Mittwoch, 30. Juli 2008

Spaß auf der Straße

Schild am Stiel, kost’ nicht viel.



Auf meinem Weg zu einem „Gießt du unsere Blumen wenn wir im Urlaub sind?“-Nebenjob, schlappe 15 Kilometer von meiner Behausung entfernt, komme ich regelmäßig durch eine Baustelle. Dieselbe ist schon einige Zeit dort vor Ort, und treibt Raubbau mit des Autofahrers Ressourcen. Denn jemand scheint Schilder übrig zu haben.

In der einen Richtung stehen auf knapp 500 Metern nicht weniger als 18 Schilder. Darunter so perlende Zusammenstellung wie eine 70-30-50-Kombi (jeweils km/h Höchstgeschwindigkeit) auf ganzen dreißig Metern Strecke. Die andere Richtung ist noch besser, denn sie zeigt 27 Schilder auf den selben 500 Metern. Die einzig denkbare Rechtfertigung für diese Form metallenen Irrsinns ist eine sich rasch bewegende und verändernde Baustelle. Allerdings hab ich in den letzten Monaten dort noch keinen Menschen gesehen. Keinen bauenden Menschen. Vielleicht ist die Baustelle auch einfach in ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum gefallen und bleibt für alle Zeiten als Memento zurück.



Unter sieben Unterführungen muss ich her, viele dunkle Dinge treiben in meinem Hirn ihr Unwesen...

Nee, halt, das reimt sich nicht



In dem von mir als Heimatort auserwählten Städtchen gibt es eine Unterführung. Natürlich nicht nur eine, sondern es gibt schon mehrere. Wirklich!

Aber lasst mich berichten: Eine gibt es, die bemerkenswert ist, und zwar ob der Realitätsverluste, die sie in den Zerebralfühlern mancher Menschen erzeugt.


Es war einmal eine Unterführung, die war 3,60 Meter hoch. Soweit, so gut.

Sie überspannte, und tut das immer noch, eine Hauptstraße, die zwischen zwei größeren Städten besagten Heimatort durchquert, und man kann sie im Falle einer Stauung auf einer oder zwei der überregionalen Autobahnen bzw. einer querenden Bundesstraße als Abkürzung nutzen.

Anlieger sind außerdem die Art Industriebetriebe, deren Vorhandensein im Ruhrgebiet gern nonchalant übergangen wird. Also Industrie der eher schmutzigen Art.

Das erklärt vielleicht, warum diese Straße reichlich genutzt wird, unter anderem von Lastkraftwagen in großer Anzahl.


Die Unterführung wird in dem Teil, in dem sie Überführung ist, von der deutschen Bahn genutzt. Diese könnte man somit auch als Brückenbesitzer bezeichnen.


Vor der Brücke, von der Städtchenmitte aus betrachtet, zweigen in einer Kreuzung zwei Straßen ab, eine links, eine rechts. Hinter der Brücke (also auch wieder davor, wenn man aus der anderen Richtung... ihr versteht!) gibt es einen Abzweig.

Also: Unten Straße, oben Eisenbahn.


Ein Bauwerk der massiven Art.


Warum, oh ihr Götter, die ihr Schimmel in mancher Leute Schädel wachsen lasst, warum also kann das Schild „Vorsicht!!! Höhe der Brücke voraus = 3,60 m“ dann nicht mit anderen Realitäten in Verbindung gebracht werden- wie zum Beispiel mit der lichten Höhe des heran brausenden LKW?

Im Schnitt dreimal pro Jahr knallt da so ein Vollhorst drunter.

Hunderte von Metern vorher wird mittels des besagten Schilds auf die Höhe (bzw. scheint es sich ja um eine NICHT-HÖHE zu handeln) hingewiesen.

Vor den vorgelagerten Kreuzungen (Hinweis: Das sind Fluchtwege! Da kann man abbiegen, wenn man unter der Brücke nicht durch passt!) hängen die Schilder mit neongrellem Hintergrund. Mehrmals, rechts und links. An der Brücke selbst -dito.


Warum also?

Eine Freundin berichtete vor kurzem, sie habe die Brücke angesteuert (mit dem Auto) und ihr sei ein LKW entgegengekommen, der schon von weitem zu hoch aussah- und der habe so richtig Gummi gegeben, und sei mit Schmackes hängen geblieben. Hat er gedacht, wenn er richtig schnell ist, ist er flacher? Das ist nur bei Katzen so, mein Lieber!


Es ist eine zweiteilige Unterführung, mit Lücke dazwischen- am nächsten Tag sah man dann ein Foto in der Zeitung, auf dem das Führerhaus, abrupt vom zweiten Teil der Brücke gestoppt, sich in dieser Lücke zum Licht empor wand, als wolle es auf Fotosynthese umstellen.
Der LKW-Fahrer? Hatte angeblich das falsche Programm auf dem Navi.

Ich vermute eher, der hatte sein Hirn zu Haus.




Aber es haben ja auch schon Leute, ihren Elses und Gertruds und Giselas, wie auch immer die Navi-Damen heißen, soweit vertraut, dass sie, ihrer sanften Führung folgend, ein Bad in einem Fluss genommen haben. Samt Auto, denn da war eine Brücke, nicht wahr?


Wahrscheinlich eine unsichtbare Brücke.


Gibt’s bestimmt. In irgendeinem Parallel-Universum. Fragt mal das Navi, das weiß das.


Lily. Die sich im Auto so schön aufregen kann wie nirgends sonst.




5 Kommentare:

Andreas Arnold hat gesagt…

Ich hatte mal einen Dozenten, dessen Hobby es war, Stadtverwaltungen auf all die gesetzeswidrig plazierten und damit in ihrer erwünschten Wirkung nichtigen Verkehrsschilder aufmerksam zu machen. Das ist echt unglaublich, was der zu berichten wusste.
Kürzlich wurde mein Onkel geblitzt. Folgende Situation: 30er-Schild, Einmündung, keine Schildwiederholung, dann der Radarmensch. Als mein Onkel dann sagte, die Geschwindigkeitsbeschränkung sei mit der Einmündung aufgehoben (womit er recht hat), sagte ihm der Mensch von der Stadt doch tatsächlich, das sei nur bei Parkverbotsschildern so. OMG! Warum arbeiten solche Koryphäen nicht beim Finanzamt? Der Staat müsste auch endlich mal mit unserem Geld sparsam umgehen und wir alle könnten wenigstens ab und an mal von Aldi auf tegut umsteigen. Aber die Antwort ist ja leider immanent ;-)

Lily hat gesagt…

Da hat der Lichtträgeronkel tatsächlich Recht, wie jeder dusselige Fahrschüler ihm bestätigen kann. Und um Schilder zu sparen, hat man die Tempo-30-Zone erfunden, wo nämlich NICHT an der nächsten Ecke Schluss ist...

In meiner ziemlich unmittelbaren Umgebung gibt es einen Kreisverkehr, dessen Beschilderung an allen 5 Einmündungen wie folgt aussieht:
Ein Schilderstengel- daran wachsen je zwei Schilder.
Oben Stoppschild. Darunter Kreisverkehrsschild.
Was denn nun?
Das Stoppschild für den Fall, dass das Kreisverkehrsschild mal ausfällt?
Aber: Wenn die Art Konif..Kofü...Koryphäen beim Finanzamt arbeitete, wäre das nicht wirklich besser. Glauben Sie es mir.
Hach ja.
Lily

Falcon hat gesagt…

Also ich lass ja nix auf mein Navi kommen.
Ausser, wenn ich mal wieder versehentlich die Routenplanung von Auto auf Fussgänger umgestellt habe.
Dafür ist es dann wieder lustig, zu sehen, wie Radfahrer zu beiden Seiten verschreckt in den Graben rollen.
Ein schönes Gefühl, mal der Stärkere zu sein.
Was die Höhe der Unterführungen und das Problem mit der selten konvergierenden Höhe der LKW angeht: Das hat was mit der gefühlten Höhe zu tun. Die ist wie die gefühlte Temperatur ja auch selten identisch mit der tatsächlichen Temperatur.

So, jetzt muss ich aber aufhören, den der Fasel-Detektor fängt merklich an, auszuschlagen.

Lily hat gesagt…

Was dem Meteorologen der Windchill, ist dem Navi-Gehorcher der Roadkill.
Und jetzt alle zusammen:
5 € ins Phrasenschwein!

Lily

Klapsenschaffner hat gesagt…

Ich hab ja immer im Auto Spaß, weil ich der designierte Beifahrer bin.
Als solcher kommt mir der Job des Beruhigers/Bespaßers des Fahrenden zu.
Allerdins verstehe ich natürlich die Nöte der Autofahrer. Und vor allem dies: Nirgendwo regt es sich so schön auf wie im Auto!

Das stimmt!....gilt auch ein wenig für mich.

Die Navis.... denen ist nicht zu trauen. Das Navi vom Lehrertier z.B. lügt wie gedruckt.
Die "Susi" hat immer ein wenig andere Ziele als die Fahrerin.
Kampf der Giganten!