Donnerstag, 31. Juli 2008

Zwei Seelen, ach...

Hi Charlie, Schwesterherz,
lang nicht gesehen.
Wie isses? Ich bin für eine Woche in der Stadt. Hast du heute Abend Lust auf ein Bier bei Päule? Mail mir doch kurz, wenn es klappt.
Grüße,
Söffken
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Mit freundlichen Grüßen
Sophie M. Regensburger
CEO

Hallo meine liebe Sophie,

es tut mir leid, ich habe momentan einfach keine Energie. Du weißt ja, dass es für mich manchmal schwierig ist, vor allem, wenn so ein schrecklicher Tag hinter mir liegt.
Vielleicht bin ich morgen in der Lage, mal ein wenig an die frische Luft zu kommen.
Meine Aura ist heut soviel düsterer als sonst-
ich grüße dich ganz still.
Charlotte

Noch Mal hi,
was ist denn Schreckliches passiert? Mach mich nicht neugierig.
lg
S.
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Mit freundlichen Grüßen
Sophie M. Regensburger
CEO

Liebe Sophie,
nur soviel: Ich bin tief gekränkt. Manchen Menschen macht es offenbar viel Freude, andere zu verstören. Aber vielleicht kann ich ja genug Geduld und Verständnis aufbringen, um zu verzeihen-
Charlotte.

Also, Charlie,

wenn du nicht darüber reden möchtest, nur eins: Es hat keinen Sinn, zu grübeln. Und es gibt Dinge, bei denen sollte man sich nicht allzu sehr um Geduld bemühen. Um Verständnis schon gar nicht.
Scheiß drauf!
S.
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Mit freundlichen Grüßen
Sophie M. Regensburger
CEO

Du-
ich grüble bestimmt nicht, keine Angst, Liebes. In jedem Anwurf steckt ein Stückchen Wahrheit- wie eine Perle sich um einen Fremdkörper schließt, will ich dies Harte in mir versenken.
Weißt du noch, wie wir letztes Jahr in Santa Fe im Sonnenuntergang standen und die unendliche, kosmische Kraft spürten? Diese Energie versuche ich, jetzt zu mobilisieren. Ich meditiere heute Abend. Wenn du möchtest, komm doch auch zu
Charlotte.
Du bist herzlich eingeladen!

Liebe Charlotte.
Das ist Quatsch, was du da erzählst. Sicher erinnere ich mich an Santa Fe- aber nur daran, dass du geheult hast wie ein Schlosshund, weil dieser blöde Knilch dich schief angesehen hat. Und ich durfte dich im Sonnenuntergang aufbauen. Von Energie nicht die Spur, meine Liebe. Nicht bei dir, soweit ich mich erinnern kann :-)
Sophie
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Mit freundlichen Grüßen
Sophie M. Regensburger
CEO

...und nach Meditation ist mir heute nicht, sorry. Wirklich nur nach einem Bier.
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Mit freundlichen Grüßen
Sophie M. Regensburger
CEO

Liebe Sophie,
bitte, zerstöre ein einzigartiges Erlebnis nicht. Ich weiß ja, dass es für dich schwierig ist, deinen weichen Kern nicht zu verleugnen. Verhärte dich nicht,
bittet
Charlotte

Mach mal einen Punkt, meine Liebe! Wenn ich mich richtig entsinne, warst du voll wie ein Eimer. Dann hast du diesen bleichen Freak angequatscht, der da mit billigem Türkisschmuck an der Ecke stand und aussah wie ein Oberammergauer Jesus, Reservebesetzung. Und ihm so einen gequirlten Müll erzählt, dass er nicht mehr wusste, wo oben und wo unten ist. Als er dich daraufhin irritiert angekuckt hat, bist du heulend weggelaufen. Fünfzig Prozent Katzenjammer wegen der Sauferei und fünfzig Prozent beleidigte Leberwurst. Und ich durfte es ausbaden. Nee- nix Kraft.
S.
PS: Wegen der prozentualen Verteilung lass ich mit mir reden 
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Mit freundlichen Grüßen
Sophie M. Regensburger
CEO

Meine liebe, liebe Sophie,
alles ziehst du in den Schmutz- du gehst so negativ mit dir um... und bist so verhärtet in letzter Zeit. Ich will dir gern helfen, zu den tiefen Schichten deines Selbst vorzudringen. Mit Meditation müsste es auch dir gelingen.
Ich kenne ein paar neue Griffe, die mir mein Reflexzonentherapeut beigebracht hat. Soll ich sie dir zeigen? Oder versuch es doch einmal mit den fünf Tibetern. Ich hab da ein wirklich interessantes Buch, von einem nepalesischen Flüchtling geschrieben, stell dir vor, er lebt in Berlin in einem Asylantenwohnheim, und er hat das Buch im Selbstverlag auf den Markt gebracht. Bewundernswert, findest du nicht?
Ich glaube, nach der Meditation bringe ich es dir einfach mal vorbei.
Bis heute Abend,
Charlotte
- die dir ermutigende Gedanken schickt -

Ich bin heut Abend nicht zu Hause. Sicher nicht.
Und jetzt lies bitte aufmerksam mit: Ich habe keinesfalls die Absicht, dich oder irgendjemand anderen dabei zu unterstützen, an meinen „weichen Kern“ zu kommen. Lass diesen Mumpitz, ich bitte dich.
Und wenn du unsere Mutter siehst: Richte ihr bitte schöne Grüße aus. Ich weiß nicht genau, wann ich wieder zu Besuch kommen kann.
Schönen Tag noch,
S.
PS: Wie kommt der bewundernswerte Asylant an die Kohle für den Selbstverlag?
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Mit freundlichen Grüßen
Sophie M. Regensburger
CEO

Meine Liebe,

ich kann ja verstehen, dass du das von mir nicht hören willst, schließlich kenne ich das von dir seit Jahren. Immer, wenn es brenzlig wird, willst du dir selbst nicht ins Gesicht schauen, deine Verhärtungen nicht sehen. Glaub mir, ein paar Übungen würden dir wirklich, wirklich gut tun und dich entspannter auf deine Mitmenschen zugehen lassen.
Ich bin jedoch deine große Schwester, und werde stets zu dir stehen, weißt du? Dein Ringen um Geld und Anerkennung ist ja doch nur eine verzweifelte Suche nach spiritueller Erleuchtung- aber auch das wirst du eines Tages erkennen, glaub mir, Liebe.
Nur dass du unsere arme Mutter da mit hineinziehst, dafür habe ich so gar kein Verständnis. Immer, immer fragt sie nach dir, und ich kann ihre liebe, tränenerstickte Stimme nicht mehr ertragen. Sie ist so traurig-
so wie ich nun.
Betroffen bin ich, ja, ge-troffen.
in schwesterlicher Liebe, trotz deiner Härte,
Charlotte

Ich betone jetzt und hier: Ich ziehe niemanden in irgend etwas hinein. Aber Mutter und dich im Duett halte ich einfach nicht aus. Punkt. Und nenn mich nicht immer „Liebe“.
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Mit freundlichen Grüßen
Sophie M. Regensburger
CEO

Liebe Schwester,

tout comprendre c'est tout pardonner.
Ich verstehe dich.
Charlotte

Lass mich BITTE! in Ruhe!
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Mit freundlichen Grüßen
Sophie M. Regensburger
CEO

Sophie,
es ist wirklich unglaublich, wie aggressiv du sein kannst. Du, Liebes, beherrsche dich doch ein wenig. Mein Therapeut sagt immer, man muss die Energie zwischen den verschiedenen Bewusstseinsebenen fließen lassen, damit frische Kraft durch uns strömt- soll ich vielleicht mal einen Termin für dich machen? Er würde dir so gern helfen- er kennt dich bereits aus meinen Erzählungen, wie er immer sagt. Er ist mehr als ein Therapeut- ein guter Freund, ein Seelenverwandter: Der spirituelle Bruder, den wir nie hatten.

Deine Schwester
Charlotte


Leider bin ich nicht in der Lage, Ihr Schreiben persönlich zu beantworten, da ich mich zurzeit im Urlaub befinde. Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an mein Büro, unter der Mailadresse info@Regensburger.de. Vielen Dank für Ihr Interesse!
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Mit freundlichen Grüßen
Sophie M. Regensburger
CEO





Auch eine von den alten Geschichten.

Lily




Mittwoch, 30. Juli 2008

Spaß auf der Straße

Schild am Stiel, kost’ nicht viel.



Auf meinem Weg zu einem „Gießt du unsere Blumen wenn wir im Urlaub sind?“-Nebenjob, schlappe 15 Kilometer von meiner Behausung entfernt, komme ich regelmäßig durch eine Baustelle. Dieselbe ist schon einige Zeit dort vor Ort, und treibt Raubbau mit des Autofahrers Ressourcen. Denn jemand scheint Schilder übrig zu haben.

In der einen Richtung stehen auf knapp 500 Metern nicht weniger als 18 Schilder. Darunter so perlende Zusammenstellung wie eine 70-30-50-Kombi (jeweils km/h Höchstgeschwindigkeit) auf ganzen dreißig Metern Strecke. Die andere Richtung ist noch besser, denn sie zeigt 27 Schilder auf den selben 500 Metern. Die einzig denkbare Rechtfertigung für diese Form metallenen Irrsinns ist eine sich rasch bewegende und verändernde Baustelle. Allerdings hab ich in den letzten Monaten dort noch keinen Menschen gesehen. Keinen bauenden Menschen. Vielleicht ist die Baustelle auch einfach in ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum gefallen und bleibt für alle Zeiten als Memento zurück.



Unter sieben Unterführungen muss ich her, viele dunkle Dinge treiben in meinem Hirn ihr Unwesen...

Nee, halt, das reimt sich nicht



In dem von mir als Heimatort auserwählten Städtchen gibt es eine Unterführung. Natürlich nicht nur eine, sondern es gibt schon mehrere. Wirklich!

Aber lasst mich berichten: Eine gibt es, die bemerkenswert ist, und zwar ob der Realitätsverluste, die sie in den Zerebralfühlern mancher Menschen erzeugt.


Es war einmal eine Unterführung, die war 3,60 Meter hoch. Soweit, so gut.

Sie überspannte, und tut das immer noch, eine Hauptstraße, die zwischen zwei größeren Städten besagten Heimatort durchquert, und man kann sie im Falle einer Stauung auf einer oder zwei der überregionalen Autobahnen bzw. einer querenden Bundesstraße als Abkürzung nutzen.

Anlieger sind außerdem die Art Industriebetriebe, deren Vorhandensein im Ruhrgebiet gern nonchalant übergangen wird. Also Industrie der eher schmutzigen Art.

Das erklärt vielleicht, warum diese Straße reichlich genutzt wird, unter anderem von Lastkraftwagen in großer Anzahl.


Die Unterführung wird in dem Teil, in dem sie Überführung ist, von der deutschen Bahn genutzt. Diese könnte man somit auch als Brückenbesitzer bezeichnen.


Vor der Brücke, von der Städtchenmitte aus betrachtet, zweigen in einer Kreuzung zwei Straßen ab, eine links, eine rechts. Hinter der Brücke (also auch wieder davor, wenn man aus der anderen Richtung... ihr versteht!) gibt es einen Abzweig.

Also: Unten Straße, oben Eisenbahn.


Ein Bauwerk der massiven Art.


Warum, oh ihr Götter, die ihr Schimmel in mancher Leute Schädel wachsen lasst, warum also kann das Schild „Vorsicht!!! Höhe der Brücke voraus = 3,60 m“ dann nicht mit anderen Realitäten in Verbindung gebracht werden- wie zum Beispiel mit der lichten Höhe des heran brausenden LKW?

Im Schnitt dreimal pro Jahr knallt da so ein Vollhorst drunter.

Hunderte von Metern vorher wird mittels des besagten Schilds auf die Höhe (bzw. scheint es sich ja um eine NICHT-HÖHE zu handeln) hingewiesen.

Vor den vorgelagerten Kreuzungen (Hinweis: Das sind Fluchtwege! Da kann man abbiegen, wenn man unter der Brücke nicht durch passt!) hängen die Schilder mit neongrellem Hintergrund. Mehrmals, rechts und links. An der Brücke selbst -dito.


Warum also?

Eine Freundin berichtete vor kurzem, sie habe die Brücke angesteuert (mit dem Auto) und ihr sei ein LKW entgegengekommen, der schon von weitem zu hoch aussah- und der habe so richtig Gummi gegeben, und sei mit Schmackes hängen geblieben. Hat er gedacht, wenn er richtig schnell ist, ist er flacher? Das ist nur bei Katzen so, mein Lieber!


Es ist eine zweiteilige Unterführung, mit Lücke dazwischen- am nächsten Tag sah man dann ein Foto in der Zeitung, auf dem das Führerhaus, abrupt vom zweiten Teil der Brücke gestoppt, sich in dieser Lücke zum Licht empor wand, als wolle es auf Fotosynthese umstellen.
Der LKW-Fahrer? Hatte angeblich das falsche Programm auf dem Navi.

Ich vermute eher, der hatte sein Hirn zu Haus.




Aber es haben ja auch schon Leute, ihren Elses und Gertruds und Giselas, wie auch immer die Navi-Damen heißen, soweit vertraut, dass sie, ihrer sanften Führung folgend, ein Bad in einem Fluss genommen haben. Samt Auto, denn da war eine Brücke, nicht wahr?


Wahrscheinlich eine unsichtbare Brücke.


Gibt’s bestimmt. In irgendeinem Parallel-Universum. Fragt mal das Navi, das weiß das.


Lily. Die sich im Auto so schön aufregen kann wie nirgends sonst.




Dienstag, 29. Juli 2008

Fragen an Frau Lily- IV

Wenn ich richtig mitgerechnet habe, ist das nun Teil IV der Reihe- aber wie dem auch sei, auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Dame (Hallo, DieBraut) folgt nun eben jener.

…leise, wehmütige Musik blendet sich ein…

Man sieht sie nur noch selten, vor allem bei Tageslicht. Gab es sie früher in allen Farben des Regenbogens (und noch ein paar weiteren, nicht so heiteren), und in jedem Muster, welches sich ein kreativer Geist ausdenken konnte, so tauchen sie heute allenfalls in gedeckten Kombinationen von tarnfarbenen, mit dem Hintergrund verschwimmenden Schattierungen auf.

Traf man früher täglich auf sie, wenn sie sich gegen fünf Uhr nachmittags auf den Straßen und an den jägerbezaunten Grundstücksgrenzen versammelten, so kann eine einzelne Sichtung heute schon in der Fachpresse für wochenlange Ekstase sorgen (nein, es heißt nicht „Extase“, danke auch).
Die Rede ist vom gemeinen Zaunkönig in der Variante „Hausfrau im Kittel“. Hier soll das Augenmerk seinem Gefieder gelten.

Erinnert ihr euch?

Kaum war die junge Frau aus dem Brautkleid geschlüpft und der Job war frisch gekündigt (vom Ehemann, wie sich das früher gehörte*), wurde er angelegt: Der Hauskittel. In Teilen der Republik mundartlich auch Kittelschürze genannt, hat dieses kleidsame Universalstück irgendwann zwischen 1981 und 1993 seinen vorletzten Schnaufer getan. Nur einzelne Exemplare halten seither die bunt gemusterte Fahne empor, stolz und traurig zugleich.

Viele von uns, die in den sechziger Jahren aufwuchsen, wuchsen auch mit ihm auf. Bzw. wurden größer, während ihre Mütter tagein, tagaus ein Beispiel für grauenhaften Kleidungsgeschmack bewiesen.

Von unten nach oben, von innen nach außen betrachtet setzte sich der Kampfanzug der Hausfrau wie folgt zusammen:

a) eine Unterhose. Der Ausdruck „Slip“, in sich kurz und schmerzlos, repräsentiert nicht im Mindesten, worum es sich bei diesem Kleidungsstück handelte.
Man nannte das Ding auch „Schlüpfer“, und das nicht zu Unrecht. Er reichte von der Taille bis zum halben Oberschenkel, bei progressiven Gestalten auch nur bis zur Leiste. Er hatte einen eingenähten Zwickel. Er hatte an seinem oberen Ende einen Tunneldurchzug, allwodurch ein strammes Gummi gezogen war, welchselbiges die Frau in der Mitte durchzuschneiden geeignet war.
Natürlich war er weiß. Und kochbar. Frivole Naturen trugen ihn in Hautfarben.

Darüber legte man zu Beginn der sechziger noch den

b) Hüfthalter an. Das war ein Gummiteil, in etwa wie ein Schlauch geformt, mit diversen Vorrichtungen, Haken, Ösen und Verstärkungen in Höhe dessen, was man aufgrund der Lokalisation als „Hüften“ bezeichnet hat. Diese Vorrichtungen verstärkten den „Halt in den Hüften“ (daher der Name) auf Werte, die der Amerikaner als „Heavy duty“ bezeichnen würde.
Am unteren Rand des H. (ebenfalls in Höhe der mittigen Oberschenkel) fanden sich –Straps. Nicht in der frivol-bespitzten Art, sondern schlicht weiße oder hautfarbene Schlabberdinger, an denen mit Hilfe einer Schlinge und eines Knöpfchens die Strümpfe festgemacht wurden.

Über die Strümpfe schweigen wir besser.

Nachdem die Miederwarenindustrie eine Zeitlang einen Spot mit dem sinnigen Spruch „Mein Hüfthalter bringt mich um“ geschaltet hatte, wechselte die Frau aus dem Vorort flugs in die sog. Miederhose *seufz*, wieder Gummi, diesmal nur einzeln und ohne drangetüdelte Strapse, trug man dieses Instrument des Todes bereits über Feinstrumpfhosen.

Nylons? Nylons sind was anderes. Sie sind eine andere WELT.

Aber schreiten wir fort, unverzagt.

Oberhalb dessen, was gängigerweise „Taille“ genannt wurde, setzte der BH ein. Jawoll, der fing in der Taille an. Auch er mit Haken, Ösen, sowie doppelten Lagen von Gummi in Industriestärke besetzt.
Er machte das, was man als römisch-katholische Spitztitte bezeichnet hat (okay, er machte zwei davon. Aber so genau wollte niemand hinsehen)
Nur ein Wort: Waffenschein, anyone?

Zum Glück hatte das Ding keine Ärmel.

Solcherart verschraubt, veröst und allseitig am Wackeln, Beben und Schwingen gehindert, trat Frau in dieser Zeit des morgens vor ihren Kleiderschrank, und wählte die Kittelschürze-des-Tages aus.
Nur in Zeiten arktischer Temperaturen war es erforderlich, über der Gummisammlung auch noch etwas anderes zu tragen.
Es folgte im Normalfall direkt die Kittelschicht. Ärmellos, leicht tailliert (da, wo Hüfthalter und BH eine Überlappung vornahmen und daher so etwas wie eine Taille erzeugten), mit vorn durchgehendem Reißverschluss oder auch Schlichtknöpfen über die gesamte Front verteilt.
Mit großen Taschen. Ohne Ärmel.

Und in abscheulichen Mustern, sämtlich nicht unähnlich Gardinenmustern (egal ob aus den Fünfzigern, den Sechzigern oder den Siebzigern. Kittelschürzen, Wachstuchtischdecken und Küchengardinen hatten immer dieselben Muster)

Und dann? Dann begann die Hausfrau ihr Tagwerk.
Sie schuftete und putzte, spülte und polierte, wusch und scheuerte, rieb und stochte (letzteres machte man mithilfe eines Stocheisens im Ofen- das kennt heut kein Schwein mehr). Und dann kamen die Kinder nach Haus, wechselten aus der Schul- in die Freizeitkleidung und gingen zum Spielen nach draußen. Selbstverständlich nachdem Frau sie gespeist hatte.
Dann trank Frau ihren drei-Uhr-Kaffee (in den sechziger Jahren oft noch Muckefuck), las die Zeitung und schälte schon mal die Kartoffeln für das Essen des Gatten. Die nächsten zwei bis fünf Stunden verhinderte ein Topf mit Salzwasser, dass die Kartoffeln dunkel anliefen.

Falls sich jemand fragt, wo da die Vitamine bleiben, wenn Muttern um drei die Kartoffeln für Vatterns Abendessen schon mal ins Wasser legte: Wer sagt, dass jemand Vitamine verdient, der anderer Leute Job kündigt?

Dann, sofern das Wetter trocken zu bleiben geruhte, traf sich die Hausfrauenbande am Törchen im Zaun. Vor allen in den Siedlungen im Ruhrgebiet sah man sie echt häufig: An die Hauswand oder den Zaun gelehnt, munter mit der Nachbarin klatschend.

Mutige hatten eine Zigarette an.

Alle einen Kittel.

Mit dem Abriss der Zechensiedlungen, dem Wegzug der Arbeit aus dem Ruhrgebiet und dem Zuzug von Menschen aus anderen Ländern starben die Kittelträgerinnen aus. Seither wird allenthalben geschwungen, gewackelt und auch manchmal geschwabbelt.
Meine Mutter, die ihre Dreißiger noch im Kittel verbracht hat (rein aus praktischen Gründen, und wirklich nur im Haus) hat ihn mit 40 abgelegt. Ebenso wie die langen BHs und die knielangen Miederhosenungetüme. Nicht, dass sie jetzt nackt geht- sie hat normale Sachen an, Jeans, T-Shirts und so weiter.
Kleidung ist erheblich billiger und auch erheblich waschbarer, als sie es in den sechziger Jahren noch gewesen ist- zu Zeiten also, in denen auch nicht jeder Haushalt, selbst die mit mehreren Kindern, im Besitz einer Waschmaschine war. Kittel waren nicht nur rasch übergezogen, sondern wegen der Alpträume erzeugenden Muster auch recht unempfindlich und pflegeleicht.
Eigentlich ein praktisches Konzept.
Aber so deprimierend hässlich.
Das war bestimmt Rache an Vattern.
Wegen der Kündigung.

Heute hab ich eine Frau im Kittel gesehen. Mitten in der Stadt, an einer belebten Ausfallstraße, im Gespräch mit dem Repräsentanten ihres Vermieters (es war unüberhörbar).
Der Kittel, Größe 52 cirka, trug ein Gänseblümchenmuster auf dunkelblauem Grund, und einen vorn durchgehenden Reißverschluss.
Dazu keine Strümpfe, und Hauslatschen. Ich wollte sie wirklich nicht fragen, ob sie einen Hüfthalter trägt. Aber wer weiß, wer ihr was gekündigt hat.



Nostalgisch,

Lily

* Ja, der durfte das. Ich hab verdrängt bis zu welchem Jahr, aber das war zulässig.

Montag, 28. Juli 2008

Totenzeit

Im halben Licht presst Rosa sich an den Stamm der Buche. Die Farben ihrer Kleidung verschmelzen mit Rinde und Flechten, die Autobahn ist bis hierher zu hören. Rhythmisch fauchend. Wie ein Blutgefäß beim Ultraschall.
Manche gehen in den Wald, um Bäume zu umarmen.
Wir beide, hatte er gesagt, wir beide. Du und ich. Für immer.
Und sie hatte ihm geglaubt, glauben wollen.
Die kleine Stimme in ihrem Kopf glaubte nicht, schwieg nicht. Wer bist du schon? Hässlich bist du, zerstört bist du. Wer will dich schon, wer will DICH schon? Was ist er, wenn er dich will? Krank bist du, ein Wrack. Leichtgläubig, feige und gottserbärmlich dumm. Dumm, dumm, dumm, hämmert die Stimme, diktiert ihren Herzschlag. Er prallt vom Baum gegen ihre Brust. So-dumm, so-dumm, so-dumm.
Was ist er, wer ist er, wenn er dich will?

Eine gute Frage. Und wie alle guten Fragen dazu gedacht, dich um den Schlaf zu bringen. Nachts ernährt sich die Stimme von klumpigen Kissen und Laken, die dich fesseln, von Geräuschen in der Dunkelheit und Trommeln aus der Tiefe.
Dann geht die Sonne auf und die Welt übernimmt.
Geräusche, ein Telefon schellt. Ein Mensch am anderen Ende, ein Echo.
Hast du gewusst, sagt das Echo, hast du gewusst, dass er wieder in den Wald geht?
Und wenn du das nicht gewusst hast, was weißt du dann?
Rosa lehnt gegen den Baum und erinnert sich an die Hitze, die in ihr aufstieg und ihre Antwort, lass mich in Ruhe.
Sie schaut auf ihre Hände, tintenfleckig und zerkratzt, die Fingernägel blutig abgekaut. Wo ist er? Mit wem ist er dort?
Sie löst sich vom Stamm, setzt einen Fuß vor den anderen auf den Boden, der bedeckt ist von braunen Blättern. Blätter sind nützlich. Nütz-lich. Seltsames Wort. Sie denkt ein bisschen darüber nach. Das ist besser als der Gedanke an die beschlagenen Scheiben eines Autos auf einem einsamen Parkplatz. Rosa kennt die Stelle. Eine wirklich nützliche Kenntnis, jetzt. Immerhin war er sich selbst treu geblieben.
Warum? Die ganze Nacht hat die Stimme sie gefragt, und sie konnte keine Antwort geben. Keuchende Hast, eine fremde Zunge in ihrem Mund. Hände, die sich nicht abhalten lassen, ein Körper, der schwer auf sie fällt. Und wir-beide-du-und-ich-für-immer.
Eine Wette, hatte das Echo lachend mitgeteilt, und er hätte nur eine Bedingung gestellt: Dunkelheit für den Gruselfick.
Das Telefon war in einer perfekten Parabel aus dem Fenster geflogen, von den Splittern der Scheibe begleitet wie von Sternschnuppen im August.
Ekel lässt Säure in ihr aufsteigen, und sie beugt sich vor, gibt dem Drängen nach. Aber es kommt nur ein bisschen Galle, die hat sie übrig. Die Stimme ist überall, wie eine schwere Decke, hat ihr Ohren und Augen und Mund verstopft, sie lebt seit Tagen unter Luftabschluss.
So dumm.
Fetzen seiner Blicke und Berührungen sind immer noch in ihr, die Erinnerung bleibt zerrissen.
Der Nachhauseweg, allein durch Straßen, die in der Dunkelheit zum Versprechen einer Zukunft werden, blutiger Schleim an ihren Beinen, am Kaltwasserhahn im Bad heimlich abgewaschen.
Und dann: Warten. Warten.
Warum schleichst du so um das Telefon herum? Wer soll dich denn anrufen?
Ja, wer.
Du siehst aus wie eine liebeskranke Kuh. Wie ein Verkehrsunfall mit Zöpfen. Dieses Gesicht. Und an den Narben solltest du was machen lassen, sonst kriegst du nie einen ab.
Die Stimme kreischt hysterisch, hast du keinen Stolz, wehr dich, lass dir nicht alles gefallen, und Rosa hält sich die Ohren zu. Über ihre Ohren hat noch niemand gelacht.
Sie läuft weiter durch den Wald. Hier ist es kühl wie in der Kirche, die hohe Kronendecke der Buchen hält die Stille am Boden fest.
Es ist nicht mehr weit, denkt sie, und einen Augenblick lang sieht sie sich selbst, von weit oben, stolpernd zwischen den Bäumen. Und hält an.
Die Stimme gibt keine Ruhe. Rache, schreit sie wie ein Fischweib, Rache. Dies ist deine Chance. Es steht dir zu, ist dein Recht, räche dich. Wehr dich. Schlag zu. Du hast lang genug still gehalten.
Rosa schaut in den Himmel, aber dort sind nur Blätter und Äste und Blätter, keine Entscheidung. In der Tasche ist das Messer, sie hat ein rostiges genommen, damit es kein Davonkommen gibt.
Hinter ihrer Stirn hämmert die Stimme, ihr Magen ist ein harter Knoten. Ihre Hände sind kalt, und ihr Mund trocken. Die Stimme ist atemlos wie sie selbst, sie schnappt nach Luft, es pfeift in ihren Ohren.
Rosa kann nicht weiter, die Angst hält sie fest.
Lass mich in Ruhe nachdenken, bittet sie, aber niemand hört. Bitte, nur fünf Minuten Ruhe. Ich kann nicht einfach – Bitte. Ich will mich denken hören. Bitte.
Die Narben auf ihren Armen, tief und kreisrund, jucken und brennen. Sie kratzt und scheuert und nimmt das Messer damit es aufhört, und die ganze Zeit schrillt in ihr die Sirene. Geh, zetert sie. Geh endlich, du Memme. Beweg deinen Arsch und tu, was zu tun ist.
Nein sagt Rosa. Nein, ich gehe nicht. Such dir jemand anderen. Ich kann nicht, will nicht, das muss aufhören.
Und es herrscht Stille. Es riecht nach Moder und Verfall, und dunkel wird es auch. Sie fischt nervös eine Zigarette aus der Packung und zündet sie an, nimmt einen tiefen Zug. Ihre Hände und Unterarme sind blutig zerschnitten, Rost klebt in den offenen Wunden, die schlimmer schmerzen als zuvor. Was macht das schon, bei dem Gesicht.
Sie tritt die Zigarette aus und macht sich auf zum Parkplatz. Schnell jetzt, bevor er ihr über den Weg läuft.
Es ist gar nicht so einfach. Die Bäume ragen in den Himmel, es ist kaum noch etwas zu erkennen, und die Wege hat sie längst verlassen.
Sie geht ihren Spuren nach, tiefe Furchen in altem Laub. Die Nachtgeräusche des Waldes, hier und da ein Knacken, und das Zischen schwerer Schwingen. Der dünne Schrei kleiner Beute.
Die Stimme summt ein Lied, sie kann es kaum hören, aber es beruhigt. Irgendwie.
Gut, dass sie sich durchgesetzt hat. Sie wäre nicht davon gekommen, niemals.
Nicht bei einer Wette, von der alle wissen. Eine Wette. Seine Freunde würden Montag morgen auf sie warten. Alle. Vor der Schule. Er wäre mitten unter ihnen, sie würden ihm auf die Schulter schlagen und johlen und pfeifen. Ihn bewundern...

Wut kocht in ihr hoch, und lässt sie schneller gehen. Die Stimme wird lauter, sie summt immer noch. Worte sind nicht zu verstehen. Aber sie kann auch allein sprechen, dafür braucht sie keine Stimmen.
So dumm, so dumm, im Rhythmus ihrer Schritte klingt es in ihren Ohren. So dumm, sich von so einem Arschloch ficken zu lassen, wegen einer Wette mit seinen ekelhaften Freunden. Hässlich wie die Nacht, und auch noch blöd. Sie schwitzt vor Zorn, und Tränen laufen über ihr Gesicht. Sie wischt sie ab, die Hände hinterlassen blutigen Rost.

Fast rennt sie jetzt, und manchmal stürzt sie, ihre Jacke hängt in Fetzen. In den Haaren Blätter und Zweige. Kuh. Memme. So dumm.
Da. Das Licht, der Parkplatz.
Er dreht sich um, als er sie hört. Zu dumm, dass er nicht daran denkt, zu fliehen, dass er nicht weiß, warum das Messer sanft zwischen seine Rippen gleitet, im Rhythmus der Stimme, die ihr Herz ist, die ihr Leben gibt.
So dumm.




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Es ist lange her, dass ich diese Geschichte geschrieben habe. Sie war Teil einer Schreibwerkstatt, in der ich beinahe nur blutige und mörderische Stories verfasst hab...


Das ist wirklich graue Vorzeit.


Lily





Sonntag, 27. Juli 2008

Multiple Choice

Hurra.




Jawoll, hurra. Denn die erste Hürde ist genommen, und ich habe die Anzahl der derzeit passenden Hosen verdoppelt: In die nächstkleineren passe ich wieder hinein.

Was mich erleichtert, denn die, die bisher als einzige passten, waren sämtlich eher dickstoffige Exemplare.

Der Sommer kann kommen.

Andererseits muss man die, die mir jetzt wieder passen, sämtlich bügeln.

Also den Sommer bitte alle paar Tage mal aussetzen, damit’s nicht zu warm wird beim Bügeln. Pretty please.



Besuch.



Gestern hatte ich Besuch. Von drei Männern gleichzeitig, die zu gewissen Zeitpunkten in mehr oder weniger lässiger Haltung mit mir auf meinem Sofa herum lümmelten.

Das Durchschnittsalter der drei betrug 24.

Wow.

Leider bedeutet das nicht, dass ich der Polyandrie anheimfiel und mir einen Harem zugelegt hätte (oder ist Harem auf weibliche Insassen beschränkt? Wenn ja, wie heißt dann das Pendant mit männlichen Bewohnern?)

Das bedeutet, dass Sohn, Bruder und Brudersohn anwesend waren.

Und wir haben zusammen das Dschungelbuch angesehen. Ja, so spannend ist mein Leben.

Obwohl der Brudersohn auch gegen den Herrn der Ringe nichts einzuwenden gehabt hätte, sein Vater jedoch um so mehr.



Invasion.



Wenn ich nicht bald dagegen steuere, unternimmt der Weihrauch in Kürze die ersten Versuche, die Wohnung zu entern. Vervierfachen die sich immer in zwei Monaten?

Und weiß wer, ob, und wenn ja, wie man die Dinger überwintern kann? Alle sagen, die sind einjährig. Sowas glaub ich aber nicht gerne.



Linsenlecker :-)



Haben Sohn und ich gestern zum Mittag gehabt. Wenn man fleißig ist, Planung anwendet und genug Zeit hat, kann man das ganze auch mit Linsen ohne Dose drum machen. Aber wir haben uns kurzfristig für dieses Gericht entschieden, da reichte es nur für die eingepackte Variante.



Afghanisches Linsenlecker

-4 Normalesser-




2 Zwiebeln

400 g Hackfleisch vom Rind

1 Dose Linsen mit Suppengrün

1 Knolle* Knoblauch, Tabasco, gekörnte Brühe, Salz, Pfeffer,

150 g ungekochter Reis

250 g fettarmer Naturjogurt

1 Fladenbrot

Öl zum Anbraten, Salzwasser für den Reis.



Zwiebeln schälen, fein hacken und anbraten. Hackfleisch hinzugeben, gut anbraten. Knoblauch hinzugeben, Linsen ohne Abtropfen beifügen. Gut durchrühren, 15 bis 20 Minuten köcheln lassen.

Reis nach Vorschrift als Beilage zubereiten.

Den Jogurt mit Knoblauch (ja nee, is klar:-) ) , Salz und Pfeffer herzhaft abschmecken.

Aus dem Reis mit Hilfe einer Kranzform einen Reisring basteln, den auf einen großen Teller stürzen, und in dessen Mitte das Linsen-Hackfleischgemisch einfüllen. Jogurt extra reichen.

Dann mit Fladenbrot servieren. Viel zu trinken bereitstellen.

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* Die Knoblauchmenge kann man ernst nehmen, muss man aber nicht. Es geht auch mit weniger.


Kostet nicht viel. Ist sehr sättigend, und auch lecker, wie der Name schon sagt.

Und enthält mehrere Megadosen Proteine. Vom Fleisch, von den Linsen und vom Jogurt, wenn man den auch dazu reicht.



Zu Beginn der achtziger Jahre, als es in gewissen Kreisen noch üblich war, seinen eigenen Flüchtling zu beherbergen, lebte eine Weile ein Mann aus Kabul bei einem Freund von mir. Und der hat das Gericht mal mit uns gekocht- man war praktisch gezwungen, entweder zu gehen, oder mit zu essen. Sonst hätten die Knoblauchdünste der anderen einen getötet.


In diesem Sinne :-)



Lily






Samstag, 26. Juli 2008

Mal sehen


Mal sehen. Das ist ein Lebensprinzip, das ich in den vergangenen Jahren (nagelt mich nicht auf eine Anzahl fest) bis zum Exzess befolgt habe.

Mal sehen heißt Leben unter Bedingungen, vor allem Wenn-Dann-Bedingungen.

Wenn dies oder jenes, dann so-und-so, wenn anders, dann anders.

Aber irgendwas stimmt damit nicht, und es erschließt sich nicht semantisch. Will sagen, die dem Satzbau ab zu trotzende Logik ist nicht falsch.


Aber Leben? Geht irgendwie anders.

Leben nach dem Mal sehen-Prinzip bedeutet, sich mit dem zufrieden zu geben, was am Wegesrand steht, am Rand des Weges, den man ohnehin entlang stolpert. Meist sind es langweilige Meilensteine, die nur verkünden, wie lang man schon unterwegs ist, manchmal ist das der Wegweiser „Noch 22 Jahre bis zur Rente“, und ab und zu ein Straßenräuber oder ein Schlagloch.

Diese Art Weg hat kein Ziel, abgesehen von der Rente, oder der Zeit-in-der-auf-magische-Weise-alles-anders-wird.

Und Rente? Ist Ruhestand.

Lohnt es sich, still in Ruhestellung zu verharren, wenn der Weg schon so grässlich langweilig und vorhersehbar war?

Nö, definitiv nicht.

Vor über zwanzig Jahren, als ich ziemlich genau halb so alt war wie heute, hat mich der Gedanke „DAS kann nicht alles gewesen sein“ mal aus einer Ehe hinaus getrieben. Meinem 23-jährigen damaligen Ich kann ich heute nur applaudieren.


Leider bin ich im Anschluss daran einem verbreiteten Trugschluss aufgesessen, und hab mich aufs mentale Sofa gesetzt, darauf wartend, dass DasLeben (TM) und DerPartner (TM) mich schon glücklich machen werden.

Trugschluss, wie gesagt.

Ein zunächst diffuses, dann stärker werdendes Unbehagen, Angst und Depressionen haben mich in den Folgejahren umgetrieben, und ich bin hochzufrieden, dass ich nicht zu Drogen oder Sekten neige. Statt dessen bin ich in den letzten 10 Jahren immer wieder in Therapie gewesen, summa summarum für drei Jahre. Denn irgendwie wollte sich DasLeben (TM) nicht einstellen. Irgendwie blieb der Erfolg aus.

Dabei saß ich doch so brav wartend da herum.

Die Therapie hatte ihre Berechtigung und ihre Erfolge. Andererseits haftete auch den Stunden dort ein „Mach mich glücklich“ an, obwohl mir rein intellektuell schon klar war, dass die entscheidenden Schritte von mir zu kommen hatten.

Zusätzlich hab ich gefühlte Millionen von Stunden mit Gesprächen, Selbstgesprächen und Grübeleien, zu zweit oder allein, darüber verbracht, dem magischen Hebel näher zu kommen, der die still liegenden Baustellen in meinem Leben wieder in Gang und ihrer Fertigstellung näher bringen würde.

Die Diskrepanz dieser Passivität zu meinem ansonsten raschen -und harschen- Urteil, und meinem Abscheu vor Selbstmitleid hat mich zusätzlich auf die Palme gebracht.

Jammer, jammer, jammer.


Eine Menge Zorn, verschwendete Energie, und sehr, sehr wenig Ergebnisse dafür.


Viele angefangene Dinge, Ablenkungsmanöver, Verzierungen, aber kaum beendete Projekte.


Ich weiß nicht, wann der Groschen gefallen ist, und was schlussendlich dafür sorgte, DASS er fiel.


Jedenfalls weiß ich jetzt, dass einer Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen nicht damit abgeholfen wird, dass man auf Teufel-komm-raus mildernde Umstände konstruiert (ganz egal, wie sehr man Logik, gesunden Menschenverstand und Verantwortung dazu auch vergewaltigen muss).


Anders ausgedrückt: Wenn mich das schmutzige Geschirr nervt, kann ich entweder damit leben (also wegschauen und trotzdem meinen Spaß haben), oder ich spül es weg.

Sich dafür Leid zu tun ist Unfug.

Sich zu sagen: „Wenn ich gelernt habe, das Geschirr sofort weg zu spülen, dann kann ich es genießen, mit Freunden rauszugehen“ ist haarsträubend und hirnverbrannt. Das ist ein Wenn-Dann-Leben. Das hab ich lang genug geführt, und will es nicht mehr.


Ich glaube, ich bin auch zu alt, um wer weiß wie an meinen Ansprüchen herum zu schrauben. Die haben sich nämlich als bemerkenswert resistent erwiesen.


Manche Sachen an mir finde ich einfach zum Kotzen- daran ändert auch die Umarmung einer ganzen Horde schlecht erzogener innerer Kinder nichts. Dass ich diese Dinge zum Kotzen finde, liegt wahrscheinlich daran, dass ich weiß, dass ich das besser -oder anders- könnte. Sogar ohne mich wer weiß wie zu verrenken.

Die Zeit, in der ich Entschuldigungen dafür gesucht habe, ist jedenfalls vorbei.

Angebrochen ist die Zeit, in der ich aktiv nach Möglichkeiten suchen werde, diese Zustände zu ändern. Erfolg nicht garantiert. Das ist nämlich auch das Leben.



Aktiven Samstag, allerseits. Ich geh jetzt Staubsaugen.


Lily


Freitag, 25. Juli 2008

Pädagogen-Poesie (G’schichten aus der Lily-Kindheit)

Antwort auf einen geäußerten Wunsch: „Kinder, die was wollen, kriegen was auf die Bollen.“

Die Frage nach Nachschlag erzeugt ein: „Viel? Fährt man auf dem Wagen.“

Auf die Frage, was es zu Essen gibt: „Eingelegte Kellertreppen“.

Als eher leere Drohung: „Wenn du nicht x (oder y) tust, dann musst du mit nackten Füßen ins Bett“.

Als Mahnung zu Bescheidenheit: „Schließ mal die Augen. Was du da sehen kannst, ist DEINS.“

Sexistischer Klassiker: Mädchen, die pfeifen, und Hühnern, die krähen, denen soll man beizeiten die Hälse umdrehen.



Ich fürchte das einzige Resultat solcher Dummsprüche ist eine unüberwindbare Abneigung gegen gereimte Zweizeiler und gedankenloses Erzieherfaseln.

Und trotzdem.

Es gibt Momente, in denen ich zügellose Gewalt befürworte. Auch und gerade gegenüber Kindern, wie zum Beispiel diesem schweineblöden Individuum, welches mich letztens abends überholte.

Ich fuhr in die Straße hinein (30er-Zone), und rolle langsam an die Stelle heran, an der die Fahrbahn verengt ist- weil ich da warten muss, es kommt nämlich ein Auto aus der Gegenrichtung.
Soweit, so gut. Oder?
Nee.
So ein enthirntes Knäblein, schätzungsweise 15, kommt –vermutlich- von hinten angesaust, auf seinem Fahrrad. Genau weiß ich das nicht- denn es war dunkel, und er hatte kein Licht an. Warum auch? Mit 15 kann man nachts noch wunderbar sehen!
In dem Moment, in dem ich wieder anrolle, und (naturgemäß) ausschere, um die Fahrbahnverengung zu umrunden, überholt der mich.

Ohne Licht, wie schon erwähnt, und es war dunkel.
Es hätte wirklich beinahe gescheppert. Wobei ich das Scheppern, alles in allem, weniger fürchte als das Geräusch eines menschlichen Körpers, der von Fahrradhöhe aus auf den Boden prallt.

In solchen Momenten kann ich sehr, sehr farbig fluchen- am besten wirkt jedoch ein gezischtes „PISSER“. Vermutlich wegen des scharf gesprochenen „S“ hat man das Gefühl, ordentlich Druck abgelassen zu haben.

In einem ähnlichen Moment, voll des erschreckten Zorns (oder des zornigen Schreckens) wurde ich einst vom Nichtenkind das folgende gefragt:

N: „Warum sagst du solche Wörter?“ (Das Kind ist gut erzogen- an solchen Fragen merkt man das!)

Lily: „Weil der Typ da Auto fährt, als gäb es keine anderen Menschen! Der nimmt keine Rücksicht! Ich hab mich SO erschreckt!“

N: „Dann mach doch das Fenster auf! So kann der dich doch gar nicht hören!“


Recht hat sie.


Einen sonnigen Freitagrest wünscht




Lily

Donnerstag, 24. Juli 2008

Ohne Worte.

Es gibt wirklich all time hits. Zum Beispiel das Suchwort mit Sch, aber auch die Telekom.-
Die zweite Reihe von oben hinterlässt mich jedoch ratlos.

Was um alles in der Welt soll das bedeuten? Kann mich wer aufklären?

Lily.

Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist

Es hat in meinem Leben Zeiten gegeben, da hab ich mich an Musik entlang gehangelt, und nur mit Liedern als Krücken den Tag überstanden.
Da hab ich „Nach mir“ gesungen, um nicht selbst zur Mörderin zu werden (Das ist das Lied, in dem er- also Herbert G. aus B.) jemand anderem das Grauen an den Hals wünscht, und die Pest), oder auch „Kein Verlust“.
Alles das, um es nicht selbst formulieren zu müssen, aber auch, weil jemand anders das schon genau so gesagt hat, wie ich es nicht besser hätte ausdrücken können.

Beinahe in eine depressive Kettenreaktion hat vor Jahren eine Phase gemündet, in der ich viel, sehr viel Konstantin Wecker gehört habe. Hier findet ihr eine Liste mit seinen Texten.
„Willy“ oder auch „Manchmal weine ich sehr“ sollte man nicht hören, wenn man ohnehin schlecht drauf ist. Das zieht einen erst richtig runter. Dazu malt euch einen verregneten Novembernachmittag aus, um euch herum jede Menge Arbeit und in euch drin kein klitzekleines Quentchen Lust dazu. Viel Spaß beim Springen.

Dafür gibt’s andererseits Tage, da fängt das Fensterputzen zu „Another one bites the dust“ an, und schwerere Gartenarbeit übt man gut zu „Hammer to fall“ aus. Auf Endlos-Schleife.
Beides von Queen, alter Fan, der ich bin.
Bei solchen Sachen brauch ich Rhythmus, ordentlich hörbar, mit Bass. Nicht zu schnell, denn Hausarbeit ist selten mit 120 bpm zu erledigen. Aber auch nichts Getragenes.

Staubsaugen kann man wunderbar zu „I’m going slightly mad“ und „Killer Queen“ (oder „Kikker Queen“, wie damals auf dem Label der LP stand, die meine Freundin D. aus Berlin hatte). Die weniger bekannten Sachen wie „Great King Rat“ oder „Ogre Battle“ (das ist ein bisschen arrhythmisch zwischendurch) sind auch nicht ohne Wert.

Und zum Zwischendurch-Chill konnte man im Duett mit Freddie Mercury „Lily of the Valley“ singen. Das einzige Lied, das ich kenne, dessen erste zwei Töne eine Oktave auseinander liegen.
Abends, nach ordentlich Allleoh….akkolo….Rotwein, singe ich heute noch manchmal „Love of my Life“. Zweistimmig mit dem Echo im Bad.
Und im Studio? Da hält mich ein Hip-hop-Mix im „Gleichschritt“ mit anderen- manches Mal find ich das Tempo inzwischen zu langsam.

Musik, die man nicht nur genießen kann, sondern auch nutzen. Als Antrieb, als Bremse, zur Verdeutlichung dessen, was man sagen will. Liegt das daran, dass Lieder Melodie, Rhythmus und Text haben, uns also durchaus auf drei oder mehr Ebenen ansprechen?


Was hört ihr zu welcher Gelegenheit? Kann Musik euch trösten, aufputschen, oder beruhigen? Setzt ihr manche Lieder oder Stücke gezielt ein?


Erzählt mal,

für

Lily

Mittwoch, 23. Juli 2008

Kompensation

Vorweg geschickt sei: Ich mag Regen. Ich bin auch kein Mensch, der nach Hitze und Sonne schreit- im Gegenteil, das kann ich eigentlich nicht gut haben. Wohingegen so ein ordentliches Stück Wasser vom Himmel schon was feines ist.
Aber.
Aber so langsam finde ich die Farben dieses Sommers alles andere als mitreißend- hier ist es eigentlich nur grau. Es sei denn, ich mache Fotos, dann ist schon mal lila dabei.
Vielleicht liegts am Ausblick aus meinem Bürofenster, auf den gegenüberliegenden Bau und den asphaltierten Parkplatz, voller Autos, die auch überwiegend grau sind.
Wenn ich die Möglichkeit habe, raus zu gehen, geht’s meist- da ist dann grün und so, und bunte Kühe. Aber drin sein?
Und was um alles in der Welt kann man bei dem Wetter tun, um gute Laune zu behalten??

Richtig. Shoppen :-)


Also habe ich gestern 75 € vom Familienvermögen verschleudert, und in … buntes Sportzeug investiert.
In warmes Sportzeug. Aber farbig. Himmelblau (das richtige, nicht die aktuelle Fälschung da oben!) Türkis, und Silber. Einschließlich eines Paares neuer Schuhe, denn die alten haben ihre Haltbarkeit überschritten.
Ja, tatsächlich, ich habe ein Paar Sportschuhe erledigt. Unfassbar. Den Rest gegeben hat ihnen die Stunde Walking von Sonntag. Danach bin ich zurückgekehrt mit brennenden Fußsohlen und einer wundgescheuerten Ferse. In gebrauchten, lange getragenen Schuhen.
Da ich diese Laufschuhe auch im Normalleben trage, ist das nicht so verwunderlich. Ihre Vorgänger hab ich jedoch meist weg geworfen, weil sie auseinanderfielen oder ihr Geruch ein eigenes Schwerefeld entwickelte.
Diesmal waren sie eindeutig runtergelaufen. Es waren allerdings auch teure Asics, deren Preis sich, summa summarum, gelohnt hat. Da hatte ich aber auch noch eine solidere Finanzdecke. Damals. Ach ja…*seufz*
Hier im Örtchen gibt es einen billigen Jacob, der natürlich anders heißt.
Der hat des Öfteren Markensportschuhe im Angebot, und da hab ich gestern auch zugeschlagen.
Klar ist jedoch, dass man sich dort auf Markenschuhe beschränken sollte- ein Blick in einen Schuhkarton dort trieb mir die Tränen in die Augen. Weniger, weil die Schuhe wirklich furchtbar hässlich waren, sondern eher wegen des stechenden Gestanks nach Chemie, der diesem Karton entwich.
Auch hat man dort nicht die neuesten, technisch ausgereiftesten Laufschuhe mit Gelenk, Federung und Weltherrschafts-Voreinstellung. Das sind Basismodelle, und Puristen schreien sicherlich bei dem Gedanken daran, ihre Füße diesen Schuhen anzuvertrauen.
Jedoch muss ich sagen, dass es derzeit wenig Sinn macht, 160 € für ein Paar Schuhe auszugeben, dann aber den Rest des Monats nichts mehr zu essen kaufen zu können.
Im Übrigen sind für meine Zwecke derartige High-tech-Modelle auch schlicht nicht nötig. Ich brauch Platz für meine Sporteinlagen, Halt, und eine ausreichend federnde Sohle. Zu weich bringt nichts, ruiniert nur den Schuh, zu hart bringt auch nichts, weil mir das den Spaß verdirbt.
Die Schuhe waren schnell gefunden und reduziert auf 30 €- was für einen leichtgewichtigen Schuh, von dem ich weiß (hab noch ein Paar davon), dass ich gut damit zurecht komme, okay ist.
Ganz erstaunlich ist jedoch die Neubeschaffung eines Trainingsoutfits. Die letzten habe ich gekauft, als ich vor inzwischen sechs Jahren auf dem Weg in die Reha war. In grau, und schwarz. Die sind zwar immer noch da, reichen aber nicht aus- schließlich muss ich sie waschen. Und da ein Singlemensch nicht genug Wäsche für vier Maschinen in der Woche zusammenbringt, meine zwei Hosen aber jeweils zweimal angezogen werden und eine Hose hell, die andere dunkel ist, blieb mir eigentlich fast nichts anderes übrig- außer vielleicht Handwäsche.
Also musste wenigstens eine zusätzliche Einheit her- und ich hatte wieder das gleiche Problem. Wenn man nicht gerade in knielangen, taschenbewehrten (würg- wozu die Taschen??) und popfarbenen Hosen der Größe 40 herumlaufen kann oder will, vor allem, wenn man größere Größen sucht, kann man wirklich viel Zeit mit der Suche allein verbringen. Sportkleidung scheint für kleine Größen vorgesehen zu sein, dicke Leute machen offenbar keinen Sport. Was aber auch kein Wunder ist- schließlich gibt’s kaum was zu kaufen, worin man sich halbwegs zeigen kann. Wenn ich mir die Mit-Frauen im Studio so anschaue, von denen viele mit Übergewicht zu kämpfen haben, so zeigt sich, dass ihre Bedürfnisse offenbar von Sportkleidung nicht gedeckt werden. Man trägt was Elastisches an den Beinen, und was Schlabbriges oben drüber. Vorzugsweise in Schwarz. Ende der Durchsage. Funktional ist das nicht, vieles ist schon älter, und meist hieß das mal Leggings, und enthält Elasthan. Da kommts auf die Größe nicht soo an.

Vielleicht ist es so, dass schönere Sportkleidung nicht in größere Größen gekauft wird, und daher nicht in den Läden angeboten wird- aber es gibt tatsächlich vor Ort kaum eine Auswahl in den Größen 42 plus. Im Internet schon, Bonprix und Neckermann hatten viele verschiedene Hosen.
Ich finde es aber wichtig, so etwas ohne Aufwand anprobieren zu können- schließlich will ich ja nichts, was meinen Hintern so aussehen lässt, als müsste er eine gelbe Rundumleuchte tragen, oder eine rote Fahne als überhängendes Ladegut. Oder so, als bekäme er demnächst eine eigene Postleitzahl.

Jedenfalls hatte der billige Jacob –oh Wunder!!- Hosen, darunter auch eine, die nicht nur nichtschwarz war, sondern passte, sowohl a) über den Astralkörper als auch b) in mein Portemonnaie. 13 €.

Hey. Glück muss man haben…

Drei T-Shirts waren auch noch drin- jeweils für nen Zehner.



Nächsten Monat sind ein oder zwei neue Sport-BHs dran. Wenn ich manche der Frauen sehe, dann tut mir alles weh. Das schlabbert und schlackert derartig, dass es schmerzen MUSS. Und keiner kann mir weismachen, dass das gut ist für das Bindegewebe.
Abgesehen davon hab ich manche der Brüste in Verdacht, ihren eigenen Takt zu schlagen beim Laufen oder Walken. Das ist bestimmt irritierend.
Für etwas „besser versorgte“ Frauen (mindestens ab C-Cup) kann ich den Double-bra-Tipp wirklich nur empfehlen, vor allem für Sportarten, die Laufen oder Springen erfordern. Zu Anfang hab ich gedacht, dass ich nie Luft kriege- aber das war dann doch nicht das Problem.
Jedoch merkt man inzwischen auch meinen Sport-BHs an, dass sie häufig getragen und vor allem gewaschen werden. Also muss Ersatz her.
Leider lohnt es sich dabei wirklich nicht, billige Exemplare zu kaufen. Aldi oder Tchibo haben keine, die mir passen, und die auch das tun, was ich von ihnen will.
Und, ehrlich gesagt: Die Auswahl an Größen ist begrenzt- für 85 C findet man schon nicht an jeder Ecke einen. Es sei denn, man geht ins Sportgeschäft, wo man auch noch verschiedene Modelle ausprobieren kann. Ich hab mich mit ein bisschen Vorbehalt nach der Anprobe für ein 50 € teures Markenprodukt entschieden. Da kam ich unfallfrei rein (ein anderes Exemplar erforderte den kleinen Schlangenmenschenschein) und er hielt alles da, wo es bleiben sollte. Auch nach Absolvierung der üblichen Hüpf-Wackel-und-Bück-Probe blieb das unverändert.
Naja, er zeigt so langsam, dass er meint, es wäre Zeit für den Ruhestand. Da er insgesamt recht bequem ist, trag ich ihn auch außerhalb von Hallen und Wäldern, das erklärt das Aufgeben nach einem halben Jahr.
Aber es war eine gute Investition, die auch wiederholt werden wird. Was wiederum ein Vorteil an Markensachen ist- oft bekommt man sie nachgekauft.

Und bis dahin? Geh ich nur äußerlich erneuert ins Studio und auf die Waldwege. Untendrunter muss das alte Zeug erstmal halten, bis neues gekauft werden kann.

Was tragt ihr zum Sport?
Außer dem Lächeln auf den Lippen, versteht sich?


Lily

Montag, 21. Juli 2008

Aus der Gemischtwarenhandlung.

Bei Frau Vivaldi sah ich den Link... und das bin ich:







You Are The Hanging Man



You represent the seeking of enlightenment and spiritual clarity.

You tend to confuse others, but your oddities seem deeply satisfying.

Self sacrifice is easy for you, especially if it makes you a better person in the end.

You are the type of person who is very in touch with your soul and inner spirit.



Your fortune:



Right now is a good time for reflection and meditation.

You should stop resisting the problems in your life, and let yourself be vulnerable to them.

You may need to sacrifice something important to you to move ahead in your life.

Accept your destiny with courage, and learn to let go of what you think you need.



Und das fand ich woanders:

DO NOT GO GENTLE INTO THAT GOOD NIGHT



Do not go gentle into that good night,
Old age should burn and rave at close of day;
Rage, rage against the dying of the light.

Though wise men at their end know dark is right,
Because their words had forked no lightning they
Do not go gentle into that good night.

Good men, the last wave by, crying how bright
Their frail deeds might have danced in a green bay,
Rage, rage against the dying of the light.

Wild men who caught and sang the sun in flight,
And learn, too late, they grieved it on its way,
Do not go gentle into that good night.

Grave men, near death, who see with blinding sight
Blind eyes could blaze like meteors and be gay,
Rage, rage against the dying of the light.

And you, my father, there on the sad height,
Curse, bless me now with your fierce tears, I pray.
Do not go gentle into that good night.
Rage, rage against the dying of the light.


by Dylan Thomas


Entschieden gemischt, heute.


Lily

Sonntag, 20. Juli 2008

Bilder, nichts als Bilder. Und was stimmt mit meinem Handy nicht?

Es gibt sie, deren Legendenhaftigkeit schon legendär ist: Die lila Kühe. Wenn auch nur in meinem Handy.




Oder lieber bearbeitet, in Sepia?





Beim Näherkommen entpuppte sich das Tier als Kanadagans. Oder sowas. Ich hab mich nicht getraut, näher dranzugehen. Schließlich ist das ein wildes Tier, und nicht so praktisch hinter einem Kuhzaun wie die Kühe verstaut.


Ich glaube, das ist Schafgarbe.
Und das auch, aber von weitem.

Apropos Kuhzaun. Der hier ist gleichzeitig ein Bullenzaun. Da war aber kein Bulle zu sehen, deshalb bin ich auch nah genug an das Schild gegangen.

Eigentlich war der Himmel blau, grau und weiß. Das Grün ist eine Erfindung meines Handys, die purpurnen Häuser hab ich rausgeschnitten.

Das Kälbchen fing eine Sekunde später an, langsam aber sicher vor mir zurückzuweichen...

Da gehts zu einem Angelteich. Der wirkt so, als zöge man da kleine Nessies oder andere Ungeheuer groß...
Und noch mal. Schafgarbe.
Nur Wiese, sonst nix
Den Regen, der mich bis auf die Haut durchnässt hat, sieht man nicht. Auf keinem Foto. Aber wer mir sagt, wie ich dieses *'#&$§- Handy richtig einstelle, kriegt eine lobende Erwähnung. Ein O2-XDA ist das. Nur für den Fall, dass das einer weiß.

Liebe, wenn auch durchnässte Grüße,

Lily.

Wollt ihr wirklich was erleben, bleibt nicht immer nur im Haus.

Wofür habt ihr Kopf und Hände? Denkt euch selber mal was aus.
So war sie damals: Die Sesamstraße.
Das hier war die erste Folge...
Inspiriert von Uschis Kommentar (die mich in meinem gelben Schlafanzug mit Bibo (aka. Big Bird in der amerikanischen Originalversion) verglich, der einfach über die Straße läuft, so ganz ohne Ampel), hab ich für die jüngeren Leser mal gegoogelt.
Ach, was waren das noch Zeiten. Grobi. Herr Huber. Gordon, Krümelmonster, Oskar. Bibo und Klein-Bibo. Leider gibt es sie nicht mehr in der heutigen Sesamstraße. Sind vermutlich durch Luxussanierung aus ihren Behausungen vertrieben worden.

Was mich jedoch bedenklich stimmt, sind die Einflüsse, denen die damaligen Kinder unterlagen, wenn sie denn der Sesamstraße die allgemein übliche Aufmerksamkeit schenkten.
Da wäre zum Beispiel der Puppen-Rassismus... Erschreckend, wie sehr die zwischenartliche Feindseligkeit, wie Vorurteile und schlechte Meinungen übereinander die Haltungen der Puppen prägten!
Zum Beispiel der Intelligenztest, den eine Puppe für eine andere Puppe bastelt. Bei den Vorbereitungen spricht die Erfinderpuppe ganz offen über die andere Puppe als von einem "Monster".
Woher bezieht die eine Puppe, lasst sie uns "Ingenieur" nennen, die Überheblichkeit, von ihrem Mitgeschöpf so zu denken?
Und die andere Puppe? Sie wird "Krümel" genannt, oder gar Krümelmonster, selbst von offizieller Seite. Krümel- ein unbedeutender, kleiner, pieksender Rest Nahrungsmittel, störend und lästig. Und erst "Krümelmonster"?
Abgründe tun sich auf, liebe Leser, Abgründe!!!
Auch der Größenvergleich, der sich im Laden des Herrn Huber abspielt...- Also wirklich. Auf billigste Art die Unterschiede zwischen den Geschöpfen betonen, das ist wirklich nicht im Sinne der Political Correctness.
Erschüttert war ich auch ob der Leichtfertigkeit des Umgangs mit dem Tod. Da wird gereimt, was das Zeug hält- und zum Opfer fallen dieser Art Zeilenschinderei unschuldige Kleinstlebewesen, ich hab leider vergessen, ob es Läuse oder Flöhe waren.*

Zubilligen muss man den Machern jedoch eine gewisse zeitlose Aktualität in Bezug auf die Alphabet- Zusammenstellung: Da ist wirklich alles dabei, was auch heute noch die Schlagzeilen füllt.
Gesundheit.
Verbote.
Drogen.
Die Bahn.
Die Werftenkrise.
Fastfood.
Qualität statt Quantität.
Reisen.
Öffentlicher Personennahverkehr.
Parkplatzknappheit.
Dienstleistungen und Service.
Schlechte Ernährung.
Die zunehmend sich öffnende soziale Schere, in dem man einen Yacht-Hafen in die Liste aufnimmt- ich glaub kaum, dass viele Kinder sowas kannten... und zum Schluss, damit alle was davon haben, die Zuckerwatte.

Das ist universell, meine Damen und Herren, das hat Größe!


Aber trotzdem: Früher war das lustiger. Irgendwie.

Und nun zu unserer Turnübung des Tages:


Stellen Sie sich aufrecht hin. Richten Sie ihren Blick zum Horizont und atmen Sie locker ein und aus. Heben Sie nun den rechten Arm weit über Ihren Kopf und machen Sie sich gaaanz lang. Stellen Sie sich dabei vor, dass Sie die Spinne an der Zimmerdecke streicheln wollen.

Ziehen Sie nun das linke Knie hoch, und versuchen Sie, damit Ihre Nase zu berühren. Locker weiteratmen! Und lächeln- das hebt die Stimmung!
Jetzt heben Sie das rechte Bein, und legen es locker hinter ihren Kopf. Dabei umfasst die linke Hand das zur Nase geführte linke Knie.
Aufpassen, dass Sie nicht ins Hohlkreuz fallen! Atmen!!!
Jetzt lösen Sie die Spannung und versuchen, graziös Richtung Tür zu kriechen, damit Sie dem Notarzt die Tür öffnen können.
Immer weiter atmen!**



Lily.

* Das Originallied, auf dessen Thematik diese Variante beruht, ist das von den zehn kleinen Negerlein- da ist es schon -nun- amüsant? , dass in Zeiten der zunehmenden Bewusstwerdung von Rassismus im Alltag die Protagonisten durch Läuse ersetzt wurden. Oder Flöhe.

** Liebe Kinder: Nicht nachmachen! Auf keinen Fall NACHMACHEN!

Freitag, 18. Juli 2008

A walk in the dark

Meine Turnwelt ist wieder in Ordnung. Nachdem die mittwochliche Ausschweifung für Frust gesorgt hatte, ist durch eine Runde Zirkelgehopse die Ruhe chez Lily wieder eingekehrt- worüber ich sehr glücklich bin.

Dafür hab ich mir heut nacht das Knie verdreht.
Vermutlich, weil aggressives Bettzeug (oder, wie der Ruhrgebietler sagen würde: Bezzeuch) mich aus dem Hinterhalt angefallen hat.
Ich bin als unruhige, ja gemeingefährliche Bettgenossin bekannt. Zwar schnarche ich nicht, das tut eine Dame nämlich nicht, aber es herrscht Unruhe bei mir. Allein schon wegen nächtlich stark schwankender Wärmebedürfnisse fliegt schon mal besagtes Bezzeuch im hohen Bogen durch die Gegend, wird des nachts gegen die Decke vom Nachbarbett ausgetauscht oder im Halbschlaf gesucht. Dann sind da die Dinge, die auf Nachttisch und Nebenbett lagern, und die auch schon mal in Kontakt mit wild rotierenden Armen oder Beinen kommen. Nachttischlampe, Bücher, Wecker: All das war schon oft geneigt, dem Ruf der Schwerkraft zu folgen und zu Boden zu donnern.
Auch findet sich der sonstige, auf dem Nachttisch lagernde Kram des Morgens und des Öfteren in spontaner Neuarrangierung. Abgesehen von Lesestoff, Lampe und Wecker steht da noch eine Glasschale mit Muscheln, in der ich auch Schmuck sammle, mein Pulsmesser, Traubenzuckerpakete in verschiedenen Anbruchstadien, und Kleinkram, wie Uhren, die Brille-mit-der-ich-nur-im-Bett-lesen-kann und eine Flasche Wasser.
Alles auf einer Fläche von 40x40 cm.
Man darf mich auch Nachttisch-Schlampe nennen.
Also, das feg ich alles schon mal runter, trete wild um mich und dreh mich des Nachts so fünfzig bis sechzig Mal um. Wenn der Blutzucker hoch ist, bin ich öfter mal auf dem Weg ins Bad, und muss zumindest im Flur das Licht kurz anmachen- man weiß nie, ob nicht vor der Tür ein Knäuel Katzen auf einen wartet (Erst stand da „Katzenhaufen“. Aber das könnte man missverstehen- denn es ist immer nur Emily, die schon mal so was macht. Nie „die Katzen“ als solche. Aber auch die Aussicht auf Hinterlassenschaften NUR von Emily ist nicht verlockend).
Also, ich bin unruhig, und vermutlich würde ein Mitschläfer niemals bemerken, wenn das Ruhrgebiet nächtens von Erdstößen geschüttelt würde.
Gefährlich wird es aber, wenn ich richtigen Stress habe, und es trotzdem schaffe, einzuschlafen. Dann kann man mich auch schon mal des nachts sehr aktiv antreffen: Schlafend und wandelnd.
Bei einer Gelegenheit hab ich nachts um drei vor der Wohnungstür gestanden, heftig bemüht, diese ins Schloss zu ziehen. Zum Glück klemmte die Tür, und so konnte ich mich nicht aussperren. Ich habe auch tatsächlich schon mitternächtlich in meinem Schlaf-Outfit (nichts als Haut…) auf dem Balkon gestanden. Da hat mich die Kälte geweckt.
Einmal habe ich meinen kompletten Kleiderschrank ausgeräumt, und alles auf den Boden geworfen. Leider musste mein waches Ich das Einräumen übernehmen.
Nicht das beste Hobby für jemanden, der allein wohnt.
Und vor allem nicht für jemanden, der gern die Kontrolle behält. Zu wissen, dass man vielleicht nachts herumläuft und sich in Gefahr bringt, ist da wirklich kein schönes Gefühl.
Zumal die Person, die da herumläuft, bisher nicht einmal was Sinnvolles getan hat.
ZU ärgerlich.


Lily

Nachtrag zu dem Bericht über das Laufen am Mittwoch:
Wenn da steht, 30 Minuten abwechselnd gegangen und gelaufen (gejoggt und gehinkt) dann bedeutet das „abwechselnd“, dass ich jeweils eine bis anderthalb Minuten das eine und dann das andere getan habe.
Ich könnt im Leben nicht loslegen und 30 Minuten AM STÜCK rennen.
Nicht mal mit einem angriffslustigen Bären im Schlepp.

Donnerstag, 17. Juli 2008

Und ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode.

Nachdem ich die Studio-Besuche erfolgreich installiert habe und mich richtig drauf freue, hinfahren zu dürfen, hab ich gestern dann also Stufe zwei der Fitnessrakete gezündet.
Streng genommen sogar die Stufen 2 bis 4.

Bin also gegen Feierabend nach Hause gefahren, im Gepäck noch exakt eine Selbstgedrehte. Das Tabakspäckchen war leer. Die Motivation HOCH.
Bereits in den letzten Wochen habe ich immer vermieden, direkt vor dem Sport zu rauchen, das merkt sich der Körper nämlich und macht dann nicht so, wie ich das will.
Also, die letzte Kippe auf dem Nachhauseweg geraucht, mit dem festen Vorsatz, dass es DIE LETZTE ist.

Des weiteren an Bord:
Die Übersicht der bei Teilnahme am Mrs Sporty-Ernährungsprogramm zu verzehrenden Lebensmittel je Tag. Schick laminiert auf Din-A3, recht übersichtlich und nach dem Abstreich-Prinzip aufgebaut.

Im Hinterkopf einen Plan für Sport am Mittwoch.

Ich geh maximal viermal die Woche ins Studio, und will an den anderen Tagen was machen, was entspannt, oder etwas, was total anders ist. Aber ich will mich jeden Tag vom Sofa erheben, und wenigstens eine Bewegungseinheit machen. Damit die Muskeln sich nicht schlafen legen.
In einem Anfall von Motivation habe ich mich im Studio eingetragen für einen „Frauen-Lauf“, der in einigen Wochen hier im Städtchen startet.
Eine theoretisch beherrschbare Strecke, für die ich jedoch zu lange brauche.
Da kann man dann doch für trainieren, oder?
Und wer will überhaupt walken? Das ist doch öde. Dann lieber joggen. Das kann man auch trainieren. Oder? ODER??

Genau das hab ich gedacht.

Und dann hab ich mich schlau gelesen, mich umgehört in den letzten Tagen bei allen joggenden Freunden, Bekannten und Verwandten, und dann zur Karte gegriffen. Die entsprechenden Kilometer auf derselben eingezeichnet.
Mich belehren lassen von einigen Internetz-Koniferen… äh, Koryphäen, und dann?

Joggingschuhe an die Füße, Kappe auf den Kopf, Regenjacke an und los.
Natürlich langsam. Natürlich SO langsam, dass eine arthritische Schnecke schneller gewesen wäre, und natürlich mit so tief ins Gesicht gezogener Kappe, dass mich kein Mensch erkennen würde. Also in einem peinlichen Tempo.
Das ganze hab ich beschränkt auf eine halbe Stunde.
Also, eine halbe Stunde sehr, SEHR langsames Laufen, immer nur so lange, wie es geht, unterbrochen von Gehpausen, falls nötig. Wovon ich ausgegangen bin. Von der Notwendigkeit von Gehpausen.

Und es war das Grauen.

Rein von der Laufen-Gehen-Ratio her war ich eigentlich nicht mal soo schlecht.
Wenn man überlegt, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie gelaufen bin (als Sport, meine ich), dass ich recht viel auf den Rippen habe und vor vier Wochen überhaupt erst wieder angefangen habe, mich zu bewegen, war ich sogar ganz gut.

Aber es war trotzdem das Grauen, weil ich massive Schwierigkeiten im rechten Bein bekommen habe, das sich extrem schmerzhaft gezeigt hat. Trotzdem bin ich weiter gelaufen, und zwischendurch gegangen. Ich wollte auf dem sehr unebenen und schlecht asphaltierten Weg um jeden Preis verhindern, dass mein Bein mir total den Dienst versagt- der Fuß wird gern mal taub. Und bevor der Schmerz zu stark wurde und der Fuß eben ausfällt und ich hinfalle, bin ich lieber gegangen.
Die gute Nachricht: Die angepeilten 30 Minuten habe ich durchgehalten. In der für mich nicht mal schlechten Aufteilung von ca. 1:1 Laufen/Gehen. (Bzw. Zeitlupen-Jogging/Hinken.)

Die schlechte Nachricht? Davon gibt’s gleich mehrere.

Erstens: Ich habe mich die ganze Zeit körperlich sehr schlecht gefühlt und massive Schmerzen gehabt. Kein guter Ausgangspunkt, um sich eine Sportart als etwas Positives anzugewöhnen. Ich habe buchstäblich jeden Schritt gezählt.

Zweitens: Anschließend war ich total erschlagen und amEnde. Auch nicht optimal- es blieb einfach nur noch die Couch für den Rest des Tages.

Drittens: Im weiteren Verlauf des Nachmittages und des Abends habe ich einen enormen Hunger entwickelt, dem war nicht mit dem planmäßig vorgesehenen Essen beizukommen.

Viertens: Das innere Hochgefühl, was sich unweigerlich sowohl während als auch nach den Runden im Studio, wie auch nach Pilates und/oder Yoga eingestellt hat, war nicht zu entdecken. Im Gegenteil, ich war mutlos, demotiviert und schlecht drauf.

Daher musste ich dringend den örtlichen Dealer aufsuchen, und mich dort mit Tabak und zwei Tafeln Schokolade versorgen.
Danach? Hab ich mich noch schlechter gefühlt, weil zwei der drei Vorsätze direkt wieder den Bach runter gegangen sind.

Da war er wieder, der Teufelskreis.

Wenn ich ein bisschen überlegt hätte, vorher, dann hätte ich mir vielleicht mal über Prioritäten Gedanken machen müssen.

Fitness ist gut. Überforderung ist SCHLECHT.
Das Joggen ist was, mit dem ich derzeit komplett überfordert bin. Also? Erstmal nach unten ins Körbchen.

Nichtrauchen? Ist in jedem Fall für einen Zugewinn an Fitness sinnvoll.

Ernährung? Mehr Gemüse, mehr Eiweiß. Mehr nicht.

Also.
--Beibehalten werde ich auf jeden Fall das Training im Studio, sowie die Pilates/Yoga-Kombi.
Sonntags und Mittwochs werde ich jeweils das Walking trainieren. KEIN Jogging mehr, bis nicht annähernd Normalgewicht erreicht ist.

--Das Rauchen beende ich noch in dieser Woche.

--Eine kleine Drehung an der Ernährungsschraube muss derzeit reichen. Für mehr ist keine Kapazität frei.


Na, bin ich schwierig?

Aber immerhin: Früher hätte ich mich aus lauter Frust und schlechtem Gewissen nicht so offensiv und halbwegs geordnet damit beschäftigt. Da wären mir nur dauernd miese Gedanken durch den Kopf gegangen, und nach zwei Tagen wäre ich wieder auf dem Stand von vor vier Wochen gewesen.
Und ein ganzes Stück mieser gelaunt.

Lily

Die heute noch Rückenschmerzen hat…

Mittwoch, 16. Juli 2008

Zorn am Morgen

Als ich letztens mit dem Auto unterwegs war, vorgestern, um genau zu sein, hab ich wie üblich Radio gehört.

Die kurze Strecke reichte dem Nachrichtensprecher, um die neueste Preiserhöhung anzukündigen: 25 % Zuschlag auf Gaspreise ab dem Herbst. Da scheinen sich irgendwie alle einig zu sein.

Nur ich wieder nicht.

Natürlich habe ich keine Lust, meine Heizkosten um 25 % erhöht zu sehen. Wer hat das schon?

Und natürlich hat mich ein wahrhaft Lily’scher Zorn ergriffen.

Nachdem der dann schadlos abgeklungen war (obwohl der Typ hinter mir, der unbedingt beim Fahren nachschauen wollte, wann ich zum TÜV muss, kurz davor war... aber egal), jedenfalls als ich mich beruhigt hatte, fiel mir dann wieder ein, dass ich eigentlich der Meinung bin, Energie ist noch lange nicht so teuer, wie sie eigentlich ist. D.h. die Marktpreise spiegeln ihre wirkliche Knappheit nicht wieder.

Besonders grün bin ich nicht, meine Mülltrennung lässt zu wünschen übrig, und manchmal vergesse ich, die Heizung auszumachen, wenn ich die Fenster öffne. Aber ich denke trotzdem, dass es sehr, sehr kurzsichtig ist, auf Teufel komm raus fossile Energieträger zu verbraten, ohne zu wissen, was nachher kommt.

Mal abgesehen von Klimaerwägungen.

Es gibt immer noch Leute, die montags bei Jet tanken, und weil es da wegen der Montagspreise so schön voll ist, beim Warten den Motor laufen lassen. Die könnten eigentlich direkt ihr Hirn Herrn von Hagens spenden. Und mir bitte schön ihre Kohle. Danke.

Wie immer, wenn in den letzten Wochen und Monaten irgendein Sprecher irgendeines der austauschbaren Energieerzeuger einen saftigen Griff ins Kunden-Portemonnaie ankündigt, traten die üblichen konzentrischen Wellen auf dem Politiker-Reden-Teich auf. Als da seien: Sozialtarife. Und solche Dinge.

Im weiteren traten in den letzten Tagen auf: Bundeskanzlerinnen, die brutto und netto nicht zu unterscheiden vermögen und nicht wissen, dass Energiekosten aus dem Regelsatz der Hartz-IV-Empfänger zu begleichen sind.

Das alles formiert sich in mir zu einem Bild, das mir Übelkeit verursacht.


Es geht hier nicht mehr um ein Land, in dem Menschen leben, deren Alltag und Beziehungen untereinander durch demokratisch entstandene Gesetze geregelt werden, in dem Dinge produziert werden, die die Menschen brauchen, in dem Handel getrieben wird und Freizeit und LEBEN gestaltet.

Nee.

Da gibt’s zwei Parteien. Nur noch zwei.

Die einen, das sind die Unternehmen, die Global Player vor allem.

Die haben Geld, Macht (das ist vermutlich sowieso das gleiche), und die haben ab und zu Zückerchen anzubieten, in Form von Arbeit.

Dann sind da die anderen.

Der Staat, der die Menschen hier irgendwie „an den Mann“ bringen muss.

Sprich: Die Versorgung dieser Menschen mit dem zum Leben Notwendigen scheint nur noch Sache des Staats zu sein. Ein harter und eckiger Job, bei dem so vieles nicht passt. Manchmal darf der Staat sich freuen, wenn ihm ein Arbeitgeber den ein oder anderen Sorgenverursacher abnimmt, und ihm Arbeit anbietet.


Aber: Der Staat scheint verpflichtet zu sein, alle Ecken rund zu machen und dafür Sorge tragen zu müssen, dass es passt. Dass die Menschen stromlinienförmig, anspruchslos und profilangepasst sind. Dafür werden Löhne durch Transferleistungen aufgestockt. Bloß nicht den Preis für Arbeit zahlen müssen, das kommt direkt nach Steuern zahlen, im Katechismus der zu vermeidenden Taten der Unternehmer

Nein. Dafür gibt es Subventionen, die Arbeitgeber anlocken sollen. Dafür werden Milliarden an Investitionszuschüssen in die Wirtschaft gepumpt. Da wird Energie künstlich verbilligt, um Produktionen an Ort und Stelle zu halten, damit auf höchst umweltschädliche Weise Dinge produziert werden können, deren Erlös wiederum jemand anderen reich macht.

Und anschließend die Produktion woanders hin verlegt werden kann, zum alleinigen und vollkommen unverhohlenen Zweck der Gewinnmaximierung. Dann kann man dem Staat seine lästigen Bürger zurück geben, zur gefälligen Verwendung als statistische Schmarotzer.

So, und nun Sozialtarife? Wozu? Damit auf diese Weise mittels aus Steuergeldern subventionierten Zuschüssen sich eben dieselben Leute die Taschen füllen können?

Denn: Die Energieknappheit ist hier wahrscheinlich wieder nur ein Vorwand, um eine Preisanhebung zu rechtfertigen, deren Erträge vermutlich nur im kleinsten Umfang in die Forschung bezüglich erneuerbarer Energien gelenkt werden.

Solange gerade Energiekonzerne noch Milliarden-Gewinne abschöpfen, krieg ich Bauchschmerzen bei dem Gedanken daran, dass aus öffentlichen Geldern diese Gewinne noch gemästet werden.


Natürlich bietet der Staat, wenn man das so will, ein Gut an, das im Überfluss vorhanden ist: Menschliche Arbeit. Das ist reichlich da, und wird ungern abgenommen, da spielt der Markt eine Rolle. Ganz wird dieses Dilemma nicht zu lösen sein.

Aber was die Energie betrifft, so hab ich da eine Idee:

Preise, die der realen Knappheit von Energie entsprechen, und damit dem Verbraucher klarmachen, wie sorgsam damit umgegangen werden muss.

Sozialtarife, damit niemand im nächsten Winter erfrieren muss, weil er die Kosten für angemessenen Energieverbrauch nicht zahlen kann.

Und die Energieerzeuger?

Verstaatlichen.

Weil es nicht sein darf, dass derart kritische Sektoren allein den Hohepriestern der Profitmaximierung überlassen bleiben.


Lily


die sich am meisten darüber ärgert, dass offenbar nur Lohnforderungen zur Inflation beizutragen scheinen.




Dienstag, 15. Juli 2008

Bekenntniszeit mit Adelheid.

Eine Freundin hat mir mal gesagt: Ich will nicht mit dir tauschen- aber bei dir ist immer was los.
Ich bin nicht sicher, ob sie das positiv, also im Sinne von Spiel, Spaß und Abenteuer gemeint hat, oder als das Lebensführungs- Äquivalent einer von einem Besoffenen gesteuerten Achterbahn. Es geht auf und ab, und teilweise auch heftig nach rechts oder links- das steht fest. Und Spaß macht es wirklich nicht immer.
Und, was am wichtigsten ist: Ich bin selbst bestimmt nicht unschuldig dran.

Manchmal fehlen mir die entsprechenden Filter, unter deren Anwendung vielleicht das ein oder andere eine Chance hätte, langsam einzusickern. Da hakt dann schnell mal was aus, und das Ergebnis ist oft nur schwer wieder einzuhaken.

Manchmal fehlt mir die Motivation, Dinge rechtzeitig in Angriff zu nehmen, und irgendwann krieg ich den Verspätungszuschlag per Expresslieferung.

Oft genug bin ich vorschnell und überlege nicht lang genug.

Mein –neben dem Kaumuskel- am besten trainierter Körperteil ist die Verdrängungsdrüse.

Es gibt Situationen, in denen ich komplett ausraste. Nicht immer bei den richtigen Leuten.

Früher dachte ich, ich könne Zorn und Wut nicht äußern- bis man mir mal sagte, dass die Luft um mich herum vibriert, wenn ich sauer bin. Das hat einige Leute in Angst und Schrecken versetzt.


Alles nicht so dolle. Man könnte mich als schwierig bezeichnen. Für mich selbst bin ich das auf jeden Fall.

Seit Jahren kämpf ich mit der Frage, warum das so ist. Was das verursacht. Wie ich das verbessern kann. Wer dran schuld sein könnte, außer mir (die üblichen Verdächtigen, vermute ich mal)

Eine Frage habe ich mir nie gestellt:

Will ich überhaupt anders sein als schwierig?

Ich glaub, nicht.


Schrille Grüße,

Lily.

Montag, 14. Juli 2008

Hm.

Es ist nicht leicht, den Dschungel des Kleingedruckten lebendig wieder zu verlassen.

Beispiel:

...Um die Antirutsch-Eigenschaften weiter zu verbessern empfehlen wir, die Yogamatte vor Gebrauch mit einem feuchten Tuch abzuwischen. Achtung: Auf einer nassen Yogamatte besteht Rutschgefahr!...


Was denn nun?

Lily

Sonntag, 13. Juli 2008

Spocht II, oder: Eine Fantasie in einer Geschichte in einem Traum.



Nein, nicht was ihr jetzt denkt. Das war nicht alles ausgedacht--- ich möchte nur mal meine Motive beleuchten, so wie sie sich mir darstellen.


Erst mal danke für die vielen anerkennenden Worte. Das ist schon was, was mich beflügelt, ja wirklich.

Meine Sportgeschichte kennt ihr, wenn ihr den Post von letztens gelesen habt.

Ich bin in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass ich unsportlich bin, und hab das dankend akzeptiert.

Wer mich persönlich kennt, oder Fotos von mir (hallo Paula! :-) ) weiß außerdem, dass ich mit Übergewicht kämpfe... wobei kämpfen das falsche Wort ist: Denn auch das hab ich irgendwann hingenommen. Nicht gerne.

Und ich habe es auch nicht akzeptiert. Weil ich mich selbst als unästhetisch empfinde. Das ist so, und da nutzt auch alles Schönreden nicht. Ich fühl mich, was das betrifft, auch kein bisschen neurotisch: Sondern in meinem Sinn für optische Schönheit und meinen Ansprüchen an mich selbst verletzt und nicht so aussehend, wie ich das gerne hätte.

Kate und Time und dieBraut und mein Bruder, und alle die, die ich öfter im Wirklichen Leben (TM) treffe wissen, dass ich Magermodelle, Bruchstücke von Frauen, nicht schön finde.

Insofern möge mir bitte niemand unterstellen, ich wolle mich an Größe 34 heranhungern oder -turnen.

Es gibt bestimmt runde Menschen, die sich als rund und vollständig und schön empfinden, und ich gönne ihnen das. Ich bewundere sie dafür nicht, denn das persönliche ästhetische Empfinden ist eine Ansichtssache, im wahrsten Sinne des Wortes- und für Ansichten -die nichts anderes sind als Prämissen für Weltsichten- ist niemand zu bewundern. Sie haben keine Wirklichkeit, es sei denn, man lebt danach. Dann kann ich die Tat bewundern.

Aber ich schweife mal wieder ab.

Also, ich habe für mein persönliches Empfinden zuviel Speck auf den (hier nicht näher spezifizierten) Knochen, was eben meine Ansicht ist.

So, und ein Traum von mir war immer, mich von diesem Zuviel zu verabschieden. Ich habe den großen Diätschein, weil ich so gut wie alles gegessen (oder eben nicht gegessen) habe, was irgendein Mensch, dessen Qualifikationen mich auch nur ansatzweise überzeugt haben, als empfehlenswert (oder verabscheuungswürdig) bezeichnet hat.

Ich glaube allerdings, keine Kohlsuppen- (würg!) und keine Ananas-Diät gemacht zu haben, aber sonst wirklich alles. Das fing mit 12 an, als Mutter die Familie auf 1000 Kalorien gesetzt hat, und hat vorletztes Jahr mit Logi aufgehört. Dazwischen liegen 32 Jahre.

Und jede einzelne Diät hat geholfen. Wirklich, alle.

Solange ich danach gelebt hab.

Ich habe insgesamt mit Sicherheit die Tonnage eines Binnenschiffes abgenommen im Laufe meines Lebens. Jedoch leider auch jedes Mal eine Menge wieder zugenommen. Wenn die diätischen Bemühungen nämlich wegen „unerträglich langweilig“ oder bevormundend-besserwisserischem Gelaber nicht mehr alltagstauglich waren.


Was zu einem aktuellen Gewicht führt, welches nicht mein all time high ist. Dazu weiß ich wirklich inzwischen zuviel über Ernährung, und selbst, wenn ich keine Diät mache, kann ich nicht alles ignorieren, was ich je gelernt habe. Ich habe erfolgreich Gemüse und Obst in meinen Speiseplan aufgenommen, und eine Mahlzeit ohne was grünes kommt mir merkwürdig und unvollständig vor.


Hallo Mama! Putenschnitzel mit Reis und Currysauce ist aber auch ohne Salat dazu lecker.

Von all time high kann also nicht die Rede sein, das lag noch 30 Kilo über dem, was ich heute habe.

Aber:

Das Resultat aus diesen 32 Jahren ist, dass ich exakt das gleiche wiege wie 10 Tage nach meinem 18. Geburtstag.

Eigentlich toll? Bestimmt- wenn ich das nicht nur deshalb so genau wüsste, weil ich an dem Tag entbunden habe.

Fakt ist, ich bin derzeit sowas von nicht schwanger, dass ich mich definitiv nicht mit einem 9-Monatsbauch herausreden kann.

Ich bin schlicht zu dick, überall.


Dazu kommt, dass ich einen erhöhten Blutdruck habe, was sicher auch am Rauchen liegt, und Diabetikerin bin.

Nun ist das nicht die Diabetes-Variante, die man von zu viel Speck kriegt, sondern die andere, die Autoimmunerkrankung. Jedoch kann man, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, die andere Variante auch noch entwickeln. Und darauf habe ich keine Lust.

Ich lebe auch zu gerne, um mit Mitte 60 meine Ruhestandsurkunde entgegen zu nehmen und direkt anschließend von meinem Ableben Gebrauch zu machen.

Meine Gefäße (nicht die Tassen, die mir im Schrank fehlen) sind geschädigt, wegen des Rauchens und wegen des Diabetes.

Diät im gängigen Sinn ist nichts für mich, dafür esse ich einfach zu gern, koche zu gern- und nach einer Sozialisation in einer großen, hektischen Familie mit einer zeitweise doch sehr beanspruchten und manchmal überforderten Mutter ist Essen immer das gewesen, wo wir uns alle getroffen haben. Wo meistens Frieden herrschte, und vielleicht auch mal Schweigen. Wenn auch ein gefräßiges.


Jedenfalls hat Essen ja nicht nur einen Nahrungs- und einen Genussfaktor, sondern auch einen emotionalen Aspekt, der bei Leuten, die viel allein sind, so wie das bei mir der Fall ist, auch mal dazu führen kann, dass man sich ein bisschen tröstet. Nicht immer, denn meist bin ich ausgesprochen gern allein. Aber manchmal, wenn sich meine Eremiteninstinkte mit schlechtem Wetter ungünstig treffen, und grade Neumond ist. Oder Vollmond, oder sonst ein Mond. Kann also passieren, dass ich den Frust runterschlucke, garniert mit ein bisschen Pasta. Basta.


Haben wir ein Dilemma? Ja, das haben wir.

Also, ich hab eins.

Erstens find ich das Dicksein nicht schön. Zweitens will ich meinen Diabetes besser einstellen. Drittens: Ich muss das Rauchen aufgeben. Abgesehen von den bei mir noch gravierender zu erwartenden Schäden (s. Diabetes und dessen gefäßschädigende Wirkung) finde ich es ungeheuerlich, soviel Geld für sowas auszugeben, was mir die Haut und die Gesundheit und überhaupt vieles ruiniert. Viertens ist eine Gewichtszunahme (wenn ich aufhöre zu rauchen) etwas, was ich mir nicht leisten will,.

Fünftens weiß ich aus Erfahrung, dass ich weniger esse, wenn ich mich mehr bewege.

Sechstens zahl ich eh für das Training, schon seit Dezember. (Die Beiträge hab ich immer unter „Bußgeld für Nicht-Sporttreiben“ gebucht)

Also was lag näher, als das Konzept, was für mich neu war (die kurzen Zirkeltrainingseinheiten- Fitnessstudios als solche hab ich schon oft genug besucht) mal auszuprobieren?

So, und nun bin ich drei Wochen dabei, und habe offenbar Blut geleckt.

Mir kommt da sehr entgegen, dass es erstens recht klein ist- und alle einen kennen. Ja, ich bin überhaupt nur wieder eingestiegen, weil die Leute da mich mehrmals angerufen haben und gefragt, ob ich nicht kommen möchte- und ich hab mich nicht bevormundet gefühlt, sondern, naja, umsorgt.

Des weiteren ist die halbe Stunde einfach gut dazwischen zu kriegen, auf dem Nachhauseweg von der Arbeit kann ich da mal eben rein- das ist kein Umweg.

Und, wie gesagt: Die halbe Stunde. Es besteht überhaupt keine Chance, dass die dort verbrachte Zeit immer länger wird, weil man endlose Runden auf einem Ergometer oder einem Crosstrainer runterkurbelt.

Trotzdem ist es nicht nur effektiv, sondern es macht mir Spaß. Zum ersten Mal, seit ich denken kann, macht mir das wirklichen Spaß. Was auch an dem erfreulich normalen Publikum liegt, aber vor allem am Training selbst.

Ich komm da raus und könnte Bäume ausreißen.


Und, könnte man sich jetzt fragen, wird sie sportsüchtig? Hat sie nicht mehr alle Schweine im Rennen, oder warum kauft sie sich noch DVDs für zu Hause?


Ganz einfach. Der eine Sport macht mir Spaß. Gibt es vielleicht noch mehr Sachen, die mir Spaß machen könnten?

Bis jetzt: Ja.


Es werden Zeiten kommen, in denen ich mich nicht aufraffe. Das weiß ich heute schon. Aber deshalb jetzt schon aufhören?

Never. Lieber so lange weitersuchen, und ausprobieren, bis ich das für mich wirklich richtige gefunden habe.-


Insgesamt bin ich derzeit eine gehörige Portion zufriedener als sonst. Natürlich gibt es noch genug Baustellen und Teufelskreise, dass auch der Denkapparat und die Neurotik-Drüse nicht arbeitslos werden.


Und niemand soll glauben, er käme drum herum, hier weiterzulesen.


In diesem Sinne.



Und nein- mit der Hochzeit hat das nun gar nichts zu tun. Es ist ja schließlich nicht meine- und bis in fünf Wochen werd ich kaum in Größe 40 passen, wenn überhaupt.



Ich will mich einfach nur wohl und in mir zuhause fühlen.


Gute Nacht euch allen!



Lily