Die eigenen? Oder vielleicht deren Eltern? Denn so, wie er selbst sich exkulpierte, nämlich über die Erbsünde der Erziehung, konnten sich wiederum seine Eltern ent-schuldigen, und so weiter, und so fort.

Wie war er nur darauf gekommen, schmollend wie ein dreijähriger Hosenscheißer mit den Füßen aufzustampfen und ein klägliches „Ihr habt aber angefangen“ den beiden Menschen entgegen zu jammern, die ihn nach bestem Wissen und Vermögen auf dieses Leben vorbereitet hatten? Natürlich hatten sie Fehler gemacht, und warum auch nicht? Manchmal waren sie unkonzentriert, müde und überlastet, manchmal hatten sie Angst- sie waren in anderen Zeiten aufgewachsen, unter anderen Prämissen, und konnten nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass das ihnen mitgegebene Handwerkszeug eine Generation weiter nicht mehr ausreichen würde, um ein sinnvolles Leben zu führen.

Nach einer kurzen Weile war ihm sogar klar geworden, dass ihm nicht einmal Vergebung zustand. Denn auf diese konnte nur jemand hoffen, der schuldig geworden war, und trotz aller Nachforschung war das Schlimmste, das er ihnen vorwerfen konnte, eine gewisse Überbeanspruchung und mangelndes Wissen um Ursachen und Wirkung gewesen. Schuldig im Sinne der vagen Anklage waren sie nie geworden.



Wenn ihm aber Vergebung nicht zustand, und Verständnis und Toleranz für die zwei begrenzten Menschen in seiner Vergangenheit an ihre Stelle traten, was blieb dann für ihn? Ihn, der sich doch rühmte, eine gewisse Weitsicht zu haben, ein Händchen für Informationen und deren Verarbeitung? Eine gewisse – Klugheit?

Sollte er tatsächlich an allem selbst schuld sein?

Die Erkenntnis, die dieser Frage folgte, brach sich nur langsam Bahn. Die Erkenntnis nämlich, dass Schuld und Verantwortung auch bei ihm selbst klar mit den Vorgaben einher gingen, mit denen ausgerüstet er sich dem Leben stellen wollte. Nämlich mit all seinen Grenzen, all seinen Macken, Fehlern, und dem unzureichenden Handwerkszeug der letzten Generationen, das diese ihm vererbt hatten.

Er hatte versucht, mit einem kleinen Kindereimer einen See leer zu schöpfen.

Dass das nicht gelungen war, war nicht nur kein Wunder, sondern nicht anders zu erwarten. Schuld daran trug er nur soweit, als dass er sich die Aufgabe gestellt hatte, ohne seine Mittel zu überprüfen, ohne das Ziel in Frage zu stellen, ohne zwischendurch innezuhalten und ein Urteil über Sinn und Unsinn des Unternehmens zu fällen.

Schuld trug er vor allem aber in der ätzenden Kritik, der giftigen Selbstherabsetzung, der Wut und des Zorns, die er in sich gehegt und gepflegt hatte, die er gekaut, geschluckt und mit masochistischem Vergnügen ausgefeilt wieder von sich gegeben hatte.

Ein Weg zur Versöhnung mit sich selbst und seinem Leben lag damit klar vor ihm.



Er würde ihn nur noch gehen müssen.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Winter

Die eine Seite des Winters ist das Ende eines Jahres, welches uns vielleicht schönes, vielleicht angenehmes, vielleicht aber auch böses oder sogar schreckliches Neues gebracht hat.
Das ist das Ende, das Ende von allem, das in diesem Jahr eine Rolle gespielt hat, und zugleich der Anfang von wieder Neuem. Die Karten werden neu gemischt, wenn wir das zulassen.



So oder so: Der Winter ist zweigesichtig.
Einen schönen Sonntag euch allen, und einen guten Start in die Woche.

Eure

Lily

Freitag, 10. Dezember 2010

Präsentierteller

…nennt man die Art Arbeitsplatz, die ich derzeit innehabe. Erdgeschossig-un-gardin-t, innenstädtisch-hell-erleuchtet.

Vor dem Haus eine Rutschbahn, bzw, gegenüber, denn mein Arbeitgeber nimmt seine Räumpflicht sehr ernst und schickt jeden Morgen ein armes Schwein mit einem Maschinchen den Berg hoch, und der räumt und streut ganz erheblich.

Heute Morgen hab ich schon unfreiwillig gegrinst über den Typ, der an der Bushaltestelle zwischen seinen zwei sehr überraschten Golden Retrievern saß. Beide Hunde strebten voneinander (und von Herrchen, der ihnen so plötzlich so nahe kam) weg, und ihr Mensch saß hilflos auf dem glatt gefrorenen Stück Ausfahrt zwischen ihnen (tiefgekühltes Kopfsteinpflaster und darauf tropfender Regen = schweinerutschig).

Ähnliches Gehampel spielt sich heute mehrmals täglich vor meinem Fenster ab, aber, wie gesagt, auf der anderen Straßenseite.

Gewagtester Mitspieler in der „Wer fällt den Fußgänger“-Runde in dieser Woche ist der Kinderarzt eine Ecke weiter: Da wurde seit Beginn des Schneefalls letzte Woche Mittwoch weder geräumt noch gestreut- ich umgehe die Stelle weiträumig, denn abschüssig ist sie auch noch.

An sich hat sich das Busfahren als eine prima Sache herausgestellt. Der Bus, den ich kriegen will, fährt zuverlässig um 6.25, die Frontscheiben sind frei, der Wagen selbst geheizt. Kein Mensch außer mir für die ersten drei, vier Haltestellen, dann allerdings eine kleine Gruppe allein reisender Jugendlicher, die, wie gestern ausgeführt, an einem geheimen Programm teilzunehmen scheinen. Die meisten schlafen noch, daher ist es recht leise im Bus, bis auf das Klacken der künstlichen Fingernägel auf den Handytastaturen.

Im Bus selbst sitzt man nicht auf dem Präsentierteller, weil mein Busunternehmen nicht an freie Sicht für Passagiere glaubt. Viel eher glaubt es an eine Mischung aus Werbefolie und Dreck auf den Fenstern. Um diese Jahreszeit ist der Dreck wohl obligatorisch.

Die Philosophie dieses Nahverkehrsunternehmens kann man bei langjährigen Kunden schon an der servilen Haltung und dem vorab-um-Pardon-bittenden Tonfall erkennen, mit dem sie einen Busfahrer etwas fragen, oder, ganz allgemein und Gott bewahre, den Bus benutzen wollen. Da wird vorab gelächelt, ge-guten-morgen-sagt, geschleimt und so, bis man auch darauf beinahe ausrutscht.
Oft kann man beobachten, dass der Bus am Bahnhof steht, eine Viertelstunde den Motor im Leerlauf röhren lässt, während der Fahrer Kaffee trinkt. Hinter dem Steuer. Und das, wo der Pausenraum grad mal eine Minute zu Fuß entfernt ist. Den Kunden so deutlich zu sagen, dass deren kalte Füße einem scheißegal sind, traut man sich vermutlich wirklich nur als Busfahrer.

Kaffeepausen in allen Ehren, das ist mir ein bisschen zu plakativ. Ebenso demonstratives Rauchen im Bus, wenn die Passagiere ausnahmsweise wegen erheblicher Minustemperaturen schon mal reingelassen werden.
Auch auf das freundliche „Guten Abend“ einer Kundin mit „Fahrschein!11elf“ zu antworten, muss nicht sein. Der liebe Gott und Konrad Duden haben sich was dabei gedacht, als sie die Höflichkeitsform und die Befehlsform als zwei grundsätzlich unterschiedliche Formulierungen aufgefasst haben.
Aber ich seh schon: Ich werde alt und grantelig. Jeden Tag ein bisschen mehr.
Gehabt euch wohl an diesem Wochenende, grüßt mir die Freizeit und die Unterhaltung, legt euch nicht auf die Nase, und so weiter.

Lily

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Neulich in der Matrix

Als ich letztens zu Zwecken des Ortswechsels ein öffentliches Personentransportmittel nutzte, fiel mir wieder auf, in welch großem und weit reichendem Umfang die Matrix den steten Rückgriff auf ihre Datenbasis benötigt, um weiter wie gewohnt zu funktionieren.
Es scheint mir von beginnender Schwäche des Systems zu künden, dass das Betreten eines dieser Transporter vor allem bei nachwachsenden Matrix-Bewohnern den sofortigen Griff nach dem Träger der Leben erhaltenden und Sinn stiftenden Elektronik erfordert. Viele von ihnen waren mittels kleiner, seitlich am Kopf attachierter und mit Kabeln versehener Konnektoren mit ihrer E-Basis verbunden, bei einigen erforderte der Kontakt auch eine verbale Eincheck-Routine.
Dass es sich bei den Geräten um der Kommunikation dienliche Kleintelefone handelt, kann mir kein Mensch erklären- denn wer muss morgens um fünf vor halb sieben telefonieren? Und mit wem? Wer muss auf Touchscreens herumtippen während er angeblich mit seinen Freundinnen spricht? Wer muss mit geschlossenen Augen auf seinem Sitz rhythmisch hin- und her schwingen, und dabei angeblich den Vorgaben der Musik folgen, während er seine Haltestelle verpasst?
Seht ihr? Diese Argumente gehen alle ins Leere, weil sie nämlich keinen Sinn ergeben.
Die einzig akzeptable Erklärung ist die, dass die Matrix ein stetes Backup fordert, damit sie auch morgens um halb sieben funktioniert.

Irgendwie kann man das verstehen, finde ich. Schließlich kann die Matrix um die Uhrzeit nicht auf Kaffee zurück greifen, so wie



die Lily.