Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die kalte Witterung die Denkgeschwindigkeit der Menschen reduziert. Wie anders ist es zu erklären, dass heute morgen ein Autofahrer, der vermutlich keine Winterschuhe für sein Auto besaß, auf dem Zebrastreifen 50 m die Straße runter immer wieder Vollgas gab, nur um dabei zuzuhören, wie die Vorderräder den Schnee zu Glatteis polierten- natürlich kommt man so nicht weg, wenigstens am Berg nicht. Was heißt Berg…
Naja, der war noch zu verstehen. Der Typ, der ihm direkt auf der Stoßstange saß aber (und damit verhinderte, dass der andere vielleicht ein Stück zurück setzen und neu ansetzen konnte), der hupte. Wahrscheinlich, weil das dann viel besser vorwärts geht, die Räder automatisch Grip bekommen, und es dann wirklich zügig weiter geht. Oder?
Schön ist es auch, wenn, wie am Samstag, ein Abschleppwagen quer auf der Straße steht, um ein gestrandetes Auto aus einer Einfahrt zu ziehen, und die sich binnen kürzester Zeit in der Anliegerstraße(!) bildende Autoschlange in ein synchrones Hupen ausbricht. Der Abschleppwagenfahrer hat offenbar das Gemüt eines Brauereipferdes. Ich hätte die Typen allemal aus dem Auto geholt und ihnen wenigstens verbal eins auf die Mappe gegeben. Der Fahrer hat nichts dergleichen getan. Vielleicht hatte aber auch ihn die Kälte ein bisschen gelähmt, wer weiß.
Was die Leute mit ihren Gefährten in dieser Zeit auf die Straße treibt, ist mir ohnehin manches Mal schleierhaft. Mal ehrlich- mit dem Fahrrad durch den Schnee? Längs schlecht bis gar nicht geräumter Straßen, an halbmeterhohen Aufhäufungen entlang schliddernd und die verengte Fahrbahn beinahe, aber nicht vollständig der Breite nach vermessend, torkelten da heut morgen einige Radfahrer durch den Verkehr. Noch besser ist die hochtourig drehende Zwiebacksäge Marke Baumarkt-Roller, auf der wer sitzt (am besten ohne Handschuhe), rechts und links einen Fuß zur Vorsicht ausgefahren, und die Straße runterbrettert. Die, weil die Frostschäden aus dem letzten Jahr noch nicht verfüllt sind, demnächst in „Straße der Fehlgeburten“ umbenannt werden soll.
Anderes Thema. Oder auch nicht- ich hätte gerade beinahe zweimal „Appschleppwagen“ geschrieben. There’s an app for it, I’m sure.
Den letzten Band der Millenium-Trilogie hab ich gestern Nacht zu Ende gelesen. Ein klitzekleines Bisschen erinnert mich der Plot an den Grafen von Monte Christo, aber das macht nix, den hab ich auch gern gelesen. Und spannender ist der Larsson auch. Plus, es macht Spaß, sich Frau Salander an der Nailgun vorzustellen- das hat ein Element von ausgleichender Gerechtigkeit. Ein bisschen zu positiv und konstruktiv kamen mir die Politiker vor, Aber ich bin auch eine zynische Hexe mit verhärteten Fasern- die nichtsdestotrotz weit über die Schlafenszeit hinweg gelesen hat. Und daher nicht in den Schlaf kam. Das letzte Mal hab ich um halb drei auf die Uhr geschaut, dann bin ich aufgestanden und hab einen Keks gegessen. Der hats dann gebracht. Aber natürlich war dann ans Aufstehen um die übliche Zeit (derzeit, busfahrplanhalber, zwanzig nach fünf nachts) nicht zu denken.
Der Bus war entsprechend voll, und ich muss der Busfahrerin meinen uneingeschränkten Respekt zollen. Sie ist nicht nur ganz hervorragend gefahren, nein, sie (schätzungsweise 1,60 groß und zierlich, schwarze lange Locken, megahübsch, ungefähr Mitte/Ende Zwanzig) hat sogar den Typ leben lassen, der irgendwann von direkt hinter ihr sie mit den Worten ansprach: „Herr Busfahrer, ich würde hier gerne aussteigen!“ Immerhin, HERR Busfahrer. Und nicht „Ey, du Arsch.“
Man ist ja schon für Kleinigkeiten dankbar.
Liebe Grüße und fröhliche Eiszeit,
Lily.
Und wenn nächstes Jahr die Bundesregierung Schneekettenpflicht einführt, dann, ja dann werden wir zu Weihnachten die Krokusse gießen müssen Draußen.
Montag, 20. Dezember 2010
Wetter: Mensch 1:0
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2 Kommentare:
Mensch Lily, wo bleibst du denn?!?
Mein lieblingsspruch:
Wat brauch ich denn Winterreifen. Meine warmgefahrenen Sommedinger sind genauso gut.
Klar. Bei -8° Celsius...
Fahr Du mal die reifen warm und zahl die vierzig schleifen...
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